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Full text of "Sitzungsberichte der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin"

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COMPARATIVE   ZOĂĽLOGY, 

AT  HARVARD  COLLEGE,  CAMBRIDGE,  MASS. 


The  gift  ofUvi, 


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SmUNGS -BERICHTE 


DER 


GESELLSCHAFT 
MTUREORSCHENDER  FREUNDE 


zu 


BERLIN, 


JAHRGANG  1892. 


BERLIN. 

In  Commission  bei  R.  Feiedlandek  und  Sohn. 


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NW.  Carl-Strasse  U. 
â– "  1892. 


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SlTZUNilS- BERICHTE 


DER 


(IE8ELT.8(HAFT 
MTl  IIFORSOHENDER  FREUNDE 


zu 


BERLIN 


JAHRGANG  1892. 


BERLIN. 

In  t  ÖMMIS8ION  BEI  R.  Friedländer  und  Sohn. 

NW.  Carl-Strasse  11. 

1892. 


]  11  h  a  1 1  s  -  V  e  r  z  e  i  c  h  n  i  s  s 
aus  dem  Jahre   1892. 


A^CHKRSON,  P.  Ueber  spiingeiidc  Bolnu'n  aus  Mexiko,  p.  19.  —  Nacb- 
richten  ĂĽber  springende  Tamarisken -FrĂĽchte,  Eichengallen  und 
(jocons,  p.  20.  —  Brief  von  E.  Sickenbeuger  in  Kairo  an  Prof. 
G.  SCHWEIXFURTH,  betr.  den  Fanji   des  Butarcha-Fisches,  p.  145. 

—  üeber  den  Fischfang  mit  Hilfe  der  Delphine  an  der  Mittel- 
meerküste Aegyjitens  (Brief  Sicke^berger's),  p.  189.  —  Metall- 
glänzender Weinstein  an  den  Zähnen  dw  Wiederkäuer  und  die 
Sage  vom  Goldkraut,  p.   190. 

Bartels,  M.     Ueber  schädliche  Raupen  aus  Südost-Afrika,  p.  60. 

BuRCKHARDT.  Ueber  das  Centralnervensystem  von  Protopterns  an- 
ricctens\  p.  23. 

C'OLLix,  A.  Uel)er  die  RegenwĂĽrmer  der  Umgegend  von  Berlin, 
p.  115.  —  Kleine  Mittheilungen  über  Würmer  (Bipalium  und 
Clep.'iine),  p.  164. 

Haa.se,  E.     Siehe  Möbiu«,  p.  23. 

Hermes.  Demonstration:  Lebender  Aal  mit  hochgradigem  Pigment- 
mangel, p.  261. 

HrLCiENDORF,  F.  Ueber  eine  neue  ostafrikanische  SĂĽsswasserkrabbe 
{Tdphnfia  emini)^  p.  11.  —  Ueber  eine  neue  Brachynotiis- Art  von 
Aden  (Br.  luirpax),  p.  37.  —  Ueber  eine  neue  Stör-Art  von  Nord- 
Japan  (Acipeiiser  mikadoi),  p.  98.  —  Brief  des  Dr.  Reis  in 
IMĂĽnclien  an  Prof.  Dames,  betr.  die  Zurechnung  der  Aeanthodier 
zu  den  Selachiern,  p.  153. 

Jaekel,  0.  Ueber  den  Skeletbau  der  Pelmatozoen  und  die  Stammes- 
geschichte der  Echinodermen  [nur  Titel],  p.  11.  —  Vorlegung  von 
Abbildungen  von  Selachiern  aus  dem  Eocän  des  Mt.  Bolca  und 
ĂĽber  Stammesgeschi eilte  und  Systematik  der  Rochen  [nur  Titel], 
]).  60.  —  Ueber  Cladodus  und  seine  Bedeutung  für  die  Phylogenie 
der  Extremitäten  (Abb.),  p.  80.  —  üeber  Chalcodus  permianus,  p.  156. 

KoLBE,  H.  J.  Ueber  die  von  L.  Conradt  in  Deutsch-Ost- Afrika, 
namentlich  in  der  Gebirgslandschaft  von  Usambara  gesammelten 
nielitophiien  Lamellicornier  (Coleopt) ,  p.  62.  —  Ueber  ein  Stamm- 
stück der  gemeinen  Birke  (Betida  alba)  mit  den  Brutgängen  des 
Borkenkäfers  Scolytus  ratzeburyi  Jans,   [nur  Demonstration] ,  p.  92. 

—  Melitophile  Lamellicornier  aus  Kamerun,  p.  235. 

Krause,  Arthur.  Ueber  Helix  cricetorum  MĂĽll,  und  Helix  candi- 
Cfins  ZiEGL.  von  Landsberg  a.  W.,  p.  141. 

V.  Martens,  E.  Ueber  einige  neue  Arten  von  Land-  und  SĂĽsswasser- 
Mollusken  aus  Uganda  und  dem  Victoria  Nyansa,  p.  15.  —  Ueber 
einige  seltenere  Conchylien  der  Mark  Brandenburg,  insbesondere 
über  Clausilia  lafeMriata  Bielz,  p.  93.  —  Ueber  die  von  Dr.  Stühl- 
mann in  Nordost -Afrika  gesammelten  Land-  und  SĂĽsswasser- 
Mollusken,  p.  174.  —  Beschreibung  vier  neuer  afrikanischer  Con- 
cliylien-Arten,  p.   181. 

Matschie,  P.  Ueber  eine  kleine  Sammlung  von  Säugethieren  und 
Reptilien,  welche  L.  Conradt  aus  Usambara  (Deutsch-Ost- Afrika) 
heimgebracht  hat,  p.  101.  —  Ueber  einige  afrikanische  Säuge- 
thiere,  p.  110.  —  Ueber  die  Formen  der  Gatt.  Caracal  [C.  bcr- 
herorum  n.  sp.] ,  p.  113.  —  Ueber  einige  Säugethiere  von  Deutsch- 
Ost-Afrika  [4  sp.  n.j,  p.  130.  —  Einige  Neuerwerbungen  des  Berl. 
Zoolog.  Gartens,  p.  220.  —  Einige  afrikanische  Säugethiere,  p.  223. 


IV  Inhalts  -  Yerzeichniss. 

Meissner,  M.  Ueber  die  vom  Marine- Stabsarzt  Dr.  Sander  heim- 
gebrachten Seeigel,  p.  188.  —  Ueber  Paragalenia  (jratlosa  A.  Ag. 
von  Madagascar,  p.  185. 

MÖBH'S,  K.  Ueber  eine  echte  Perle  von  ungewöhnlicher  Form  u.  Färbung 
(Abb.),  p.  1.  —  Brief  von  Dr.  E.  Haase,  Direktor  des  Museums 
in  Bangkok  in  Siam,  betr.  Zerstörungen  der  Sammlungen  durch 
Termiten  und  Schaben  daselbst  (siehe  Haase),  p.  23.  —  Zwölf 
verschiedene  Altersstufen  von  Margaritana  margoritifera  (L.),  p.  92. 
—  Brief  von  Dr.  Stuhlmakx,  p.  124. 

Nehking.  Notizen  ĂĽber  Cerv^is  wegacerGS  var.  Huf/U  Nhrg.  und  ĂĽber 
das  diluviale  Torflager  von  Klinge  bei  Cottbus,  p.  3.  —  Ueber 
neuere  Beobachtungen  in  Bezug  auf  das  diluviale  Torflager  von 
Klinge  bei  Cottbus,  p.  27.  —  Ueber  Atlas  und  Epistropheus  des 
Bos  primigenius,  j).  129.  —  Bemerkungen  zu  Credner's  Arbeit 
über  die  geologische  Stellung  der  Klinger  Schichten,  p.  158.  — 
Ueber  die  Yertiieilung  der  Pflanzenreste  innerhalb  des  diluvialen 
Torflagers  von  Klinge,  p.  2i2. 

Parker,  G.  H.  Präparate  von  Paraffinschnitten  und  ganzen  Ganglien 
des  Nervensystems  des  Flusskrebses,  p.  97. 

PoTONiE.  Ueber  die  den  AVasserspalien  physiologisch  entsprechenden 
Organe  bei  fossilen  und  recenten  Farnarten  (Abb.),  p.  117.  —  Ueber 
die  „Räthselirucht"  {Faradoxocarpus  carmatus  A.  Nehrg.)  aus 
dem  diluvialen  Torflager  von  Klinge  (Abb.),  p.  199. 

Preyer.     Ueber  die  organischen  Elemente  jniu-  Titel],  p.  40. 

Eeichenow,  A.  Ueber  die  zoogeographische  Eintheilung  Afrikas 
[nur  Titel],  p.  1G4. 

Reis.     (Siehe  Hilgendorf,  p.  153.) 

Schaff.  Ueber  Insektenreste  aus  dem  Torflager  von  Klinge,  p.  8.  — 
In  diluv.  Torfe  gefund,  Periplaneta,  p.  261. 

Schalow.  Ueber  das  Vorkommen  von  Pratincola  n'Jjicola  (L.)  im 
östl.  Norddeutschland,  p.  141. 

Schulze,  F.  E.  Ueber  eine  neue  Schrift  von  J.  von  Kennel:  „Die 
Ableitung  der  Yertebratenaugen  von  den  Augen  der  Anneliden." 
4".  Dorpat  1891  |nur  Titel],  p.  19.  —  Ueber  seine  Erfahrungen 
ĂĽber  die  GoLGi'sche  Yersilberungsmethode  und  ĂĽber  die  Brauch- 
barkeit der  verschiedenen  Schnittstrecker  [nur  Titel],  p.  25.  — 
Ueber  die  Bezeichnung  der  Lage  und  Richtung  im  Thierkörper, 
p.  43.  —  Proben  von  verschiedenen  Schmetterlingsflügeln,  welche 
längere  Zeit  der  bleichenden  Wirkung  des  Sonnenlichtes  unter  ver- 
schiedenen Bedingungen  ausgesetzt  waren,  p.  58.  —  Lebende 
geschlechtsreife  Exemplare  von  Cladonema  radiatum  DuJ.  [Demon- 
stration], p.  92.  —  Biolog.  Untersuchungen  von  Gustav  Retzius 
(3.  Bd.)  [Referat  über  Endigung  der  Hörnerven],  p.  93.  —  Ueber 
LitlĂĽniis  nigrocristatus  Coquer.  (Ueberraschender  Fall  v.  schĂĽtzen- 
der Aehnlichkeit)  [Demonstration],  p.  127. 

ScHWEiNFURTH.  Ueber  die  von  Dr.  F.  Stuhlmann  in  Ost-Afrika  zu 
Stande  gebrachten  Pflanzensammlungen,  p.  170. 

ScnwENDE.vEER.     Tod  dcs  Dr.  J.  Ewald,  p.  1. 

SiCKENBERGER.      (Siehe   ASCHERSON,   p.    145.) 

Stuhlmann.     (Siehe  Möbius,  p.  124.) 

Wahnschaffe.  Ueber  die  Entstehung  und  Altersstellung  des  Klinger 
Torflagers,  p.   195. 

Weltner,  W.  Ueber  Myxosporidiensporen  in  den  Eiern  von  Esox 
lucim  (mit  Abbild.),  p.  28.  —  Ueber  die  Methoden,  bei  nass  kon- 
servirten  Thieren  die  Farben  zu  erhalten  bezw.  wieder  herzustellen, 
p.  54.  --  Ueber  das  Vorkommen  von  CordylopltGra  lacustris  Allm. 
bei  Berlin,  p.  77.  —  Berichtigung  dazu,  p.  148. 


xiiu^ihi  V  iIj 


Nr.  1. 


1892. 


Sitzungs-Bericht 

der 

Gresellseliaft  iiatiirforscheiider  Freunde 

zu  Berlin 

vom   19.  Januar   1892. 


Dircctor:    Herr  Waldeyer. 


Nach  Eröffnung  der  December-Sitzung  ^)  erinnerte  der 
zeitige  Director.  Herr  Schwendener.  zunächst  an  den 
schmerzlichen  Verlust,  welchen  die  Gesellschaft  durch  den 
Tod  eines  ihrer  ordentlichen  Mitglieder,  des  Herrn 
Dr.  Julius  Ew.ald.  erlitten  hat.  Er  gedachte  der  Ver- 
dienste des  Verstorbenen  um  die  Geologie  und  hob  ins- 
besondere die  langjährige  treue  Mitwirkung  desselben  im 
Kreise  unserer  Gesellschaft  hervor.  —  Die  Versammlung 
ehrte  das  Andenken  an  den  Verstorbenen  durch  Erheben 
von  den  Sitzen. 


Herr  K.  MĂ–Bius  legt  eine  echte  Perle 
von  ungewöhnlicher  Form  und  Färbung 
vor.  welche  Herrn  J.  Hartmanx,  Juwelier  in 
lierlin.  gehört.  Sie  ist  verkürzt  spindel- 
förmig, wie  Fig.  1  in  nat.  Gr.  zeigt.  Ihre 
Länge  beträgt  12  mm;  ebenso  gross  ist  der 
Durchmesser  ihres  grössten  Umfanges  a  h. 
Nacli  Herrn  Hartmanns  Angabe  wiegt  sie 
778  Karat.  Möbius  hat  sie  l.r.8o  gr  schwer 
gefunden.  Sie  besteht  aus  einer  bräunlich- 
grĂĽnen ^ilittelmasse  '{a  h,  punktirt)    und    aus 


^)  Im  Bericht  ĂĽber  die  Dec.-Sitz.  des  vor.  Jahres  ausgefallen. 


2  Gesellschaft  naturfm-schender  Freunde,  Berlin. 

weisslichen  Seitenmassen  mit  halbkugelförmigen  Endflächen 
c,  d.  Die  etwas  höhere  Seitenmasse  c  ist  durchscheinend 
grauweiss.  die  niedrigere  Seitenmasse  d  schön  perlmutter- 
l)läulichweiss.  Die  ganze  Oberfläche  der  Perle  hat  Perl- 
mntterglanz.  Eine  Untersuchung  derselben  mit  starken  Lupen 
hat  ergeben,  dass  die  verschiedenfarbigen  Theile  der  Perle 
flnrch  eine  natürliche  äussere  Lage  Perlmutterschicht  ver- 
bunden sind,  weshalb  die  Perle  als  ein  Muschelgebilde 
angesehen  werden  muss.  Ob  sie  einen  natĂĽrlichen  oder 
künstlichen  Kern  enthält,  ist  ohne  eine  Durchschneidung 
derselben  niclit  festzustellen. 

Die  verschiedenen  Farben  ihrer  Mittel-  und  Seiteu- 
masse lehren,  dass  sie  ihre  Stoffe  aus  verschiedenen  Theilen 
des  Mantels  ihrer  Muschel  erhalten  hat.  Perlmuscheln  mit 
solcher  bräunlich -grünen  Farbe,  wie  die  Mittelmasse  der 
vorliegenden  Perle  besitzt,  kommen  bei  vielen  Inseln  im 
äquatorialen  Gebiete  des  Grossen  Oceans  vor.  Eine  Schale 
der  zoologischen  Sammlung,  von  Dr.  Finsch  bei  den 
r^arolinen  gefunden  (die  der  Vortragende  vorlegte),  hat  eine 
ähnliche  grüne  Farbe  au  dem  äusseren  Saume  ihrer  Perl- 
mutterschicht. Es  darf  daher  angenommen  werden,  dass 
die  vorliegende  Perle  an  einer  Mantelstelle  gebildet  worden 
ist,  welche  nach  dem  Centrum  des  Muschelleibes  zu  weisse 
Perlmuttermasse  absetzte,  nach  aussen  hin  aber  grĂĽnliche. 
Jedenfalls  musste  sie  in  einem  weichen  Theile  der  Muschel 
liegen,  da  sie  allseitig  mit  Perlmutterschicht  ĂĽberzogen  ist. 
Um  sich  erklären  zu  können,  Avie  die  dunkle  grüne  Mittel- 
masse rundherum  die  grösste  Ausdehnung  erlangt  hat,  muss 
man  Drehbewegungen  der  Perle  zu  HĂĽlfe  nehmen.  Diese 
können  durch  die  Muskelfasern  des  Mantels  in  der  Um- 
gebung ihrer  Bildungsstätte  gelegentlich  hervorgebracht 
worden  sein,  wenn  der  Mantel  sich  ausdehnte  und  zusammen- 
zog. Wahrscheinlich  war  die  Perle  so  im  Mantel  befestigt, 
dass  ihre  freien  weisslichen  Endmassen  zur  rechten  und 
linken  Seite  des  Thieres  lagen  und.  wenigstens  in  ihrer 
letzten  Bildungsperiode,  so  weit  nach  innen  vom  Mittel- 
rande, dass  sie  mit  weisser  Perlmuttermasse  ĂĽberzogen 
werden  mussten.     Dass  vorher  auch  gelbgraue  Fasermasse 


Sitzyng   vom   ]8.  Ja, mar  ]89;>.  3 

in  der  Perle   abgelagert  worden  ist.   geht  aus   dem  durch- 
scheinenden Gelbgrau  der  höheren  Seitenmasse  c  hervor. 

Im  Betreff  des  Baues  der  Perlen  wurde  bemerkt,  dass 
morphologisch  vollständige  Perlen  aus  denselben  drei 
Schichten  bestehen,  wie  die  Muschelschalen:  aus  Epicuti- 
cula,  Faserschicht  und  Perlmutterschicht.  al)er  in  der  Folge 
von  innen  nach  aussen,  also  umgekebrt  wie  bei  der 
Muschelschale.  Im  Betreff  dei'  (lenesis  der  Perlen  und 
Muschelschalen  wurde  Einiges  aus  folgenden  Schriften  an- 
gefĂĽhrt: C.  Schmidt,  Zur  vergleich.  Physiol.  d.  wirbell. 
Thiere,  1845.  K.  MĂĽĂźius.  Die  echtenPerlen.  1857.  PagexX- 
STECHER,  Ueber  Perlenbilduug.  Zeitschr.  f.  w.  Zool.  IX.  1858. 
Th.  V.  Hessling.  Die  Perlmuscheln  u.  ihre  Perlen.  1859. 
P.  Harting.  Rech,  de  Morj)hologie  synthetique  sur  la 
product.  artif.  de  quel(|.  formations  calc.  organiq. .  1872. 
E.  Ehrenbaum.  Struct.  u.  Bildung  der  Schale  d.  in  d. 
Kiel.  Bucht  vork.  Musch.    Zt.  f.  w.  Z.  XLI,   1884. 

Herr  Nehring  gab  neue  Notizen  ĂĽber  Cerous  mega- 
ceros  var.  Euff'd  Nhrg.  und  iiber  das  diluviale  Torf- 
lager von  Klinge  bei  Kottbus. 

In  der  Sitzung  vom  20.  Oct.  1891  habe  ich  ĂĽber  eine 
besondere  Riesenhirsch-Rasse  aus  der  Gegend  von  Kottbus 
gesprochen  und  ihr  den  Namen  ..Cervus  megaceros  var.  Biiffr* 
beigelegt.  Seitdem  sind  mir  mehrere  andere  Funde 
von  Riesenhirsch- Geweihen  bekannt  geworden,  die  nach 
meiner  Ansicht  zu  derselben  Rasse  gehören,  und  auf  welche 
ich  daher  die  Aufmerksamkeit  lenken  möchte.  Dahin  rechne 
ich  vor  Allem  ein  Geweih,  w^elches  am  5.  31ärz  1891  bei 
Worms  aus  dem  Rhein  herausgetischt,  von  Herrn  Major 
V.  Heyl  angekauft  und  dem  von  ihm  begrĂĽndeten  Paulus- 
Museum  in  Worms  geschenkt  worden  ist.  Der  Vorstand 
dieses  Museums  hat  mich  durch  Herrn  Fritz  Ernst  zu 
Worms  autorisirt.  Genaueres  über  dieses  höchst  interessante 
Stück  zu  veröffentlichen,  indem  er  mich  mit  zwei  grossen 
photographischen  Ansichten  und  mit  zahlreichen  Messungen 
desselben  verseben  hat.     Ich  gebe   hier  mu'  einige  Notizen 


4  Gcsdlscliaft  naturfm-schender  Freunde,   Berlin. 

Ăśber   dasselbe,    indem  ich   Jiiir  eine  geiiauerc  ]>esj)i*echimg 
unter  Beigabe  von  Abbildungen  vorl)ehalte. 

Der  Wormser  Fund  besteht  in  einem  (vorn  etwas  ver- 
letzten) Oberschädel  mit  beiden  Geweihstangen,  weiche 
letzteren  nur  verhältnissmässig  geringe  Heschädigungen  er- 
litten haben.  Charakteristisch  und  mit  dem  Geweih  von 
Klinge  harmonirend  ist  der  Damhirsch-ähnliche  Bau 
der  beiden  Geweih-Schaufeln.  Von  dem  typischen  Riesen- 
hirsche weichen  sie  in  vielen  Punkten  ab;  am  Vorderrande 
der  Schaufeln  entspringen  keine  Raudsprossen.  die  vor- 
handenen Schaufelsprossen  stehen  wesentlich  am  Ober- 
rande der  Schaufeln  und  sind  weniger  gekrĂĽmmt,  die  Augen- 
sprossen (welche  leider  nicht  vollständig  erhalten  sind) 
waren,  wie  es  scheint,  ungegabelt  und  von  ähnlicher  Form, 
wie  bei  unserem  Geweih  von  Klinge.  Besonders  ab- 
weichend von  dem  typischen  Riesenhirsche  erscheint  die 
Stellung  der  Geweih-Schaufeln  zu  einander  und  zum  Schädel. 
Während  die  Schaufeln  beim  typischen  Riesenhirsche  eine 
auffallend  grosse  Spannweite  haben,  also  weit  von  einander 
divergiren.  finden  wir  bei  dem  Wormser  Geweih  ein  starkes 
Convergiren;  namentlich  gilt  dieses  von  der  vordersten 
Randsprosse  der  beideii  Schaufeln,  indem  die  Spitze  der 
betr.  linken  Sprosse  von  derjenigen  der  rechten  nur  78  cm 
entfernt  ist.  Die  grösste  Spannweite  des  Wormser  Geweihs 
findet  sich  am  Hinterrande  der  Schaufeln,  wo  sie  172  cm 
beträgt. 

Betrachtet  man  das  Wonnser  Geweih  von  vorn,  oder 
von  derSeite^).  so  hat  man  einen  wesentlich  anderen  Ein- 
druck, wie  bei  der  Betrachtung  des  Geweihs  eines  typischen 
Riesenhirsches  von  gleichem  Alter.  Dasselbe  gilt  von 
unserem  Geweih  von  Klinge  bei  Kottbus.  Beide  gehören 
nach  meinem  Urtheile  derselben  Rasse  au.  nur  mit  dem 
Unterschiede,    dass  letzteres   StĂĽck  von    einem   etwa  fĂĽnf- 


^)  Der  Vortragende  legt  der  Gesellschaft  zwei  Federzeichnungen 
des  Geweihs  vor,  welche  Herr  Dr.  E.  Schaff  mit  bekannter  Kunst- 
fertigkeit nach  den  von  Herrn  Ernst  ĂĽbersandten  Photographien  her- 
gestellt hat. 


Sltzmui  vom    18.  Januar  1S0L>.  5 

bis  sechsjährigen,   das  Wormser  von  einem  etwa  zehn-  bis 
zwölf jähi'i«;en   Individuum  herriihrt. 

Ich  gebe  in  nachstehender  Tabelle   einige  wenijj:c  ver- 
gleichende Messungen  beider  Geweihe: 


Die  Dimensionen  sind  in  Centimetern 
angegeben. 


Cerv.  megaceros 

var.  Ruf'fii 

von       1       von 

Worms    I     Klinge 


120 
116 

•i 

36 


45 
10  Vi 


1.  Grösste  Höhe  der  rechten  Geweihhälfte,  der 
KrĂĽmmung  nach  gemessen 144 

2.  Dito,  in  grader  Richtung  gemessen  ...  131 

3.  Grösste    Höhe     der    linken    Geweihhälfte, 
der  KrĂĽmmung  nach  gemessen 138 

4.  Dito,  in  grader  Richtung  gemessen   .     .     .  122 

5.  Grösste  Breite  der  rechten  Schaufel,  unter- 
halb der  Randsprossen 52 

6.  Grösste  Breite  der  linken  Schaufel,  unter- 
halb der  Randsprossen 0;") 

7.  Länge   der  sog.  Mittelsprosse,    der  Krüm- 
mung nach  gemessen 60 

8.  Quere  Breite  der  Augensi)rosse     ....  15 

(NB.  An  dem  Wormser  Geweih  sind  die 
beiden  Augens])rossen  vorn  abgebrochen, 
doch  zeigt  die  rechte  annähernd  die 
ursprĂĽngliche  Breite.) 


Beachtenswxrth  ist  es,  dass  bereits  vor  ĂĽber  100  Jahren 
ein  Riesenhirsch-Geweih  (genauer:  die  untere  Hälfte  einer 
abgew^orfenen  Stange),  welches  anscheinend  derselben  Rasse 
angehört,  bei  Worms  aus  dem  Rhein  gefischt  imd  in  unserer 
Gesellschaft  besprochen  worden  ist.^)  Siehe  die  Schriften 
der  Berliner  Gesellsch.  naturf.  Freunde.  Bd.  II,  Berlin  1781. 
p.  388—401  nebst  Tafel  X.  Fig.  2.  —  Wie  mir  Herr  Ernst 
aus  Worms  schreibt,  befindet  sich  ferner  im  Paulus-Museum 
zu  Worms  das  Fragment  einer  Riesenhirsch-Geweihstauge. 
welches  ebenfalls    zu   der  von  mir   unterschiedenen  Rasse 


^)  Dasselbe  gelangte  damals  nach  Halberstadt  in  die  Sammlung 
des  Freih.  v.  Spiegel,  aus  der  es  sodann  in  das  Museum  zu  Cassel 
gelangt  sein  soll. 


Ăź  Gesellschaft  naturforschender  Freunde.  Berlin. 

ZU  gehören  scheint.  Offenbar  hat  mau  in  Deutschland  schon 
mehrfach  Fossilreste  der  gleichen  Rasse  gefunden.  In  den 
meisten  Fällen  hat  Avohl  der  mehr  oder  weniger  mangelhafte 
Erhaltungszustand  es  verhindert,  die  Unterschiede  gegen- 
ĂĽber dem  typischen  Riesenhirsche  klar  hervortreten  zu  lassen ; 
jetzt,  nachdem  die  wohlerhaltenen  Geweihe  von  Klinge  und 
von  Worms  Torliegen.  wird  man  anerkennen  mĂĽssen,  dass 
es  sich  um  eine  besondere  Form  (sei  es  Rasse  oder  Art) 
von  Riesenhirsch  handelt,  fĂĽr  w^elche  ich  in  unserer  Sitzung 
vom  20.  October  1891  einen  besonderen  wissenschaftlichen 
Namen  vorgeschlagen  habe. 

Diese  Riesenhirsch-Form  scheint  älteren  Datums  als 
die  gewöhnlich  als  typisch  betrachtete  irländische  Form  zu 
sein.  HierfĂĽr  sprechen,  abgesehen  von  der  eigenthĂĽmlichen 
Gestalt  der  Geweihe,  welche  in  manchen  Punkten  an  geo- 
logisch ältere  Cerviden  erinnern,  die  Fuiidverhältnisse  des 
Geweihs  von  Klinge.  Wie  ich  in  dem  Sitzungsberichte 
unserer  Gesellschaft  vom  15.  Dezember  1891,  p,  190  f.  an- 
gegeben habe,  hat  es  sich  kĂĽrzlich  bei  einem  eingehenden 
Verhöre  der  Arbeiter  herausgestellt,  dass  unser  Geweih 
nicht  in  der  oberen  Thonschicht.  wie  ich  ursprĂĽnglich 
angegeben  hatte,  sondern  in  der  unteren  Thonschicht  ge- 
funden worden  ist.  Dasselbe  hat  also  sehr  tief  gelegen, 
namentlich  auch  tiefer  als  die  kohlig-torfige  Schicht,  welche 
ich  in  dem  Sitzungsberichte  vom  20.  October  v.  J.  mit  Nr.  4 
bezeiclmet  habe. 

Diese  kohlig-torfige  Schicht  ist  inzwischen  schon  ziem- 
lich eingehend  (soweit  die  Umstände  es  erlaubten)  auf  ihre 
pflanzlichen  Reste  untersucht  worden,  und  es  haben  sich 
aus  dieser  Untersuchung  manche  Momente  ergeben,  welche 
meine  ursprĂĽngliche  Vermuthung  von  dem  interglacialen 
Alter  der  Schiclit  zu  unterstĂĽtzen  scheinen.  Dahin  ge- 
hört vor  Allem  das  zahlreiche  Vorkommen  ^)  der  Samen 
einer  (wie  es  scheint)   ausgestorbenen  Xi/mpJiaeacee ,  welche 


^)  Ich  faiKl  kĂĽrzlich  in  einem  etwa  liandgrosscn,  fingerdicken 
Torfstücke  über  40  Samenkörner  (MesQv  Xi/nni/uieacee  ;  im  Allgemeinen 
sind  sie  aber  seltener. 


Sitzuntj  vom  liS.  Januar  1802.  •  7 

ZU  der  \on  C.  Wkbkr  (Hohenwestedt)  aufgestellten  Gat- 
tung Cratopleura  gehört.  Diese  Gattung  lässt  nach 
Wittmack's  Untei'suchnngen  in  der  Gestalt  ihrer  Samen 
zwar  manche  Aehnlichkeiten  mit  den  Samen  der  Brasenia 
pe/tata  Pursh  erlvennen;  aber  in  den  Details  des  anatomi- 
schen Baus  sind  doch  so  wesentliche  Unterschiede  vor- 
handen, dass  eine  generische  Trennung  begrĂĽndet  erscheint. 

Wenn  man  die  sorgfältigen  Untersuchungen  Weber's 
ĂĽber  die  Torflager  von  Beidorf  und  Gr.  Bornholt  vergleicht*), 
in  deren  letzterem  die  Gattung  Cratopleura  entdeckt  wurde, 
so  ergiebt  sich  das  Resultat,  dass,  wie  jene  holsteinischen 
Torflager  allem  Anschein  nach  interglacial  sind,  auch  das- 
jenige der  Thongruben  von  Klinge  sehr  Avahrscheinlich  der 
Interglacialzeit  entstammt. 

Von  glacialen  Pflanzen  ist  bisher  keine  in  der  be- 
zeichneten Schicht  von  Klinge  festgestellt  worden.  An 
Bäumen  sind  bisher  theils  dm'ch  Wittmack,  theils  durch 
C.  Weber  nachgewiesen: 

1.  Carpinus  Beiulus  L.,  vertreten  durch  sehr  zahl- 
reiche, wohlerhaltene  FrĂĽchte. 

2.  3Iehrere  Salix- AviQXi  (z. B.  S.  aurita  L..  S.  rcpens  L.), 
vertreten  durch  Blätter. 

8.  Betiila  sp.  (wahrscheinlich  B.  verrucosa  Ehrh.). 
vertreten  durch  Holzstücke.  Blätter.  Früchte.  Pollen. 

4.  Fopulus  tremula  L..  nicht  ganz  sicher  festgestellt. 

5.  Bex  aquifolium  L..  bisher  nur  durch  eine  Stein- 
frucht vertreten. 

6.  Picea  sp.  (wabrsclieinlich  P.  excelsa  Lk.).  vertreten 
durch  einen  Zapfen  mit  sehr  wohlerhaltenen  Samen,  durch 
zahlreiche,  wohlerhaltene  Stücke  von  Stämmen  und  Aesten. 

7.  Pimis  sp.  (wahrscheinlich  P.  silvestris  L.).  vertreten 
durch  einige  wohlerhaltene  Stamm-  und  AststĂĽcke. 

Dazu  kommt: 

8.  Corylus  avellana  L..  vertreten  durch  vier  wohl- 
erhaltene Nüsse,  welche  ich  in  Händen  habe. 


^)  Neues  Jahib.  f.  Mineralogie  etc.,   1891,  Bil.  11.  p.  02—85  und 
>28— 280. 


3  Gesellschaft  naturforschender  Freuwlc,   Berlin. 

Die  anderen  Pilanzen-Species  lasse  ich  hier  beiseite. 
Ich  bemerke  nur  noch,  class  eine  Art,  welche  durch  eine  k\i- 
zahl  wurstförmiger.  samenähnlicher  Gebilde^)  repräsentirt 
ist.  bisher  trotz  vieler  BemĂĽhungen  nicht  bestimmt  werden 
konnte.  (Correctur-Zusatz :  Nach  Prof.  Nobbe  handelt  es 
sich  hier  nicht  um  Samen,  sondern  um  Gallen.) 

Zum  Schluss  verweise  ich  auf  die  interessanten  Unter- 
suchungen, welche  Clement  Reid  ĂĽber  die  praeglaciale, 
glaciale.  interglaciale  und  postglaciale  Flora  Gross-Bri- 
tanniens veröffentlicht  hat.  Man  vergleiche  namentlich: 
Notes  on  the  geological  history  of  the  recent  flora  of  Britain, 
in  den  Annais  of  Botany,  Vol.  IL  August  1888,  p.  177  —  199. 

Herr  SCHAFF  sprach  ĂĽber  Insektenreste  aus  dem 
Torflager  von  Klinge. 

In  dem  bereits  in  einer  frĂĽheren  Sitzung  der  Gesell- 
schaft genannten  Torflager  von  Klinge  bei  Kottbus^)  finden 
sich  relativ  häufig  Reste  von  Insekten,  von  denen  mir  durch 
die  gĂĽtige  Vermittelung  des  Herrn  Prof.  Dr.  Nehrixg  eine 
x4nzahl  von  Herrn  Ziegelmeister  Kayser  freundlichst  ein- 
geschickter StĂĽcke  zur  Untersuchung  vorliegen.  Dieselben 
bestehen  ausschliesslich  aus  Theilen  von  Käfern,  und  zwar 
fast  nur  aus  FlĂĽgeldecken  oder  Theilen  von  solchen.  Erst 
kĂĽrzlich  gelang  es  mir.  auch  einige  Halsschilder  freizulegen, 
dagegen  ist  von  Köpfen.  Fühlern.  Mundtheilen  oder  Beinen 
bisher  nichts  aufgefunden  worden.  Es  war  jedoch  möglich, 
aus  den  FlĂĽgeldecken  eine  Anzahl  von  Gattungen  und  Arten 
festzustellen,  über  die  ich  hier  einige  vorläufige  Bemerkungen 
geben  möchte. 

Was  zunächst  den  Erhaltungszustand  der  Reste  betrifft, 
so  ist  derselbe  sehr  verschieden  je  nach  den  Arten  und  je 
nachdem  dieselben  ganz  frisch  aus  einem  noch  von  natĂĽr- 
licher   Feuchtigkeit    durchdrungenen    StĂĽck    Torf    heraus- 


^)  Diese  samenähnliche  Gebilde  sind  ungefähr  8  mm  lang,  2 — 2\/4 
mm  dick,  auf  der  einen  Längsseite  gekielt;  die  Aussenfläche  zeigt 
sich  bei  näherer  Betrachtung  fein  punktirt. 

^)  Vergl.  p.  151  ff.  und  190  des  vorigen  Jahrg.  dieser  Sitzungs- 
berichte. 


Sitzung  vom  18.  Januar  189^.  9 

präparirt  werden  oder  schon  einige  Zeit  der  trocknenden 
Luft  causgesetzt  waren.  So  erhielt  ich  z.  B.  einige  Torf- 
stĂĽcke,  in  denen  sich  in  frischem  Zustande  eigenthĂĽmlich 
grĂĽn  (etwa  apfelgrĂĽn)  aussehende  StĂĽcke  von  grossen  FlĂĽgel- 
decken befanden,  welche  durch  ihre  Beschaffenheit  sich  als 
offenbare  Dytisciden-Reste  auswiesen,  entweder  der  Gattung 
BdĂĽscus  selbst  oder  einer  nahe  verwandten,  etwa  Cyhistcr 
oder  dergl.  angehörend.  Da  ich  mich  nicht  gleich  an  eine 
genauere  PrĂĽfung  dieser  StĂĽcke  setzen  konnte,  liess  ich  sie 
einstweilen  unter  einer  Glasglocke  vor  Staub  und  Sonne 
geschĂĽtzt  im  Zimmer  stehen,  war  aber  unangenehm  ĂĽber- 
rascht, sie  nach  kurzer  Zeit  ganz  verändert  wiederzufinden. 
Die  grüne  Farbe  hatte  sich  völlig  in  ein  unreines  Schwarz 
verändert  und  die  Chitinstücke  waren  durch  das  Trocken- 
werden von  so  vielen  kleinen  Falten  und  Runzeln  durch- 
setzt, dass  die  feinere  Skulptur  durchaus  nicht  mehr  zu 
erkennen  war,  und  somit  war  eine  genauere  Bestimmung 
der  Gattung  oder  gar  der  Art,  welcher  die  betreffenden 
Stücke  angehörten,  unmöglich  geworden. 

Sehr  schön  erhalten  war  dagegen  z.  B.  eine  linke 
FlĂĽgeldecke  eines  HydrojMiis.  Ich  konnte  dieselbe,  bis 
auf  einige  schon  vorhandene  feine  SprĂĽnge  unverletzt,  voll- 
kommen frei  präpariren  und  so  durch  Untersuchung  sowohl 
der  Ober-  als  auch  der  Unterseite  feststellen,  dass  sie  mit 
der  entsprechenden  FlĂĽgeldecke  von  Hydrophilus  piceus 
ĂĽbereinstimmt. 

Bei  weitem  am  zahlreichsten  und  durch  den  gut  er- 
haltenen Metallglanz  am  meisten  in  die  Augen  fallend  sind 
Reste  von  i)o??ac?a- Arten ,  von  denen  ich  bisher  drei  ver- 
schiedene Spezies  teststelleu  konnte.  Die  eine  stimmt  recht 
gut  mit  Donacia  crassipes  Fab.  ĂĽberein.  eine  zweite  mit 
D.  menyanthidis  Fab.,  während  eine  dritte  durch  die  eigen- 
artige, zwischen  den  Punktreihen  befindliche  Skulptur  sich 
in  keiner  der  von  mir  Aergiichenen  Arten  unterbringen  lässt. 
Auch  Herr  Custos  Kolbe.  welcher  das  StĂĽck  sah.  ist  der 
Ansicht,  dass  es  sich  um  eine  nicht  mehr  vorhandene  Form 
handelt. 

Unzweifelhaft  zur  Gattung  Lucanus  gehört  die  Spitzen- 


10  Gesellschaft  natiu forschender  Freunde,   Berlin. 

hälfte  einer  rechten  Flügeldecke.  Dieselbe  stimmt  in  Grösse, 
Form  und  allgemeiner  Skulptur  mit  derjenigen  des  Lucamis 
cervus  L.  ĂĽbereiu,  doch  sind  die  vertieften  Punkte  auf  der 
Oberseite  ein  ganz  wenig  gröber,  als  die  der  von  mir  zur 
Vergleichung  herangezogenen  märkischen  Exemplare  von 
Lucanus  cervus  L.  Es  war  mir  noch  nicht  möglich,  Exem- 
plare aus  anderen  Gegenden,  besonders  mehr  nördlich  oder 
östlich  gelegenen,  zu  vergleichen,  um  zu  untersuchen,  ob 
etwa  in  der  Skulptur  der  FlĂĽgeldecken  sich  Verschieden- 
heiten bei  den  jetzigen  Hirschkäfern  finden.  Ich  hoffe 
dies  jedoch  noch  ausführen  zu  können.  Ein  gewisses  Inter- 
esse bietet  der  Fund  eines  Hirschkäfer-Restes  dadurch,  dass 
dieses  Thier  in  der  Jetztzeit  bei  uns  fast  ganz  auf  Eichen 
angewiesen  ist.  während  unter  den  zahlreichen  und  wohl- 
erhaltenen Pflanzenresten  aus  dem  Torflager  von  Klinge 
solche  von  Eichen  noch  nicht  'gefunden  sind.  Entweder 
muss  man  annehmen,  dass  bei  genauerer  Durchforschung 
des  Torflagers  noch  Eichenreste  gefunden  werden,  oder 
aber,  dass  der  Hirschkäfer  in  früheren  Zeiten  (das  Torf- 
lager ist  sehr  alt)  bei  uns  noch  nicht  so  ausschliesslich 
an  das  Vorkommen  der  Eiche  gebunden  war.  Auch  jetzt 
noch  kommt  Lucanus  cervus  im  sĂĽdlichen  Russland  auf 
V/eideu.  Obstbäumen  und  Pappeln  vor '),  wälirend  dagegen, 
wie  erwähnt,  in  Mitteleuropa  das  Vorkommen  auf  andern 
Bäumen  als  Eichen  nur  ausnahmsweise  constatirt  wird. 
Die  Annahme  einer  im  Laufe  der  Zeit  eingetretenen  Ver- 
änderung in  der  Lebensweise  des  genannten  Käfers  hat  an 
sich  nichts  anfechtbares.  Dass  das  Thier  fliegend  aus  einem 
sehr  weit  entfernten  Eichenwald,  von  welchem  absolut  keine 
Spuren  in  die  Torfschichten  gelangen  konnten,  in  das  Moor 
gerathen  sei,  dĂĽrfte  kaum  anzunehmen  sein. 

Mit    Sicherlieit    war    noch    eine   Geotrupes-Avl    festzu- 
stellen,  während  einige  weniger  gut  erhaltene  Reste  noch 


^)  Herr  Prof.  Dr.  Nehring  hatte  die  Freundlichkeit,  micli  auf 
diese  Beobachtung  aufmerksam  zu  machen,  welche  in  einer  Arbeit 
von  J.  H.  HocHHUTH  „Enumeration  der  in  den  russ.  Gouvernements 
Kiew  und  Volhynien  bisher  aufgefundenen  Käfer"  enthalten  ist  (Bull. 
Soc.  Nat.  Moscou  1872,  II,  p.  283— 322). 


SitzuiKj  vom  IS.  .Tdnnar  1801.  1  t 

der  Bestimmung  harren.  Ich  gedenke  nacli  Abschliiss  meiner 
Untersuchungen  AusfĂĽhrlicheres  ĂĽber  die  Inselvtenreste  aus 
dem  Torflager  von  Klinop  >\\^  oinem  andern  Ort  mitzu- 
theilen. 

Herr  0.  Jaekel  sprach  ĂĽber  den  Skeletbau  der 
Felmatozoen  und  die  Stammesgeschichte  der  Echino- 
dermen. 

Herr  F.  HiLGENDORF  legte  eine  neue  ostafrikanische 
SĂĽsswasserkrabbe  (Telphusa  emini)  vor. 

Diese  Art  nähert  sich  schon  dem  Subgenus  Geotelphusa 
dadurch,  dass  die  Postfrontalcrista  hinter  der  Stirn  nur 
sehr  schwach  angedeutet  ist  (sie  entwickelt  sich  erst  nahe 
dem  Seitenrande  zu  einer  scharfen  Kante)  und  dass  ein 
Zahn  am  lateralen  Endo  der  Crista  sich  nicht  vorfindet; 
bei  Betrachtung  von  oben  (genauer:  beim  Visiren  der  Seiten- 
fläche) wenigstens  erleidet  die  Umrisslinie  durchaus  keine 
Unterbrechung  an  der  betreffenden  Stelle;  in  der  Seiten- 
ansicht erkennt  man  aber  eine  scharf  ausgeprägte,  stumpf- 
winklige Knickung,  den  Abfall  der  Crista.  Bei  T.  socotrensis 
fehlt  die  Crista,  aber  ein  scharfer,  wenngleich  winziger 
Seitenzahn  ist  vorhanden;  T.  berardl  hat  als  echte  Geo- 
telphusa weder  Crista  noch  Zahn.  Bei  typischen  Telphusen, 
ohesa,  de])ressa  und  Inlgenäorfi  hat;  dagegen  Crista  und 
Zahn  eine  kräftigere  Entwicklung  als  bei  emini 

Alle  Exemplare  sind  klein;  der  Schild  der  9  misst 
13 — 18  mm  Breite,  der  der  ^  10 — Ib^j-i.  Dennoch  dürften 
die  grösseren  schon  als  ziemlich  ausgewachsen  anzusehen 
sein,  da  die  Seitenränder  bereits  stärker  nach  aussen  ge- 
bogen sind  und  an  den  Scheeren  der  ^  bezĂĽglich  dei- 
Grösse  und  Gestalt  zwischen  rechts  und  links  schon  |er- 
hebliche  Unterschiede  auftreten.  T.  emini  wäre  dann  wohl 
die  kleinste  Telphusen-Art. 

Der  Körper  deutlich  verbreitert,  beim  grössten  Exem- 
plar (9)  18  mm  breit.  13  mm  1..  wenig  dick  (8  mm):  obere 
Fläche  kaum  gewölbt,  erst  nahe  dem  Vorder-  und  dem 
Seitenrand  massig  abfallend.    Stirn  schmal,  ihr  Vorderrand 


\2  Gesellschaft  nattiTfoi sehender  Freunde,  Berlin. 

gradlinig  oder  etwas  au sgeb lichtet.  Der  vordere  Seitenrand 
stark  seitwärts  ziehend  (verlängert  würden  sich  der  rechte 
und  linke  vor  der  Stirnmitte  unter  ca.  120^^  schneiden);  er 
ist  schwach,  bei  jungen  Expl.  deutlich  gekörnt,  ohne  Zahn, 
aber  zuweilen  mit  feiner  EinschnĂĽrung  vor  der  Crista  postfr. 
Diese  letztere  bei  Jungen,  wenn  auch  schwach  entwickelt, 
doch  ununterbrochen  bis  zur  Medianfurche  verfolgbar  (also 
vom  Typus  von  T.  2^crl^^ta  etc.);  hinter  der  Stirn  und  am 
Seitenrand  dringt  sie  etwas  weiter  nach  vorn  vor.  Der 
Abstand  beider  äussern  Orbita-Ecken  (12  mm)  Vs  der  Schild- 
breite.    Die  Felderung  schwach. 

Die  Furche  auf  dem  grössten  (sogen.  2.)  Gliede  der 
Maxpd.  III  deutlich,  meist  scharf,  der  Innenkante  etwas 
genähert.  Auf  dem  Sternum  2  tiefe  Querfurchen,  vorn  eine 
grade,  dahinter  eine  gebogene,  in  der  Mitte  unterbrochene. 
Am  Abdomen  des  cT  das  vorletzte  Glied  breiter  als  lang. 

Die  Scheeren  stets  ungleich;  die  rechte  grösser  (nur 
bei  1  (/  die  linke;  bei  den  jĂĽngsten  Expl.  beide  fast  gleich). 
Die  grosse  des  rj  deutlich  klaff'end.  Bei  dem  $  von 
18  mm  Br.  Scheere  lang  12.  hoch  5.  Daumen  lang  7,5; 
bei  cT  (15 V2  mm  br.)  Scheere  lang  12V2:  hoch  5V2,  dick  37*, 
Daumen  8V2.  Der  Zeigef.  beim  cT  deutlich  abwärts  ge- 
bogen und  mit  2  grösseren  Zähnen  auf  der  Schneide,  und 
beide  Finger  nicht  abgeplattet;  das  Handglied  stark  ge- 
wölbt. —  Letztes  Femur  (des  grossen  $)  7  mm  1..  27^  mm 
breit;  zuweilen  aber  mehr  verbreitert. 

Skulptur  des  Schildes:  Gröbere  vertiefte  Punkte,  da- 
zwischen ein  feines  Netz  von  dichten  vertieften  Linien  und 
feine  Granulirung.  Sk.  d.  Scheere  ähnlich:  Hand  und 
Finger  ohne  Rauhigkeiten,  Carpus  und  Brachium  wie  ge- 
wöhnlich mit  2  Dornen  bezw.  einer  deutlich  gezähnelten 
Kante. 

Färbung  pomeranzengelb  mit  braunen  Punkten. 

Am  nächsten  steht  die  neue  Art  vielleicht  der  L  de- 
pressa  u.  hilgendorfl. 

Die  StĂĽcke  wurden  von  Emin  Pascha  und  Dr.  Stuhl- 
mann in  der  Bucht  von  Bukoba  (Victoria  Niansa)  am 
28.  Nov.  1890    bei    8—10  m  Tiefe    gefischt,    zugleich   mit 


Sitzung  vom  IS.  Januar  1892.  13 

einer  Tel2)liusa  (Parat.)  niJotka  (Nr.  4226).     Im  Museum  fĂĽr 
Naturkunde.   Gen.  Cat.  Crustacea  Nr.  8406—8. 

T.  nilotica  wurde  bereits  von  Dr.  Fischer  aus  dem 
Victoria  Niansa  mitgebracht;  Emix  und  Stuhlmann  sandten 
eine  riesige  Schale  der  Art  ein  (70  mm  breit)  von  Towalio 
4240),  kleinere  von  Uganda  (15/1.  91). 


Im  Umtausch  wurden  erhalten: 
Mittheilungen  d.  zoolog.  Station  zu  Neapel.  10.  Bd.  2.  Heft. 
Leopoldina  Heft  XXVII.  No.  21—22. 
Photographische  Nachrichten.  Jahrg.  IIL  No.  50—53. 
Photographisches  Wochenblatt.  XVIII.  Jahrg..  No,  1—2. 
Annalen  d.  K.  K.  naturhist.  Hofmuseums.  Wien.  Band  VI, 

No.  3-4. 
Mittheilungen    d.    Jahrbuchs    der    K.   Ungarischen  Geolog. 

Laudesanstalt.  IX.  Bd.,  6.  Heft. 
Geologiska  Föreningens  i  Stockholm  Forhandlingar.  Bd.  13, 

Heft  17  (No.  140). 
Bergen' s  Museum  Aarsberetning  for  1890. 
Tijdschrift    d.    Nederlandsche   Dierkundige  Vereeniging    (2i 

'  III  Deel.  Aflefering  2. 
Atti  della  Keale  Accademia  delle   science  fisiche  e  mate- 

matiche  (2)  Vol  IV,  Napoli. 
Atti  della  Societä  Toscana    di    science   natural!.    Processi 

verbali  Vol  III.  Mai  u.  Juli  1891. 
Elenco  delle  pubblicazioni  periodiche  Italiane  ricevute  dalla 

Biblioteca  di  Firenze  1891. 
Bollettino   delle  pubblicazioni  Italiane  1891   No.  143.  144: 

1892  No.  145. 
Revue    geographique    internationale,    No.    192    Oct.   1891; 

No.  193  Nov.  1891. 
Journal  of  the  Royal  Microscopical  Society,  1891  No.  1  —  6. 
Trausactions  of  the  Canadian  Institute,  Vol  II  part  I.  Oct. 

1891. 
Bulletin  of  the  Museum  of  Comparative  Zoölogy.  vol.  XXII 

No.  1. 


14  Gesellscliaft  naturfor.sche)iäer  Freunde,  Beiihi. 

Annual  Report    of  the   Curator    of   the  Museinii    of  Com- 

parative  Zoölogy  for  1890—91. 
Journal   of  comparative  Medicine   and  Veterinary  Archives 

New- York,  vol.  XII  No.  12. 
Psyche,  a  Journal  of  Entomology,  Cambridge  Mass.,  Vol  VI 

*  No.  189.  January  1892. 
llevista  Argentina  de  Historia  Natural.  Tom  I  Entrega  Ăźa, 

Dec.  1891.  Buenos  Aires. 

x41s  Geschenk  wurde  mit  Dank  entgegengenommen: 
Dr.  0.  Jaekel    ĂĽber  Holopocriniden    d.   Stramberger  For- 
men. 


Druck  von  J.  F.  Starcke  iu  Berlin. 


Nr.  2.  1892. 

Sitzu  11  gs-Be  rieht 

der 

Gesellscliaft  iiaturforscliender  Freunde 

zu  Berlin 
vom   16.  Februar   1892. 


Director:    Herr  Waldeyer. 


HoiT  VON  '^Iärtens  zeigte  einige  neue  Arten  von 
Land-  und  SĂĽsswasser-Moliusken  aus  Uganda  und 
dem  Victoria-Nyansa  vor,  welche  voĂĽ  Emin  Pascha  imd 
Dr.  Stuhlmaxx  daselbst  uebst  zahlreichen  anderen  Arten 
vom  October  1890  bis  Februar  1891  gesammelt  und  an 
das  Berliner  Museum  fĂĽr  Naturkunde  eingesandt  worden 
sind;  die  beigefĂĽgten  Nummern  sind  die  von  den  Reisenden 
selbst  den  StĂĽcken  beigeschriebenen. 

Helix  hellula  n. 

Testa  gradato  -  conica ,  angulata.  semiobtecte  perforata, 
superne  distincte  costulata  et  liris  spiralibus  acutis  in  anfr. 
superioribus  3  conspicuis,  in  ultimo  4  sculpta,  pallide  fla- 
vescens  vel  albida;  anfr.  5,  infra  suturam  plani,  a  prima 
lira  convexL  ultimus  infra  liram  quartam  complanatus, 
laevis;  apertura  paulum  obliqua,  rotundato-rhombea,  peristo- 
mate  tenui,  recto,  margine  columellari  paululum  incras- 
sato  et  leviter  arcuato,  ad  iusertionem  non  dilatato.  Diam. 
maj.  4.  min.  3-/3,  alt.  4,  apert.  diam.  2V2,  alt.  2  mm. 

Uganda:  KĂĽste  von  Buddu,  im  Strandwald  am  Bo- 
den, ungefähr  1130  m  üb  d.  Meer,  10.  1.  1891.  Emin 
Pascha  und  Stuhlmann,  No.  4254. 

Die  Rippchen    sind  scharf   und   laufen  massig    schief, 

2 


16  Gesellschaft  natur forschender  Frev.nde,  Berlin. 

der  Mündung  parallel;  ihre  Zwischenräume  sind  2  — 3  mal 
breiter  als  sie  selbst. 

Die  yierte  Spiralleiste  fällt  bei  den  oberen  Windungen 
in  die  Naht  und  ist  daher  nicht  sichtbar;  an  der  letzten 
Windung  bildet  sie  die  Grenze  zwischen  der  convexen  rau- 
hen Oberseite  und  der  glatten  Unterseite,  steht  aber  nicht 
weiter  von  der  Mittelaxe  ab,  als  auch  die  zw^eite  und  dritte. 
Die  allgemeine  Gestalt,  namentlich  der  scharf  abgegränzten 
skulptmiosen  flachen  Unterseite,  erinnert  auffällig  an  Jugend- 
zustände von  Pwjja,  aber  Spiralleisten  sind  bei  solchen  nicht 
bekannt  und  ich  wĂĽsste  auch  keine  Art  dieser  Gattung,  der 
ich  diese  Stücke  als  Jugendzustand  anschliessen  könnte. 
Aber  auch  unter  den  afrikanischen  Helix  -  Arten  steht  sie 
allein. 

Ennea  stuhlraanni  n. 

Testa  parva,  clause-rimata.  oblongo-ovata.  perpendicu- 
lariter  et  distanter  costata,  pellucida.  alba;  anfi'.  7,  priores 
0V2  celeriter  crescentes,  apicem  conoidalem.  obtusum  for- 
mantes,  sequentes  subaequales,  convexi,  sutura  profunda 
distincti.  ultimus  paulum  minor,  basi  rotundatus;  apertura 
paulum  obliqua,  subcircularis.  peristomate  incrassato,  reflexo, 
triplicato:  plicae  parietales  2.  intrantes.  exterior  subangu- 
laris,  major  et  lamella  pone  marginem  externum  (pala- 
talis)  1  elongata,  intrans,  extus  lineam  impressam  formans; 
margo  basalis  et  columellaris  inermes.  Long.  4.  diam.  2, 
apert.  long,  et  diam.  1  mm. 

Uganda:  KĂĽste  von  Buddu.  Dr.  Stuhlmann.  Ko.  4254 
z.  Theil. 

Limnaea  nyansae  n. 

Testa  ovata,  brevispira,  rimata.  solidula,-  distincte 
striata,  nitidula.  pallide  flavescens.  saepius  indistincte  et 
confertim  albido-fasciolata;  spira  brevissiina.  conica;  anfr.  3, 
convexi.  rapide  crescentes,  sutura  modice  profunda,  anfr. 
ultimus  supra  et  infra  subaequaliter  convexus;  apertura 
circa  '/s  totius  longitudinis  occupans,  ovata,  supra  leviter 
angustata,  margine  externo  leviter,  basali  bene  arcuato, 
margine  columellari  crassiusculo ,  leviter  torto,  callum  pa- 
rietalem   distinctum    circumscriptum    emittente.      Long.  16, 


Sif:u))g  rom  10.  Februar  1S92.  \'J 

(liain.  maj.  12,  min.  S,  alt.  apert.  14,  lat.  TVs  mm; 
schlankstes  StĂĽck  14 V^  lang.  IOV2  breit;  breitestes  14 
imd   11^/1  nim. 

Am  \vestli('hen  Ufer  des  Victoria -Nyansa  bei  Bukoba 
und  Towalio,  in  8  —  10  m  Tiefe,  an  Ohara  und  Elodea, 
Oct.  und  Dec.  1890.     No.  4229  und  4238. 

Physa  trigoaa  n. 

Testa  inilate  obconica.  planospira.  subrimata.  leviter 
striatula,  olivacea,  nitidula;  anfr.  372«  rapide  crescentes, 
sutura  sat  profunda  horizontali  discreti,  supra  convexiusculi, 
medio  inflati,  versus  basin  valde  angustati;  apertura  pau- 
luluni  obliqua,  late  oblonga.  supi'a  rotundata.  anfractu  pen- 
ultimo  coarctata,  versus  basin  seusim  angustata:  margo 
coluniellaris  subperpendicularis ,  anguste  reflexus,  rimam 
umbilicalem  plus  minusve  tegens.  versus  basin  tenuissinius. 
rectus.  Long.  11.  diani.  maj.  11.  min.  8.  apert.  long.  11, 
lat.  6  —  7  mm. 

Bei  Bukome  im  SĂĽdwest -Creck  des  Victoria -Nyansa, 
in  Papyrus-Dickicht,  31.  Oct.  1890,  No.  4156. 

Es  ist  das  die  in  den  Sitzungsberichten  unserer  Gesell- 
schaft vom  1879,  p.  103  mit  Fh.  nyassana  verglichene  Art, 
von  welcher  dieselbe  sich  jedoch  durch  ganz  flaches  Ge- 
winde und  gleichmässig  nach  unten  verschmälerten  letzten 
Umgang  gut  unterscheidet. 

Auch  der  a.  a.  0.  beschriebene  Flanorhls  cltoanomphahis 
ist  Avieder  von  verschiedenen  Stellen  des  sĂĽdwestlichen 
Ufers  des  Victoria -Nyansa  eingesandt  worden. 

Vivipara  phthinotro2)is  n. 

Testa  elongate  -  conica ,  perforata,  confertim  ruguloso- 
striata,  indistincte  spiratim  striolata,  periostraco  nitido  oli- 
vaceo  vei  fusco  tecta;  anfr.  circa  6,  primus  rotundatus, 
subglobosus,  sequentes  supra  peripheriam  subplani,  leviter 
1  —  2  angulati.  ad  peripheriam  carinati,  carina  in  anfr.  su- 
perioribus  crassa,  subcrenulata.  plus  minusve  supra  sutu- 
ram  prominente,  in  ultimo  debiliore,  versus  aperturam  cva- 
nescente;    basis  convexa.      Apertura  sat  obliqua,  dimidiam 


j[g  Gesellschaft  natur forschender  Frennäe,  Berlin. 

longitudinem  non  aeqiians.  rotimdata,  peristomate  plerumque 
non  continiio,  sed  callo  juncto.  Long.  33.  diam.  maj.  23, 
min.  20,  apert.  alt.  obliqua  15.  lat.  13  mm. 

Njamagotso,  im  sĂĽdwestlichen  Theil  des  Victoria  -  Ny- 
ansa.  4.  11.  1890.     No.  4192. 

Vivi2mra  trochlearis  n. 

Testa  elongato-conica,  carinata,  anguste  perforata,  rii- 
giiloso  -  striata ,  leviter  spiratim  striata,  periostraco  nitido 
pallide  olivaceo  tecta,  pleriimc|iie  fascia  lata  nifescente  su- 
pra  carinam  ornata;  anfr.  5.  primiis  laevis.  papillaeformis, 
rotundatiis,  seqiientes  carina  latiiiscula,  aliqiiantum  supra 
suturam  instrictam  prominente  et  uscĂźie  ad  aperturam  per- 
sistente cincti;  basis  convexa.  Apertura  sat  obliqua.  ovata, 
peristomate  continuo.  ad  parietem  apertiiralem  appresso  et 
triangulatim  prodncto.  Perforationen!  semitegente.  Long.  28, 
diam.  maj.  19,  min.  17.  apert.  alt.  obliqua  ISVs,  lat. 
IOV'2  mm. 

Insel  Sirwa  im  Victoria-Nyansa,  Oct.  1890.    No.  4231. 

Vivipara  costulata  n. 

Testa  conico-oblonga,  imperforata  vel  angustissima  ri- 
mata,  s  ĂĽb  oblique  costulata  et  subtiiiter  spircitim  strio- 
lata,  basi  leviter  angulata,  periostraco  viridi-fusco  vel  fla- 
vescente;  anfr.  5—6,  supcriores  plerumque  attriti.  sequentes 
convexi,  sutura  sat  profunda  discreti.  ultimus  costulis  debi- 
lioribus,  angulo  basali  versus  aperturam  evanescente;  aper- 
tura sat  obliqua,  ovata.  dimidium  long,  non  aequans,  superne 
vix  angulata,  peristomate  non  continuo.  sed  callo  tenui 
juncto,  saepius  fusco-marginato.  Long.  19,  diam.  maj  14V2, 
apert.  long,  obliqua  9—10,  lat.  7V2~8  mm. 

Insel  Kassarasi.  SW  Nyansa,  28.  10.  90.    No.  4180. 

AVenn  auch  nach  den  bis  jetzt  vorliegenden  Material 
der  Victoria-Nyansa  keine  so  eigenthamlichen  Formen  auf- 
zuweisen hat.  wie  der  Tanganyika.  so  ist  doch  als  Beson- 
derheit mancher  der  in  demselben  lebenden  SĂĽsswasser- 
schneckeu  die  deutliche .  den  Anwachsstreifen  parallele 
Berippung  mehrerer  Paludinen   und  einer  L'minaea  hervor- 


Sitzmig  vom  JG.  Frliuar  1892.  19 

ziiheben,  welche  yermiithlich  die  Widerstandsfähigkeit  der 
Schale  gegen  äussere  mechanische  Gewalt  verstärkt  und 
somit  den  Vortheil  gewährt ,  welchen  die  Süsswasser- 
schnecken  der  grösseren  Seen  am  Fnsse  der  Alpen  durch 
die  bedeutende  Dicke  der  Schale  und  die  stärkere  Ein- 
wickelung  (Involution)  der  einzelnen  Umgänge  in  einander 
erreichen. 

Herr  Franz  Eilhard  Schulze  berichtete  ĂĽber  eine  neue 
Schrift  von  J.  von  Kennel:  .,Die  Ableitung  der  Verte- 
bratenaugen  von  den  Augen  der  Anneliden.  4'.  Dorpat. 
1891. 

Herr  P.  Ă„SCHERSON  besi)rach  in  Anschluss  an  die  Vor- 
legung der  springenden  Bohnen  aus  Mexico  in  der  No- 
vembersitzuug  1889  (vergl.  Sitzungsber.  p.  187).  die  Fort- 
schritte, welche  unsere  Kenntniss  der  merkwĂĽrdigen  Er- 
scheinung seitdem  gemacht  hat.  In  den  Abhandlungen  des 
naturwissenschaftlichen  Vereins  zu  Bremen,  XH,  1.  Heft 
(April  1891),  p.  47  veröffentlichte  Herr  F.  Buchenau  einen 
zM^eiten  Aufsatz,  in  dem  er  den  Namen  der  Euphorbiacee. 
deren  von  der  Raupe  der  Camocai^tsa  saltitans  bevvohnte 
TheilfrĂĽchte  die  springenden  Bohnen  darstellen,  nach  der 
Bestimmung  von  Prof.  MĂĽller  Arg.  als  Sebastiania?  Pavo- 
niana  MĂĽll.  Arg.  bekannt  giebt  und  weitere  Mittheilungen 
ĂĽber  diesen  bei  Alamos  in  Sonora  vorkommenden,  sehr 
giftigen  Strauch  und  das  Auftreten  der  springenden  Bohnen 
macht.  Allein  hiermit  ist  die  Angelegenheit,  die  so  lange 
geruht  hatte,  noch  nicht  abgeschlossen.  Um  weiteren,  dem- 
nächst zu  erwartenden  Mittheilungen  seines  verehrten  Freun- 
des nicht  vorzugreifen,  beschränkt  sich  Vortr.  auf  den  Hin- 
weis, dass  gleichfalls  in  den  letzten  Jahren,  z.  Th.  erst 
nach  der  erwähnten  BucHENAu'schen  Arbeit,  in  Argentinien, 
Mexico  und  Nordamerika  noch  mehrere  Veröffentlichungen 
erfolgt  sind,  durch  welche  wir  sowohl  mit  mehreren  an- 
deren Euphorbiaceen- Arten,  als  auch  mit  einigen  neuen, 
die  FrĂĽchte  derselben  bewohnenden  und  bewegenden  Tor- 
triciden- Arten  bekannt  gemacht  w^erden. 


20  Gesellschaft  nrjtnrforschenäer  Freunde,  Berlin. 

Ferner  machte  Vortr,  darauf  aufmerksam,  dass  er 
gleichfalls  im  XII.  Bande  der  Bremer  Abhandlungen  (p.  53) 
die  vorhandenen  Nachrichten  ĂĽber  springende  Tama- 
risken=PrĂĽchte,  Eichengallen  und  Cocons  zusammen- 
gestellt hat.  Die  ersteren,  ein  vollständiges  Analogon  der 
„springenden  Bohnen",  wurden  schon  im  16.  Jahrhundert 
in  SĂĽdfrankreich  von  Lobel  beobachtet,  neuerdings  von 
Rancoulet,  Paul  Gervais  und  Lucas;  der  Bewohner  ist 
die  Larve  eines  Käfers  (Curculioniden)  Nanodes  Tamarisci. 
Springende  Cynipidengallen  wurden  1857  bei  Wien  von  Mann 
an  Quercus  Cerris  L.  gesammelt  und  von  Kollar  beschrie- 
ben; das  Insect  ist  von  Giraud  als  Neitroterus  saltaus  ver- 
öffentlicht. Aehnliche  Gallen  sind  auch  im  Mississippi-Ge- 
biet Nordamerikas  und  weiter  westlich  an  der  ..post  oak" 
{Quercus  stdlcda  Wangenh.),  der  „white  oak"  {Q,  alba  L.), 
dann  noch  an  Q.  macrocasxM  Mich,  und  wohl  auch  noch 
an  anderen  Arten  von  Riley  und  P^dwards  beobachtet, 
welcher  letztere  das  Insect  Cyni^js  scdtcdorius  nannte.  Giraud 
verweist  in  der  Mittheilung  ĂĽber  Neuroteriis  saltans  auf  eine 
Stelle  von  Olivier's  Histoire  des  Insectes,  wo  möglicher 
Weise  von  derselben  Galle  die  Rede  sei.  Dies  Citat  ist 
in  doppelter  Hinsicht  unrichtig.  Herr  K.  MĂĽller  ermittelte, 
dass  die  gemeinte  Stelle  sich  in  Geoffroy's  gleichbetitel- 
tem Werke  findet  und  ĂĽber  springende  Cocons  handelt. 
Solehe  sind  neuerdings  (1888)  von  John  B.  Bridgeman 
beobachtet:  die  sie  bew^ohnende  Larve  gehört  einer  Ichneu- 
monide, Limneria  Kriechhaumeri  Bridg.  =  Sjnidastica  pe- 
tiolaris  Thoms  an. 


Im  Umtausch  v\'ĂĽrden  erhalten: 

Leopoldina  Heft  XXVII.  No.  23  —  24. 

Photographisches  Wochenblatt.  XVIII.  Jahrg.,  No.  4  n.  7. 

Anzeiger    der    Akademie    der    Wissenschaften    in    Krakau. 

1891,  Dec.  und  1892,  Jan. 
Verhandlungen  u.  Mittheilungen  d.  SiebenbĂĽi-gischen  Vereins 

d.  Naturwissenschaften,  41.  Jahrgang. 


Sitzung  vom  16.  Februar  1892.  21 

Föltauy  Közlöny.  XXI  Kötet,   12  Füzet.  Uec.  1891. 
Geologiska  Föreningens  i  Stockholm  Forhaudllugar,   Bd.  14, 

Heft  1,  No.  141. 
Bulletin  de  la  Societe  Zoologique   de  France,    Tome  XVI, 

Xo.  9—10. 
Atti  della  Societä  Ligustica    di  sc.    nat.   e  googr. .    Vol  II, 

Xo.  4.  Dec.  91. 
Ăźendiconto  delF  Accademia  delle  sei.  lis.  e  mat.  di  Xapoli 

(Serie  2).  Vol.  V.  Fascicolo  1-12.     1891. 
Bollettino  delle  pubblicazioni  Italiane.  Xo.  146.    1892. 
Bollettino  delle  opere  moderne  straniere,  Vol.  VI,  Xo.  10, 

Oct.   1891. 
Proceedings  and  Transactions  of  the  Xova  Scotian  Institute 

of  nat.  sc.  Halifax.  Vol.  VII.  Part.  IV,  1889—90. 
Proceedings  of  the  United  States  Xational  Museum,  Vol.  XIII, 

1890. 
Proceedings  of  the  Academy  of  natural  sc.  of  Philadelphia, 

1891.  Part.  II,   April -^August. 
Bulletin  of  the  Museum  of  comparative  zoölogy,  vol.  XXII, 

Xo.  2—3,  Jan.  92. 
Proceedings  of  the  Boston  Soc.  of  nat.  history.  Vol.  XXV, 

Part.  I.  Mai  1890  bis  Dec.  1890. 
Journal  of  comparative  medicine  and   veterinary   archives. 

Vol.  XIII.  Xo.  1,  Xew  York,  Jan.  1892. 
Bulletin  of  the  Essex  Institute.  Vol.  21,  Xo.  7  —  12;  Vol.  22, 

Xo.  1  — 12.  1889—90. 
Psyche,    a  Journal  of  Entomologv,  Vol  VI.  Xo.  190,  Febr. 

^  1892. 
Memorias  y  revista  de  la  sociedad    centifica    „Antonio  Al- 

zate".  Mexico,  Tome  V,  Xo.  1—2,  1891. 
Boletim  de  Commissao  Geographica  e  Geologica  do  Estado 

de  S.  Paulo  (Brasil),  Xo.  4  —  7,  1890. 
Prometheus,  illustr.  Wochenschrift  ĂĽber  die  Fortschritte  in 

Gewerbe  etc.,  Xo.  91  u.  118. 
A.  BoucARD,  The  humming  Bird,  Vol.  IL  Xo.  2.  1892. 


Druck  von  J.  F.  Starcke  in  Berlin. 


Nr.  3.  1892. 

S  i  t  z  u  n  g  s  -  B  e  r  i  c  h  t 

der 

Gresellschaft  naturtbrsclieiider  Ereiiiide 

zu  Berlin 
vom    15.  März   1892. 


Director:     In  Vertretung  Herr  Schulze. 


Herr  K.  ^i/lĂ–BlUS  berichtete  Dach  einem  Briefe  des  Herrn 
Dr.  E.  HaaSE.  Directors  des  Museums  in  Bangkok  in  Siam. 
dass  Termiten  und  Schaben  in  den  ihm  zur  Neuordnung 
unterstellten  Sammlungen  grosse  Zerstörungen  ange- 
richtet haben.  In  der  Sammlung  europäischer  Gesteine 
Jiaben  sie  sogar  viele  Etiketten  av eggefressen. 

Herr  R.  BuRCKHARDT  sprach  ĂĽber:    Das   Centralner- 

vensystem  von  Frotopterus  annectens. 

Das  bisher  nicht  beschriebene  RĂĽckenmark  von  Fro- 
topterus  zeigt  folgende  EigenthĂĽmlichkeiten:  Die  Disposi- 
tion von  grauer  und  weisser  Substanz  ist  so,  wie  bei  Am- 
phibien; die  graue  Substanz  besitzt  Vorderhornzellen,  die 
das  ĂĽbliche  Maass  bei  Weitem  ĂĽbertreffen  und  deren  Aus- 
läufer bis  in  die  dorsalen  Partieen  der  weissen  Substanz 
ausstrahlen ;  ausser  diesen  Zellen  zeichnen  sich  durch  Grösse 
die  Lateral-  und  Dorsalzellen  aus.  Zum  ersten  Mal  in  der 
Thierreihe  tritt  hier  eine  deutliche  Substantia  gelati- 
nosa  RoLA^'DO  auf  Zu  beiden  Seiten  des  RĂĽckenmarkes 
verläuft  ein  Sehnenstrang,  der  als  Anlage  eines  Ligamen- 
tum denticulatum  zu  deuten  ist;  ihm  gegenĂĽber  stehen 
in  der  weissen  Substanz  isolirte  StĂĽtzzellen,  die  als  Schutz- 
vorrichtung gegen  etwaiges  Zerfasern  der  weissen  Substanz 


24  GesMschaft  miturforscheuder  Freunde,  Berlin. 

bei  Zug  oder  Druck  gelten  ĂĽiĂĽssen').  Die  MeduUa  oblon- 
gata  ist  morphologisch  sehr  einfach  gebaut  und  besitzt  eine 
schwache  BrĂĽckenkrĂĽmmung.  Aus  ihr  treten  folgende  Ner- 
ven: 1.  Hypoglossns  mit  2  ventralen  Wurzeln;  2.  Vagus 
mit  17  und  zwar  3  ventralen  und  14  dorsalen  und  latera- 
len Wurzeln;  3.  Glossopharyngeus  mit  2  starken  Wur- 
zeln; 4.  Facialis-Acusticus  mit  6  Wurzeln;  5.  Trige- 
minus  mit  2  Wurzeln.  Das  Kleinhirn  besteht  aus  einer 
ähnlichen  Falte,  wie  bei  Amphibien,  zeigt  aber  eine  etwas 
stärkere  Entwicklung.  Die  bisher  bei  Protoptenis  vermiss- 
ten  Nervi  trochlearis  und  abducens  konnten  nachge- 
v/iesen  werden.  Das  Mittelliirn  zeigt  eine  Lage  von  Zellen 
an  der  Peripherie,  deren  Axency linder  in  den  Opticus  ĂĽber- 
gehen; im  Uebrigen  schliesst  es  sich  in  seinem  Bau  eng  an 
das  der  Amphibien  au.  Die  Lobi  inferiores  sind  durch  eine 
Bahn  mit  dem  Vorderhirn  verbunden.  Auf  dem  schmalea 
Zwischenhirndach  erhebt  sich  eine  kleine,  nach  vorn  ge- 
richtete Zirbel  von  der  Gestalt  eines  Schlauches,  der  von 
bisherigen  Untersuchern  ĂĽbersehen  worden  ist.  Das  von 
ihnen  als  Zirbel  gedeutete  Organ  entspricht  dem  Aderge- 
flechtknoten der  Squaliden  und  enthält  also  auch  die  Plexus 
des  dritten  Ventrikels.  Die  Hypophysis  besteht  aus  einem 
nervösen  und  einem  drüsigen  Antheil.  Von  grossem  Inter- 
esse ist  die  Structur  des  Vorderhirns,  da  hier  zum  ersten 
Male  (wie  schon  Edingek  vermuthete)  eine  Gehirnrinde 
unzweifelhaft  i<ann  nachgewiesen  werden.  Sie  ist  am  stärk- 
sten ausgebildet  an  der  caudalen  ventralen  Wölbung  der 
Hemisphären.  Ihre  Zellen  zeigen  die  Form  der  Fascia 
dentata  -  Zellen  und  entsprechen  wohl  auch  topographisch 
denselben.  Der  Lobus  olfactorius  ist  deutlich  abgesetzt 
und  der  von  ihm  austretende  Nerv  zeigt  auf  eine  kurze 
Strecke  eine  Zweitheilung,  wie  sie  von  Amphibien  bekannt 
ist,  tritt  aber  wieder  geschlossen  in  die  Riechschleimhaut 
ein.  Eine  Arachno'idea  ist  stellenweise  ausgebildet,  so 
au  der  Verwachsungsstelle  des  Adergeflechtknotens  mit  dem 


^)  Die  Nervenwiirzeln  treten  alternireiid  aus,  wie  dies  von  niederen 
Wirbelthieren  wiederholt  beobachtet  ist. 


Sitzung  vom  15.  März  1892.  25 

Schädeldach,  ferner  in  der  Umgebung  der  Zirbel.  Ueber 
den  vierten  Ventrikel  breitet  sich  ein  reich  verzweigter 
und  mit  Otolithenmasse  erfĂĽllter  Saccus  endolyjnpha- 
ticus  aus.  der  sich  aber  nicht  in  den  RĂĽckenmarl<skanal 
fortsetzt. 

Dem  Bau  des  Hirns  nach  gehört  Frotopterns  zu  den 
Amphibien  und  zwar  ist  sein  Gehirn  das  vollständigste 
Amphibienhirn,  das  an  Ausbildung  nur  noch  bezĂĽglich  ein- 
zelner Kegionen  (Mittel-  und  Hinterhirn)  von  den  Anuren 
ĂĽbertrolfen  wird. 

Herr  F.  E.  SCHULZE  theilte  seine  Erfahrungen  ĂĽber  die 
GoLGTsche  Versilberungsmethode  und  ĂĽber  die  Brauch- 
barkeit der  verschiedenen  Schnittstrecker  mit.  An  der 
Discussion    betheiligten    sich    die  Herren  Möbius.    Burck- 

HAKDT    und   VlIiCHOW. 


Im  Umtausch  wurden  erhalten: 

Leopoldina  HeftXXVIIU  No.  1,  2.    Januar  1892. 
Mittheilungeu  des  Naturhistorischen  Museums  in  Hamburg, 

IX.  Jahrg..  erste  Hälfte.   1891. 
Helios,    monatliche  Mittheilungen  a.  d.  Gesammtgebiet  der 

Katurwissensch.,  Frankfurt  a.  0.,  9.  Jahrg.,  No.  7  —  10. 
Societatum  Litterae,  Frankfurt  a.  0.,  5.  Jahrg.,  No.  9—12. 
Lotos,  Jahrbuch  f.  Naturwissensch..  neue  Folge,  XII.  Bd., 

1892. 
Abhaudl.  d.  math.  -  naturwiss.  Classe    der  Kgl.  Böhm.  Ge- 
sellschaft der  Wissenschaften,  VII.  Folge.  4.  Bd. 
Sitzungsberichte    d.    math.  -  naturw.  Classe    d.   Kgl.  Böhm. 

Gesellschaft.  1891. 
Jahresbericht  d.  Kgl.  Böhm.  Gesellschaft  d.  Wissenschaften, 

1891. 
Anzeiger    der    Akademie    der    Wissenschaften    in    Krakau, 

Februar  1892. 
Rasegna  delle  Scienze  geologiche  in  Italia,  Anno  I,  2.  Se- 

mestr.,  1891,  Fase.  3.  4. 


26  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

Neptimia.  Anno  I,  No.  11,  12.    Venedig. 

Bollettino  delle  Pubblicazioni  Italiane,  1892,  No.  147,  148. 

Bulletin  de  la  Societe  Zoologique  de  France.  1892.  Tome 

xvir,  No.  1. 

Geologiska  Föreningens  i  Stockholm  Förliandlingar,  No.  142, 
Februar  1892.  '      â–  

Bulletin  de  la  Societe  Imperiale  des  Naturalistes  de  Mos- 
cou.   1891,  No.  2,  3. 

Memoires  de  la  soc.  des  natural,  de  Kiew,  Tom.e  X,  3,  4; 
XI,  1.  2.  und  Beilage  zu  XI:  P.  P.  Alexejew  (gestor- 
ben 6.  Febr.  91).  1892. 

United  States  geol.  survey,  Xth  annual  Report  1888  —  89, 
Part.  I,  Geology,  Part.  IL  Irrigation. 

Bulletin  of  tlie  Museum  of  comparative  zoölogy,  vol.  XXII, 
No.  4. 

Journal  of  comparative  medicine  and  veterinary  archives, 
Vol.  XII,  No.  2. 

Psyche,  a  Journal  of  Entomology,  Vol.  VI,  No.  191. 


Druck  von  J.  F.  Starcke  in  Berlin. 


Nr.  4.  1892. 

Sitzungs-Bericht 

der 

Gesellschaft  naturforschender  Freunde 

zu  Berlin 
vom    19.   April   1892. 


Director:    F.  E.  Herr  Schulze. 


Herr  Nehring  sprach  ĂĽber  seine  neueren  Beobachtungen 
in  Bezug  auf  das  diluviale  Torflager  von  Klinge  bei 
Cottbus.^) 

Ein  dreitägiger  Aufenthalt  auf  der  Schulz'schen  Ziegelei 
in  Klinge  (22.-25.  März)  gab  dem  Vortragenden  Gelegen- 
heit, einerseits  die  Lagerungsverhältnisse  der  dort  aufge- 
schlossenen diluvialen  Schichten  zu  studieren,  andererseits 
zahlreiche  pflanzliche  Reste,  sowie  Proben  aus  den  ver- 
schiedenen Schichten  zu  sammeln.  Der  Vortragende  spricht 
sich  mit  grösserer  Bestimmtheit  als  früher  für  das  inter- 
glaciale  Alter  des  Torflagers  aus,  namentlich  weil  der 
obere  Sand  nach  seinen  Beobachtungen  zahlreiche  Geschiebe 
(auch  sog.  Kantengeschiebe)  enthält.  Die  sonstigen  Gründe 
sollen  an  einem  anderen  Orte  ausfĂĽhrlich  dargelegt  werden; 
ebenso  sollen  die  nach  Tausenden  zählenden,  wohlerhaltenen 
Samen  und  FrĂĽchte,  sowie  die  sonstigen  Pflanzenreste  ander- 
weitig genauer  besprochen  werden.  Von  Cratopleura  licl- 
vetica  f.  Xehringi  C.  Weber  fand  Vortragender  circa 
300  wohlerhaltene  Samen;  er  besprach  unter  Hinweis  auf 


^)  Vergl.  Sitziingsber.   v.  20.  Oct.  und   15.  Dec.  1891,   sowie  vom 
19.  Januar  1892. 


23  Gesellschaft  natinfoi-sc?ienJer  Freunde,  Berlin. 

die  kĂĽrzlich  erschienene  Abhandlung  Webers^)  und  unter 
Betonung  der  nahen  Verwandtschaft  zAvischen  der  fossilen 
Gattung  Gratopleura  und  der  heutigen  Gattung  Brasenia  die 
grosse  wissenschaftliche  Bedeutung  des  Vorkommens  jener 
Nijniphaeace.e  in  dem  diluvialen  Torflager  von  Klinge.  Die 
in  dem  Sitzungsbericht  vom  19.  Januar  1892.  p.  8  erwähnten 
wurstförmigen.  samenähnlichen  Gebilde  sind  von  dem 
Vortragenden  kĂĽrzlich  in  sehr  grosser  Zahl  (ca.  1000  StĂĽck) 
gefunden  worden;  eine  Bestimmung  hat  sich,  trotz  der  vor 
zĂĽglichen  Erhaltung  der  Objecte,  bisher  nicht  bewerkstel- 
ligen lassen,  obgleich  viele  namhafte  Botaniker  sich  daran 
versucht  haben. 

Nachträglicher  Zusatz:  Herr  Clement  Eeid.  der 
bekannte  Phytopalaeontologe  in  London,  an  den  ich  kĂĽrz- 
lich einige  Exemplare  der  letzterwähnten  wurstförmigen  Ge- 
bilde geschickt  habe,  schreibt  mir  unter  dem  23.  April,  es 
sei  eine  Frucht  (endocarp).  „which  occurs  abundantly  in 
the  Croraer  Forest-bed  at  several  locaiities.  It  occurs  also 
in  a  pleistocene  deposit  at  Saint  Gross  in  Suffolk.  I  cannot 
identify  it  with  any  living  species.^^  Nach  der  Art  des  Vor- 
kommens bei  Klinge  möchte  ich  sie  für  die  Frucht  einer 
(vermuthlich  ausgestorbenen)  Wasserpflanze  halten. 

Herr  W.  Weltner  sprach  ĂĽber  Myxosporidiensporen 
in  den  Eiern  von  Esox  lucius. 

Anfang  Februar  dieses  Jahres  erhielt  das  Museum  fĂĽr 
Naturkunde  von  Herrn  H.  Hegenberg  in  Berlin  einen  frischen 
Hechtrogen  zugesandt,  welcher  einem  etwa  1  Kilogr.  schweren 
Thiere  entnommen  war  und  als  krankhaft  bezeichnet  wurde. 
Der  Rogen  zeigte  eine  Menge  milch  weiss  gefärbter  Eier, 
deren  Inhalt  aus  den  Sporen  von  Myxosporidien,  aus  einer 
körnigen  Masse  und  aus  wenig  Dotterkörnern  bestand.  Eine 
Untersuchung  des  Rogens  wurde  zuerst  von  Herrn  Dr.  Hil- 
gendorf    Vorgenommen,    welcher   das  Vorhandensein    von 


1)  C.  ^YEBER,  Ueber  Cratopleura  holsatica,  eine  interglaciale  Nijm- 
phaeacee,  und  ihre  Beziehungen  zu  Holopleura  Victoria  Casp.,  sowie 
zu  recenten  Nymphaeaceen,  im  N.  Jahrb.  f.  Mineral.,  J892,  Bd.  I, 
p.  114—137  nebst  Taf.  IV  u.  V. 


Sitzung  vom.  19.  Ă„jml  1892.  29 

Psorospermien  konstatirte  und  das  Material  zur  Aufbewah- 
rung in  der  Protozoenöaramlung  des  Museums,  beziehungs- 
weise zu  weiterer  Untersuchung  dem  Verfasser  ĂĽberwies, 
wobei  er  denselben  auf  die  grosse  Aehnlichkeit  der  Sporen 
mit  den  von  BĂĽtschli  (Bronn' s  Klassen  und  Ordnungen  des 
Thier- Reichs,  Bd.  I,  Taf.  38,  fig.  16,  nach  LieberkIjhns 
Zeichnungen)  abgebildeten  geschwänzten  Myxosporidiensporen 
von  den  Kiemen  des  Barsches  hinwies. 

Ich  musste  aus  Mangel  an  Zeit  den  mir  ĂĽbergebenen 
frischen  Rogen  für  spätere  Untersuchung  konserviren  imd 
legte  ihn  zunächst  in  eine  Mischung  von  gleichen  Theilen 
Glycerin  und  Wasser,  versetzt  mit  einigen  Tropfen  gesät- 
tigter Sublimatlösung,  eine  Flüssigkeit,  die  ich  mit  Erfolg 
zur  Konservirung  der  Laichmassen  von  Fröschen,  Mollusken 
und  Insekten  anwende^).  Nach  etw^a  14  Tagen  brachte  ich 
den  Rogen  in  50%,  dann  in  70%  Alkohol.  In  diesem  Zu- 
stande ist  das  Präparat  in  die  Sammlung  des  König!.  Mu- 
seums fĂĽr  Naturkunde,  Protozoa  No.  1661   eingereiht. 

In  dem  Alkohol  sind  die  krankhaften  Eier  weich 
geblieben.  Die  in  ihnen  enthaltenen  Gebilde  sind  die  von 
J.  MĂĽller  (Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  1841,  p.  477,  Taf.  16) 
entdeckten  Psorospermien  der  Fische;  sie  ähneln  am  meisten 
denen,  welche  dieser  Autor  in  den  Augenmuskeln  und  in 
der  Wand  des  Auges  vom  Hecht  fand  und  in  der  Fig.  1 
der  genannten  Arbeit  abgebildet  hat,  sie  sind  aber  nicht 
identisch  mit  ihnen.  Auch  die  Aehnlichkeit  der  Lieber- 
kĂĽhn'sehen  Sporen  bei  BĂĽtschli  1.  c.  mit  den  von  mir  unter- 
suchten ist  eine  grosse,  aber  auch  von  diesen  unterscheiden 
sich  die  meinigen  genĂĽgend,  um  beide  spezifisch  von  ein- 
ander zu  trennen.  Dagegen  scheinen  die  mir  vorliegenden 
Körper  identisch  mit  den  von  Creplin  (Archiv  f.  Naturg. 
8.  Jahrg.  1842,  p.  61,  Taf.  1,  lig.  A— E)  bekannt  gemachten 
Sporen  zu  sein,  welche  er  an  den  Kiemen  des  Kaulbarsches 
(Acerina  vulgaris  Cuv.)  gefunden  hatte;  die  Gestalt  und  die 
Grösse  seiner  Sporen  und  ihrer  Polköper  stimmt  gut  mit 

')  Die  von  mir  frĂĽher  (diese  Berichte  1889,  p.  146)  fĂĽr  diese 
Zwecke  benutzte  Mischung  von  5  Theilen  Glycerin  und  7  Theilen 
Wasser  hat  sich  für  zarte  Laichmassen  nicht  bewährt. 


30  Gesellschaft  natwfr sehender  Freimde,  Berlin. 

den  von  mir  beobachteten  ĂĽberein,  nur  miiss  ich  hervor- 
heben, dass  die  Seitenansicht  der  Sporen,  wie  sie  Creplin 
in  Fig.  1  C  wiedergegeben  hat,  nicht  das  normale  Verhalten 
bei  den  Sporen  der  Hecbteier  ist.  welche  nämlich  nur  selten 
so  breit  sind  (s.  meine  Fig.  8 — 11).     Da  die  Beschreibung 
der  Sporen  bei  Creplin  nur  kurz  gefasst  ist.   gebe  ich  in 
folgendem  eine  genaue  Schilderung  der  von  mir  untersuchten 
Gebilde.    Sie  treten  in  zweierlei  Form  auf:  die  einen  haben 
einen  Schwanz,  die  andern  sind  ungeschwänzt.    Dass  Sporen 
mit  und  ohne  Schwanzanhang  in  einer  Cyste  nebeneinander 
vorkommen,  hat  LiEBERKtJHN  (Ă„rch.  f.  Anat.  u.  Phys.  1854, 
p.  6,  und  Evolution  des  Gregarines  1855.  p.  37)  gezeigt.    Die 
geschwänzten  Sporen  der  Hechteier  sind  wie  folgt  gebaut. 
Es  sind  spindelförmige  Körper,  welche  aus  zwei  dicken  ge- 
wölbten Schalen  bestehen,  die  an  manchen  Sporen  zur  Hälfte 
und  weiter  auseinander  klaffen  (Fig.  11  und  Creplin  fig.  E.). 
Man  kann  die  beiden  Schalentheile  auch  gewaltsam  von  ein- 
ander   trennen,    indem  man  sehr  stark    auf  das  Deckglas 
drückt,    dabei  lösen    sich  dann    die   beiden  Schalenhälften 
nicht  vollständig  von  einander,  sondern  bleiben  im  hinteren 
Theile  der  Spore  miteinander  verbunden.    Die  eine  Schalen- 
hälfte ist  fast  stets  stärker  gewölbt  als  die  andere  (Fig.  8 
bis  11).  An  den  unversehrten  Sporen  erkennt  man  die  Kante, 
welche  die  Schalen  miteinander  bilden,  wenn  die  Spore  ganz 
auf  der  Seite  liegt  (Fig.  10).    Ist  zufällig  in  dem  Präparat 
eine  Spore  mit  dem  einen  Pole  gerade  nach  unten  gerichtet, 
so  bemerkt  man,    dass  die  beiden  Schalenhälften  in  ver- 
schiedener Weise  mit  einander  verbunden  sind.     Die  Ver- 
einigung geschieht  entweder  so,  dass  die  Schalen  ohne  er- 
kennbare Grenze  in  einander  ĂĽbergehen  (Fig.  12  links),  oder 
sie    sind    durch    einen    dicken    nach  innen   vorspringenden 
Wulst    mit    einander    verlöthet     (Fig.    12     rechts),     oder 
es  erscheint  an  der  Kante  ein  Kreis  (Fig.  13).    Der  vordere 
Pol  der  Spore  ist  abgerundet,   so  zwar,  dass  die  Rundung 
mehr  oder  weniger  stumpf  ist.     Grössere  Verschiedenheiten 
zeigt  der  hintere  Pol.    Er  ist  in  der  Regel  allmälig.  seltener 
schnell   in    einen   oder   zwei   dünne  Schwänze  ausgezogen; 
die  Schwänze  sind    dünner  als    die    von  Lieberkühn  bei 


Sitzung  rom  IJ).  Ă„}>,i/  IS.OxK  31 

BĂĽTSCHLi  abgebildeten.  An  so  beschaffenen  Sporen  ist  nie 
eine  Grenze  zwisdicn  dem  Körper  und  dejn  Schwanzanhang 
sichtbar;  an  anderen  Sporen  aber,  an  welchen  der  Körper 
plötzlich  in  den  Schwanz  übergeht,  sind  beide  von  ein- 
ander abgesetzt  (Fig.  3).  Die  nngeschwänzten  Sporen  sind 
an  ihrem  hinteren  Ende  abgerimdef  (Fig.  5),  die  Rundung 
ist  vielfach  stumpfer  als  die  des  vorderen  Poles;  im  ĂĽbrigen 
sind  sie  ganz  wie  die  geschwänzten  gebaut  und  es  liegt 
nahe  anzunehmen,  dass  letztere  aus  den  ersteren  entstehen, 
indem  zunächst  ein  kurzer  Stummel  entwickelt  wird,  der 
nach  und  nach  in  die  Breite  und  Länge  wächst. 

Durch  Messungen  und  Zeichnungen  ergab  sich,  dass 
der  Körper  der  geschwänzten  und  der  ungeschwänzten  Sporen 
—  wenn  man  von  einigen  noch  zu  erwähnenden  abweichend 
gestalteten  Sporenformen  wie  Fig.  4  und  6  absieht  -  -  ziem- 
lich gleiche  Länge  hat.  Es  übertrifft  daher  der  Längsdurch- 
messer der  geschwänzten  Sporen  den  der  nngeschwänzten 
nur  um  die  Länge  dieses  Anhanges.  Die  grösste  Breite  ist 
bei  allen  Sporen  fast  dieselbe.  Die  Masse  der  von  mir 
untersuchten  Sporen  und  der  von  J.  MĂĽller  vom  Hecht, 
von  Creplix  und  LieberkĂĽhn  abgebildeten  findet  man  am 
Schluss  dieser  Zeilen. 

Bei  einigen  Sporen  findet  sich  an  der  Stelle  des  Ueber- 
ganges  vom  Körper  in  den  Schwanz  eine  flügelartige  Ver- 
breiterung, welche  auf  der  Kante   der  Spore  liegt  (Fig.  7). 

J.  MĂĽller  war  geneigt,  anzunehmen,  dass  die  von  ihm 
beim  Hecht  beobachteten  Sporen  normaler  Weise  doppelt- 
geschwänzt sind,  und  dass  man  in  vielen  Fällen  nur  die 
beiden  Schwänze  nicht  von  einander  unterscheiden  kann. 
Dasselbe  gilt  wohl  fĂĽr  die  von  mir  untersuchten  Sporen, 
An  den  sehr  wenigen  Sporen,  deren  hintere  Schalen- 
hälften auseinander  klaft'ten  und  am  vorderen  Pole  zu- 
sammenhingen, sah  ich  deutlich,  dass  jeder  Schwanz  der 
doppeltgeschw^änzten  Sporen  nur  eine  Verlängerung  der 
Schalenhälfte  darstellt  und  dass  diese  Verlängerungen  bei 
der  einen  Schale  kürzer,  bei  der  anderen  länger  sind.  Es 
sind  eben  die  beiden  Schwänze  fast  stets  von  ungleicher 
Länge,  der  eine  kann  sehr  lang  sein,  während  der  andere 


32  Gesellscliaft  naturforscheiider  Freunde,  Berlin. 

nur  eine  kurze  Verlängerung  seiner  Schale  darstellt;  an 
anderen  Sporen  ist  ĂĽberhaupt  nur  die  eine  Schale  spitz  aus- 
gezogen und  die  andere  zeigt  keine  Spur  von  einem  Schwanz- 
anhang. Bei  den  doppelt  geschwänzten  Sporen  kommen  die 
beiden  Anhänge  in  drei  verschiedenen  Stellungen  vor.  Bei 
den  meisten  Sporen  lassen  sich  die  Schwänze  nur  dann  deut- 
lich wahrnehmen,  wenn  die  Spore  auf  der  Kante  oder  wenig- 
stens schief  (Fig.  9)  liegt.  Dann  divergiren  nämlich  die  beiden 
Schwänze,  die  von  der  Fläche  der  Spore  gesehen  übereinander 
lagen.  Bei  anderen  Sporen  verhält  sich  die  Sache  anders; 
die  beiden  Schwänze  treten  hier  in  der  Flächenansicht  der 
Spore  nebeneinander  auf  (Fig.  7).  Die  dritte  Stellung  ist 
die,  in  welcher  sich  die  beiden  Schwänze  sowohl  in  der 
Ansicht  von  der  Fläche  als  von  der  Seite  (Fig.  8)  kreuzen, 
eine  Kreuzung  nach  Art  der  Kreuzschnabel-Kiefer. 

Von  den  so  gestalteten  Sporen  finden  sich  einige  Ab- 
weichungen. Es  kamen  langgeschwänzte  Sporen  vor,  deren 
Körper  fast  kuglig  war  und  0,0068  mm  im  Durchmesser 
hatte.  Er  war  fast  ganz  von  den  beiden  Polkörpern  aus- 
gefĂĽllt. Auch  J.  MĂĽller  fand  bei  seinen  ovalen  Sporen 
solche,  welche  einen  runden  Körper  hatten.  Eine  andere 
Spore  (Fig.  4)  war  stark  gedrungen  mit  kurzem  Schwanz- 
anhang. Eine  dritte  Form  ist  in  Fig.  6  wiedergegeben;  ihr 
Läugsdurchmesser  betrug  0,014  mm.  der  Querdurchmesser 
0,009  mm. 

Der  Inhalt  jeder  Spore  besteht  aus  zwei  Polkörpern 
und  einem  protoplasmatischen  Inhalte,  welcher  in  den  Prä- 
paraten zu  einer  Masse  geronnen  war,  in  welcher  deutlich 
gröbere  und  feinere  Körnchen  erkannt  werden  konnten. 
Diese  protoplasmatische  Masse  liess  sich  nur  bis  zum 
Schwanzanhang  Yerfolgen.  Bei  den  geschwänzten  Sporen 
lief  der  Inhalt  hinten  spitz  zu,  bei  den  ungeschwänzten  war 
er  hinten  abgerundet.  Nach  den  Zeichnungen  LieberkĂĽhns 
bei  BtJTSCHLi  zu  urtheilen,  scheint  es,  als  ob  sich  das 
Protoplasma  bis  weit  in  den  Schwanz  hinein  erstrrckt.  In 
dem  Protoplasma  der  Myxosporidiensporen  ist  von  BĂĽtschli 
(Zeitschr.  wiss.  Zool.  Bd.  35,  1881)  ein  Kern  nachgewiesen 
worden;  später  hat  Thelohan  (Compt.  rend.  T.  109,  p.  919, 


Sitzung  roi»  10.   April  18f):2.  3,^ 

1889)  mehrere  Kerne  in  anderen  Sporen  gefunden.  In  den 
von  mir  untersuchten  Sporen  habe  ich  mit  Sicherlieit  nicht 
den  Kern  entdecken  können.  Bei  der  Behandlung  mit  Hae- 
matoxylin,  Boraxcarmin.  Bismarckbraun.  Geutianaviolett  und 
Kernschwarz  färbten  sich  zwar  ausser  dem  protoplasmati- 
schen Inhalte  auch  sehr  oft  noch  einige  Flecke  im  Innern 
intensiver,  als  ich  aber  die  Immersion  V20  Leitz  zu  HĂĽlfe 
nahm,  erwiesen  sich  diese  dunklen  Flecke  als  Anhäufungen 
gröberer  Körnchen,  welche,  zu  einem  Haufen  zusammen- 
gelagert, wenig  Aehnlichkeit  mit  einem  Kerne  hatten.  Bei 
der  Färbung  mit  Bismarckbraun  und  Boraxcarmin  zeigten 
sich  die  Polkörper  und  das  Protoplasma  verschieden  tingirt. 
Durch  Bismarckbraun  waren  die  Polkörper  viel  stärker  als 
das  Plasma  gebräunt  und  mit  Boraxcarmin  war  nur  das 
letztere  geröthet. 

Die  Polkörper  sind  kegelförmig,  ihr  hinteres  Ende  ist 
stumpf  abgerundet  und  oft  schräg  abgestutzt  (Fig.  16).  Meist 
berühren  sich  die  beiden  Körper  mit  der  einen  Längsseite 
und  diese  ist  dann  abgeflacht  (Fig.  16).  Von  den  Polkörpern 
der  Sporen,  welche  Lieberklux  (BtJTSCHLi  1.  c.)  abgebildet 
hat.  unterscheiden  sich  die  von  mir  untersuchten  durch  ihre 
Gestalt  und  durch  ihre  geringere  Länge  im  Verhältniss  zur 
Längsausdehnung  der  ganzen  Spore.  Auch  die  Gestalt  und 
Lage  der  Polkörper  bei  den  Sporen  von  J.  Müller  1.  c. 
Fig.  1  ist  eine  andere.  —  In  denjenigen  Sporen,  in  welchen 
die  Polkörper  getrennt  von  einander  liegen,  sieht  man 
zwischen  ihnen  das  gekörnte  Protoplasma.  Bütschli  (Zeit- 
schr.  wiss.  Zool.  Bd.  35.  1881)  ist  geneigt,  anzunehmen,  dass 
die  Polkörper  der  Myxosporidiensporen  in  dem  Protoplasma 
eingebettet  sind,  und  dass  dies  bei  den  mir  vorliegenden 
Sporen  wirklich  der  Fall  ist,  sieht  man  an  solchen  Sporen, 
deren  Schwanzende  gerade  nach  unten  gerichtet  ist  (Fig.  12 
und  13);  im  günstigsten  Falle  sind  dann  die  Polkörper  all- 
seitig von  Plasma  umgeben.  Ich  muss  hierzu  aber  be- 
merken, dass  ich  den  protoplasmatischen  Ueberzug  bis  ĂĽber 
die  Spitze  der  Polkörper  nur  ein  einziges  Mal  sicher  beob- 
achtet habe  (Fig.  4). 

In  den  Polkörpern  der  Myxosporidiensporen  hat  Bal- 


34  Gesellschaft  mtturforschender  Freunde,  Berlin. 

BiANi  zuerst  den  spiralig  aufgerollten  Faden  entdeckt,  welchei' 
durch  verschiedene  Reagentien  her  vorgeschnellt  werden  kann, 
worüber  Bütschli  das  Nähere  in  den  Beiträgen  zur  Kenntniss 
der  Fischpsorospermien  mitgetheilt  hat.  Ich  habe  in  den 
Polkörpern  selbst  diesen  Faden  nicht  auffinden  können  und 
nahm  bei  1000  facher  Vergrösserung  nur  einen  dunklen 
Schatten  im  Innern  wahr.  Dass  ein  solcher  Faden  aber 
auch  hier  vorhanden  ist,  geht  daraus  hervor,  dass  man  an 
der  Spitze  sehr  vieler  Sporen  ein  oder  zwei  sehr  lange 
Fäden  anheften  sieht  (Fig.  14  und  15)  und  dass  es  mir  auch 
gelang,  diese  Fäden  künstlich  aus  den  Polkörpern  heraus- 
treten zu  lassen,  als  ich  den  Inhalt  eines  der  Hechteier  in 
Eisessig  untersuchte  und  andere  in  Alkohol  liegende  Sporen 
unter  dem  Deckglase  mit  den  Fingern  stark  quetschte.  In 
solchen  Präparaten  traten  viele  der  Polkörper  aus  den  Sporen 
heraus  und  manche  vou  ihnen  zeigten  den  oft  in  ziemlich 
gerader  Richtung  herausgestossenen  Faden.  An  einigen 
Sporen  bestimmte  ich  die  Länge  des  Polkörpers  zu  0,0051 
bis  0,0059.  die  des  ausgestreckten  Fadens  betrug  bei  einer 
Spore  0,0479  mm.  Diejenigen  Polkörper,  deren  Faden  heraus- 
getreten ist,  erscheinen  immer  matt,  während  die  Körper, 
welche  sich  ihres  Nesselfadeus  nicht  entledigt  haben,  hell 
glänzen  und  sich  scharf  von  dem  Protoplasma  abheben 
(Fig.  15). 

Die  verschiedenen  Formen  der  Sporen  von  Myxospo- 
ridien,  welche  J.  MĂĽller  beschrieben  hat,  welche  von 
BĂĽtschli  (nach  LieberkĂĽhn)  abgebildet  sind  und  welche 
Creplix  und  ich  —  welche  letztere  beiden  ich  für  identisch 
halte  und  welche  bisher  in  den  Eiern  der  Fische  noch  nicht 
gefunden  waren  —  geschildert  haben,  sind  von  einander  so 
verschieden,  dass  man  versucht  sein  könnte,  den  Sporen 
verschiedene  Namen  zu  geben,  wenn  es  niclit  gerechtfertigt 
wäre,  abzuwarten,  bis  weitere  Untersuchungen  festgestellt 
haben  werden,  welchen  Myxosporidien  jene  Sporen  zuge- 
hören. Nach  dem  Vorgange  Bütschlis  Protozoa,  Erklärung 
Tafel  38,  werden  zwei  Gattungen  von  Myxosporidien,  deren 
Sporen  bekannt  sind,  unterschieden:  Myxoholus  und  Myxi- 
dhim,  deren  Diagnosen  mir  unbekannt  geblieben  sind.     Ein 


Sitzung  vom  19.  Ă„jrril  189S.  35 

drittes  Geuus  scheint  von  Perugia  aufgestellt  worden  zu 
sein,  welcher  in  den  Bolletino  scientifico,  Pavia,  No.  4 
Anno  XII  und  No.  1  Anno  XIII  ein  Myxosporidhim  mugilis 
beschrieben  htit.  lieber  die  Stellung  von  Lithocystis  Giard 
sind  die  Ansichten  getheilt;  BĂĽtschli  (Protozoa  p.  590) 
lässt  es  fraglich,  ob  dieser  Organismus  zu  den  Myxospo- 
ridien  zu  rechnen  ist.  während  Lankester  (Artikel  Protozoa 
in  Zoological  Articles.  Encyclopaedia  Britanuica  1891)  ihn 
hier  einreiht. 

Die  Maasse  der  Sporen,  welche  ich  in  diesem  Aufsatze 
zum  Vergleiche  angezogen  habe,  sind  die  folgenden: 

Die  geschwänzten  Sporen  des  Hechtauges  nach  J.Müller: 

Länge  des  Körpers  der  Spore  0,0054  Linie  ....=:  0,0121  ram 
Breite  des  Körpers     ....  0,002G      „  .     .     .     .  =  0,0059  nun 

Länge  des  Schwanzes  3  bis  4  Mal  so  lang  als  der  Körper. 

Die  geschwänzten  Sporen  des  Kaulbarsches  nach  Creplin  : 
Länge  des  Körpers  ungefähr  .  .  .  Vi^o  Linie  ...  —  0,0188  mm 
Grösste  Breite  des  Körpers  ungefähr    Vseo       „      ...  —  0,0068  mm 

Die  von  LiebrkĂĽhn  bei  BĂĽtschli  abgebildeten  ge- 
schwänzten Sporen  haben  nach  meiner  Berechnung: 

Länge  der  ganzen  Spore  ungefähr 0,0284  mm 

Grösste  Breite  des  Körpers  ungefähr 0,0057  mm 

Die  Ton  mir  untersuchten  Sporen  haben  folgende  Masse : 
Die  gesell w^änzten  Sporen: 

Länge  des  Körpers 0,018  mm 

Grösste  Breite  desselben 0,0068  mm 

Länge  des  Schwanzes  bei  den  langgeschwänzten  Sporen   .     0,011  mm 
Die  Sporen  mit  scharf  abgesetztem  Schwanzanhang  (wie 
Fig.  3): 

Länge  des  Körpers 0,0178  mm 

Grösste  Breite  desselben 0,0068  mm 

Länge  des  Schwanzes verschieden 

Die  ungeschwäuztsn  Sporen  (wie  Fig.  5): 

Länge 0,0187  mm 

Grösste  Breite 0,(H)66  mm 

Figurenerklärung. 
Alle  Figuren  habe  ich  mit  dem  Abbe  sehen  Zeichen- 
apparat entworfen.  Die  Figuren  1  —  15  sind  528  Mal, 
Figur  16  ist  720  Mal  vergrössert.  Figur  1—7  und  14 
und  15  stellen  verschiedene  Sporen  von  der  Fläche  dar, 
Figur  8—11  von  der  Seite.     Figur   12  und  13  sind  Bilder 


36 


Gesellschaft  natvrforschejider  Freunde,   Berlin. 


optischer  Durchschaitte  in  der  Höhe  des  unteren  Theiles 
der  Polkörper.  Figur  16  verschaulicht  zwei  Polkörper,  von 
denen  der  links  liegende  iinentladen  ist  und  hell  glänzend 
erscheint,  während  der  auf  der  rechten  Seite  seinen  Nessel- 
faden ausc^estossen  hat  und  matt  ist. 

'  '  '  A  5 


e        10 


13 


1ÂŁ 


Sitzuw)  vom  19.  April  189^.  37 

Hon*  F.  HiLGENDORF  legte  vor  eine  neue  Brachimotus- 
Art  von  Aden  (Br.  harpax). 

Die  Gattung  Braehf/notus  wurde  von  De  Haan  1835 
auf  Risso's  (ronojdax  scxdcndĂĽtus  (Mittelmeer)  gegrĂĽndet;  auf 
der  gleichen  Form  basirt  Ilctcrof/rajjsus  Lucas  1849,  worauf 
Verfasser  schon  in  diesen  Sitzungsber.  1882.  p.  68,  hin- 
wies. An  De  Haan's  Diagnose  nuiss  geprĂĽft  werden,  ob 
die  neue  Art  der  Gattung  Bmchynotus  zugerechnet  wer- 
den darf. 

Nach  De  Haan  soll  Br.  1)  die  beiden  grossen 
Glieder  der  äusseren  Kieferfüsse  gleich  lang  haben;  bei 
harpax  ist  das  zweite  aber  deutlich  länger  als  das  dritte, 
dabei  basal wärts  verschmälert,  nach  der  Körpermitte  zu 
weniger  entwickelt,  und  mithin  kaum  mehr  „quadratisch" 
zu  nennen.  —  2)  Der  erste  Kieferfuss  soll  am  apicalen  Gliede 
des  Endopodit  der  nach  der  Mittellinie  zugehenden  Quer- 
platte entbehren  und  trägt  bei  Mittelmeerexemplaren  in  der 
That  nur  noch  ein  Rudiment  derselben,  während  bei  liar- 
2KIX  die  Querplatte  den  apicalen  Hauptast  an  Fläche  über- 
trifft. —  3)  Der  Schild  sollte  oben  gewölbt  sein,  ist  aber  bei 
harpax  längs  und  quer  sehr  flach.  —  4)  Endlich  übertrifft 
die  Stirnbreite  deutlich  die  halbe  Schildbreite,  bei  sexd.  ist 
sie  geringer.  Dazu  kommt  noch  ein  Unterschied,  der  sich 
nicht  auf  De  Haan's  Angaben  bezieht,  aber  vielleicht  ebenso 
wichtig  ist.  als  dessen  zweite  Differenz:  Der  von  der  Stirn 
niedersteigende  Lappen  bedeckt  bei  harpax  ein  Eckchen  des 
Basalglieds  vom  äusseren  Fühler,  bei  sexd.  bleibt  er  um 
die  ganze  Länge  des  Glieds  von  diesem  entfernt.  Auf  die 
Punkte  1,  3,  4  ist  kaum  Gewicht  zu  legen. 

KiNGSLEY,  der  1880  die  Gattung  neu  characterisirt  (als 
Ueterograpsus)  und  die  dreizehn  damals  bekannten  Species 
auffĂĽhrt,  giebt  zwei  Charactere,  die  zu  Jmrpax  weniger  gut 
passen:  ,, Carapax  arcuate'-.  „Front  inclined";  beide  aber 
halten  fĂĽr  seine  eigenen  Arten  nicht  Stich.  Auch  fĂĽr  die 
Annäherung  des  Stirnlappens  an  das  Basalglied  der  An- 
tenne I  bietet  sich  pouciUaftts ,  den  KinĂĽst.ey  (nebst  san- 
guineus)  im  Gegensatz  zu  De  Haan  mit  sexdent.  in  dieselbe 


38  Gesellschaft  natniforschender  Freunde,  Berlin, 

Gattung  bringt,  bereits  als  Beispiel.    Innerhalb  der  Kixgs- 
ley' sehen  Gattung  steht  harpax  also  sicher. 

MiERS  (Challenger,  Zool.  XVII  p.  264)  erwägt,  ob 
nicht  K.'s  drei  letzte  Arten  (mit  drei  Zähnen  hinter  der 
Orbital-Ecke)  besser  zu  Cyrtogmpsus  Dana  zu  stellen  und 
die  anderen  (indo  -  pacifischen)  Formen  als  „  echte  Hetero- 
grapsus''  von  dem  mediterranen  Braclujnotus  subgenerisch 
zu  trennen  wären.  ^)  Als  unterscheidende  Kennzeichen  sollen 
gelten:  Schild  breiter,  mehr  depress,  mit  H-förmigem  Ein- 
druck in  der  Mitte;  schwächere  Seitenzähne,  vorragendere 
Stirn.  Offenbar  mĂĽssten  wohl  etwas  genauere  Studien 
der  schwierigen  Entscheidung  vorausgehen,  die  ich  einem 
künftigen  Monographen  überlassen  will.  Vorläufig  behalte 
ich  fĂĽr  die  neue  Art  den  Namen  Brachynotas  bei  und  fasse 
die  Gattung  im  Umfang  wie  Kingsley. 

Brachynotiis  harpaT,  Seitenrand  juit  zwei  Zähnen 
hinter  der  Orbitalecke;  Seiten  des  Schildes  fast  grade, 
nach  hinten  convergirend,  Stirn  vierlappig,  dies  noch  schär- 
fer als  bei  sexd.  Fläclie  des  Schildes  eben,  nur  die  Stirn 
etwas  geneigt;  die  Epigastrikalhöcker  deutlich,  in  der  Meso- 
gastrikalgegend  zwei  sichelförmige,  scharfe  Eindrücke  (bei 
sexd.  punktförmig),  die  Basis  der  unterhalbliegenden  Muskel- 
ansatzplatten. Aeussere  KieferfĂĽsse  dicht  aneinander- 
schliessend  (enger  als  bei  sexd.). 

Aeussere  FĂĽhler  kurz,  die  Cornea  nicht  erreichend. 
Die  Leiste  unterhalb  des  Auges  und  Seitenrandes  beim  cT 
in  vier  Theile  getrennt;  der  erste  (dicht  am  FĂĽhler)  gra- 
nulirt,  der  zweite  (unter  der  Cornea)  linienförmig  und  glatt, 
der  diitte  unter  dem  ersten  Seitenzahn  linienförmig,  glatt, 
der  vierte  unter  dem  mittleren  Seitenzahn,  ein  kleiner  Höcker. 
Beim  $  die  Leiste  ungetheilt.  granulirt,  vor  dem  mittleren 
Seitenzahne  endend.  Diese  Gesclilechtsdifferenz  fehlt  bei 
penicillatus,  wo  $  und  ^  modificirte  Leisten  besitzen,  und 
bei  sangiiineus,  wo  die  Leiste  einfach  und  schwach  granulirt 


^)  Da  Heterogr.  historisch  völlig   syn.  mit  Brachyn.  ist,   darf  man 
den  Namen  schwerlich  in  anderer  Bedeutung  wieder  aufleben  lassen. 


Sitzung  vom   19.   April  180:^.  39 

bleibt;  bei  sejcd.  ist  die  Differenz  vorhanden,  es  fehlt  aber 
beim  d^  der  hinterste  Höcker.  —  Der  Rand  vor  der  Ein- 
lenkung  des  JScheerenfusses  ist  glatt  (bei  seccd.  gekörnt). 
Das  Abdomen  des  c/*  wie  bei  sexcl,  das  des  $  mit  flacher 
medianer  Einbuchtung  am  siebenten  Glied. 

Die  Scheere  ist  beim  (/  dick  uad  gross;  im  Allge- 
meinen wie  bei  seid.,  aber  die  Löffel  an  den  Fingerspitzen 
ausgebildeter,  weiss;  am  beweglichen  Finger  ein  tiefer,  halb- 
kreisförmiger Ausschnitt  in  der  Basis  der  Schneide,  distal 
von  einem  grössern  und  einem  kleineren  Zahn  begränzt, 
apikal  folgen  undeutliche  Zähne,  der  unbewegliche  ohne 
Zähne.  Der  obige  Einschnitt  muss  ein  kräftiges  Zufassen 
ermöglichen,  daher  der  Name.  Ein  dichter  Filz  feiner  Haare 
fast  auf  der  ganzen  Innern  Handfläche  und  an  den  beim 
Einklappen  damit  in  BerĂĽhrung  kommenden  oberen  Ecken  von 
Carpus  und  Brachium.  DafĂĽr  fehlt  die  blasige  Auftreibung 
am  Pollex- Gelenk  des  sexd.  Die  Leiste  auf  der  Aussen- 
fläche  des  Index  zieht  nur  über  ein  Drittel  der  Hand  fort. 
Beim  9  sind  die  Scheeren  kleiner,  es  fehlen  Haare.  Ein- 
schnitt, grössere  Zähne;  dafür  tragen  Index  und  Pollex 
kleine  Zähne  und  die  Leiste  der  Pland  endet  erst  unweit 
des  Carpalgelenks.  —  Am  fünften  Bein  der  Dactylus  etv/as 
kürzer  als  der  Augenstiel,  am  Oberrand  mit  5  — 6  Stachelchen, 
am  untern  mit  zwei. 

Grösse.  Das  grösste  d^  maass:  Länge  des  Schildes 
10  mm,  Breite  12,  Dicke  des  Körpers  4,5;  Stirn  6;  Scheere 
lang  10,  hoch  öV^,  dick  2V2.  Ein  Weibchen  von  7,5  mm 
Breite  trägt  schon  Eier. 

Junge  (6V2  mm  breit)  haben  längeren  Schild,  fast  so 
lang  als  breit  (Unterschied  nur  eine  Augendicke,  bei  alten 
drei);  die  Beine  etwas  kĂĽrzer  (Femur  breiter).  Bei  j.  c  die 
Leiste  der  Hand  noch  vollständig.  Haarpolster  und  Sub- 
orbitalleiste aber  schon  männlich  entwickelt. 

Fundort  Aden,  wo  der  verstorbene  treffliche  Hilde- 
brandt eine  grössere  Zahl  sammelte.  Mus.  Berl.,  Gen. 
Cat.  Crustacea  No.  8472. 

Fast  alle  Brachyn.  besitzen  einen  ungelappten  Stirn^ 
rand;    andere   sind  durch  mehr  als  drei  Seitenzähne  oder 


40  Gesellschaft  nattirforschender  Freunde,  Berlin. 

abweicheßde   Behaarung    an    den  Scheeren    der   Männchen 
leicht  von  harpax  zu  unterscheiden. 

Herr  Preyer  sprach  ĂĽber  die  organischen  Elemente. 


Im  Umtausch  wurden  erhalten: 

Leopoldina  Heft  XXVIIL  No.  3,.  4.    Jahrg.  92. 
Naturwissenschaftliche  Wochenschrift,  herausg.  von  Potonie, 

Bd.  I-VI  und  Bd.  VII,  No.  1-16  (von  IV  fehlt  No.  20, 

22—25  weil  vergriffen). 
Photographisches  Wochenblatt,  Berlin.  No.  12 — 14. 
Jahreshefte  d.  Vereins  f.  Mathematik  u.  Naturwissenschaft  in 

Ulm.   4.  Jahrgang. 
Vierteljahresschrift  d.   naturforsch.    Gesellschaft  in  ZĂĽrich. 

36.  Jahrgang.  2.-4.  Heft. 
Neujahrblatt  d.  naturforsch.  Gesellsch.  in  ZĂĽrich.  1892. 
Anzeiger  d.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Krakau,  März 

1892. 
Meddelelser    Botaniske    Forening    i    Kjöbenhavn.    Bd.  IL 

No.  9-10. 
Botanisk  Tidsskrift.  XVIII.  Bd.,   1.  Heft  1892. 
Geologiska  Föreningens  i  Stockholm  Förhahdlingar.  Bd.  XIV, 

Heft  3. 
Atti  della  Societa  Toscaua,  Processi  verbali,  Vol.  VII  Januar 

u.  Maerz  1891;  Vol.  VIII  Nov.  1891.  Januar  1892. 
Atti  della  Societa  Toscana.  Memorie,  Vol.  VI,  Fase.  3. 
Atti  della  Societa  Ligustica  di  sei.  nat.  e.  geogr.,  Vol.  III. 

No.  1.  März   1892. 
Bollettino  delle  pubblicazioni  Italiane,  Nr.  149—151.  März, 

April  1892. 
Bollettino  delle  opere  moderne   straniere.   Vol.   VI.    1891, 

Indice  alfab. 
Bollettino  delle  opere  moderne  straniere.  Vol.  VII.  Nr.  14, 

Februar  1892. 
Atti  deUa  E.   Accademia   dei  Lincei,    Rendiconti.    Vol.   I. 

Fase.  3,  4.    Febr.  1892. 


Sitzung  vom  19.  April  1892.  41 

Bollettino  della  Societa  di  Naturalist!  in  Napoli,   Serie  I, 

Vol.  V,  Fase.  1,  2.    1891. 
Neptimia,  Venezia,  Anno  II,  No.  13,  14.    Jan.,  Febr.  1892. 
Bulletin  de  la  Societe  Zoologique  de  France,  Tome  XVII, 

No.  2.  1892. 
Annales  de  l'Universite  de  Lyon,  Tome  I.  II,  Fase.   1,  2; 

III.  Faso.  1. 
Revue  geographique,  16  Annee,  No.  194,  Dec.  91;  17  Annee, 

No.  195.  Jan.  92. 
The  Irish  Naturalist,  Vol.  I,  No.  1. 
Bulletin  of  the  Minnesota  Acad.  of  nat.  sei.,  Vol.  III,  No.  2, 

1891. 
Psyche,  a  Journal  of  Entomology,  Vol.  VI,  No.  192,  April  1892. 
Journal  of  Comp.  Medicine  and  Veterinary  Arch.,  Vol.  XIII. 

No.  3.  März  1892. 
Bulletin  of  the  Mus.  of  Comp.  ZooL.  Vol.  XXIII,  No.   1. 
Proc.    of   the    California   Academy    of  Sciences,    Vol.   III, 

Part.  1,  Sept.  92. 
Memorias    y  Revista    de    la    Sociedad   Cientifica   ,,  Antonio 

Alzate"!  Tome  V,  3,  4. 
Australian  Museum,  Rep.  of  trustees  for  1890. 


Druck  von  J.  F.  fetarcke  in  Berlin. 


V 


Nr.  5.  1892. 

S  i  t  z  11  n  g  s  -  B  e  r  i  c  h  t 

der 

Gesellscliaft  natiirforscliender  Freunde 

zu  Berlin 

vom    17.  Mai   1892. 


Director:     Herr  F.  E.  Schulze. 


Herr  F.  E.  SCHULZE  sprach  ĂĽber  die  Bezeichnung  der 
Lage  und  Richtung  im  Thierkörper. 

FĂĽr  die  Wahl  der  AusdrĂĽcke,  welche  zur  Bezeichnung 
der  Lage  und  Richtung  im  Thierkörper  dienen  sollen, 
scheinen  mir  folgende  Prinzipien  in  absteigender  Reihe  von 
Bedeutung. 

1 .  Die  Bezeichnungen  sollen  Begriffe  ausdrĂĽcken,  welche 
sich  auf  bestimmte  stereometrische  Grundformen  der 
symmetrisch  gebauten  Thierkörper  beziehen,  und  als  Punkte, 
Linien.  Richtungszeichen,  Flächen  oder  Regionen  in 
diesen  Grundformen  darstellbar  sind. 

2.  Jede  Bezeichnung  soll  eindeutig  sein. 

Fm  dies  zu  erreichen,  sind  vor  Allem  diejenigen  Aus- 
drücke zu  vermeiden,  welche  Beziehungen  des  Thierkörpers 
oder  Theile  desselben  zur  Umgebung,  resp.  zur  Richtung 
der  Schwerkraft  angeben,  wie  z.  B.  „horizontal",  ,. vertikal", 
„oben",  „unten".  „Basis"  und  dergl.  Ferner  sind  zu  ver- 
meiden Bezeichnungen  physiologischer  Bedeutung,  wie 
„vorne"  und  „hinten",  es  sei  denn,  dass  mit  denselben 
auch  ein  ganz  bestimmter  morphologischer  Begriff  verbun- 
den ist,  wie  z.  B.  bei  „oral". 

3.  Die  Bezeichnungen  sollen  an  sich  allgemein 
verständlich  sein. 

Man  hat  daher  nur  solche  Ausdrücke  —  sei  es  unver- 
ändert, sei  es  mit  geringfügiger  Modifikation  —  zu  verwen- 

5 


44  Gesellschaft  natur forschend  er  Freiinae^  Berlin. 

den,  welche  entweder  schon  mit  bestimmter  Bedeutung  im 
Gebrauch  sind  oder  von  allgemein  bekannten  Dingen  oder 
Verhältnissen  entnommen  sind,  wie  „lateral",  „caudal", 
„aequatorial"  etc. 

Damit  die  vorzuschlagenden  x4usdrĂĽcke  Aussicht  auf 
allgemeine,  d.  h.  internationale  Annahme  und  Verwendung 
gewinnen,  ist  es  zwekmässig,  sie  mit  griechischen  oder 
lateinischen  Wortstämmen  zu  bilden.  Daneben  wird  für 
jeden  so  fixirten  Begriff  auch  ein  prägnanter  deutscher 
Ausdruck  erwĂĽnscht  sein. 

4.  Die  Bezeichnungen  sollen  sprachlich  korrekt, 
möglichst  kurz  und  einigermaassen  wohllautend  sein. 
Hybride  Wörter  sind  zu  vermeiden. 

5.  Synonyme  sind  zulässig,  wenn  sie  wirklich  den- 
selben Begriff  bezeichnen.  Oft  ist  es  erwĂĽnscht,  verschie- 
dene, jedoch  womöglich  von  demselben  Stamm  gebildete 
AusdrĂĽcke  fĂĽr  einen  weiten,  umfassenden  und  einen  oder 
mehrere  engere,  spezielle,  jenem  Aveitgreifenden  sub- 
ordinirte  Begriffe  zu  haben. 


Alle  nicht  absolut  unregelmässigen  Körper  können  nach 
ihren  Symmetrieverhältnissen  in  drei  Kategorien  gebracht 
werden,  je  nachdem  die  Mitte,  auf  welche  sämmtliche  Theile 
nach  Lage  und  Richtung  zu  beziehen  sind,  nur  1)  durch 
einen  Punkt,  2)  durch  eine  Linie,  3)  durch  eine  Fläche 
dargestellt  wird. 

Diejenigen  Körper,  deren  Mitte  nur  durch  einen  Punkt 
das  „Centrum",repräsentirt  wird,  wollen  wir  Syn Stigmen^) 
{Synstigmata)  nennen;  solche  Körper,  deren  jMitte  nur  durch 
eine  Linie  gegeben  ist.  bezeichnen  wir  als  Syngrammen^) 
(Syngrammata)  und  nennen  deren  Symmetrieliuie  Hauptaxe 
oder  Prinzip  alaxe;  während  alle  Körper,  deren  Mitte 
durch  eine  (ebene)  Fläche,  die  Median  ebene,  dargestellt 
wird.  Sympeden^)  (Sympeda)  oder  Bilaterien  (BĂĽateria) 
heissen. 


^)  aTiyij-a  =  Punkt. 
^)  ^rja^xij.ri  =  Linie, 
^)  TTsSov  =  eben. 


Sitzung  vom  17.  Mai  1892.  45 


I.     Die  Synstigmen 

oder  piinktsymmetrischen  Körper,  Ceiitrostigmen  Haeckel's. 

Die  stereoinetrische  Grundform  wird  durch  die  Kugel 
oder  ein  endosphärisches  Polyeder  reprilsentirt. 

Die  vom  Mittelpunl^t  oder  Centrum  zur  Grenzfläche 
gezogenen  Linien  heissen  Radien  resp.  radial.  Die  Rich- 
tung zum  Centrum  heisst  central,  die  entgegengesetzte 
distal;  überhaupt  heisst  Alles,  was  dem  Centrum  genähert, 
zugerichtet  oder  zugewandt  ist,  central,  im  Gegensatze  zu 
dem  vom  Centrum  entfernten,  abgewandten  oder  abgerich- 
teten, welches  distal  genannt  wird. 

Es  scheint  mir  nun  sehr  zweckmässig,  den  äussersten 
Grenzfall  der  centralen  resp.  distalen  Lage  durch  eine  ge- 
ringe Modifikation  des  Wortes  ausdrücken  zu  können.  Ich 
schlage  dafĂĽr  nach  Analogie  des  allbekannten  und  mit 
grossem  Vortheile  benutzten  Wortes  und  Begriffes  median 
im  Verhältniss  zu  medial  die  Endung  an  vor,  so  dass  also 
centran  den  im  Centrum  selbst  gelegenen  Endpunkt  des 
Radius,  distan  jeden  in  der  Grenzfläche  gelegenen  Punkt, 
oder  den  Endpunkt  jedes  Radius  bezeichnen  kann.  Es  haben 
demnach  z.  B.  die  Stacheln  dar  Acantharia  eine  cen träne 
Spitze  an  ihrem  centralen  Endtheile,  w^ährend  ihre  radiär 
ausstrahlenden  Pseudopodien  am  distalen  Ende  eine 
distane  Spitze  besitzen.  Es  bezeichnet  sonach  das  auf  al 
endigende  x^djektiv  den  allgemeinen  oder  weitgreifenden, 
umfassenderen  Begriff,  dessen  einzelner  ausgezeichneter, 
extremer  Fall,  gleichsam  der  Superlativ,  durch  dasselbe 
Wort  mit  der  p]ndung  an  ausgedrĂĽckt  werden  kann,  wenn 
dies  wünschenswerth  oder  zweckmässig  erscheint.  Und  ich 
glaube,  dass  sich  diese  Unterscheidung  fĂĽr  sehr  viele  ad- 
jektivische Lagebezeichnungen,  welche  auf  al  ausgehen,  wird 
verwenden  lassen. 

Jede  durch  den  distanen  Endpunkt  eines  Radius  gehende 
und  rechtwinklig  zu  letzterem  gerichtete  Linie  oder  Ebene, 
mag  sie  nun  mit  einem  Theile  der  Grenzfläche  zusammen- 
fallen oder  mit  derselben  nur  einen  Punkt  gemeinsam  haben, 

5* 


46  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

heisst  „tangential".  Für  alle  diejenigen  Linien  oder 
Ebenen  aber,  welche  parallel  liegen  mit  einer  solchen 
tangentialen  Ebene  oder  Fläche  schlage  ich  den  Ausdruck 
paratangential  vor,  welcher  besonders  bei  Schnitten 
zweckmässige  Verwendung  finden  dürfte.  Solche  paratan- 
gentialen Schnitte  können  mehr  oder  weniger  central  resp. 
distal  liegen,  ein  durch  das  Centrum  selbst  gelegter  Schnitt 
ist  ein  centraner;  ein  Schnitt,  w^elcher  einen  Theil  der 
Distanfläche  enthält,  ist  ein  distaner  Schnitt. 

IL     Die  Syngrammen 

oder  liniensymmetrischen  Körper,  Centraxonien  Hap:ckel's. 

Diejenige  Linie,  zu  welcher  alle  Theile  des  Körpers 
symmetrisch  liegen,  heisst  „Prinzipalaxe".  Ihre  beiden 
Endpunkte  w  erden,  falls  sie  nicht  von  einander  unterschie- 
den w^erden  sollen,  „t  er  mini"  genannt,  und  alles,  was  den- 
selben genähert,  zugew^andt  oder  zugerichtet  ist,  heisst  im 
Allgemeinen  terminal,  die  Endpunkte  selbst  jedoch  und 
alles,  w^as  dieselben  speziell  betrifft,  z.  B.  die  durch  den- 
selben gehende  (als  eine  ebene,  rechtwinklig  zur  Prinzipal- 
axe  gelegene)  Endfläche,  können  nach  dem  oben  pag.  45  an- 
gegebenen Priuzipe  als  ,,  terminan"   bezeichnet  werden. 

FĂĽr  den  Mittelpunkt  der  Prinzipalaxe  ist  der  Ausdruck 
centran.  für  alles,  was  demselben  genähert,  zugewandt 
oder  zugerichtet  ist,  der  allgemeine  Ausdruck  central  zu 
benutzen. 

Was  in  der  Prinzipalaxe  selbst  liegt,  wird  axian.  w^as 
ihr  genähert,  zugewandt  oder  zugerichtet  ist.  axial  oder 
proximal  genannt.  Ich  schlage  vor,  das  Wort  proximal 
ausschliesslich  in  diesem  bestimmten  Sinne  zu  gebrauchen. 
Was  von  der  Prinzipalaxe  entfernt,  abgewandt  oder  abge- 
richtet ist,  heisst  distal,  was  in  der  Grenzfläche  des  Kör- 
pers selbst,  also  möglichst  weit  von  der  Prinzipalaxe  ent- 
fernt ist,  dagegen  distan. 

Jede  durch  die  Prinzipalaxe  gehende  Ebene  heisst 
meridial,  jede  die  Prinzipalaxe  rechtwinklig  schneidende 
Linie  oder  Ebene  dagegen  transversal. 

Ist    der    Transversalschnitt    oder    Querschnitt    ein 


Sitzung  von}  17.   Mai  ISDiK  47 

Kreis,  so  sind  in  demselben  unendlich  viele  Transversal- 
axen  resp.  Transversalradien  vorhanden.  An  letzteren  wird 
man  ein  proximales  und  ein  distales  Ende  unterschei- 
den. Der  in  der  Prinzipalaxe  gelegene  Endpunkt  jedes 
transversalen  Radius  kann  proximan,  der  in  der  Distan- 
fläche  gelegene  Endpol  aber  distan  genannt  werden. 

Ist  der  Transversalschnitt  kein  Kreis,  so  sind  min- 
destens zwei  differente  Transversalaxen  zu  unterscheiden 
und  je  nach  der  besonderen  Körperform  besonders  zu  be- 
nennen. 

Falls  sämnitliclie  Transversalscbnitte  Kreise  sind,  so 
finden  sich  keine  ausgezeichneten  Transversalaxen.  wie  z.  B. 
beim  Sphäroid,  Doppelkegel,  Cylinder  oder  anderen  Ro- 
tationskörpern. Sind  nicht  sämmtliche  Transversalschnitte 
Kreise,  so  giebt  es  zwei  oder  mehrere  Transversalaxen, 
wie  etwa  bei  der  graden  regulären  oder  amphitekten  Doppel- 
l)yraniide,  dem  regulären  oder  amphitekten  Prisma  etc. 

Will  man  den  durch  den  Mittelpunkt,  das  Centrum, 
der  Prinzipalaxe  gelegten  Transversalschnitt  auszeichnen, 
so  kann  man  ihn  Centrotransversan- Schnitt  nennen. 
Falls  durch  einen  solchen  Centrotransversanschnitt  der  syn- 
gramme  Körper  in  zwei  völlig  gleiche  Hälften  zerlegt  wird, 
so  haben  wir  es  mit  isopolen  oder  gleichpoligen  Syn- 
grammen  zu  thun. 

Wird  dagegen  der  syngramme  Körper  durch  den  Centro- 
transversanschnitt in  zwei  ungleiche  StĂĽcke  zerlegt,  so  ge- 
hört derselbe  zu  den  heteropolen  oder  ungleichpoligen 
Syngrammen  wie  z.  B.  die  Halbkugel,  der  grade  Kegel, 
die  grade  reguläre  oder  amphitekte  Pyramide  etc. 

Wenn  ich  nun  hier  auch  nicht  auf  die  Bezeichnung  der 
verschiedenen  Einzelformen  und  deren  differente  Axen  und 
Ebenen  einzugehen  brauche,  so  erfordert  doch  die  Bezeich- 
nung der  beiden  differenten  Terminal  pole  der  Prinzipalaxe 
der  heteropolen  Syngrammen  einen  bestimmten  Entscheid. 
Ich  glaube,  dass  man  keine  besseren  AusdrĂĽcke  fĂĽr  diese 
differenten  Pole  wird  finden  können,  als  die  grade  hier  bis- 
her fast  allgemein  angewandten  ^oral"  und  „aboral", 
obwohl  sie  einen  etwas  physiologischen  Beigeschmack  haben. 


48  GesctlschaĂź  naturforsche)ider  Freunde,  Berlin. 

Da  aber  die  hierher  gehörigen  syngrammeii  Thierformen, 
welche  man  gewöhnlich  „Strahlthiere"  oder  „Radialen"  ge- 
nannt hat,  ihr  os  oder  osciilum  fast  ausnahmslos  grade  in 
dem  einen  Endpole  der  Prinzipalaxe  haben,  so  wird  schwer- 
lich je  ein  Missverständniss  entstehen.  Auch  hier  scheint 
mir  eine  Unterscheidung  von  oran  und  oral,  aboran  und 
ab  oral,  resp.  paroran  in  dem  oben  ausführlich  erörterten 
Sinne  nĂĽtzlich  zu  sein. 

III.    Die  Sympeden  oder  Bilaterien, 

Zeugiten  oder  Centrepipeden  IIaeckel's. 

Den  Bilaterien  kommen  drei  rechtwinklig  sich  kreu- 
zende Axen  zu,  von  welchen  zwei  heteropol  sind,  die 
dritte  isopol  ist.  Von  den  beiden  heteropolen  Axen  heisst 
die  eine  die  Prinzipalaxe.  die  andere  die  Dorsoven- 
tralaxe.  Beide  zusammen  bestimmen  diejenige  Symmetrie- 
ebene,  welche  die  beiden  spiegelbildlichgleichen  Seitenhälften 
des  Körpers  scheidet  und  Medianebene  heisst,  während 
die  dritte,  die  isopole  Axe.  die  Medianebene  senkrecht  durch- 
setzend, von  einer  Seitenhälfte  zur  andern  führt,  und  des- 
halb Perlateralaxe  heissen  soll. 

Alles,  was  der  Prinzipalaxe  genähert,  zugewandt  oder 
zugerichtet  ist,  heisst  (ebenso  wie  bei  den  Syngrammen) 
proximal,  was  dagegen  von  der  Prinzipalaxe  entfernt,  ab- 
gewandt oder  abgerichtet  ist,  heisst  distal. 

Die  beiden  differenten  Enden  der  Prinzipalaxe  sollen 
als  proral  (von  prora,  das  vordere  Ende  des  Schiffes)  und 
caudal,  die  betreffenden  Endpunkte  oder  Endflächen  aber 
als  pro  ran  und  caudan  bezeichnet  werden.  Was  dem  pro- 
ranen  Endpunkte  resp.  der  Endfläche  genähert,  zugewandt 
oder  zugerichtet  ist,  heisst  proral,  was  dem  caudanen  End- 
punkte resp.  der  caudanen  Endfläche  genähert,  zugewandt 
oder  zugerichtet  ist,  heisst  caudal. 

Die  beiden  differenten  Enden  der  Dorso  ventral  axe  wer- 
den als  dorsal  und  ventral,  die  betreffenden  Endpunkte 
resp.  Endflächen  als  dorsan  und  ventran  bezeichnet.  Was 
dem  dorsanen  Endpunkte  resp.  der  betreffenden  Endfläche 
genähert,    zugewandt  oder  zugerichtet   ist,    heisst    dorsal; 


Sitzung  rohi  17.  Mai  189;^.  49 

was  dein  veiitraiii'U  Eiulpuiiki«'  resp.  der  betrefteüdeu  Eud- 
fläclie  genähert,  zugewandt  oder  zugerichtet  ist,  heisst 
ventral. 

Die  beiden  gleichen  Enden  der  Perlateralaxe  werden 
als  dextral  und  sinistral,  die  betreffenden  Endpunkte 
resp.  Endflächen  als  dextran  und  sinistran  bezeichnet. 
Was  dem  dextranen  Endpunkte  resp.  der  betreffenden  End- 
fläche genähert,  zugewandt  oder  zugerichtet  ist,  heisst 
dextral;  was  dein  sinistranen  Endpunkte  resp.  der  sini- 
stranen  Endfläche  genähert,  zugewandt  oder  zugerichtet  ist, 
heisst  sinistral. 

Den  Bilaterien  kommen  auch  drei  rechtwinklig  sich 
schneidende  Orientirungsebenen  zu,  deren  jede  von  je 
zwei  der  soeben  besprochenen  Körperaxen  bestimmt  wird. 
Von  diesen  drei  Ebenen  heisst  diejenige  die  Median  ebene, 
W'Clche  die  beiden  heteropolen  Axen,  nämlich  die  Priuzipal- 
axe  und  die  Dorsoventralaxe  enthält.  Sie  allein  ist  die 
Symmetrieebene,  insofern  alle  Theile  zu  ihr  paarweise 
symmetrisch  liegen.  Nach  Henles  Vorgang  wird  alles, 
was  genau  in  dieser  Ebene  liegt,  „median"  genannt,  wäh- 
rend dasjenige,  was  ihr  genähert,  zugew^andt  oder  zugerichtet 
ist.  als  „medial",  was  von  ihr  entfernt,  abgewandt  oder 
abgerichtet  ist,   als  „lateral"  bezeichnet  wird. 

Die  beiden  durch  die  Medianebene  geschiedenen,  sich 
spiegelbildlich  gleichenden  Seitenhälften  (latera)  des  Körpers 
werden  ebenso  wie  die  betreffenden  Hälften  der  Perlateral- 
axe als  dextral  und  sinistral  unterschieden. 

Diejenige  Ebene,  welche  die  heteropole  Prinzipalaxe 
uud  die  isopole  Perlateralaxe  enthält  und  welche  zur  Dorso- 
ventralaxe senkrecht  steht,  scheidet  die  ventrale  Körper- 
hälfte von  der  differenten  dorsalen  und  heisst  Frontan- 
ebene. 

Die  dritte  Ebene,  welche  sowohl  die  heteropole  Dorso- 
ventralaxe als  auch  die  isopole  Perlateralaxe  enthält,  steht 
zur  Prinzipalaxe  sowie  zu  den  beiden  anderen  Orientirungs- 
ebenen senkrecht,  scheidet  die  prorale  Körperhälfte  von  der 
differenten  caudalen   und   heisst  Trans  vor  sau  ebene  oder 


50  Gesellschaft  nahirfor seilender  Freunde,  ^^t'lin. 

Centrolransversanebene.  Die  letztere  Bezeichnung  be- 
zieht sich  auf  den  allen  drei  Orientierungsebenen  gemein- 
samen Schnittpunkt,  das  Centrum.  Alles,  was  diesem 
cen tränen  Punkte  genähert,  zugewandt  oder  zugerichtet 
ist,  heisst  central,  was  in  ihm  selbst  lies^t  centrau. 

Diejenigen  Ebenen,  welche  den  soeben  charakterisierten 
Ebenen  parallel  liegen,  werden  durch  ein  vorgesetztes 
para  (resp.  par  vor  Vokalen)  bezeichnet  und  so  von  der 
ausgezeichneten  mittelsten  Ebene  ihrer  Richtung  unterschie- 
den, z.  B.  Paramedianebene.  Parafrontanebene  etc., 
während  sämmtliche  unter  sich  parallel  gerichtete  Ebenen 
mit  Einschluss  der  durch  die  Endung  an  ausgezeichneten 
Mittelebene  durch  die  Endung  al  bezeichnet  werden.  So 
heissen  z.  B.  sämmtliche  Parafrontalebenen  -f  der  Frontan- 
ebene zusammen  Frontalebenen.  Unter  den  sämmtlichen 
Transversalebenen  ist  eine,  nämlich  die  Transversanebene 
oder  Centrotransversanebene  dadurch  ausgezeichnet,  dass  sie 
durch  das  Centrum  geht,  alle  ĂĽbrigen  sind  Paratransversan- 
ebenen.  Nur  fĂĽr  die  Paramedianebene  mit  Einschluss  der 
Medianebene  selbst  hat  man  nach  PIenle's  Vorgang  nicht 
die  allgemeine  Bezeichnung  Medialebenen,  sondern  Sagit tal- 
ebenen benutzt,  und  ich  bin  der  Ansicht,  dass  diese  letztere 
Bezeichnung  beibehalten  werden  sollte. 

Unter  Sagittalebenen  verstehen  wir  also  die  Median- 
ebene nebst  sämmtlichen  Paramedianebenen ;  sowie  auch  das 
Wort  sagittal  die  ventro-dorsale  Richtung  angiebt. 

Während  diese  Bezeichoung  der  wichtigsten  Orien- 
tirungsebenen  und  der  ihnen  parallelen  Ebenen  fĂĽr  die  ein- 
deutige Benennung  und  Charakteristik  der  Lage  von  Durch- 
schnitten von  der  grössten  praktischen  Wichtigkeit  ist,  kann 
es  unter  Umständen  auch  erforderlich  sein,  die  parallele 
oder  die  concentrische  Lage  von  andersartigen  Flächen, 
etwa  von  bestimmten  nichtebenen  Grenzflächen  der  Körper 
oder  einzelnen  Körpertheile  in  dieser  ihrer  Lage  kurz  zu 
charakterisieren.  Auch  dies  kann,  wenn  es  sich  um  Paral- 
letität  der  Flächen  im  Allgemeinen  handelt,  ganz  wohl 
durch  ein  vorgesetztes  para  (resp.  par)  ausgedrĂĽckt  werden, 
z.  B.  paradorsan,   paraproran  etc.;    wenn  es  sich  um  con- 


Sitzung   vom  17.   Mai  J89Z  51 

centrische  Lage  handelt,  wird  man  niclit  umliin  können, 
das  längere  concentro  zu  wählen,  z.  B.  concentropro- 
ran  ii.  s.  w. 

Sollte  es  nun  auch  niclit  möglich  sein,  die  liier  vor- 
geschlagene oder  irgend  eine  andere,  yielleicht  vortheilhafter 
gewählte  Nomenklatur  für  die  in  Betracht  kommenden  Be- 
griffe zur  allgemeinen  Annahme  und  ausnahmslosen  Ver- 
wendung der  Betheiligten  zu  bringen,  so  dĂĽrfte  es  doch 
gelingen,  eine  Terminologie  festzustellen,  welche  sich  dem- 
jenigen zum  Gebrauche  empfiehlt,  der  Ursache  hat.  seine 
Angaben  durch  eine  unzweideutige  Bezeichnungsweise  fĂĽr 
das  richtige  Verständniss  seiner  Leser  oder  Zuhörer  sicher- 
zustellen. 

Herr  W.  Weltner  sprach  ĂĽber  die  Methoden,  bei 
nass  konservirten  Thieren  die  Farben  zu  erhalten, 
beziehungsweise  wieder  herzustellen. 

In  den  letzten  Jahren  sind  eine  ganze  Reihe  von 
Methoden  bekannt  geworden,  welche  darauf  abzielen,  die 
Thiere  nnter  möglichster  Erhaltung  der  Form  im  ausge- 
streckten Zustande  zu  konserviren.  So  schön  diese  Prä- 
parate sonst  sind,  sie  leiden  fast  alle  daran,  dass  die  natĂĽr- 
lichen Farben  ganz  zerstört  oder  doch  zum  Theil  verändert 
sind.  Den  gebräuchlichen  Fixirungsmitteln  (Salpetersäure, 
Ueberosmiumsäure,  Eisessig.  Chromsäure.  Sublimat)  fallen 
die  meisten  Farben  zum  Opfer,  und  man  wird  kaum  hoffen 
dürfen,  mit  diesen  Reagentien  Präparate  zu  erhalten,  welche 
die  natĂĽrliche  Farbe  der  Objekte  bewahrt  haben. 

Schon  beim  blossen  Konserviren  im  Alkohol  geht  bei 
den  meisten  Thieren  die  natĂĽrliche  Farbe  verloren  und  nur 
in  wenigen  Fällen,  in  denen  sie  an  die  Harttheile  gebunden 
ist,  wie  bei  Alcyonarien.  Stylasteriden.  Polytrema,  bleibt 
sie  im  Alkohol  erhalten.  Auch  bei  vielen  Arthropoden  er- 
hält sich  die  natürliche  Farbe  noch  sehr  lange  im  Alkohol, 
aber  auch  nur  dann,  wenn  die  Objekte  vor  dem  Lichte  ge- 
schĂĽtzt sind.  Nur  sehr  wenige  Thiere  scheint  es  zu  geben, 
bei  welchen  das  färbende  Pigment  an  den  Weichkörper 
gebunden  ist  und  durch  den  Alkohol  nicht  gelöst  und  nicht 


52  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

verändert  wird,  wie  bei  einigen  Spoogieu  (cf.  Vosmaer, 
Forifera  in  Bronn' s  Kl.  und  Ordn.  Thierreichs,  p.  438)  und 
Tunicaten.  Meist  ist  es  die  schwarze  Farbe,  welche  vom 
Alkohol  am  w^euigsten  angegriffen  wird. 

Wenn  man  bei  Thieren  und  Pflanzen,  welche  in  FlĂĽssig- 
keiten konservirt  werden  sollen,  die  natĂĽrliche  Farbe  er- 
halten will,  so  hat  man  zu  unterscheiden,  ob  die  Präparate 
als  blosse  Schauobjekte  für  öffentliche  Sammlungen  dienen 
sollen,  oder  ob  man  das  Objekt  noch  für  eine  spätere 
wissenschaftliche  Untersuchung  benutzen  will.  l\\  beiden 
Fällen  würde  es  freilich  am  zweckmässigsten  sein,  wenn 
man  die  natürliche  Färbung  bei  der  Konservirung  er- 
halten könnte ,  allein  das  lassen  die  Fixirungsmittel  nur 
selten  zu.  Man  kann  sich  bei  Schausammlungsobjecten 
aber  mitunter  dadurch  helfen,  dass  man  die  verloren  ge- 
gangene Farbe  nachträglich  auf  irgend  eine  Weise  nachahmt. 

Es  sind  nun  in  neuerer  Zeit  verschiedene  Vorschläge 
gemacht  Avorden,  um  Thiere  und  Pflanzen  unter  Beibehal- 
tung ihrer  natĂĽrlichen  Farbe  nass  zu  konserviren.  Ich 
w  ill  zunächst  dasjenige,  w^as  mir  hierüber  bekannt  geworden  ist, 
zusammenstellen,  um  dann  die  Art  und  Weise  zu  besprechen, 
wie  man  die  verloren  gegangene  Farbe  von  Objekten, 
w^elche  man  in  dem  gew^öhnlichen  Aethylalkohol  aufbe- 
W'ahren  will,  wieder  herstellen  kann. 

Um  die  Farben  kalkfreier  Thiere  längere  Zeit  zu  er- 
halten, räth  Martin^),  den  Alkohol  mit  Alaun  im  Ueber- 
schuss  zu  versetzen.  Derselbe  Autor  empfiehlt  fĂĽr  gleiche 
Zwecke  den  „Liqueur  conservativ,  welcher  aus  150  Grm. 
Salz,  75  Grm.  Alaun,  V2  Grm.  Sublimat  und  2  Kilogr. 
Wasser  besteht.  So  lange  derselbe  nur  geringe  Massen  zu 
konserviren  hat.  ist  er  sehr  gut,  bei  einem  einigermaassen 
ausgedehnten  Quantum  aber  sofort  zu  schw^ach  und  lässt 
dann  faul  werden,  weshalb  zu  solchen  die  Lösung  stärker 
zu  nehmen  ist." 


')  Ph.  L.  Martin,  Die  Praxis  der  Naturgeschichte.  ].  Thl. 
Taxidermie.  2.  Aufl.  1876.  p.  20—21.  2.  Thl.  Dermoplastik  und 
Museologie.    2.  Aufl.    1880.    p.  257—259.     Weimar. 


Sitzung  vom  17.  Mai  1892.  53 

Nach  einer  ^littheilung  des  Herrn  Dr.  IIooeniiofeu^) 
hat  Ilr.  PisTOii  eine  KonservatiousflĂĽssigkeit  (schwefelsaures 
Ziükoxyd)  erfunden,  über  deren  nähere  Zusammensetzung 
indessen  bisher  nichts  bekannt  geworden  ist.  Nach  der 
Angabe  Rogknfiofers  hatten  sich  in  dieser  FlĂĽssigkeit  zoo- 
logische und  botanische  Objekte  seit  fĂĽnf  Jahren  weder  in 
ihrer  Form  noch  in  ihrer  Farbe  wesentlich  geändert  und 
von  einem  Farrenkraute  war  der  grĂĽne  Farbstoff  unver- 
ändert geblieben. 

Die  von  Wickersheimek  zusammengesetzte  Nahrungs- 
flüssigkeit, welche  jetzt  käuflich  zu  beziehen  ist  und  dazu 
dient,  Fleisch  und  Bier  zu  konserviren,  soll  auch  die  Farbe 
der  betreffenden  Nahrungsmittel  erhalten.  Ein  Versuch, 
den  ich  augestellt  habe,  um  eine  grün  gefärbte  Sponyllla 
lacustrls  zu  konserviren,  misslang  vollständig;  schon  nach 
einigen  Tagen  löste  sich  der  Weichtheil  vollständig  auf  und 
ich  erhielt  nach  14tägiger  Maceration  ein  ausgezeichnetes 
Skeletpräparat  des  Schwammes. 

Nach  der  Neptunea  rivista  mensile-)  hat  Hr.  Rick. 
Thoma  eine  KonservirungsflĂĽssigkeit  erfunden,  welche  die 
natürlichen  Farben  der  Thiere  nicht  verändern  soll.  Sie 
besteht  aus: 

100  gr.  Schwefelsaurem  Natron. 
100  gr.  Chlornatrium. 
100  gr.  Chlorkalium. 
100  gr.  Chlorsaurem  Kali. 
10  gr.  Salpetersaurem  Kali. 
1  Liter  Wasser. 

Man  wäscht  das  Objekt  ab  und  bringt  es  in  die  Flüssig- 
keit, in  welcher  es  18 — 24  Stunden  verharrt,  worauf  es  in 
Alkohol  konservirt  wird.  Derselbe  ist  1  —  2  Mal  zu 
wechseln.  Die  Farbe  bleibt  insoweit  erhalten,  als  sie  nur 
ein  wenig  dunkler  wird. 

Um  anatomische  Präparate  für  Lehrzwecke  unter  Er- 


')  AI.  RoGENHOFER,  in  Verliandl.  Zool.  bot.  Ges.  Wien.  Jahrg. 
1890.    40  Bde.    Sitzungsbor.    p.  50.     Wien  1890. 

-)  Neptunea  rivista  niensile.  Anno  IT.  No.  IG  vom  30.  April 
1892.    p.  6 IG.    Venedig. 


54  Gesellschaft  nahirforscheiuler  Freunde,   Berlin. 

haltuQg  der  Farben  zu  konserviren,  benutzt  Prof.  Grawitz  ^) 
eine  Lake,  wie  man  sie  ähnlich  zum  Pökeln  des  Fleisches 
gebraucht.  Er  legt  die  Organe  in  frischem  Zustande  in  eine 
Flüssigkeit,  welche  „aus  150  Grm.  Kochsalz,  40  Grm. 
Zucker,  20  Grm.  Salpeter  auf  1  Liter  Wasser  besteht. 
Diese  Lake  wird  durch  Zusatz  von  3proc.  Borsäure  oder 
etwas  Weinsteinsäure  [A.  tartaricum)  angesäuert,  was  für 
die  Umsetzung  des  Hämoglobins  in  Haematin  nothwendig 
ist;  nachdem  die  Organe  eingelegt  sind,  wird  die  Lake 
durch  Wasserzusatz  verdĂĽnnt,  bis  das  Objekt  darin  unter- 
sinkt. Nach  4—8  Wochen  ist  das  Pökeln  fertig,  die  Prä- 
parate werden  alsdann  in  klare  Lake  von  der  gleichen 
Concentration  eingesetzt.  Es  erhält  sich  die  Grösse,  Gestalt 
und  Consistenz  der  Organe  (Milz,  Leber,  Niere  etc.)  gut, 
von  den  Farben  alle  Parenchymfarben.  die  meisten  Pigment- 
farben und  Concremente.  wie  Kalk-  und  Harnsäuresalze. 
Blutroth  als  solches  ist  nicht  zu  erhalten,  es  entsteht  ein 
bräunliches  Roth  durch  Hämatin,  auf  welchem  sich  aber 
Kontrastfarben  deutlich  abheben.  Die  Transparenz  der  Ge- 
webe bleibt  erhalten,  ParenchymtrĂĽbuugen  und  Verfettungen 
sind  mikroskopisch  sichtbar,  die  Gewebskerne  verschwin- 
den. Eingelegte  Organe  erhalten  sich  4—6  Tage  lang  ganz 
im  natĂĽrlichen  x\ussehen." 

Zur  Erhaltung  der  Form  und  der  Farben  bei  Fischen, 
x4mphibien  und  Reptilien  hat  Haly,- Curator  des  Colombo 
Museums,  mit  grossem  Erfolge  eine  Mischung  von  Cocus- 
nussöl  mit  Carbolsäure  angewandt.  Auch  für  Crustaceen 
und  höhere  Arachniden.  sowie  für  Myriopoden  scheint  diese 
Flüssigkeit  geeignet,  während  sie  im  Allgemeinen  für  marine 
Evertebraten  ihren  Dienst  versagt.  FĂĽr  mikroskopische 
Untersuchungen  empfiehlt  derselbe  Autor  eine  Mischung  von 
Cocusnussöl  und  Terpentin  unter  Zusatz  von  Carbolsäure, 
durch  welche  die  Vereinigung  der  beiden  ersteren  ermög- 
licht wird.  ^) 


1)     Grawitz,   Tageblatt   d.  59.  Yers.  deutcli.  Natiirf.  und  Aerzte 
zu  Berlin,    p.  378.    Berlin  1886. 

-)  (Haly)  in  Nature,  Yol.  45,  p.  212.     London  1891. 


Sitzumj  vom   17.  Mai  1S92.  55 

Fabre  Domergue  ^i  ging  von  der  Thatsache  aus.  dass 
gewisse  in  Zuckersyrnp  Koiisorvirlc  Friiclite  ihre  Farbe  l)e- 
liHit^n  und  suchte  einen  Syi-up  darzustellen,  in  welchem  die 
Thiere  ihr  Kolorit  nicht  ändern  würden.  Als  die  geeignetste 
Flüssigkeit  fand  er  die  folgende:  Ya'  löst  Traubenzucker 
in  warmem  Wasser  imd  setzt  nach  dem  Erkalten  auf 
1000  Theile  dieser  Lösung  100  Theile  Glycerin,  200  Theile 
^lethylalkohol  und  einige  Messerspitzen  (bis  zur  Sättigung) 
gepulverten  Kamphers  hinzu.  Da  aber  diese  Mischung  stets 
sauer  ist.  so  neutralisirt  man  durch  etwas  Kali  oder  Natron- 
lauge. Dann  filtrirt  man  und  lässt  auf  diesem  Liquor 
noch  einige  StĂĽckchen  Kampfer  llottiren.  In  dieser  FlĂĽssig- 
keit, welche  beim  Konserviren  mehrmals  gewechselt  werden 
muss,  hielten  sich  Seeigel,  Schlangensterne  und  Asterias 
glackdis  sehr  gut,  w^ährend  bei  Ästerias  ruhens  und  violacca 
die  Farbe  stark  nachdunkelte.  Von  Crustaceen  hielt  sich 
Carcinus  niaenas,  Fortunus  corrugatus,  Hoinarus,  Steuo- 
rhpichuSj  Galathea  strigosa,  während  Falaemon  und  IIi2:fpolyte 
roth  wurden.  Skeletlose  Thiere  (animaux  mous)  behielten 
zum  grössten  Theile  ihre  Farbe,  schrumpften  aber  trotz 
aller  Vorsicht  sehr  zusammen.  Die  FlĂĽssigkeit  eignete 
sich  im  Allgemeinen  für  blau-,  roth-  und  grüngefärbte 
Crustaceen,  sowie  fĂĽr  gewisse  Echinodermen.  Verfasser 
theilt  mit.  dass  sich  nach  Pouchets  Untersuchungen  das 
blaue  Pigment  des  Hummers  durch  KohlenstotfchlorĂĽr  er- 
halte und  dass  sich  diese  Verbindung  vielleicht  fĂĽr  weitere 
Konservirungen  verwenden  lasse. 

Um  pelagische  Copepoden  zu  konserviren,  wendet 
Thompson^)  ein  Gemisch  an  von 

1  Theil  Glycerin, 

2  Theilen  Proof-spirit, 
1  Theil  Wasser. 


^)  Fabre  Domergue,  Sur  la  conservation  en  collection  des  ani- 
maux colores.  Compt.  rend.  hebdom.  des  Seances  et  Memoires  de  la 
Soc.  de  Bio].  T.  I.  9e  serie,  Annee  1889.  (41  e  de  la  collection.) 
p.  38—39.     Paris  1889. 

-)  Is.  C.  Thompson,  Copepoda  of  Madeira  and  the  Canaiy  Is- 
lands, witli  descriptions  of  new  Genera  and  Spccies.  Journ.  1  iim. 
Soc.  Zool.    Vol.  20.     p.  145—166.     London  1888. 


56  Gesellschaft  natnrforschender  Freunde,  Berlin. 

Dazu  1  Theil  Carbolsäiire  auf  100  Theile  jener 
Mischung.  (Unter  Proof-spirit  versteht  man  einen  Avässerigen 
Allcohol  von  0,920  spez.  Gew..  enthaltend  0,495  Gewich ts- 
theile  oder  0.5727  Volumtheile  absoluten  Alkohol).  In 
dieser  FlĂĽssigkeit  blieben  die  mannigfaltigen  Farben  der 
Copepoden  erhalten,  welche  zugleich  durch  das  Fluidum 
genĂĽgend  aufgehellt  wurden,  um  direkt  der  mikroskopischen 
Untersuchung  zu  dienen. 

Eine  Methode  zur  Erhaltung  der  grĂĽnen  Farbe  des 
Chorophylls  von  Hydra  viridis  hat  Hamann'^)  angegeben. 
Er  bringt  zu  diesem  Zwecke  „  die  Hydren  in  eine  Probir- 
röhre, welche  man  etwa  ein  Viertel  ihrer  Höhe  mit  Wasser 
angefĂĽllt  hat.  Haben  sich  nun  die  Thiere  ausgestreckt,  so 
fügt  man  ein  Paar  Tropfen  einer  1  procentigen  Essigsäure- 
lösung hinzu.  Hierauf  fügt  man  tropfenweise  5procentige 
Chromsäure  hinzu,  bis  die  Lösung  eine  gesättigt  gelbe  Fär- 
bung angenommen  hat.  Alsbald  fĂĽlle  man  70 procentigen 
Alkohol  hinzu,  so  dass  die  Probirröhre  jetzt  beinahe  bis 
an  den  Rand  gefĂĽllt  ist.  Nach  und  nach  wird  mm  die 
Flüssigkeit  aus  der  Probirröhre  entfernt  und  an  ihre  Stelle 
70procentiger  Alkohol  hinzugefĂĽgt,  und  hiermit  so  lange 
fortgefahren,  bis  sich  die  Hydren  in  reinem  Alkohol  von 
dem  angegebenen  Procentsatz  befinden.''  Bei  den  so  be- 
handelten Thieren  blieben  die  grünen  Körper  auch  nach 
der  Färbung  von  Boraxkarmin  grün. 

Bei  dieser  mit  des  Autors  eigenen  Worten  wieder- 
gegebenen Konservirung  der  Hydren  kam  es  ihm  wesent- 
lich darauf  an,  die  grĂĽne  Farbe  der  Zoochlorellen  zu  er- 
halten. Eine  Kontraktion  des  Körpers  und  besonders  der 
Arme  ist  nach  dieser  Methode  unvermeidlich.  Nach  einer 
Notiz  in  Hardwicke's  Science  Gossip  Vol.  25,  p.  43,  1889 
(Capitel  Microscopy),  scheint  es  gelungen  zu  sein.  Präparate 
von  Hydra  viridis  herzustellen,  Avelche  sowohl  die  Tentakel 
im  ausgestreckten  Zustande  zeigen,  als  die  grĂĽne  Farbe 
behalten  haben.  Diese  Präparate  sind  von  E.  Hinton, 
12  Varley  Road,  Upper  Holloway.  N.  London,  zu  beziehen. 


^)     0.  Hamann,    Zur    Entstehung    und    Entwicklung    der    grĂĽnen 
Zellen  bei  Hydra.    Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.    Bd.  37.  p.  459.    Leipzig  1882. 


Sitztnuj   vom   17.   Mai  1S9J2.  57 

Die  Wege,  welche  man  einschlagen  kann,  um  die  Farl)e 
von  Thieren.  welche  man  in  Alkoliol  aurbewahrt  hat  oder 
darin  zu  konserviren  gedenkt,  kĂĽnstlich  liervorzubringen, 
sind  etwa  die  folgenden.  Man  kann  zunächst  die  Thiere 
mit  Wasserfarben  anmalen  und  sie  nachher  firnissen.  In 
dieser  Weise  wird  im  Xatnrhistorischen  Museum  zu  Ham- 
burg das  Kolorit  der  auszustellenden  Fische  mit  grosser 
Naturtreue  nachgeahmt.  Die  so  behandelten  Fische  werden 
in  Alkohol  von  707«  aufbewahrt.  (Nach  gütiger  i\Iitthei- 
lung  des  Herrn  Director  Kraepelin.) 

Die  anderen  Methoden,  die  Farbe  nass  zu  konser- 
virender  Thiere  wieder  herzustellen,  lassen  sich  nur  an- 
wenden, wenn  das  Objekt  nur  eine  einzige,  gleichmässig 
über  die  ganze  Oberfläche  vertheilte  Färbung  besitzt.  Um 
hier  die  natĂĽrliche  Farbe  nachzuahmen,  kann  man  das  in 
Alkohol  konservirte  Thiere  mit  einer  passenden  Farbstoif- 
lösung  tingiren.  In  dieser  Weise  werden  die  röthlichen 
Exemplare  von  Beroe  ovata,  welche  von  der  Zool.  Station 
in  Neapel  in  den  Handel  gebracht  werden,  mit  Carmin- 
lösung  gefärbt. 

Eine  andere  Methode  wäre  die,  dass  man  in  dem 
Thiere  oder  wenigstens  in  den  oberflächlichen  Schichten 
desselben  eine  chemische  Verbindung  auf  nassem  Wege  in 
der  Kälte  oder  bei  gelinder  Wärme  erzeugt.  Die  so  ent- 
stehende Verbindung,  welche  natĂĽrlich  die  Farbe  des  leben- 
den Thieres  zeigen  muss.  darf  am  Lichte  nicht  verändert 
werden.  FĂĽr  manche  Farben,  z.  B.  fĂĽr  die  Farbe  des 
Berliner  Blau,  Hesse  sich  diese  Methode  vielleicht  anwen- 
den. Brmgt  man  das  lebende  oder  in  Alkohol  konservirte 
Thier  nach  dem  Abwaschen  in  eine  Lösung  von  Ferrocyan- 
kalium,  bis  es  oberflächlich  davon  durchtränkt  ist  und  setzt 
es  dann  in  eine  Eisenchloridlösung,  so  entsteht  in  dem 
Thiere  ein  blauer  Niederschlag,  der  in  Alkohol  unlöslich 
ist.  Vielleicht  wird  es  auch  gelingen,  in  einigen  Fällen 
die  gewĂĽnschte  Farbe  dadurch  wieder  herzustellen,  dass 
man  das  Objekt  in  eine  Farbstofflösung  bringt,  aus  welcher 
Alkohol  den  Farbstoff  niederschlägt. 

Endlich    kann    man    zur    Herstellung    der    naturlichen 


58  GesellscJiriĂź  naturforsrhender  Freunde,  Berlin. 

Farbe  die  Thiere  mit  einem  Farbstoff'  futtern,  der  im  Alko- 
hol und  am  Lichte  nicht  verändert  wird.  8olche  Filtterungs- 
versuche  lassen  sich  gut  bei  Spongien  und  Protozoen,  welche 
ja  viele  Farbstoffe  begierig  aufnehmen,  ausfĂĽhren.  In  dieser 
Weise  habe  ich  zwei  Präparate  von  Ophryd'mm  vcrsatilc 
und  Spougilla  lacustris  hergestellt,  welche  seit  einem  Jahre 
ihre  grüne  Farbe  nicht  verändert  haben.  Die  Thiere  w^ur- 
den  im  Aquarium  mit  einem  passenden  ChromgrĂĽn,  im 
Wasser  zertheilt,  gefüttert  und,  nachdem  sie  vollständig  er- 
grünt waren,  in  90procentigem  Alkohol  abgetödtet.  Der 
Schwamm  wurde  in  dem  Alkohol  belassen,  während  das 
Ophrydium  in  einer  Mischung  von  Glycerin  und  Wasser 
konservirt  wurde. 

Herr  F.  E.  ScHULZE  legte  Proben  von  verschieden- 
farbigen Schmetterlingsflügeln  vor.  welche  längere 
Zeit  der  bleichenden  Wirkung  des  Sonnenlichtes 
unter  verschiedenen  Bedingungen  ausgesetzt  waren. 

Als  es  sich  darum  handelte,  in  der  Lehrsammlung  des 
Zoologischen  Institutes  Schmetterlinge  zur  freien  Besichtigung 
so  aufzustellen,  dass  dabei  ihre  Farben  möglichst  wenig 
verändert  werden,  entstand  die  Frage,  welche  von  den  ver- 
schieden intensiv  gefärbten  gelb-  oder  röthlich  -  braunen 
Glasplatten  (wie  sie  zum  Schutze  gegen  die  Wirkung  des 
Sonnenlichts  benutzt  zu  werden  pflegen)  hier  anzuwen- 
den sei. 

L^m  diese  Frage  auf  Grund  von  Erfahrungen  entschei- 
den zu  können,  wurden  am  4.  jlärz  d.  J.  Stücke  der  Vor- 
derflĂĽgel von 

1)  der  stidamerikanischen  Callicore  marchcdii  Guer.  mit 
carminrother  Unterseite, 

2)  unserer  blaugrĂĽnen  Geometm  papilionnria  L.  und 

3)  unserer  maigrĂĽnen  Earias  cUorana  L.  flach  auf  dem 
Boden  von  fünf  gleichen  Pappkästchen  ausgebreitet  und 
festgesteckt.  Von  diesen  Kästchen  war  eines  mit  einem 
Deckel  von  dicker  Pappe,  das  zweite  mit  völlig  durchsich- 
tigem Fensterglase,  das  dritte  mit  ziemlich  durchsichtigem, 
hellgelblich-braunem  Glase,   das    vierte  mit  etwas  weniger 


Sitzung  vom  17.  3Iai  1892.  59 

durchsichtigem  rothbraiinem  Glase,  das  fĂĽnfte  endlich  mit 
nur  wenig  durchsichtigem  rothbraunem  Glase  gedeckt,  und 
sämmtliche  Deckel  fest  angeklebt.  Diese  Kästchen  wurden 
an  einem  westseitigen  Fenster  des  zoologischen  Institutes 
so  aufgestellt,  dass  sie  dem  Tageslichte  und  auch  dem 
direkten  Sonnenlichte  frei  ausgesetzt  waren. 

Als  dieselben  mm  Mitte  Mai,  also  nach  mehr  als  zwei 
Monaten  geöffnet  wurden,  zeigte  sich  die  rothe  Unterseite 
der  FlĂĽgel  yon  Callicore  in  dem  mit  durchsichtigem  farb- 
losen Glase  gedeckelten  Kästchen  so  stark  ausgeblasst,  dass 
man  nm*  noch  einen  blassrosa  Schimmer  auf  gelblichgrauem 
Grunde  wahrnahm.  Auch  das  blaugrĂĽne  FlĂĽgelstĂĽck  der 
Gcomctra  2^apilionaria  war  etwas  abgeblasst.  Es  zeigte  sich 
nur  noch  blassblau  ohne  den  grĂĽnlichen  Schimmer  der  nor- 
malen Flügel,  während  die  maigrünen  Flügel  von  Earias 
dilorana  ihre  Farbe  nicht  oder  kaum  merklich  verändert 
hatten. 

Dagegen  war  in  den  drei  mit  verschieden  intensiv 
gelbröthlich- braungefärbtem  und  daher  verschieden  durch- 
scheinendem Glase  verschlossenen  Kästchen  die  Farbe 
sämmtlicher  Flügel  nahezu  unverändert.  Selbst  das  gegen 
gegen  die  bleichende  Wirkung  des  Tageslichtes  zweifellos 
sehr  empfindliche  Roth  der  VorderflĂĽgelunterseite  von  Calli- 
core marchalĂĽ  Guer.  erschien  kaum  verschieden  von  dem- 
jenigen der  FlĂĽgel  desselben  Thieres  in  dem  mit  Pappe 
völlig  verfinsterten  Kästchen;  und  ebenso  war  zwischen  den 
so  verschieden  stark  gefärbten  Gläsern  selbst  durchaus  kein 
Unterschied  in  der  Wirkung  zu  erkennen.  Dasselbe  galt 
begreiflicher  Weise  von  deren  Wirkung  auf  die  blaugrĂĽne 
Färbung  der  Flügel  von  Gcomctra  pa2nlionaria  L.  und  die 
maigrĂĽnen  FlĂĽgel  von  Earias  chlorana  L. 

Auf  Grund  des  Ergebnisses  dieses  Experimentes  habe 
ich  den  Schrank,  in  welchem  ich  Schmetterlinge  der  all- 
gemeinen Betrachtung  zugänglich  machen  will,  ohne  die- 
selben der  Gefahr  des  Ausbleicheus  auszusetzen,  nicht  mit 
Scheiben  von  dem  ganz  dunkelbraunen  Glase,  sondern  mit 
Scheiben  von  dem  ziemlich  durchsichtigen,  gelblich-bräun- 
lichem Glase  versehen  lassen. 


ĂźQ  Gesellschaft  natur forschender  Freunde,  Berlin. 

Herr  0.  Jaekel  legte  Abbildungen  von  Selachiern 
aus  dem  Eooän  des  Mt.  Bolca  vor  und  sprach  im 
Anschluss  daran  ĂĽber  die  Stammesgesohichte  und 
Systematik  der  Rochen. 

Herr  Max  BARTELS  legte  schädliche  Raupen  aus 
SĂĽdost-Afrika  vor. 

Dieselben  stammen  aus  Ha  Tschewasse  im  Norden  von 
Transvaal  und  fĂĽhren  bei  den  dieses  Gebiet  bewohnenden 
Bawenda  den  Namen  Kbohe.  Die  dazu  gehörige  Schmetter- 
lingsart ist  dem  Redner  bis  jetzt  noch  nicht  bekannt.  Diese 
Raupen  bieten  ein  ärztliches  Interesse  dar,  weil  sie  den 
Menschen  schädlich  und  den  Hausthieren  verderblich  sind. 
Herr  Missionar  C.  Beuster.  welchem  Redner  die  Thiere 
verdankt,  giebt  an,  dass  dieselben  dem  Menschen  bei  der 
Berührung  „einen  furchtbar  brennenden  Schmerz  verur- 
sachen". Das  ist  v/ohl  zu  verstehen,  wenn  man  die  Raupen 
näher  betrachtet.  Man  sieht  auf  ihrer  Dorsalseite  auf  jedem 
Körperringe  zwei  halbkugelige  Hervorragungen,  die  eine 
rechts,  die  andere  links  von  der  Medianlinie  gelegen.  Diese 
sind  dicht  mit  starken,  spitzen  Haaren  bestanden,  w^elche 
von  der  Halbkugel  nach  allen  Seiten  in  radiärer  Richtung 
abstehen.  Auch  an  den  beiden  Seitenrändern  der  Körper- 
ringe, mehr  zur  Ventralfläche  gelegen,  finden  sich  solche 
HaarbĂĽschel.  Die  mit  einer  braun  pigmentirten  Marksub- 
stanz versehenen  Haare  besitzen  einen  ungefähr  kreis- 
förmigen Querschnitt  und  haben  eine  langgestreckt  konische 
Gestalt  bis  in  die  Nähe  des  freien  Endes  hin.  Dieses  letzte 
Stück  verjüngt  sich  aber  plötzlich  in  seinem  Querdurch- 
messer, so  dass  die  schon  an  sich  spitzen  Haare  nun  noch 
mit  einer  besonderen  feinen  Spitze  bewehrt  sind.  Auf  diese 
Weise  mĂĽssen  sie  in  ganz  vorzĂĽglicher  Weise  dazu  geeignet 
erscheinen,  in  die  Haut  des  die  Raupe  Ergreifenden  einzu- 
dringen. Ob  sie  auch  noch  mit  GiftdrĂĽsen  in  Verbindung 
stehen,  bedarf  der  weiteren  Untersuchung. 

Was  nun  die  Wirkung  der  Raupen  auf  die  Hausthiere 
betrifft,  so  berichtet  Herr  Beuster:  „Wenn  das  Vieh  die- 
selben verschluckt,    soll  schleuniger  Tod  die  Folge  sein." 


Sitzung  vom  17.  November  1892.  CfiJ^  G 

Es  hat  daĂĽach  den  Anschein,  als  wenn  ihjn  ein  concreter 
Fall  nicht  vorgekommen  wäre.  Was  bei  den  Thieren  die 
Ursache  des  Todes  ist,  kann  nicht  so  ohne  Weiteres  ge- 
sagt werden.  Man  wird  aber  wohl  annehmen  mĂĽssen,  dass, 
wo  diese  Raupen  ihre  Fressplätze  haben,  sie  nicht  verein- 
zelt, sondern  wahrscheinlich  massenhaft  beisammen  sitzen. 
Wenn  nun  ein  Rind  diese  Stellen  abweidet,  so  wird  es  auf 
einmal  eine  grössere  Menge  dieser  Raupen  mit  hinunter- 
fressen. Es  könnte  auf  diese  Weise  eine  grössere  Zahl 
der  Raupenhaare  in  die  Magenschleimhaut  eindringen  und 
so  eine  hochgradige  Magenentzündung  hervorrufen.  Näher- 
liegend ist  es  aber  wohl,  sich  vorzustellen,  dass  die  Raupen- 
haare sich  bereits  in  die  das  Futter  abreissende  Zunge  ein- 
spiessen  und  dass  durch  die  in  Folge  dessen  sich  aus- 
bildende EntzĂĽndung  und  starke  Anschwellung  der  Zunge 
die  weitere  Nahrungsaufnahme  unmöglich  gemacht  und  durch 
Fortschreiten  der  Schwellung  auf  das  lockere  Zellgewebe 
des  Rachens  und  des  Kehlkopfeinganges  vielleicht  sogar 
ein  plötzlicher  Erstickungstod  herbeigeführt  wird. 

Herr  H.  J.  KOLBE  sprach  ĂĽber  die  von  Herrn  Leo- 
pold CoxKAUT  in  Deutsch-Ostafrika,  namentlich  in 
der  Gebirgslandschaft  von  Usambara  gesammelten 
melitophilen  Lamellicornier  (CoUopteva). 

Nachdem  Herr  Leopld  Conradt  von  seiner  letzten 
Reise  nach  Central -Asien,  die  er  als  Begleiter  Gromb- 
scHEVSKi's  mitgemacht  hatte,  im  Anfange  des  Jahres  1891 
nach  Deutschland  zurĂĽckgekehrt  war,  machte  er  sich  im 
FrĂĽhsommer  desselben  Jahres  auf  nach  Ostafrika,  wo  er 
im  Anfang  des  Juni  eintraf.  Nach  mehrwöchentlichem 
Aufenthalte  an  verschiedenen  Punkten  der  KĂĽste  reiste 
er  in  das  Innere  des  Landes  ab.  Sein  Ziel  war  die  Ge- 
birgslandschaft von  D er ema  in  Usambara,  wo  er  im  Auf- 
trage der  Deutschen  Kolonialgesellschaft  eine  Plantage  an- 
legte. Derema  liegt  850  m  hoch  in  einer  waldreichen  ge- 
birgigen Gegend.  Hier  hielt  sich  Conradt  von  Mitte  August 
bis  JMitte  Dezember  1891  auf.  Die  Art  seiner  dienstlichen 
Beschäftigung  in  der  freien  Natur  brachte  es  mit  sich,  dass 


52  Gesellschaft  naturforschemJer  Freunde,  Berlin. 

ihm  reiche  Schätze  von  Naturalien  zufielen,  unter  denen 
die  Mannigfaltigkeit  der  Formen  die  Individuenzahl  sehr 
überwiegt.  Seinem  Versprechen  gemäss  sammelte  er,  so- 
weit es  ihm  seine  Zeit  gestattete,  und  zwar  meist  unmittel- 
bar in  dem  Bereich  der  Plantage  oder  in  deren  nächster 
Umgebung,  in  einer  Höhe  von  800  bis  850  m  namentlich 
Coleopteren,  auch  manche  andere  Insekten  und  Mollusken. 
Auch  eine  Anzahl  Wirbelthiere  wurde  erbeutet.  Wenn 
CoNKADT  schon  auf  seinen  zwei  Reisen  in  Central -Asien 
zeigte,  dass  er  sich  auf  das  Sammeln  und  Conserviren  von 
Insekten  versteht  (die  Königliche  Berliner  Sammlung  be- 
sitzt einen  grossen  Theil  seiner  centralasiatischen  Ausbeute 
an  Coleopteren),  so  bewährte  er  seinen  Ruf  als  guter  In- 
sektensammler in  reichem  Maasse  durch  die  bei  seinem 
Aufenthalte  in  Deutsch -Ostafrika  erzielten  Resultate.  Die 
Jungfräulichkeit  des  von  ihm  erforschten  Gebiets,  das  in 
zoologischer  Beziehung  bis  jetzt  noch  eine  terra  incognita 
war,  kam  seinem  Eifer  und  seiner  Findigkeit  sehr  zu  statten. 
Die  Anzahl  der  neuen  Arten  ist  eine  bedeutende,  obgleich 
er  sich  nur  während  einer  einzigen  Jahreszeit  in  jener 
Gegend  aufhielt. 

Der  Hauptbestandtheil  der  Sammelausbeute  Conkadt's 
wurde  von  der  Königl.  Berliner  Sammlung  erworben. 

Die  vorliegende  Mittheilung  bringt  eine  Uebersicht  ĂĽber 
eine  Ideine  Abtheilung  der  gesammelten  Coleopteren,  näm- 
lich ĂĽber  die  melitophilen  Lamellicornier  (Cetoniiden, 
Trichiiden),  deren  Artenzahl  sich  im  Ganzen  auf  25  beläuft. 

Von  diesen  25  Species  wurden  17  auf  der  Plantage 
Derema  und  8  im  KĂĽstengebiet  gefunden.  Die  bisherige 
zoologische  Unkenntniss  von  jenem  Gebirgslande  durfte  es 
begreiflich  erscheinen  lassen,  dass  jene  17  Species  fast  alle 
ein  fremdes  Gepräge  tragen,  während  die  8  Arten  aus  dem 
KĂĽstengebiet  meist  alte  Bekannte  sind.  In  der  That  be- 
finden  sich  unter  jenen  17  Species  12  neue;  und  auch  von 
den  bereits  bekannten  5  Arten  sind  einige  recht  selten, 
wenigstens  in  der  Königlichen  Sammlung  bisher  noch  nicht 
vertreten  gewesen.  Von  den  8  Arten  aus  dem  KĂĽstengebiete 
sind  7  bereits  bekannt  und  1  unbeschrieben. 


Sitzung  vom  17.  Mai  180 o.  Ăź3 

Die  Freindai'tigkeit  der  Derema-Melitophilen  ergiebt 
sich  vor  Allem  auch  aus  der  Thatsache,  dass  auf  vier 
Arten,  welche  von  den  bisher  bekannten  Gattungen  meist 
beträchtlich  abweichen,  neue  Gattungen  gegründet  werden 
mussten.  von  denen  je  zwei  zu  den  Cetoniiden  und  Trichiiden 
gehören.  Unter  jenen  ist  es  eine  eigenthümliche  Gattung 
aus  der  Gruppe  der  Ischnostominen  (Diploa  gen.  n.)  und 
eine  schöne  Form  aus  der  Gruppe  der  Diplognathinen 
(ConmdĂĽa  gen.  n.).  Die  beiden  einzigen  gesammelten  Tri- 
chiidenarten  sind  beide  neu  und  bilden  auch  beide  neue 
Gattungen  (Endoxazus  gen.  n.  und  Liotrichius  gen.  n.^.  Die 
erstere  dieser  Gattungen  ist  wegen  des  langen  F  ĂĽ  hier  fach  er  s 
bemerkenswerth.  Die  JDiplognatha  montana  sp.  n.  bildet  in 
zoogeographischer  Beziehung  eine  wesentliche  Ergänzung  zu 
dem  Formenkreise  der  bisher  aus  West-  und  Nordost-Afrika 
bekannten  Arten.  Die  neuen  Leucocelis -Avi^n  zeigen,  dass 
die  Artenzahl  dieser  kleinsten  Cetoniiden  in  ihrer  Formen- 
mannigfaltigkeit wohl  noch  längst  nicht  erschöpft  ist. 

1.  Eudicella  cuthalia  Bat.  cT  9 â–   Von  Ende  Octo- 
ber  bis  Mitte  December  einzeln  an  Bäumen  oder  an  Mais 
sitzend  gefunden. 

Ausser  dieser  Eudicella  kommt  in  Ostafrika  noch  eine 
zweite  Art  vor,  welche  aber  nur  eine  Varietät  der  sudafri- 
kanische E.  smitJĂĽ  Mac  Leay  zu  sein  scheint,  zu  der  sie 
auch  als  Varietät  unter  dem  Namen  triUneata  von  Queden- 
FELDT  gestellt  wurde  (Deutsche  Entom.  Zeitschr.  1880, 
October,  S.  347).  Hiermit  identisch  ist  meines  Erachtens 
die  fast  gleichzeitig  von  Ancey  beschriebene  E.  thomsonl 
(Le  Naturaliste  II.  1880.  November,  S.  317).  Unter  dem 
Namen  E.  hacquardi  ist  auch  in  demselben  Jahre  mit  we- 
nigen Worten  von  OberthĂĽr  eine  Spezies  diagnostizirt, 
welche  ohne  Zweifel  gleichfalls  als  Synonym  zu  ttllineatci 
Quedf.  zu  ziehen  ist  (Bull.  Soc.  Entom.  France.  1880.  S.  119). 

Demnach  stellt  sich  die  Synonymie  wie  folgt:  Eudi- 
cella smitlii  Mac  Leay  var.  trUineata  Quedf.  =  E.  thmn- 
soni  Ancey  =  E.  hacquardi  Oh.  OberthĂĽr.  Der  Quedex- 
FELDTSche  Name  hat  die  Priorität. 

2.  Xe2)tunides  polychrous  J.  Thoms.    cf  $  • 


Ăź4  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

Von  Mitte  October  bis  Mitte  Dezember  meistens  an 
Mais  sitzend  gefunden. 

3.     Plaesiorrhina  triplagiata  sp.  n.    d"  $ . 

Elongata,  parallela,  nigra,  nitida,  limbo  pronoti  late- 
rali,  lateribus  sternorum  coxarumqiie  posticariim,  segnientis 
abdominalibus,  quorum  basi,  medio,  marginibus  plerumque 
exceptis,  pedibusque  rufocastaneis;  tarsis  pediim  omnium 
tibiisque  anticis.  interdum  quoque  alteris  nigris;  elytris 
flavo-vittatis  et  fasciatis.  iitriiisque  elytri  vitta  laterali  pone 
callum  humeralem  et  ante  callum  posticum  terminata,  raar- 
ginem  lateralem  postice  fere  attingente,  antice  ab  hoc  re- 
mota,  maciila  basali  cum  vitta  conflueute,  fascia  post- 
mediana  e  vitta  laterali  uascente  neque  suturam  attingente, 
macula  rotundata  anteapicali;  clypei  margine  antico  parum 
recurvo.  medio  sinuato,  disco  rĂĽde  punctato,  fere  ruguloso, 
punctis  exsculptis;  pronoto  parce  et  subtiliter  punctato, 
lateribus  transversim  striolatis;  elytris  laevibus  subtiliter, 
sparsissime,  irregulariter  punctatis,  lateribus  postice  pone 
vittam  lateralem  transversim  dense  striolatis,  satura  postice 
in  apicem  acutum  producta;  processu  mesosternali  gracili 
iĂĽcurvato;  tibiis  pedum  mediorum  et  posticorum  intus  bre- 
viter  nigro  ciliatis,  extus  inermibus,  vestigio  dentis  sub- 
mediani  nullo;  tibiis  anticis  in  utroque  sexu  extus  integris, 
feminae  latioribus,  loco  dentis  secundi  interdum  vestigio 
cujus  indistincto;  pygidio  opaco  transversim  striolato,  casta- 
neo,  apice  atro. 

cT  Tibiarum  posticarum  margine  interiore  antemediano 
incrassato. 

Long.  corp.  21 --23  mm. 

Ende  October  auf  Blättern  des  Apfelsinenbaumes,  Ende 
November  im  Fluge,  bis  Mitte  Dezember  an  Mais  sitzend 
beobachtet. 

Var.  flavipennis  <^  2  ,  elytris  fere  totis  flavis, 
humeris  et  callis  posticis  marginibusque  nigris.  Bei  dieser 
Varietät  nimmt  die  gelbe  Färbung  fast  die  ganze  Ober- 
fläche der  Flügeldecken  ein,  eine  Erscheinung,  die  in  ent- 
sprechender Weise  auch  bei  anderen  gefleckten  Coleopteren 
beobachtet  wird. 


Sitzunfj  vom  17.  Mai  IS 92.  65 

4.  Ftycliodestlics  gratiosa  Ancey    Q. 

Von  Ende  September  bis  Anfang  Dezeinher  einzelne 
Exemplare,  welche  im  grellen  Sonnenschein  rapide  flogen. 

5.  Diploa  gen.  n.  Ischnostominarum.  Corpus  crassum. 
Clypeus  patelliformis ,  antice  latior,  marginibus  lateralibus 
et  antico  contiDue  elevatis,  hoc  rotundato,  medio  paulo 
altiore,  fere  lobato,  Antennae  in  utroque  sexu  similes. 
Prothorax  marginatus.  subaugustatus.  lateribns  postice  paral- 
lelis.  ad  posticum  versus  fere  paulo  convergentibus ,  antice 
e  medio  rotundato  valde  attenuatis,  angulis  posticis  rectis 
acntis.  margine  postico  rotundato.  medio  antescutellari  fere 
late  lobato,  ntrinque  sinuato.  Elytra  paulo  ampliata,  pone 
medium  latiora.  angulo  suturali  subrotundato.  Scutellum 
breve,  haud  longius  quam  latius.  Pedes  mediocres.  tarsi 
tibiis  breviores;  tibiae  anticae  in  c/*  subgraciles.  extus  biden- 
tatae.  dente  tertio  mutico  fere  nullo,  in  9  latiores,  extus 
bidentatae,  vestigio  dentis  tertii  nullo.  Tibiae  posticae  sub- 
graciles, apice  ampliato.  Processus  mesosterualis  nuUus. 
Pectus.  venter,  limbus  elytrorum.  pygidium  haud  dense 
fulvo-hirta. 

Diese  eigenthümliche  Gattung  gehört  in  die  Verwandt- 
schaft der  sĂĽdafrikanischen  Gattungen  Xiphoscelis  und 
Heterodita,  ist  aber  habituell,  sowie  auch  durch  die  Be- 
haarung und  Färbung  kleineren  Dynastiden,  namentlich 
Heteronijchus,  auffallend  ähnlich.  Der  Clyi)eus  ist  wie  bei 
Heterodita  haivorthi  ^^Mldet,  der  Prothorax  wie  hei  Xiphoscelis] 
der  Mesosternalfortsatz  fehlt  wie  bei  derselben  Gattung. 
Die  Hinterschenkel  sind  nicht  verdickt,  aber  die  Ilinter- 
schienen  länger  als  bei  XipJioscdis;  die  Hinterecken  des 
Pronotum  nicht  abgerundet  wie  bei  dieser  Gattung,  sondern 
rechtwinklig.  Der  hintere  Nahtwinkel  der  FlĂĽgeldecken  ist 
abgerundet. 

Diploa  proles  sp.  n.  cT  9 .  Fusco-atra,  subnitida,  ventre 
pedibusque  rufobrunneis.  supra  brevissime  neque  dense 
pilosa.  limbo  elytrorum.  pygidio.  pectore,  ventre,  pedibus 
longius  fulvo-pilosis,  hirtis;  capite  rĂĽde  punctato.  clypeo 
paulo  latiore  quam  longiore;  pronoto  medio  lougitudinali- 
ter  subcanaliculato,  ubique  profunde  et  fere  rĂĽde  punctato, 


QQ  Gesellschaft  naturfm'schender  Freunde,  Berlin. 

piinctis  inaequaliter  dispersis;  scutello  rĂĽde  punctato.  nigoso, 
laevi-limbato;  elytris  plus  minus ve  striatis,  siibcostatis, 
striis  ad  marginem  versus  lateralem  evanescentibus,  in- 
terstitiis  striarum  irregulariter  aciculatim  puactatis,  callis 
bumeralibus  et  anteapicalibus  laevioribus,  parumpimctatis ; 
pygidio  subtumido  coriaceo.  —  Long.  corp.  13,5  —  15  mm. 
Ein  Exemplar  (9)  wurde  am  24.  October  am  Boden 
kriechend,  ein  zweites  (d")  am  12.  Dezember  Abends  im 
Fluge  beobachtet  und  gefangen. 

6.  Leucocelis  parallelocoUis  sp.  n.  Obscure  metal- 
lescens,  plus  minusve  cupreo- nitida,  pedibus  concoloribus, 
elytris  prasinis  pronotoque  albomaculatis,  hoc  utrinque  rufo- 
castaneo  limbato,  lateribus  postice  parallelis,  antrorsum  rotun- 
datis,  angulis  posticis  obtuse  rotundatis,  margine  postico 
rotundato,  ante  scutellum  integre,  supra  undique  parce  et 
grosse  punctato;  scutello  nigro  A^el  nigro-viridi  laevissimo; 
elytrorum  striis  punctorum  geminatis,  postice  separatis,  Stria 
quarta  callum  posticum  fere  attingente;  pygidio  brunneo 
opaco.  albomaculato,  maculis  nodosis;  pectore,  venire,  pedi- 
bus griseo-pilosis ;  tarsis  posticis  parum  vel  vix  tertia  parte 
longioribus  quam  tibiis.  —  Long.  9  —  10  mm. 

Ende  August  und  Anfang  September  J891  auf  blĂĽhen- 
den Kräutern. 

Diese  Art  gehört  in  die  nächste  Verwandtschaft  der 
luciclicollis  Gerst.,  vou  der  sie  sich  sogleich  durch  die 
hinten  parallelen  Seitenräder  des  Prothorax  unterscheidet. 

7.  Leucocelis  rubricejjs  Raffray.  Ende  August 
1891  auf  blühenden  Kräutern. 

8.  Leucocolis  lunicollis  sp.  n.  cT?-  Superne  atro- 
viiidis,  fusco  suffusa,  opaca,  pronoto  toto  laete  ferrugineo 
cincto  elytrisque  minute  albomaculatis,  his  prope  latera  et 
apicem  plus  minusve  diffuse  brunneis,  scutello  atro  opaco; 
antennis  nigris,  capite,  pectore,  ventre  nitidis,  nigro-cupreis, 
tarsis  nigris;  pronoto  postice  minus  ample  rotundato; 
elytris  prope  suturam  postice  impressis,  seriebus  punctorum 
geminatis,  dorsalibus  postice  approximatis,  punctis  profundis 
nigris;  pygidio  anoque  ferrugineis,  illo  alboguttato,  arcuatim 
striolato.  —  Long,  corp,  7 — 9  mm. 


Sitzung  vom  17.  Mai  1892.  67 

Ende  August  und  Anfang  September  auf  blĂĽhenden 
Kräutern. 

Diese  Art  ist  der  hwata  Reiche  Abyssiniens  ähnlich, 
aber  das  Pronotum  ist  einfach  schwarz-grĂĽn  und  breit  gelb- 
roth  umrandet,  hinten  weniger  breit  abgerundet.  Das 
Scutellum  ist  schwarz.  Die  FlĂĽgeldecken  sind  reichlicher 
weissfleclcig .  die  Punktstreifen  hinten  einander  mehr  ge- 
nähert und  die  Punktstreifen  deutlicher.  Die  Unterseite  und 
Beine  sind  dunkler  metallisch.  Das  Pygidium  ist  nicht  mit 
Augenpunkten,  sondern  mit  länglichen  Bogenstrichein  ver- 
sehen. Die  Hinterhüften  sind  au  den  äusseren  Seiten 
nicht  gelb. 

9.  Leucocelis  annulipes  sp.  n.  cf  9  •  Praecedenti 
similis,  major,  supra  laete  viridis,  opaca,  pronoto  flavo- 
cincto,  elytris  viridibus  unicoloribus,  minute  alboguttatis ; 
subtus  nigra,  obscure  virescens,  nitida,  paulo  pilosa,  scapulis, 
latere  coxarum  posticarum  externo.  tibiis  posticis,  quarum 
basi  et  apice  nigris  exceptis,  laete  flavis;  scutello  minuto 
flavo,  viridi  limbato;  pronoti  margine  postico  ample  rotun- 
dato,  angulis  posticis  fere  lateralibus,  rotundate  obtusis; 
elytris  distincte  striatopunctatis ,  striis  geminatis;  pygidio 
atro  opaco,  irregulariter  cicatricoso. 

c/  Tarsis  tertii  paris  quam  tibiis  paulo  longioribus. 
9   Tarsis  tertii  paris  tibiis  longitudine  fere  aequalibus. 
Long.  corp.  9  —  10,5  mm. 

Ende  August  1891   auf  blühenden  Kräutern  gefunden. 
Diese  Art  ist  gleichfalls  zunächst   mit  lunata  Reiche 
aus  Abyssinien  verwandt. 

10.  Leucocelis  polysticta  sp.  n.  c/*.  Praecedentibus 
duabus  cognata,  major,  supra  opaca,  discolor,  pronoto  et 
pygidio  atroviridibus ,  concoloribus;  elytris  cum  scutello 
fusco-fuliginosis,  praesertim  illis  maculis  minutis  ornatis; 
capite,  pectore.  ventre,  pedibus  lucide  cupreis,  virecentibus ; 
antennis  nigris;  clypeo  parum  elongato,  haud  attenuato;  pro- 
noto subtiliter  et  vix  conspicue  punctulato,  postice  sat  dilatato, 
margine  postico  ample  rotundato ;  elytris  regulariter  striato- 
punctatis, striis  geminatis,  dorsalibus  postice  haud  conuiventibus, 
Stria  prima  postice  seriem  punctorum  praebente,  haud  lineam 


68  Gesdlscliaft  natiir forschender  Freunde,  Berlin. 

formante,  ut  in  speciebus  congeneribus,  impressam;  apice 
elytrorum  siitiirali  prolongato;  pygidio  parce  gemiuate  pun- 
ctato;  tarsis  tertii  paris  tibia  dimidio  longioribiis;  pygidii 
et  metasterni  lateribus,  scapulis,  latere  exteriore  coxarum 
posticarum,  lateribus  yentralibus  albomaculatis.  —  Long. 
11  mm. 

Ein  Exemplar  am  4.  November  1891  an  Gesträuch 
sitzend  gefunden. 

Diese  neue  Form  gehört  gleich  den  beiden  vorigen  in 
die  Gruppe  der  oberseits  mattfarbigen  Arten. 

11.  Diplognatha  maculatissima  Boh.  Mitte  De- 
zember an  Mais. 

12.  Dijilognatha  montana  sp.  n.  Nigra,  nitida,  la- 
teribus pronoti  et  elytrorum  opacis,  humeris  et  callis  posticis 
nitidis;  clypei  angulis  anticis  rectis,  elevatis.  dentiformibus; 
vertice  laevi,  prope  coUum  punctato;  pronoto  giabro,  punctis 
subtilissimis  parce  disseminatis.  vix  conspicuis,  prope  mar- 
gines  laterales  coriaceo,  impunctato,  lateribus  ante  angulos 
posticos  sinuatis;  elytris  glabris,  obsoletissime  striatopuncta- 
tis,  lateribus  subtilissime  rugosis  vel  coriaceis,  medio  late- 
ral! haud  transversim  plicato;  lateribus  metasterni  totis 
hirsutis;  tibiis  mediis  extus  unidentatis.  —  Long.  corp.  23 
bis  24  mm.  Mitte  September  1891  an  Baumstämmen  und 
fliegend  gefunden,  auch  Anfang  Dezember  beobachtet. 

Die  Art  erinnert  durch  die  Bildung  des  Clypeus  und  den 
geringeren  Glanz  der  FlĂĽgeldecken  an  D.  pagana  Harold 
in  Angola,  ist  aber  grösser  und  besitzt  weder  die  feine 
runzelige  Sculptur,  welche  sich  bei  letzterer  Art  fast  ĂĽber 
die  ganzen  FlĂĽgeldecken  ausdehnt,  noch  die  queren  Falten- 
eindrĂĽcke neben  den  Seiten  der  letzteren,  wodurch  sich 
beide  von  silkea  und  gagates  unterscheiden;  ebenso  fehlt  die 
kräftige  Punktirung  auf  dem  Pronotum.  Eine  ähnliche  Art 
ist  auch  anthracina  in  Abyssinien.  bei  welcher  jedoch  die 
Vorderecken  des  Clypeus  einfach  gewinkelt,  nicht  zahn- 
förmig  vorgezogen  sind. 

Folgende  Uebersicht  ĂĽber  die  hier  in  Betraclit  kom- 
menden Arten  möge  zu  deren  Unterscheidung  dienen: 


Sitzung  vom  17.  Mai  1892.  Ăź9 

1.  Elytris  jiixta  margiues  laterales  plus  minusve  plicatis; 

metasterno  glabro  vel  breviter  neque  deDse  piloso. 
Tibiis  seciindi  paris  extiis  iinidentatis  .  .  .  silicea  M'Leay. 
„  „  „         „       bidentatis    .  .  .  gagates  Fokst, 

2.  Elytris  juxtamargines  laterales  glabris;  lateribus  meta- 

sterni  hirsiitis. 

a.  Angulis    clypei    simplicibiis    parum    elevatis;     elytris, 

disco  subglabro  excepto,  rugosis  .  .  anthracina  Guer. 

b.  Angulis  clypei  elevatis,  erectis,  dentiformibus. 
Superne  subrugosa,  punctata;  elytrorum  striis  punctatis 

ad  basin  distinctis,  profundioribns  .  .  pagana  Hakold. 

Snperne  laevigata,  vix  subtilissime  punctata;  elytrorum 
striis  punctatis  vix  conspicuis,  ad  basin  nullis  .... 

montana  sp.  n. 

13.  Conracltia  gen.  n.  Diplognathinarum.  Corpus 
paulo  elongatum,  velutinum.  Caput  concavum,  clypeo  ad 
frontem  versus  excavato,  dente  planato  frontali,  producto, 
borizontali,  cavum  superante,  clypeum  medium  haud  attin- 
gente ;  angulis  clypei  anticis  rectis,  vix  prominentibus,  mar- 
gine  antico  medio  lobato,  lobo  reflexo,  medio  emarginato. 
Pronotum  angustatum.  longiusculura.  septangulare,  lateribus 
fere  parallelis,  sinuatis,  antice  attenuatum,  postice  longe 
lobatum,  lobo  protracto  ad  apicem  rotundato,  fere  obtuso, 
scutelli  maximam  partem  obtegente.  Scutellum  angustatum, 
fere  totum,  apice  exciso  excepto,  occultum.  Elytra  postice 
attenuata.  Tibiae  anticae  extus  tridentatae  (cT),  mediae  et 
posticae  dente  medio  acuto  extructae.  Processus  mesoster- 
nalis  attenuatus,  conicus.  subacuminatus,  porrectus. 

Diese  eigenartige,  nach  ihrem  Entdecker  benannte 
Gattung  ist  ausgezeichnet  durch  das  schmale,  hinten  ziem- 
lich lang  vorgezogene  und  das  Scutellum  zum  allergrössten 
Theile  bedeckende  Pronotum,  ferner  durch  die  Bewehrimg 
und  die  Sculptur  des  Kopfes  und  die  schlanke  und  elegante 
Körperform.  Sie  ist  von  den  zunächst  verwandten  Gattun- 
gen ziemlicli  verschieden,  hat  aber  einige  Beziehungen  zu 
Fseiidinca.  Von  allen  weicht  sie  durch  die  Kopfbildung  ab, 
welche  an  die  Ceratorrhininen  erinnert.  Der  Clypeus  ist 
am  Grunde  ausgehöhlt  und  von  einem,  von  der  Stirn  kom- 


70  Gesellschaft  tmtur forschend  er  Freunde,  Berlin. 

menden  flachen,  dreieckig  vorgezogenen,  an  der  Spitze  ab- 
gestutzten Frontalhorn  ĂĽberdacht.  Die  Vorderecken  des 
Clypeus  springen  rechtwinkelig  vor;  der  Vorderrand  des- 
selben ist  mit  einem  mittleren  lappenförmigen  Vorsprunge 
versehen,  der  am  Ende  schwach  ausgerandet  ist.  Das  Pro- 
notum  ist  siebeneckig,  die  ein  wenig  ausgerandeten  Seiten 
von  den  Hinterecken  bis  zu  den  Seitenwinkeln  einander  fast 
parallel.  Diese  Form  des  Pronotnm  findet  sich  im  Grund- 
plane bei  den  meisten  Diplognathinen  wieder.  Aber  nur 
bei  Conradtia  ist  es  hinten  derartig  lappig  vorgezogen,  dass 
der  Lappen  den  grössten  Theil  des  Scutellum  bedeckt. 
Letzteres  ist  schmal,  nur  der  hintere  Theil  von  oben  sicht- 
bar. Der  Mesosternalfortsatz  ist  kräftig  ausgebildet  und 
dreieckig  vorgezogen.  Es  ist  also  eine  innerhalb  der  Diplo- 
gnathineugruppe  am  meisten  vorgeschrittene  Form  und  muss 
darin  die  erste  Stelle  einnehmen. 

Die  Längslinie  auf  der  Mitte  des  Abdomens  ist  nur 
schwach  eingedrückt,  genau  wie  bei  den  Männchen  von 
Pseudmca. 

Das  weibliche  Geschlecht  ist  unbekannt. 
Die  einzige  Art  dieser  neuen  Gattung  ist 
Conradtia  principalis  sp.  n.  cT.  Opulenta,  bella, 
discolor,  capite  superne,  pronoto,  scutello.  scapulis,  meta- 
sterni  lateribus,  episternis  metathoracalibus,  pygidio  auran- 
tiacis;  elytris  rubris,  nigro-maculatis,  maculis  in  utroque 
elytro  11  —  12,  tres  series  irreguläres  formantibus;  clypeo, 
antennis,  ventre,  pectore,  lateribus  metasterni  et  episternis 
exceptis^  nigris,  nitidis;  segmentorum  abdominalium  lateribus 
ad  magnam  partem  opacis,  minime  aurantiaco  inflatis,  ma- 
cula  singula  marginali  minuta,  transversali,  alba;  coxis  post- 
pectoreque,  medio  excepto,  pilis  fulvo-rufis  vestitis,  femori- 
bus  pilis  simillimis  ciliatis;  pedibus  nigris,  nitidis;  capite  et 
pronoto  parce  minutissime  punctulatis;  hujus  lateribus  sub- 
crenulatis;  elytris  indistincte  lineato-punctatis.  subcostatis, 
angulo  suturali  postico  brevissime  lobato;  pygidio  glabro, 
parce  punctulato,  puuctis  ad  basin  et  praecipue  ad  apicem 
versus  paulo  congregatis,  dorso  longitudinaliter  elevato, 
Vitrinque  leviter  impresso.  —  Long.  corp.  27—28  mm. 


Sitzxnuj  vom  17.   Mni  1895.  'J\ 

2  cT  am  10.  und  18.  Dezember  1891  an  Mais  sitzend 
gefunden. 

Die  eigenthümliche  Färbung  dieser  Cctonide  findet  sich 
bei  keiner  anderen  mir  bekannten  Cetonide  Afrikas. 

14.  Ci/mo2)horus  monticola  sp.  n.  Oblongus.  niger. 
nitidus,  partim  albosetosus;  pronoto  medio  posteriore  lae- 
viore,  ante  angulos  posticos  rectos  distincte  sinuato,  mar- 
gine  postico  ante  scutellum  fere  recto,  foveolis  duabus  sub- 
basalibus  oblique  strigosis,  pilis  destitutis;  elytris  foveolatis 
minime  maculatis,  macula  minuta  singula  antemediana  pro- 
pesuturali,  macula  direpta,  foveolam  posteriorem  occupau- 
te,  macula  postica  marginali,  maculis  minutis  anteapicali- 
bus  suturalibus  albis.  pectore  et  ventre,  medio  excepto, 
pedibusque  albescente-pilosis  vel  squamulatis;  lateribus 
metasterni  episternisque  metathoracalibus  pilis  et  squamis 
albis  vestitis.  —  Long.  9—10  mm. 

Ende  September  bis  Ende  November  sehr  vereinzelt 
an  Bliithen  und  Kräutern  sitzend  oder  an  Holz  fliegend 
beobachtet. 

15.  Coenochilus  (subg.  Xenogenius  n.)  conradti 
sp.  n.  Oblongus,  modice  elongatus,  elytris  pronoto  latiori- 
bus,  convexiusculus,  niger.  nitidus;  capite  convexo,  plus 
minusve  scabro  vel  subglabro,  indistincte  vel  vix  punctato, 
carina  frontali  interoculari  obsoleta,  transversa;  clypeo  cum 
fronte  convexo,  illo  utrinque  obsolete  longitudinaUter  im- 
presso, lateribus  parallelis,  margine  anlico  sinuato,  angulis 
rotundatis;  pronoto  dense  punctato,  tertia  fere  parte  latiore 
quam  longiore,  medio  haud  canaliculato ,  antice  et  postice 
aequaliter  attenuata,  lateribus  curvatis,  angulis  posticis  ro- 
tundatis, basi  impressa.  foveola  submedianalaterali  mediocri; 
scutello  punctulato;  elytris  subcostatis  parce  punctulatis, 
interstitio  intrahumerali  subrugoso,  apice  striolato;  pygidio 
convexo,  gibboso,  medio  indistincte  subcarinato,  subtiliter 
striolato  et  punctulato;  abdomine  medio  laevi,  in  d  impresso; 
tibiis  anticis  submuticis  (d*)  vel  bidentatis  (9);  tarsis  anticis 
in  ^  robustioribus  quam  in  $.  —  Long.  18  mm. 

1  9  am  28.  August  Abends  im  Zimmer,  1  cT  ani 
1.  October  Abends  an  Holz  fliegend  gefunden. 


72  Gesellschaft  natur forschender  Freunde,  Berlin. 

Die  eigenthĂĽmliche  BilduDg  des  Mentiim  unterscheidet 
diese  Art  von  den  ĂĽbrigen  derselben  Gattung.  Das  Mentum 
ist  an  der  Anssenseite  rinnenformig  vertieft;  seine  Vorder- 
seite schüsseiförmig  ausgehöhlt,  deren  Seitentheile  gerundet 
und  aufstehend,  der  Vorder-  und  Hinterrand  ausgeschweift. 
Hiernach  ist  die  beschriebene  Species  wahrscheinlich  der 
Typus  einer  besonderen  Gattung  oder  Untergattung:  Xeno- 
genius  (mentum  canaliculatum ,  margiue  antico  incrassato, 
excavato,  antice  et  postice  sinuato;  pedes  graciles). 

16.  Endoxaziis  genus  novum  Trichiidarum.  Corpus 
haud  pilosum,  subtus  brevissime  setosum,  semicirculariter 
minute  exsculptum  vel  ocellato-punctatum.  Palpi  mediocres. 
Pronotum  dimidio  latius  quam  longius,  postice  parum 
attenuatum,  ante  angulos  posticos  rectos  et  acuminatos 
sinuatum,  margine  postico  medio  lobato.  Scutellum  cordi- 
forme.  Elytra  simul  sumpta  longiora  quam  latiora.  Pedes 
modice  elongatae.  Tibiae  anticae  in  utroque  sexu  tri- 
dentatae.  Tarsi  omnium  pedum  tibiis  parum  longiores. 
Prosternura  inerme,  haud  mucronatum.  Mesosterui  pars  inter- 
coxalis  angustata,  intrusa,  nullomodo  producta. 

(/  Antennarum  clava  longissima.  longitudiui  fere  pro- 
noti  aequalis.  Tibiae  secundi  paris  sat  valde  curvatae, 
inermes,  nee  dentatae  nee  spinosae.  Clypei  latera  et  margo 
anticus  reflexa.  hie  vix  sinuatum.  Pronotum  postice  paulo 
dilatatum. 

5  Robustior,  antennarum  clava  brevis.  Tibiae  secundi 
paris  rectae,  extus  spinosae  et  dente  submediano  armatae. 
Clypei  margines  parum  vel  minime  reflexi,  margine  antico 
medio  sinuato. 

Diese  ausgezeichnete  Gattung  ist  hinsichtlich  des  ausser- 
gewöhnlich  langen  Fühlerfächers  nur  mit  der  Gattung 
Eriopeltastes  (SĂĽdafrika)  zu  vergleichen.  Sie  stimmt  mit  ihr 
auch  durch  das  zwischen  den  Hüften  sehr  verschmälerte  und 
tiefliegende  Mesosternum  ĂĽberein.  Im  Uebrigen  ist  sie  von 
der  sĂĽdafrikanischen  Gattung  ganz  verschieden,  namentlich 
durch  die  eines  Haarkleides  ermangelnde  Oberseite  des 
Körpers,  welche  zahlreiche  eingedrückte,  durch  unregel- 
mässige Zwischenräume  von  einander  getrennte  Narben  auf- 


Sitzumj  vom  77.  Mai  1892.  73 

weist.  Auf  dem  Pronotiim  finden  sich  beiderseits  der  Mittel- 
linie einige  spiegelnde  Stellen.  Die  Unterseite  ist  glänzend; 
zerstreute  Borsten  bekleiden  die  HĂĽften,  die  Unterseite  der 
Schenkel,  die  Brustseiten  und  das  Ende  des  Abdomens. 
Der  beim  ^  sehr  lange,  etwa  3  mm  messende  Fiihlerfiicher 
ist  fast  so  lang  als  das  Pronotum. 

Den  Gattungen  Str'onjophorus  und  Mijoderma  gleicht 
Endoxanis  durch  die  Bildung  der  Mittelschienen  im  männ- 
lichen Geschlecht.  Der  Prothorax  und  die  massig  langen 
Beine  sind  feist  wie  bei  Myodcrma  beschaffen. 

Endoxazus  conradti  sp.  n.  Niger  vel  fusconiger, 
nitidus,  superne  opacus  (o)  yel  subnitidus  (9);  palpis  et 
antennis  rufoferrugineis,  clava  nigrofusca;  puuctis  pronoti, 
capitis,  scutelli.  plus  miuusve  et  elytrorum  flavogriseis; 
macula  elytrorum  postmediana  simplice  vel  duplice,  laterali 
et  altera  suturali  direpta  griseis  vel  flavescentibus;  pronoto 
medio  longitudiualiter  subcanaliculato,  locis  compluribus 
laevigatis,  praecipue  discoidalibus  specula  praebentibus; 
scutello  in  mare  flavolimbato;  corpore  inferiore  glabro, 
nitido,  nigro,  pilis  raris  parce  disseminatis  flavescentibus; 
pedibus  nigris.  nitidis.  femoribus  anticis  tibiisque  mediis  et 
posticis  plus  minusve  bruuueis.  —  Long.  corp.  <f  12, 
9    14  mm. 

Je  ein  cf  ^vurde  am  16.  September  im  Fluge  und  am 
22.  November  an  Kraut  sitzend,  ein  einzelnes  $  am  10.  De- 
zember Abends  fliegend  beobachtet  und  gesammelt. 

17.  Liotrichius  genus  novum  Trichiidarum.  Corpus 
laevigatum,  haud  pilosum,  pectore  femoribusque  pilis  vesti- 
tis.  Margines  clypei  reflexi,  anterior  subsinuatus  Pronotum 
latiusculum,  transversum.  ante  angulos  posticos  sinuatum, 
his  rectis.  acutis.  Scutellum  fere  cordatum.  Elytra  paulo 
ampliata,  costata,  interstitiis  alternis  altioribus,  striis  puncta- 
tis.  Pygidium  conicum.  Tibiae  anticae  extus  tridentatae, 
mediae  et  posticae  extus  inermes.  Processus  prosternalis 
nullus.  mesosternalis  prominulus,  obtuse  rotundatus,  laevis. 

Obgleich  diese  Gattung  zur  Verwandtschaft  von  Mijo- 
derma und  Strhigophorus  gehört,  so  hat  sie  doch  ein  eigen- 
artiges Gepräge.     Sie  macht    den    Eindruck    einer  flachge- 


74  Gesellschaft  natur forschender  Freunde,  Berlin. 

drĂĽckten  Anomala.  Die  Hinterecken  des  Proiiotum  sind 
rechtwinklig,  ähnlich  wie  bei  Mijoderma;  aber  die  Oberseite 
des  Körpers  und  ebenso  die  Unterseite  sind  glatt  und  glän- 
zend wie  bei  Stringophorus.  Der  Nahtwinkel  der  FlĂĽgel- 
deckenspitze ist  abgerundet.  Die  Zwischenräume  der  Strei- 
fen auf  den  Flügeldecken  sind  abwechselnd  höher  und 
breiter. 

Die  einzige  Art  ist 

Liotrichiiis  anomala  sp.  n.  $  Ferrugineus,  rufescens, 
laevis,  nitidus,  scutello  fusco-cincto  elytrisque  obscure  rubes- 
centibus,  horum  basi  et  scutello  ferrugineo  suffusis;  capite 
nigro,  nitido;  clypeo,  margine  exepto,  ferrugineo;  pronoti 
puncto  juxtalaterali  submediano  brunneo,  postpectore  medio 
et  ventre  brunneis,  pedibus  ferrugineis;  capite  profunde 
punctato,  postice  utrinque  laevi;  pronoto  parce  grosse 
punctato,  punctis  inaequaliter  dispersis.  tertia  parte  latiore 
quam  longiore,  lateribus  ante  angulos  posticos  sinuatis, 
margine  postico  bisinuato,  medio  rotundato;  elytrorum  in- 
terstitiis  striarum  laevibus,  impunctatis,  striis  subocellato- 
punctatis;  pygidio  transversim  subtiliter  striolato;  pectore, 
coxis,  margine  femorura  postico  parce  flaTo-pilosis.  ~  Long, 
corp.  16.5  mm. 

Ein  Exemplar  am  18.  November  1891. 

Anhang. 

Ausser  den  vorstehend  aufgezählten  Spezies  hat  Herr 
CoNRADT  in  anderen  Gegenden  Deutsch-Ostafrikas,  nament- 
lich im  KĂĽstengebiet  noch  folgende  8  Cetonidenspezies  ge- 
sammelt, von  denen  7  bereits  frĂĽher  beschrieben  sind  und 
eine  neu  ist. 

1.  Bicranorrhina  oherthĂĽri  Deyr.     Bagamoyo. 

2.  .  Gametis  halieata  Geee.  Zwischen  Tanga  und 
Magila,  200  m  hoch,  im  Juli  1891. 

3.  Biscopeltis  lateralis  Gerst.  Ebenda,  Juli,  ein 
Exemplar. 

Die  schwarze  Färbung  ist  hinter  der  Mitte  der  Flügel- 
decken unterbrochen,  so  dass  nur  ein  vorderes  Dreieck  um 


Sitzung  vom  17.  Mai  1802.  75 

das  Scutellum  und  die  Spitze  der  rothen  FlĂĽgeldecken 
schwarz  sind. 

4.  Folijstalactica  sansiharica  sp.  n.     Ebenda,  Juli. 
Obscure  mellea,  parce  et  minute  albo-macnlata.  punctu- 

lata,  elytris  iitrinque  triplo  geminate  punctato-striatis,  punctis 
revera  striolis  arcuatis  formatis.  postice  Ins  striolis  arcuatis 
continue  lineatim  conlluentibus  vel  strias  duplices  praebenti- 
biis;  Stria  gemiuata  exteriore  juxtamarginali  regulari  pimctis 
niinutissimis  simplicibus  formata;  interstitiis  striarum  con- 
vexiusculis,  interstitio  primo  postice  deplanato;  sutura  ely- 
trorum  in  spinam  terminalem  producta:  scutello  subangu- 
stato,  fere  acuminato.  lateribus  postice  leviter  curvatis,  ad 
basin  extremam  et  juxta  latera  antice  punctato;  pectore 
abdomineque  nigris.  nitidis,  lateribus  albomaculatis;  tibiis 
anticis  extus  bidentatis.  —  Long.  corp.  12  mm. 

Diese  Art  ist  zunächst  mit  xyuncMata  F.  (Abyssinien, 
Senegambien)  verwandt,  unterscheidet  sich  aber  von  dieser 
durch  folgende  Kennzeichen:  Das  Scutellum  ist  etwas 
schmäler.  Ausser  den  drei  groben  Dorsalreihen  von  Bogen- 
punkten  (sit  venia  verbo)  ist  noch  eine  vierte  Doppelreihe 
äusserst  feiner  Pünktchen  neben  dem  Seitenrande  vorhan- 
den, die  sich  vorn  in  unregelmässig  stehende  Punkte  auf- 
gelöst hat.  Ferner  ist  die  Flügeldeckennaht  hinten  in  eine 
vorspringende  Spitze  ausgezogen,  und  der  Mesosternalfort- 
satz  ist  breiter. 

5.  Bhahdotis  sobrina  Gory.     Ebenda,  Juli. 

6.  Pachnoda  euparypha  Gerst.   Pangani,  Juni  1891. 

7.  Pachnoda  cordata  Drury.     Ebenda,  Juni. 

8.  Microthijrea  amahilis  Schaum  var.  heterospila 
Gerst.     Ebenda.  Juni. 


76  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

Im  Umtausch  wm'den  erhalten: 
Leopoldina,  Heft  XXVIII.  No.  5,  Ăź. 
Natu FMassenschaftli che  Wochenschrift  (Potonie).    Bd.   VII, 

No.   17—12,  April.  Mai  1892. 
Photographisches  Wochenblatt  XVIIL  Jahrg.,   No.  16—19, 

April.  Mai  1892. 
Photographische  Nachrichten  Jahrg.  IV.,  No.  17,  April  1892. 
Berliner  entomologische  Zeitschrift,  36.  Bd.  1891. 
Schriften  d.  natuwiss.  Vereins  f.  Schleswig-Holstein.  Bd.  IX, 

Heft  1,  2. 
Verhandlungen  d.  naturhist.  Vereins  d.  preuss.  Rheinlande, 

Westfalens  und    des  Reg. -Bez.    OsnabrĂĽck.   48.  Jahrg., 

zweite  Hälfte. 
Anzeiger    der    Akademie    der  V\'issenschaften    in    Krakau. 

April  1892. 
Vierteljahresschrift  der  naturforsch.  Gesellschaft  in  ZĂĽrich. 

Jahrg.  20,  21,  22,  23    Heft  2.  3;    Jahrg.  25,  29,  32, 

33,  34  (1875—1889). 
Neptunia.  Anno  II,  No.  15.  16  (März,  April  1892). 
Földtani  Közlöny,  XXII.  Kötet,  3—4  Füzet,  März.   April 

1892. 
Jahresbericht  d.  Kgi.  Ung.  Geolog.  Anstalt  fĂĽr  1890. 
Bollettino  delle  Pubblicazioni  Italiane,  1892,  No.  152,  April. 
Videnskabelige  Meddelelser  f.  d.  naturhist.  Forening  i  Kjöben- 

haven  (5)  III  (fĂĽr  1891). 
Proceedings    of   the  Zoological   Society  of  London,    1891, 

Part.  IV. 
Transactions  of  the  Zoological  Society  of  London.  Vol.  XIII. 

Part.  IV. 
Index  of  Proceedings  of  the  Zoological  Society  of  London, 

1881-1890. 
Smithsonian  Report.  U.  S.  Nat.  Museum,   1889. 
Proceedings  of  the  Academv  of  Natural  Sciences  of  Phila- 
delphia,  1891.  Part.  III  (Sept.,  Dezbr.). 
Journal  of  the  Elisha  Mitchell  Soc,  Raleigh,   VIIL  1891, 

Part.  IL 

Als  Geschenke  wurden  mit  Dank  entgegengenommen : 
Conwentz,  die  Eibe  in  Westpreussen,  Danzig,  1892. 
Harle,  Mandibule  de  Singe  du  repaire  de  Hyenes,  Haute- 
Garonne. 

Druck  von  J.  F.  Starcke  in  Berlin. 


Nr.  6.  1892. 

Sitzungs-Bericht 

der 

Gesellschaft  iiatiirforscliender  Freunde 

zu  Berlin 
vom   21.   Juni  1892. 


Director:     Herr  F.  E.  Schulze. 


Herr  W.  Weltner  besprach  das  Vorkommen  von  Cor- 
dylopliora  lacustris  Allm.   bei  Berlin. 

In  dem  Correspondenzblatt  des  naturwissenschaftlichen 
Vereins  fĂĽr  Sachsen  und  ThĂĽringen,  Halle  1890,  p.  78  theilt 
Herr  Dr.  G.  Riehm  mit,  dass  er  in  frĂĽheren  Jahren  bei 
Berlin  in  den  Gewässern  um  Rüdersdorf  Cordylophora  la- 
custris gefunden  habe.  Diese  Thatsache  ist  deshalb  von 
besonderem  Interesse,  weil  Cordylophora  im  Binnenlande  ein 
seltenes  Vorkommen  ist  und  sich  vorzugsweise  an  der 
MeereskĂĽste  im  brackischen  Wasser,  theils  in  Meerbusen, 
theils  in  den  MĂĽndungen  der  FlĂĽsse  findet.  Aus  der  Zu- 
sammenstellung der  Fundorte  von  Cordylophora  in  seiner 
Abhandlung  „Ueber  den  Bau  und  die  Entwicklung  von 
Cordylophora  lacustris  Allman,  Leipzig  1871",  kommt 
F.  E.  Schulze  zu  folgendem  Resultat: 

„Ueberblickt  man  alle  die  Fundorte,  so  fällt  zunächst 
auf,  dass  dieselben  sämmtlich  in  der  Nähe  der  Küste  der 
Ost-  und  Nordsee,  an  Meerbusen,  FlussmĂĽndungen  oder 
Kanälen  liegen.  Weder  im  Binnenlande  noch  im  Meere 
hat  man  jemals  Cordylophora  lacustris  gefunden.  Man  wird 
daher  von  vorne  herein  auf  den  Gedanken  kommen,  es  mit 
einem  Brackwasserthiere  zu  thun  zu  haben.  Die  Bestätigung 
dieser  Vermuthung  ist  denn  auch  bereits  von  einigen  Be- 
obachtern theils  durch  direkte  Untersuchung  des  betreffen- 
den Wassers  selbst,  tbeils  durch  BerĂĽcksichtigung  der  an 
derselben  Lokalität  vorhandenen  Pflanzen  und  Thiere  mit 

6 


78  Gesdlscluift  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

aller  Sicherheit  geliefert,  während  andere  mit  voller  Be- 
stimmtheit behaupten,  die  Cordylophora  lacustris  in  sĂĽssem 
Wasser  aufgefunden  zu  haben." 

Seitdem  dies  geschrieben  wurde,  hat  sich  Cordylopliom 
auch  im  Biunenlande  gefunden  und  es  haben  sich  die  An- 
gaben ĂĽber  das  Vorkommen  in  rein  sĂĽssem  Wasser  sehr 
vermehrt.  Wenn  man  die  jetzt  bekannten  Fundorte  von 
Cordylqphora  ĂĽberblickt,  so  kann  man  die  sie  bergenden 
Gewässer  nach  ihrem  Salzgehalt  und  ihrer  Lage  zum  Meere 
in  folgende  4  Abtheilungen  sondern: 

1.  Solche  Gewässer,  welche  mit  dem  Meere  in  Verbin- 
dung stehen  und  durch  die  Fluth  oder  bei  eingehender 
Strömung  durch  den  Wind  versalzt  werden.  Hierher  ge- 
hören die  zahlreichen  Stellen  an  der  Ostsee,  der  Nordsee 
und  dem  atlantischen  Ocean.  Ich  rechne  hierzu  auch  das 
Vorkommen  der  Cordylo])Jiora  in  der  Elbe  bei  Hamburg,  in 
der  Hamburger  Wasserleitung  ^)  und  in  der  Elbe  von  Bruns- 
büttel  aufwärts  in  rein  süssem  Wasser  ^). 

2.  Untere  Läufe  der  Flüsse,  an  Stellen,  welche  von  der 
Fluth  oder  von  der  eingehenden  Strömung  nicht  mehr  er- 
reicht werden,  wo  also  das  Wasser  beständig  süss  ist.  Als 
solche  sind  bekannt:  bei  Rostock  in  der  Oberwarnow 
hinter  der  Schleuse^),  Cisterne  und  Docks  bei  London^), 
Kanal  bei  Ostende ^),  bei  Stockholm*),  im  Fairmont-Reser- 
voir  in  Philadelphia^).  Hierher  gehört  auch  wohl  das  Vor- 
kommen von  Cordylophora  auf  Anodonta  im  Dniestr. '^) 

3.  Brackische  Gewässer  des  Binnenlandes.  Die  beiden 
salzigen  Seen  bei  Halle  a.  d.  Saale  ^),  im  Caspischen  Meer 
bei  Krasnawodck^). 


^)  Kraepelin,  Die  deutschen  SĂĽsswasserbryozoen.  Hamburg  1887. 
p.  91  und  die  Fauna  der  Hamburger  Wasserleitung,  Abhandl.  naturw, 
Ver.     Hamburg  1885  p.  6. 

')  Dahl,  Untersuchungen  ĂĽber  die  Thier\\'elt  der  Unterelbe.  6.  Ber. 
Komm.  wiss.  Unters,  deutsch.  Meere.    3.  Heft.    p.  149—185.    Kiel  1891. 

^)  Nach  Mittheilung  der  Herren  Dr.  Will  und  Professor 
Blochmann. 

*)  Litt,  bei  F.  E.  Schulze  1.  c. 

5)  Potts,  Proc.  Acad.  Nat.  Hist.     Philadelphia  1884  p.  218. 

^)  Nach  gĂĽtiger  Mittheilung    des  Herrn  Professor  Kowalevsky. 

^)  Zacharias,  Zur  Kenntniss  der  Fauna  des  sĂĽssen  und  salzigen 


Sitzung  vom  21.  Juni  1892.  79 

4.  Süsse  Gewässer  des  Binnenlandes.  Bisher  genannt 
sind  die  Seine  bei  Paris  ^)  und  die  Gewässer  bei  Rüders- 
dorf.  ^)  Nach  einer  Mittheilung  von  Herrn  Prof.  P.  Magnus 
soll  CordtĂźoph&ra  in  den  60  er  Jahren  an  Flossholz  der  Ober- 
spree bei  Berlin  von  ihm  und  H.  Nitsche  gefunden  sein.  ^") 

Nach  einer  mir  von  Dr.  Riehm  ĂĽbersandten  Mittheilung 
wurde  Cordylophora  lacustris  von  ihm  in  den  Jahren  1878 
bis  1880  in  der  Woltersdorfer  Schleuse  zwischen  den  beiden 
SchleusenthĂĽren  und  in  dem  Orte  Kalkberge  RĂĽdersdorf 
Yor  und  in  dem  Kanaltunnel  entdeckt.  Sie  habe  damals 
die  Mauerwände  an  den  genannten  Stellen  in  dichten  Rasen 
ĂĽberzogen.  Ich  fand  am  16.  Juni  d.  J.  breite  Kolonien 
von  Cordylophora  an  dem  Gemäuer  der  Woltersdorfer 
Schleuse  vor  dem  Thore  nach  dem  Flakensee  und  in  dem 
Kanal  bei  Kalkberge  RĂĽdersdorf,  wo  sie  Baumwurzeln  ĂĽber- 
zieht, welche  zwischen  den  Steinen  hindurch  gewachsen 
sind.  Sie  hat  an  beiden  Stellen  gegen  früher  an  Häufig- 
keit abgenommen.  Weitere  Untersuchungen  mĂĽssen  zeigen, 
ob  Cordylophora  in  dem  ganzen  Seeugebiet  um  RĂĽdersdorf 
verbreitet  ist  und  ob  sie  auch  in  der  Spree  und  in  anderen 
Gewässern  zwischen  dieser  und  dem  Meere  vorkommt. 
Ueber  die  Art,  wie  dieses  Thier  in  die  RĂĽdersdorfer  Wasser 
gelangt  ist,  kann  man  nur  Vermuthungen  hegen.  Als  Ver- 
breitungsmittel wĂĽrden  vornehmlich  schwimmende  Gegen- 
stände und  Mollusken  zu  nennen  sein.  Sollas  (1.  c.  p.  96) 
giebt  an,  dass  sie  häufig  auf  Dreissena  gefunden  werde  und 
Braun  (Physik,   u.   biol.  Untersuch,  im  westl.  Theile  des 


Sees  bei  Halle  a.  S.  Zeitschr.  wiss.  Zool.  Bd.  46  p.  217—232.  1888. 
Der  sog.  süsse  See  hat  nach  des  Autors  Ausführungen  einen  stärkeren 
Gehalt  an  Salzen  als  der  „Salzsee".  —  Nach  Mittheilung  von  Dr. 
Riehm  1.  c.  ist  die  Coi'dylophora  im  salzigen  See  seit  1888  ver- 
schwunden. 

^)  SoLLAg,  On  the  Origin  of  Freshwater  Faunas :  a  Study  in  Evo- 
lution. Scient.  Transact.  Roy.  Dublin  Soc.  Vol.  III.  Ser.  II.  p.  96. 
Dublin  1884. 

^)  RlEHĂ„I  1.  c. 

*^)  V.  Martens,  Sitz.-Ber.  Ges.  Naturf.  Freunde.  Berlin  1883. 
p.  198. 

6* 


30  Gesellscluift  naturforschender  Freuyide,  Berlin. 

finnischen  Meerbusens.  Arch.  Naturk.  Liv-,  Ehst-  u.  Kur- 
lands Serie  II.  Bd.  X.  p.  108  Dorpat  1884)  beobachtete 
grosse  Mengen  von  Neritina  fluviatilis,  besetzt  mit  Cordy- 
lopliora\  beide  Autoren  weisen  darauf  hin,  dass  die  Mollus- 
ken fĂĽr  den  Transport  von  Gordylophora  von  Wichtigkeit 
sind.  H.  ScHEEREN  (Nature,  Vol.  44  p.  445,  1881)  theilt 
einen  Fall  mit,  in  welchem  sich  Cordylopliora  an  stromauf- 
wärts getriebenem  Kraute  befand. 

Ueber  die  Fauna  der  Gewässer  bei  Rüdersdorf  ist  bis- 
lang nichts  bekannt  gew^orden.  Ich  fand  die  Gordylophora 
zusammen  mit  Sp>ongilla  fragiUs,  Eusp.  lamstris  und  Ephy- 
datia  fluviütiUs;  manche  von  den  Schwämmen  hatten  die 
Polypenkolonien  umwachsen.  Andere  Cordylophoren  sassen 
auf  Dreissenen.  In  dem  Kanal  des  Bruches  Alvensleben  der 
RĂĽdersdorfer  Kalkberge  wurde  von  Herrn  Protz  im  vorigen 
Jahre  eine  brackische  Enter miiopha- Ali  entdeckt. 

Was  die  chemische  Zusammensetzung  der  in  Rede 
stehenden  Gewässer  anlangt,  so  ist  mir  bislang  darüber  nichts 
bekannt  geworden.  Ich  will  aber  darauf  hinweisen,  dass 
am  Stienitzsee  ein  Sprudel  mehrere  Meter  hoch  zu  Tage 
tritt ;  wenn  sich  derartige  kohlensäurereiche  Quellen  in  den 
Seen  selbst  befinden,  würde  dadurch  die  Löslichkeit  des 
kohlensauren  Kalkes  durch  das  Wasser  bedeutend  erhöht 
werden. 

Herr  Otto  Jaekel  sprach  ĂĽber  Cladodus  und  seine 
Bedeutung  für  die  Phylogenie  der  Extremitäten. 

Unter  der  FĂĽlle  interessanter  Fischtypen,  welche  uns 
in  der  Arbeit  J.  S.  Newberry's  ĂĽber  die  palaeozoischen 
Fische  Nordamerikas  entgegentreten,  hat  unstreitig  die  Be- 
schreibung und  Abbildung  der  prachtvollen  Exemplare  von 
Cladodus  das  grösste  Interesse  ichthyologischer  Kreise  er- 
regt und  verdient.  Diese  Form,  von  welcher  wir  vorher  nur 
isolirte  Zähne  kannten,  die  allerdings  an  sich  schon  einen  sehr 
eigenartigen  Fischtypus  kennzeichneten,  liegt  nun  in  nahezu 
vollständigen  Exemplaren  aus  dem  unteren  Carbon,  und 
zwar  dem  sogenannten  Cleveland  shale  von  Ohio,  vor  und 
zeigt  uns,   dass   das  Bild,  welches  man  sich  aus  den  ver- 


Sitzung  vom  J31.  Juni  180Z  gl 

gleichend -anatomischen  Studien  von  der  Stammform  der 
Haie  gebildet  hatte,  wesentlicher  Modificationen  bedarf,  um 
mit  den  thatsächlichen  palaeontologischen  Belegen  in  Ein- 
klang zu  kommen. 

Herr  Prof.  Dr.  Newberry  hatte  die  grosse  und  im 
höchsten  Maasse  dankenswerthe  Güte,  mir  bei  einem  Besuch 
in  New- York  sein  in  der  School  of  Mines  aufbewahrtes 
Material  dieses  interessanten  Selachiers  zu  eingehendem 
Studium  zu  ĂĽberlassen.  Wenn  ich  hierbei  in  manchen 
Punkten  zu  anderen  Auffassungen  als  der  genannte  Autor 
gekommen  bin,  so  wird  mir,  wie  ich  hoffe,  Herr  Professor 
Newberry  die  Veröffentlichung  derselben  in  Rücksicht  auf 
die  Bedeutung  des  Gegenstandes  nicht  versagen  und  meine 
aufrichtige  Dankbarkeit  deshalb  nicht  geringer  beiu'th eilen. 

Nach  wiederholter  eingehender  PrĂĽfung  konnte  ich  mich 
durch  die  GegengrĂĽnde  Newberry's  nicht  von  der  Ueber- 
zeugung  abbringen  lassen,  dass  der  Schwanz,  oder  vielmehr 
der  hinterste  erhaltene  Theil  des  Objectes  nur  durch  Be- 
malung mit  einer  wahrscheinlich  graphithaltigen  Oelfarbe 
seitens  eines  Präparators  zu  der  auffallenden  Form  gelangt 
ist,  wie  sie  Newberry  vorgelegen  hat  und  in  dessen  Ab- 
bildung 1.  c.  Taf.  XL  VI  zur  Darstellung  gebracht  ist.  Das 
Gleiche  gilt  von  dem  hinter  den  Brustflossen  gezeichneten 
Stachel,  den  ich  nur  fĂĽr  einen  langen,  flach  muscheligen 
Bruch  halte,  wie  solche  sich  mehrfach  auf  der  harten 
Gesteinsplatte  vorfinden.  Dies  geht  ausser  aus  der  Ober- 
flächenstructur  der  bemalten  Fläche  schon  daraus  hervor, 
dass  Platte  und  Gegenplatte  an  dieser  Stelle  genau  das 
Gegenbild  von  einander  zeigen  und  für  einen  körperlichen 
Stachel,  der  mindestens  3—4  mm  dick  hätte  sein  müssen, 
gar  keinen  Raum  zwischen  sich  lassen.  Die  Täuschung, 
der  also  nach  obiger  Auffassung  Herr  Prof.  Newberry  an- 
heimfiel, wird  dadurch  verständlich,  dass  das  Fossil  mit  Lack 
überzogen  ist,  was  ja  seitens  der  Sammler  und  Verkäufer 
palaeontologischer  Reste  leider  recht  häufig  geschieht.  Durch 
diese  gleichmässige  Bemalung  aller  Theile  wird  eine  scharfe 
Controle  der  ursprünglichen  Contouren  fast  unmöglich  ge- 
macht.   Das  1.  c.  Taf.  XLIV  u.  XLV  abgebildete  Exemplar 


32  Gesellsclmft  naturfoischrnder  Freunde,  Berlin. 

von  Cladodus  Kepleri,  welches  jenem  Verschönerungsprocess 
nicht  unterworfen  worden  ist,  zeigt  denn  auch  an  der  ent- 
sprechenden Stelle  keine  Spur  von  jenem  Stachel.  An 
diesem  StĂĽck  lassen  sich  in  Folge  dessen  alle  Organisations- 
verhältnisse am  genauesten  beobachten. 

Unzweifelhaft  unverändert  und  richtig  dargestellt  sind 
die  Brust-  und  Beckenflossen.  Ihre  wesentliche  Bedeutung 
beruht  darin,  dass  sie  keine  Spui*  eines  „Archipterygiums" 
aufweisen,  welches  man  nach  den  von  Gegenbaur  ver- 
tretenen, und  neuerdings  noch  von  anderer  Seite  bestärkten 
Auffassungen  bei  einem  so  alten  Vertreter  der  Haie  er- 
warten musste.  Die  distal  gerundeten  Brustflossen  zeigen 
ausserhalb  des  Rumpfes  breite  Strahlen,  welche  von 
vorn  und  hinten  gleichmässig  nach  der  Mitte  der  Flosse  an 
Grösse  zunehmen.  Zwischen  die  primären  Strahlen  schieben 
sich  am  Aussenrande  kurze,  sekundäre  Randstrahlen  alter- 
nirend  ein.  Sämmtliche  aus  dem  Rumpf  vortretenden  Flossen- 
strahlen sind  in  ihrer  Längsaxe  ungegliedert.  Die  Divergenz 
benachbarter  Strahlen  gegen  einander  ist  nach  alledem  eine 
geringe,  die  äusseren  convergiren  nach  dem  Körper  zu  etwa 
unter  einem  Winkel  von  50^;  die  Zahl  der  primären  Strahlen 
dürfte  20—22  betragen.  Das  im  Körper  liegende  Skelet 
der  Brustflossen  befindet  sich  in  gestörter  Lage,  wahrschein- 
lich konnte  es  sich*"  in  Folge  seiner  Befestigung  am  Schulter- 
gĂĽrtel nicht  in  normaler  Lage  erhalten.  Man  kann  undeut- 
lich nur  einige  inkrustirte  SkeletstĂĽcke  erkennen,  deren 
äussere  Umrisse  distal  nach  der  Flosse  zu  divergiren.  Die 
Form  des  äusseren  Flossenskeletes  hat  neulich  Herrn  A. 
Smith  Woodward  zu  einigen  allgemeinen  Bemerkungen  ĂĽber 
die  Entwicklung  der  Flossen  ^)  veranlasst,  in  welcher  derselbe 
namentlich  die  Brustflossen  von  Cladodus  und  die  unpaaren 
Flossen  von  Xenacanthiden  als  palaeontologische  Beweise 
dafür  hinstellt,  dass  die  paarigen  Extremitäten  den  un- 
paaren homolog  sind  und  auch  phylogenetisch  von  Längs- 
falten der  Haut  abzuleiten  seien,  wie  solches  ontogenetisch 
bei  Selachier-Embryonen  nachgewiesen  ist. 


')  Natural  Science.    Vol.  I,  No.  1,  März  1892,  p.  28. 


Sitzung  vonf  21.  Juni  1892.  83 

Ich  wende  mich  zunächst  nur  zu  der  Basis  dieser  Be- 
trachtungen, der  ontogeneti sehen  Entstehung  der  paarigen 
Extremitäten  aus  lateralen  Läügsleisten  des  Körpers,  und 
fühle  mich  hierzu  dii-ect  veranlasst  durch  eine  vorläufige 
Zusammenstellung  der  Resultate,  welche  soeben  S.  Mollier 
in  MĂĽnchen  von  seinen  diesbezĂĽglichen  Forschungen  gegeben 
hat.  ^)  Herr  Mollier  basirt  seine  Anschauungen  ĂĽber  die 
Entwicklung  der  paarigen  Extremitäten  auf  die  Untersuchung 
von  4  Selachiern,  nämlich  Torx>edo,  Scyllium,  Pristiurus  und 
Mustelus.  Ich  greife  einige  uns  hier  besonders  berĂĽhrende 
Resultate  des  Verfassers  heraus.  Er  sagt  1.  c.  p.  352:  „Die 
erste  Anlage  der  Extremitäten  findet  sich  bei  einem  Torpedo- 
Embryo  von  ungefähr  60  ürwirbeln  und  6  durchgängigen 
Kiemenspalten  in  dem  Auftreten  der  von  Balfour  schon 
beschriebenen  kontinuirlichen  Seitenfalte.  Dieselbe  beginnt 
im  Bereiche  des  ersten  Rumpfsomiten  zunächst  als  leisten- 
förmige  Verdickung  des  Ectoblast,  welche  sich  allmählich 
ĂĽber  den  ganzen  Rumpf  bis  zur  Cloake  ausdehnt.  Man 
kann  also  mit  Recht  von  einer  ersten  gemeinsamen  Flossen- 
anlage bei  Torpedo  sprechen.  Mit  fortschreitender  Um- 
wandlung der  ectoblastischen  Seitenfalte  zur  Seitenleiste, 
durch  das  die  erstere  aus  dem  Niveau  der  ĂĽbrigen  Rumpf- 
wand abdrängende  mesodermatische  Zellmaterial  tritt  die 
Trennung  dieser  gemeinsamen  ersten  Anlage  in  Brust-  und 
Beckenflosse  zu  Tage  .  .  .  ."  Ueber  den  entsprechenden 
Befund  an  den  3  genannten  Haien,  die  gegenĂĽber  Torpedo 
immer  nur  mehr  nebenbei  erwähnt  werden,  sagt  Mollier 
Folgendes:  „Bei  Mustelus,  Pristiurus  und  Scylllum  ist  die 
erste  Anlage  der  paarigen  Flossen  von  Anfang  an  eine  ge- 
trennte. Proximale  und  distale  Seitenleiste  sind  hier  durch 
ein  grösseres  oder  geringeres  Spatium  von  einander  ge- 
schieden. Der  Beginn  der  vorderen  Seitenleiste  bei 
Pristiurus  fällt  in  ein  Stadium  von  circa  70  Ürwirbeln 
und  4  durchgängigen  Kiemenspalten.  Die  distale  Leiste 
legt    sich,    dem  Wachsthumsvorgang    in   distaler  Richtung 


*)    Zur    Entwicklung    der    Selachierextremitäten.     Anatom.    Anz, 
Jena  1892,  p.  351—365. 


84  GesellscJiaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

entsprechend,  beträchtlich  später  an."  Molliee  fügt  noch 
hinzu,  dass  bei  Torpedo  die  ersten  26,  bei  Pristhirus  und 
Scyllium  dagegen  nur  12  bezw.  10  Rumpfsomiten  zur 
Flossenbildung  in  Beziehung  treten. 

So  wenig  ausgedehnt  auch  diese  Beobachtungen  sind, 
so  beweisen  sie  doch  unwiderleglich,  dass  die  starke  Ver- 
breiterung der  Brustflossen  bei  den  Rochen  sich  onto- 
genetisch  bereits  sehr  frĂĽh  geltend  macht,  und  zwar  in 
einem  Maasse,  dass  der  phyletische  Entwicklungsgang  dabei 
direct  gefälscht  erscheint.  Diese  „Fälschung"  ist  eine  weit 
zurĂĽckgreifende  Vereinfachung  des  ontogenetischen  Entwick- 
lungsganges, die  im  Hinblick  auf  die  extreme  Vergrösserung 
der  Brustflossen  der  erwachsenen  Thiere  sehr  natĂĽrlich 
erscheint.  Bemerkenswerth  aber  im  hohen  Grade  ist  es, 
dass  dabei  die  palingenetischen  Erscheinungen  so  frĂĽh  von 
den  caenogenetischen  unterdrĂĽckt  wurden.  Hierdurch  wird 
der  Werth  dieser  ontogenetischen  Forschungen  fĂĽr  die  Phylo- 
genie  der  Selachier-  und  noch  viel  mehr  der  Wirbelthier- 
Extremität  überhaupt  in  Frage  gestellt. 

Rochenartige  Formen  treten  uns  erst  in  der  oberen 
Juraformation  entgegen,  und  zwar  sind  es  sämmtlich 
Formen,  welche  in  der  Entwicklung  der  Brustflossen  auf 
dem  Stadium  von  Rhinobatus  und  Squatina  stehen.  In  der 
Kreide  sehen  wir  dann  die  weitere  Entwicklung  der  Brust- 
flossen sich  sehr  schnell  vollziehen  derart,  dass  am  Ende 
dieser  Formation  die  Rochen  bereits  eine  reiche  Gliederung 
erfahren  haben,  und  namentlich  die  Pristiden,  Torpediniden 
und  Rajiden  bereits  in  die  gegenwärtigen  Familien  geson- 
dert sind.  Während  die  Rochen  aber  ihre  Brustflossen 
schnell  und  extrem  differenzirten  und  sich  dadurch  vom 
Typus  der  Plagiostomen  entfernten,  haben  sie  sich  in 
anderen,  durch  ihre  Lebensweise  nicht  beeinflussten  Organen 
primitive  Entwicklungsstadien  bewahrt.  Das  kann  in 
keiner  Weise  auffällig  erscheinen,  da  wir  primitive  Aus- 
bildungsformen, wie  eine  indifferente  Entwicklung  der  Wirbel, 
das  Vorhandensein  von  Rippen  und  von  mehr  als  5  Kiemen- 
bögen  eben  bei  den  Stammformen  aller  lebenden  Pla- 
giostomen voraussetzen  dĂĽrfen.     Die  Differenzirung  einiger 


Sitzung  vom  21.  Juni  1892,  35 

hochentwickelten  Familien  von  Haien,  welche  in  der  höheren 
Ausbildung  einzelner  Organe  und  in  der  RĂĽckbildung  anderer 
beruht,  hat  sich  erst  in  jĂĽngerer  Zeit,  bei  den  Carchariden 
z.  B.  erst  im  Tertiär,  vollzogen. 

Von  welchen  primitiven  Plagiostoraen  die  Rochen  sich 
abgezweigt  haben,  das  ist  noch  unbekannt;  das  ist  aber 
sicher,  dass  sie  sich  in  Folge  ihres  Lebens  auf  dem  Meeres- 
boden durch  die  extreme  Vergrösserung  ihrer  Brustflossen 
von  dem  Typus  bezw.  der  Stammform  der  Plagiostomen 
weit  entfernt  haben.  Alle  älteren  Plagiostomen,  die  wir 
kennen,  sind  keine  Rochen,  sondern  Haie,  und  nun  hat 
zu  meiner  grossen  Freude  Herr  Mollier  ja  auch  selbst 
konstatirt,  dass  bei  den  bisher  untersuchten  Haien 
die  erste  Anlage  der  paarigen  Flossen  von  Anfang 
an  eine  getrennte  ist,  dass  die  vorderen  von  den 
hinteren  durch  einen  grösseren  oder  geringeren  Raum  ge- 
schieden sind. 

Diese  au  3  Haien  gemachte  Beobachtung  hat  aber  bei 
Herrn  Mollier  keine  Bedeutung  gegenĂĽber  dem  Entwick- 
lungsgange von  Tori^edo,  der  offenbar  in  allen  Einzelheiten 
lediglich  der  späteren  Ausbildung  der  Rochenflosse  Rechnung 
trägt.  Seine  diesbezüglichen  Anschauungen  kulminiren  in  dem 
Satz:  „Auf  Grund  der  entwicldungsgeschichtlichen  Befunde 
können  wir  sagen,  dass  wir  in  der  ersten  Anlage  der 
paarigen  Flossen  von  Torpedo  die  primitivste  Form  der 
bisher  bekannten  Wirbelthierextremität  vor  uns  haben." 
Wenn  es  schon  sehr  bedenklich  erscheint,  dass  bisweilen 
auf  Grund  der  Ontogenie  einer  einzigen  Form  der  ganze 
Stammbaum  einer  Klasse  konstruirt  wird,  so  muss  es  dop- 
pelt befremden,  wenn  ein  Autor  seine  eigenen,  in  dem 
wichtigsten  Punkte  entgegengesetzten  Resultate  an  den 
übrigen  Formen  unberücksichtigt  lässt.  Würde  bei  solchen 
Untersuchungen  der  palaeontologische  Entwicklungsgang 
wenigstens  oberflächlich  betrachtet  werden,  so  würden  der- 
artige „Resultate"  an  sich  vorzüglich  klarer  Beobachtungen 
wohl  ausgeschlossen  sein. 

Es  kann  unter  diesen  Umständen  nicht  Wunder  nehmen, 
dass  es  Herrn  Mollier  augenscheinlich  recht  schwer  wird, 


gĂź  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

von  seiner  „primitivsten  Form  der  bisher  bekannten  Wirbel- 
thierextremität"  die  der  übrigen  Wirbelthiere  abzuleiten. 
Er  versucht  es  heiCeratodus  und  lässt  dessen  mittleren  Flossen- 
strahl aus  der  ursprĂĽnglich  einheitlichen  Anlage  des  Pro-, 
Meso-  und  Metapterygoid  von  Torpedo  durch  distale  Aus- 
biegung  ihrer  Mitte  erfolgen,  wobei  die  „Konvexität  des 
Bogens  immer  gegen  die  Wach sthumsrichtung",  also  latero- 
distal  gerichtet  wäre.  Der  Autor  dieser  Auffassung  ver- 
gisst  dabei  aber  ganz,  dass  bei  Torpedo,  wie  er  selbst  be- 
schreibt, die  erste  bogenförmige  Skeletanlage  „mit  der 
Konvexität  medialwärts"  gerichtet  ist.  Hierbei  wirft  er 
immer  Skeletbildungen,  Muskel-  und  Nervenanlagen  durch- 
einander, kommt  aber  auch,  w^o  er  von  dem  einen  absieht, 
mit  dem  anderen  allein  nicht  zurecht,  denn  er  sagt  z.  B.: 
„Bin  ich  schon  bei  der  Nervenzahl  der  Ceratodus -Flosse 
in  Konflikt  gerathen  mit  den  Resultaten  anatomischer 
Forschung,  um  wieviel  mehr  ist  dies  noch  bei  Lep)idosiren 
der  Fall."  Alles  dies  aber  hält,  wde  gesagt,  Herrn 
S.  MoLLiER  nicht  ab,  den  durchaus  caenogenetischen  Ent- 
wicklungsgang der  paarigen  Flossen  von  Torpedo  als  den 
Ausgangspunkt  für  die  Entwicklung  des  Extremitätenskeletes 
aller  Wirbelthiere  hinzustellen,  und  damit  die  Entwicklung 
der  paarigen  Extremitäten  aus  seitlichen  Hautfalten  abzu- 
leiten. 

Es  erinnert  mich  diese  Forschungsmethode  lebhaft  an 
eine  Deduction  des  Herrn  P.  Albrecht  ^)  ĂĽber  die  Ent- 
stehung der  Spaltung  des  menschlichen  Penis.  Herr  Albrecht 
deducirte  folgendermaassen :  „Um  die  morphologische  Be- 
deutung der  Penischisis,  Epi-  und  Hypospadie  zu  ergrĂĽnden, 
ist  es  zunächst  von  Wichtigkeit,  zu  wissen,  was  der  morpho- 
logische Werth  des  Penis  ist.  Um  dieses  wiederum  in  Er- 
fahrung zu  bringen,  ist  es  nöthig,  sich  zunächst  mit  den 
Vorder-  oder  Schulterflossen,  hierauf  mit  den  Hinter-  oder 
Beckenflossen  der  Knorpelfische  zu  beschäftigen.  Als 
passendstes  Object  hierzu  erbietet  sich  das  Skelet  eines 
erwachsenen    männlichen    Nagelrochen    (Baja  clavata  L.^." 

^)  Sitz.-Ber.   des    XV.  Kongresses    d.  deutsch.   Ges.    f.   Chirurgie. 
Berlin,  10.  April  1886. 


Sitzung  vom  21.  Juni  1892.  37 

Dieser  Grundlage  der  nun  folgenden  Auseinandersetzungen 
braucht  man  nur  die  eine  Thatsache  entgegenzuhalten,  dass 
Raja  und  einige  ihr  verwandte  Formen  die  einzigen  Selachier 
sind,  welche  ein  Beckenflossenskelet  besitzen,  wie  es  Albrecht 
fĂĽr  seine  SchlĂĽsse  bedarf,  und  dass  diese  dasselbe  erst  in 
der  Kreide  als  Neubildung  erwarben,  während  es  allen 
übrigen,  namentlich  den  älteren  Selachiern  fehlt,  von  denen 
doch  allein  eine  Brücke  zu  den  höheren  Wirbelthieren  ge- 
sucht werden  dĂĽrfte. 

Kehren  wir  nach  alledem  zu  Gladodus  zurĂĽck,  so 
werden  wir  aus  dem  Bau  seiner  Brustflossen  zwar  keinerlei 
Belege  für  die  Entstehung  der  paarigen  Extremitäten  aus 
seitlichen  Längsfalten  schöpfen  können,  wohl  aber  sehen 
wir  daran  unmittelbar,  dass  von  einem  x\rchipterygium  bei 
diesem  Selachier  keine  Rede  ist.  Damit  verliert  diese 
durch  die  Ontogenie  schon  nicht  bestätigte  hypothetische 
Stammform  der  paarigen  Extremitäten  ihre  verallgemeinerte 
Bedeutung,  zugleich  aber  zeigt  Gladodus  den  Typus  des 
Flossenbaues,  welchen  A.  Fritsch  als  Stammform  fĂĽr 
die  paarigen  Flossen  der  Xenacanthiden  annahm.  Man 
wird  diese  in  dem  Bau  ihrer  paarigen  Flossen  wie  in 
anderen  Merkmalen  als  einen  weit  aberrirten  Zw^eig  der 
palaeozoischen  Selachier  auffassen  dĂĽifen.  Ihre  biseriale 
Brustflosse  erklärt  sich  vielleicht  ebenso  wie  bei  den 
Dipnoern  aus  ihrer  Lebensweise.  Diesen  Thieren  diente 
die  Flosse  nicht  mehr  zum  Schwimmen;  als  Uferbewohner 
brauchten  sie  ihre  paarigen  Extremitäten  zur  Bewegung 
auf  dem  Boden.  Hierbei  vertheilt  sich  der  active  Druck 
bei  der  Bewegung  nicht  auf  eine  breite  Fläche  wie  beim 
Schwimmen,  sondern  auf  eine  Hauptrichtung  bezw.  latero- 
distal  aneinander  gereihte  Punkte  in  der  Extremität.  Dieser 
Vorgang,  der  in  der  Brustflosse  eines  Xenacanthus  ange- 
bahnt ist,  äussert  sich  analog  und  weiter  entwickelt  in 
sämmtlichen  paarigen  „Flossen"  eines  Protopterus  und 
Lepidosiren,  bei  denen  Spaltungen  des  Endes  ja  nicht 
selten  selten  sind  und  vielleicht  zu  der  Ausbildung  distaler 
Finger  bei  laufenden  Wirbelthieren  eine  BrĂĽcke  bilden. 
Der  umgekehrte  Gang  lässt  sich  ja  auch  wieder  bei  den 
Xhieren  verfolgen,    die    beim  Wasserleben    zur   Schwimm- 


3S  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

beweguDg  zurĂĽckkehrten,  wie  IcJityosaurus  oder  die  Balae- 
niden.  Ich  möchte  alle  diese  Vorgänge  für  Analoga,  und 
namentlich  die  Ausbildung  jenes  typischen  Archipterygiums 
fĂĽr  eine  Convergenzerscheinung  bei  uferbewohnenden  Knorpel- 
iischen  halten.  Das  Vorhandensein  eines  schmiegsamen 
knorpeligen  Innenskeletes  dĂĽrfte  hierbei  ausschlaggebend 
sein,  wogegen  das  starre  KnochengerĂĽst  in  den  Extremi- 
täten höherer  Wirbelthiere  die  Ausbildung  kurzer  ge- 
drungener Hände  und  Füsse  befürworten  mag. 

Die  Brustflosse  von  Cladodus  zeigt  mit  ihren  unge- 
gliederten, wenig  divergirenden  Flossenstrahlen  ein  Bild, 
wie  es  uns  bei  den  bis  jetzt  untersuchten  Haiembryonen 
etwa  nach  Bildung  eines  Basipterygoid  und  davon  sich  ab- 
gliedernden Strahlen  entgegentritt.  Dass  die  äusserlich 
sichtbaren  Flossenstrahlen  sich  an  ein  inneres  basiptery- 
goidales  Skelet  anschliessen  und  von  diesem  aus  diver- 
giren,  ist  sicher,  davon  dass  jene  äusseren,  von  Herrn 
Smith  Woodward  mit  Unrecht  als  parallel  bezeichneten 
Flossenstrahlen  als  Theile  eines  frĂĽher  gleichartigen,  seit- 
lichen Flossenstrahlenkammes  aufgefasst  werden,  erscheint 
mir  durchaus  unstatthaft.  Wenn  in  der  Ontogenie  die  Skelet- 
bildung  in  den  paarigen  Extremitäten  beginnt,  ist  die  Ver- 
schiedenheit der  vorderen  und  hinteren  Extremität  bereits 
eine  sehr  auffallende. 

Dieser  Gegensatz  in  dem  Bau  der  vorderen  und  hinteren 
Extremität  tritt  uns  wie  bei  den  Xenacanthiden  auch  bei 
unserem  Cladodus  sehr  deutlich  vor  Augen.  Bei  diesem 
zeigen  die  Beckenflossen  eine  basale  Knorpelspange,  von 
welcher  sich  Flossenstrahlen  schräg  nach  hinten  abgliedern. 
Diese  weisen  aber  eine  deutliche  Gliederung  in  innere  kurze 
und  äussere  längere  Stücke  auf.  Die  hiervon  durch  J.  S. 
Newberry  gegebene  Darstellung  kann  ich  in  allen  Punkten 
bestätigen. 

Die,  wie  gesagt,  auch  ontogenetisch  frĂĽh  hervortretende 
Verschiedenheit  der  Brust-  und  Bauchflossen  bei  Selachiern 
erklärt  sich  vielleicht  am  einfachsten  daraus,  dass  hier  die 
Bauchflossen  an  den  Lebensfunktionen  und  namentlich  an 


Sitzung  vom  21.  Juni  1892.  89 

der  Lokomotion  einen  noch  viel  geringeren  Antheil  haben, 
als  die  Brustflossen.  Diese  dienen  bei  den  frei  schwim- 
menden Haien  wesentlich  dazu,  den  Körper  im  seitlichen 
Gleichgewicht  zu  halten,  bei  den  echten  Rochen  dienen  sie 
allein  zum  Schwimmen,  während  die  Bauchflossen  als  solche 
daran  keinen  Antheil  haben  und  höchstens  wie  bei  den 
Rajiden  (Baja,  Sympterygia  und  CyclohaĂĽs)  durch  einen  neu 
sich  bildenden  Knorpelstab  sekundär  zu  einer  Bewegungs- 
art fĂĽhren,  die  allen  ĂĽbrigen  Selachiern  vollkommen  fremd  ist.^) 
Die  Beckenflossen  sind  daher,  weil  sie  an  den  Lebens- 
funktionen eines  Selachiers  keinen  Antheil  haben,  einfacher 
gebaut  als  die  Brustflossen,  und  machen  die  durch  ver- 
schiedene Lebensbedingungen  verursachten  Aenderungen 
der  Brustflossen  nicht  mit.  Sie  sind  deshalb,  wie  Wieders- 
HEiM  in  seinem  neuesten  Werk  über  die  Extremitäten 
der  Wirbelthiere  hervorhob,  entwickelungsgeschichtlich  kon- 
stanter als  die  Brustflossen. 

Kehren  wir  zu  Cladodus  zurĂĽck,  so  erweist  sich  der- 
selbe nach  Abzug  des  „Stachels"  und  des  irrthümlich  restau- 
rirten  Schwanzes  als  ein  typischer  Selachier,  der  alle  wesent- 
lichen EigenthĂĽmlichkeiten  seiner  jĂĽngeren  Verwandten  be- 
sitzt. So  ist  namentlich  die  Flossenstellung  und  deren  Bau, 
die  Form  und  Lage  des  Kieferbogens  uQd  der  Kiemen- 
bögen,  ferner  seine  Bezahnung  und  vor  Allem  die  poly- 
edrische  Kalkinkrustation  des  knorpeligen  Inneriskeletes,  der 
Mangel  eines  plattigen  Hautskeletes  und  der  Mangel  echter 
Knochenbildungen  ĂĽberhaupt  durchaus  typisch  fĂĽr  die  Haie. 

Während  also  auf  der  einen  Seite  hieraus  hervorgeht, 
dass  Cladodus  vom  normalen  Entwicklungsgang  der  Selachier 
sich  in  keiner  Weise  abgezweigt  hat,  so  besitzt  er  auf  der 
anderen  Seite  in  dem  verkalkten  Augenringe  ein  Merkmal 
von    entschieden    atavistischer  Bedeutung.     Bei  Selachiern 


^)  Hierüber  habe  ich  mich  in  einer  denniächst  in  den  Ab- 
handlungen der  Königl.  Akademie  zu  Berlin  erscheinenden  Arbeit 
eingehender  ausgesprochen. 


90  Gesellschaft  natur forschender  Freunde^  Berlin. 

war  bisher  noch  keine  Spur  eines  solchen  bekannt,  und 
seine  Entdeckung  bei  Cladodus  fĂĽr  0.  M.  Reis  ein  wich- 
tiger Grund,  die  Acanthodier  zu  den  Selachiern  zu  stellen.^) 
Wenn  ich  in  einer  derartigen  Vereinigung  sehr  verschieden 
organisirter  Typen  auch  keinen  wesentlichen  Fortschritt 
erblicken  kann,  so  ist  doch  unzweifelhaft,  dass  die  Acan- 
thodier schon  durch  den  Mangel  echter  Knochenbildungen 
den  Selachiern  wesentlich  näher  stehen,  als  die  Ganoiden 
und  Dipnoer.  In  wie  weit  aber  darin  ein  systematisches 
und  nicht  vielmehr  ein  atavistisches  Durchgangsstadium 
der  höheren  Wirbelthiere  zu  erblicken  sei,  ist  eine  andere 
Frage.  So  wichtig  auf  der  einen  Seite  der  Mangel  echter 
Knochenbildungen  für  sämmtliche  Selachier  ist,  so  sicher 
lässt  sich  auf  der  anderen  Seite  nachweisen,  dass  die  echten 
Knochenbildungen  der  Placodermen,  Ganoiden  und  ihrer 
Verwandten  phylogenetisch  aus  Verkalkungen  hervorgingen, 
in  denen  die  kalkabsondernden  Zellen,  die  Knochenkörper- 
chen  noch  nicht  bezw.  erst  unvollkommen  in  die  verkalkende 
Substanz  aufgenommen  wurden.  Aus  der  mikroskopischen 
Untersuchung  namentlich"  von  ĂĽyathaspis,  Pteraspis  und 
Cephalaspiden  ist  es  mir  unzweifelhaft  geworden,  dass  die 
grossblasige  Structur  dieser  Hautverkalkungen  zur  echten 
Knochenbildung  hinĂĽberleitet,  indem  phylogenetisch  erst  bei  der 
Verdickung  der  interpulparen  Kalkwände  Knochenkörperchen 
in  diese  aufgenommen  werden  können,  da  sie  einen  gewissen 
Raum  beanspruchen  und  ihr  Einschluss  ohne  eine  gewisse 
Intensität  der  Kalkausscheidung  schwer  verständlich  ist. 

Das  ist  aber,  wie  gesagt,  sicher,  dass  die  Acanthodier 
sehr  alte  Wirbelthiere  sind.  Das  spricht  sich  ausser  in 
dem  Mangel  echter  Knochenbildungen  eben  auch  in  dem 
Besitz  eines  Augenringes  aus,  den  wir  danach  auch  bei 
Ganoiden  und  deren  Nachkommen  antreffen. 

Was  die  besondere  Form  des  Augenringes  von  Cla- 
dodus anbetrifft,  so  glaube  ich  die  von  Newberry  gegebene 


^)    Zur    Kemitniss    des     Skelets    der   Acaiithodinen.      Geognost. 
Jahrb.  1890. 


Sitzung  vom  21.  Juni  1802. 


91 


Darstellung  (1.  c.  Taf.  XLIV.  Fig.  2)  durch  nebenstehende 
Skizze  nicht  unwesentlich  kor- 
rigiren  zu  können.  Derselbe  ist 
nicht,  wie  die  citirte  Abbildung 
zeigt,  aus  3  oder  4  grossen 
Platten  wie  bei  Acanthodes  zu- 
sammengesetzt, sondern  besteht 
aus  mehreren  Kreisen  kleiner 
viereckiger,  aber  unregelmässig 
umrandeter  Plättchen,  wie  es 
die  nebenstehende  Figur  zeigt. 
Wie  Tiel  Kreise  von  Plättchen 
das  Auge  umstanden,  möchte 
ich  bei  der  etwas  verschobenen 
Lage  der  zahlreichen  Plättchen 
nicht  entscheiden;  das  ist  aber 
sicher,  dass  die  Homologie  mit 
Acanthodes  nicht  in  der  Form,    Skleroticalring  von  aadodus. 

sondern  nur  in  dem  Besitz  eines  Augenringes  ĂĽberhaupt 
liegt.  Am  meisten  erinnert  mich  die  geschilderte  Ausbildung 
an  die  von  Ensthenoptcron  Foordi  Whit.  aus  dem  Devon 
von  Canada,  bei  welchem  die  Zahl  der  kleinen  Plättchen 
nicht  unerheblich  grösser  ist,  als  dies  von  Whiteaves  zur 
Darstellung  gebracht  ist.^) 

Im  ĂĽbrigen  sei  noch  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass 
die  Form  des  Ober-  und  Unterkiefers  von  Cladodus  ziem- 
lich genau  mit  der  der  Xenacanthiden  ĂĽbereinstimmt;  eine 
Thatsache,  die  in  RĂĽcksicht  auf  die  sonstige  Verschieden- 
heit jener  beiden  Thiertj^pen  eine  hohe  phyletische  Be- 
deutung erlangt. 

Ueber  die  Darstellung  des  Cladodus  Fyleri  bei  New- 
BERRY  möchte  ich  weiter  bemerken,  dass  die  heller  ein- 
gezeichneten, gegliederten  Partieen.  welche  alsTheile  dorsaler 
Flossenskelete  angesprochen  wurden,  Reste  verkalkter 
MuskelbĂĽndel  sind,  und  dass  der  ĂĽber  den  Schwanz  hin- 
ausragende Fortsatz  der  Abbildung  Taf.  XLVI  auf  inkrustirte 


^)  Die   obigen   Bemerkungen   gründen   sich   auf  ein   von  mir  prä- 
parirtes  Exemplar  meiner  Sammlung. 


92  Gesellsclmft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

Knorpelstäbe  zurückzuführen  ist,  die  wahrscheinlich  dem 
Innenskelet  einer  unpaaren  Rückenflosse  angehörten.  Jeden- 
falls war  der  Körper  von  Cladodus  sehr  viel  länger,  als 
es  nach  der  Restauration  des  hinteren  Endes  als  Schwanz 
erscheint. 

Kiemenbögen  glaubte  ich  mit  Sicherheit  nur  5  zählen 
zu  können,  muss  aber  bemerken,  dass  von  diesen  der  lange 
Raum  zwischen  dem  Kopf  und  den  Brustflossen  noch  nicht 
ganz  eingenommen  wurde,  sondern  dass  dahinter  noch  ein 
Raum  blieb,  der  sehr  wahrscheinlich  von  einigen  weiteren, 
schwächer  verkalkten  und  deshalb  schlechter  erhaltungs- 
fähigen Bögen  erfüllt  sein  mochte. 

Das  ziemlich  deutlich  eingezeichnete  —  operculum- 
artige  —  Gebilde  habe  ich  als  Platte  nicht  sehen  können 
und  möchte  mir  hier  keinesfalls  eine  Deutung  der  ver- 
schobenen Hautskelettheile  erlauben. 

Herr  H.  KoLBE  legte  ein  StammstĂĽck  der  gemeinen 
Birke  {Betula  alba)  mit  den  Brutgängen  des  Borken- 
käfers Scolytus  ratsehurgi  Jans,  vor  und  verglich  die- 
selben mit  den  von  Scolytus  geoffroyi  Goeze  an  Ulmen 
{JJlmus  campestris)  erzeugten. 

Herr  K.  MöBius  legte  zwölf  verschiedene  Alters- 
stufen von  Margaritana  margaritifera  (L.)  vor,  Avelche 
der  Verein  fĂĽr  Naturkunde  in  Trier  durch  seinen  Vor- 
sitzenden, Herrn  Oberförster  a.  D.  Koch,  dem  zoologischen 
Museum  schenkte.  Sie  wurden  im  MĂĽhlenkanal  des  Ruwer- 
baches,  einem  Zufluss  der  Mosel,  gefunden. 

Vergleicht  man  die  Schalen  miteinander,  so  zeigt  sich, 
dass  ihre  Länge  stärker  w^ächst  als  ihre  Höhe.  Junge 
Schalen  haben  einen  konvexen  Bauchrand,  der  bei  älteren 
sich  immer  mehr  gerade  streckt  und  bei  sehr  alten  sogar 
konkav  wird. 

Herr  F.  E.  SCHULZE  zeigte  lebende  geschlechtsreife 
Exemplare  von  Cladonema  radiatum  Duj.  und  den  zu 
dieser  Meduse  gehörigen  Hydroidpolypen  mit  ansitzenden  Me- 
dusenknospen vor,  v>  eiche  Thiere  jahraus  jahrein  in  den  See- 
wasseraquarien   des    zoologischen   Institutes   in  Menge    zu 


Sitzung  vom  21.  Juni  1S92.  93 

finden  sind.  Er  Avies  auf  die  bei  einem  Cnidarier  immer- 
hin sehr  auffällige  Fünf  zahl  der  am  ÄFag^enstiele  sitzenden 
Gonaden  dieser  im  Uebrigen  8 strahligen  Meduse  hin. 

Herr  VON  Martens  sprach  ĂĽber  einige  seltenere  Con- 
chylien  der  Mark  Brandenburg,  insbesondere  ĂĽber 
Clausula  latestriata  Bielz,  welche  in  der  Mark  bis  jetzt 
nm*  bei  Landsberg  a.  W.  von  Herrn  Lehrer  Fleischfresser 
vor  einigen  Jahren  aufgefunden  und  nun  dem  Berliner 
Museum  von  Herrn  Heinr.  Schulze  in  KĂĽstrin  eingesandt 
wurde;  dieselbe  ist  nahe  a- erwandt  mit  Cl  j^llccitula  und  ge- 
wissermassen  deren  östliche  Vertreterin ;  sie  ist  in  Galizien, 
Mähren  und  Siebenbürgen  zu  Hause  (Ad.  Schmidt,  kritische 
Gruppen  der  europäischen  Clausilien  S.  29).  Die  vorliegen- 
den Exemplare  gehören  der  Form  an,  welche  Böttger  (im 
Nachrichtsblatt  der  deutschen  Malakoz.  Gesellsch.  1878  S.  136) 
als  var.  horealis  bezeichnet  hat,  da  dieselbe  auch  im  Samlande 
vorkommt.  Ferner  zeigte  derselbe  Helix  niderata  (vgl.  diese 
Sitzungsberichte  1891  S.  168),  welche  nunmehr  auch  bei 
Eberswalde  von  Herrn  Präparator  Protz  gefunden  worden 
ist,  und  zwar  auf  alten  Buchenstämmen  beim  Nonnenfliess 
in  Gesellschaft  der  nahe  verwandten  li.  rohmdata\  ebenda 
hat  derselbe  auch  die  in  der  Mark  seltenen  Arten  Eelix 
lapicida,  Clausula  2^licafü  und  ventricosa,  letztere  sehr  häufig, 
sowie  Ă„ncylus  fluviaĂĽlis  beobachtet. 

Herr  F.  E.  SCHULZE  legte  den  dritten  Band  der  neuen 
Folge  von  Biologischen  Untersuchungen  von  Gustav 
Retzius  vor  und  machte  dabei  besonders  aufmerksam  auf 
die  neuen  Mittheilungen  des  Verfassers  ĂĽber  die  letzte 
Endigung  der  Hörnerven  mittelst  freier,  bis  in  unmittel- 
bare Nähe  der  Oberfläche  des  Epithels  sich  erstreckender 
Faserenden,  welche  nicht  in  continuirlicher  Verbindung 
stehen  mit  den  bekannten  epithelialen  Haarzellen,  sondern 
zwischen  denselben  emporsteigen  oder  dieselben  umstricken. 

Der  Vortragende  wies  darauf  hin,  dass  hierdurch  die 
Hörnervenendigung  eine  bemerkenswerthe  Aehnlichkeit  ge- 
winnt mit  der  zuerst  von  Cohnheim  im  vorderen  Corneal- 


94  Gesellscliaft  natnrforschender  Freunde,  Berlin. 

epithel  entdeckten  und  sodann  von  zahlreichen  anderen 
Forschern  in  der  ganzen  Epidermis  der  Wirbelthiere  nach- 
gewiesenen freien  Nervenfaserendigung,  welche  zur  Per- 
zeption  von  Massenbewegung  zu  dienen  scheint. 


Im  Umtausch  Avurden  erhalten: 

Abhandl.    d.   Kgl.  Akademie  d.  Wissenschaften  zu  Berlin, 

Jahrg.  1891. 
Leopoldina,  Heft  XXVIIL  No.  7-10,  April,  Mai  1892. 
Naturwissenschaftliche  Wochenschrift  von  Potonie,  VII.  Bd., 

No.  21-25,  Mai,  Juni  1892. 
Photographisches  Wochenblatt,  Jahrg.   18,  No.  20—24. 
Archiv  d.  Vereins  d.  Frd.  d.  Naturgesch.  in  Mecklenburg, 

45.   Jahrg.,  1891. 
Abhandl.  d.  naturwissensch.  Vereins  in  Bremen,  XII;  Heft  2. 
40.  u.  41.  Jahresbericht  d.  naturhist.  Gesellschaft  in  Han- 
nover. 1892. 
28.  Bericht  d.  Oberhessischen  Gesellschaft  fĂĽr  Natur-  und 

Heilkunde,  1892. 
Verhandl.    d.    Naturhist.    Medicin.  Vereins    in    Heidelberg. 

No.  IV.  5. 
Annalen  d.  K.  K.  Naturhist.  Hofmuseums,  Bd.  VII,  No.  1,  2. 
Verhandl.  d.  Naturforsch. -Vereins  in  Brunn,  Bd.  29  (1890). 

1891. 
9.  Bericht  (1889)  d.  meteorologischen  Commission  d.  naturf. 

Vereins;  Brunn  1891. 
Jahrbuch  d.  ungarisch.  Karpathen-Vereins,  Jglo,  1892. 
Anzeiger  d.  Akad.  d.  Wissensch.  in  Krakau,  Mai  1892. 
Atti  della  Societa  Ligustica    di  Sei.  nat.  geogr.,  Vol.   III 

No.  2,  Mai  1892. 
Atti  della  Reale  Accad.  dei  Lincei  Roma,  Serie  V,  Rendi- 

conti  Vol.  I  fasc.  9.  I  Semestre. 
Rendiconto    dell  Accad.    delle  Science  fis.   e  mat.  Napoli, 

Serie  II,  Vol.  VI,  fasc.  1—5,   Jan. -Mai  1892. 
Rassegna  delle  Science  geolog.  in  Italia,  Anno  I  Semestre  2, 

fasc.  3  u.  4. 


Sitztmfj  vom  21.  Juni  1S92.  95 

Atti    (lella   Societa  Toscana   di   Science  Naturali.    Processi 

verbali,  Vol.  III.  März  1892. 
Bollettiüo  delle  Opere  Moderne   Straniere.    Vi»].   V,   No.  5 

bis  12;  Indice  Vol.  VI  No.  12  u.  Titel  1801. 
Bollettino  delle  Publicazioni  Italiane.    153—155,  Mai,  Juni 

1892. 
Bulletin  de  la  Societe  Zoologique  de  France.  Tome  XVII, 

No.  4  u.  5,   1892. 
Proceedings    of    the    Royal    Physical    Society,    Edinburgh 

Session  1890-91.      "      ' 
Geologiska  Föreningens  i  Stockholm  Förhandlingar,  l^d.  14, 

Heft  4,  No.  144,   1892. 
Bulletin  de  la  Societe  imperiale  des  Naturalistes  de  Moscou, 

1891,  No.  4. 
Acta  Horti  Petropolitani,  Tom.  XI,  Fase.  2,  1892. 
Bulletin    of   the  United  States  National  Museum    No.  41, 

42.     1892. 
Bulletin  of  the  Museum  of  Comparative  Zoölogy,  Vol.  XXIII, 

No.  2,  April  1892. 
Documents  sur  runification  de  Iheure,   Ottawa,  1891.    8". 
Psyche,    a  Journal  of  Entomology,    Vol.  6  No.   194,    Juni 

"  1892. 
Memorias    y   Revista    de    la  Sociedad  Cientifica    „Antonio 

Alzate".     Tom  V  cuad.  5,  6,  Mexico  1892. 
El    Instructor    (Dr.    J.    Diaz    de    Leon);    Aguascalientes 

(Mexico),  IX,  No.  1.    1892. 


Druck  von  J.  F.  Starcke,  Berlin. 


Nr.  7.  1892. 

Sitzimgs-Bericht 

der 

Gesellseliaft  iiaturforschender  Freunde 

zu  Berlin 

vom    19.   Juli   1892.  >      ..  •    V 

Director:     Herr  MÖBius.         iXu^O^  ^^°\'    /"^^  ^ 


[JU.   ^5tu.a 


3Ir.  G.  H.  Parker  aus  Cambridge.  U.  S.  A.,  legte 
Präparate  von  Paraffinschnitten  und  ganzen  Granglien 
des  Nervensystems  des  Flusskrebses  vor.  in  welchen 
die  nervösen  Elemente  mittelst  der  Metbylenblaii- 
methode  von  Ehrlich  gefärbt  Avurden.  Die  Präparate 
Avurden  in  Xylolbalsam  eingeschlossen  und  folgendermassen 
hergestellt. 

Man  spritzt  Vio  l^is  720  c.  c.  einer  0,2  7o  Avässerigen 
Methylenblaulösung  in  den  Bauchsinus  des  Flusskrebses  ein 
und  hält  das  Thier  lebend  ungefähr  15  Stunden.  Nach 
dieser  Behandlung  Averden  besondere  Elemente  dunkelblau 
gefärbt.  Um  diese  Farbe  zu  fixiren,  schneidet  man  den 
gewünschten  Theil  aus,  wäscht  ihn  mit  Normal-Kochsalz- 
lösung ab  und  lässt  ihn  in  einer  kalten,  concentrirten, 
wässerigen  Lösung  von  Sublimat  etwa  10  Minuten  liegen. 
Um  das  Wasser  auszuziehen,  darf  man  nicht  Alkohol,  in 
welchem  die  Farbe  leider  lösbar  ist,  anwenden,  sondern  be- 
dient sich  einer  Miscliung  von  Methylal  5  c.  c.  und  Sublimat 
1  gm,  in  welcher  ein  Bauchganglion  etwa  15  Minuten  zu 
verweilen  hat.  Um  das  Auszielien  des  Sublimats  und 
das  Ersetzen  des  ]\[ethylals  durch  Xylol  zu  erreichen, 
bringt  man  das  Präparat  zunächst  in  eine  Mischung  von 
1  Volumen  reinen  Methylais,  1  Vol.  der  frĂĽher  benutzten 
Mischung  von  Methylal  und  Sublimat  und  2  Vol.  reinen 
Xylols.     Nach  10  Minuten  darf  man  das  Präparat  in  reines 


gg  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

Xylol  bringen;  hierin  bleibt  es  4  oder  5  Tage,  bis  das 
Methylal  vollständig  durch  Xylol  ersetzt  und  die  letzte 
Spur  des  Sublimats  ausgezogen  ist.  Um  gute  Resultate  zu 
erhalten,  muss  das  Präparat  längere  Zeit  in  Xylol  bleiben, 
weil  das  Sublimat  in  dieser  Flüssigkeit  schwerlöslich 
ist.  Nach  der  Durch tränkung  mit  Xylol  kann  man  das 
Präparat  entweder  in  Xylolbalsam  einschliessen  und  als 
durchsichtiges  Objekt  studiren  oder  man  kann  es  wie 
gewöhnlich  in  Paraffin  einbetten  und  schneiden.  Die  Schnitte 
werden  mit  der  Schällibaummischung  (Nelkenöl-CoUodium) 
aufgeklebt  und  sind,  obgleich  ganz  allmählich  etwas  aus- 
bleichend,  doch  für  einige  Wochen  vollständig  brauchbar. 

Herr  F.  HiLGENDORF  beschrieb  eine  neue  Stör-Art  von 
Nord-Japan,  Acipenser  mikadol. 

Die  Diagnose  nach  dem  Schema  in  GtJNTHER's  Katalog 
wĂĽrde  lauten:  Schnauze  mittellang,  2V2mal  in  der  Kopf- 
länge, massig  spitz.  Barteln  näher  dem  Auge  als  der  Schnau- 
zenspitze. Knochenschilder  wohl  entwickelt;  10  RĂĽcken-  und 
30—31  Seitenschilder.  Haut  zwischen  den  Schildern  mit 
grösseren  sternförmigen  und  kleineren  unregelmässigen, 
punkt-  oder  linienförmigen  Verknöcherungen,  die  in  deut- 
lichen sich  kreuzenden  Linien  angeordnet  sind.  Analflosse 
zum  Drittel  hinter  der  Dorsalis.     D.  39—43. 

GĂĽnther  hat  bei  der  Anordnung  seiner  19  Arten 
(Cat.  VIII,  pag.  334),  von  denen  indess  6  durch  neuere 
Autoren  als  Synonyme  eingezogen  wurden,  die  Zahl  der 
Seitenschilder  verwerthet.  Wegen  der  bedeutend  höheren 
Ziifer  sind  von  jenen  Arten  folgende  ausser  Frage:  A.  ruthenus 
(mitvar.  sibirica),  glaber  (syn.  zuschypä).  hrandti  (?  =  voriger), 
transmontanus  (syn.  hracliydujncJms),  naccari  (syn.  nasus), 
liuso,  sinensis,  [dauriciis,  p.  333,  Anm.] ;  desgleichen  die  erst 
im  Nachtrag  erwähnten  oder  später  publicirten  Ä.  schrenclä 
und  haeri  (p.  517)  und  orientalis  (1872),  also  im  ganzen 
11  Arten. 

Von  dem  Rest,  6  Arten,  ist  unterschieden:  A.  rubicundus 
(Süsswasser  dos  östl.  Nordamerika,  syn.  mandosus,  liopeltis 
und   16  Arten   von   Dumeril)   durch  Mangel   der    grösseren 


Sitzung  vom  19.  Juli  1892.  99 

Steroschildchen  in  der  Haut  uĂĽd  etwas  zahlreichere  RĂĽcken- 
(15)  und  Seitenschilder  (34  —  35).  —  A.  Irevirostris  (Ost- 
kĂĽste Nordamerikas)  hat  ein  kleineres  letztes  Dorsalschild 
(es  ist  nicht  halb  so  lang  als  das  vorletzte);  Schnauze  sehr 
kurz  (Vi  Kopflänge),  Analis  ganz  unterhalb  der  Dorsalis. 
—  Bei  Ä.  stellatus  (Gebiet  des  Schwarzen  Meeres)  ist  die 
Schnauze  sehr  lang  (fast  "/z  der  Kopfl.),  auch  bei  dabrijanus 
(China)  ist  sie  spitz  und  dabei  platt.  —  A.  gülden städti 
(Becken  des  Schwarzen  und  Kaspischen  Meeres)  besitzt  eine 
kürzere  Schnauze  (Vs  KopfL),  längere  Barteln  (reichen  nach 
Brandt  über  die  Schnauze  hinaus),  D.  nur  35.  —  Bei 
A.  mediorostris  (Californien,  syn.  agasski  und  acutirostris  und 
2  DuMERiL'sche  Arten)  sind  nur  26  (26—30)  Seitenschilder 
vorhanden,  die  A.  steht  fast  ganz  unterhalb  der  D.  und  ist 
fast  ebenso  lang;  D.  nur  33.  —  A.  stiirio  (Atl.  Ocean  östl. 
und  westl.)  endlich,  der  nach  GĂĽnther' s  SchlĂĽssel  ledig- 
lich durch  zahlreichere  D. -Schilder  (11  —  13  statt  10),  nach 
der  Diagnose  S.  343  höchstens  noch  durch  „wohl  ent- 
wickelte Knochenschilder"  unterschieden  wäre,  nach  dem 
SchlĂĽssel  von  Kirsch  und  Fordice  (1889)  aber  gar  keinen 
Unterschied  bietet,  ist  gleichwohl  vom  japanischen  Stör  gut 
geschieden.  Die  neue  Art  besitzt  kleinere  und  weiter  von 
einander  entfernte  Schilder  auf  dem  RĂĽcken  und  namentlich 
an  der  Seite  und  am  Bauche,  sodann  eine  schwächere  Be- 
panzerung  am  Schwauzstiel  und  Rostrum,  einen  sehr  ge- 
streckten Schwanztheil  und  plumpere  Schnauze.  Auffällig  ist 
die  Schmalheit  des  beschilderten  Feldes,  das  zwischen  den 
C.-Strahlen  und  dem  oberen  Fulkrenbesatz  sich  hinzieht 
(als  Schutzdecke  des  Chorda-Endes  und  StĂĽtze  der  Schwanz- 
flosse); es  ist  nur  im  basalen  Viertel  höher  als  der  darüber- 
liegende  Fulkrensaum,  bei  A.  sturlo  (und  ähnlich  an- 
scheinend bei  allen  anderen  Arten)  ĂĽberall  doppelt  so  breit 
als  dieser  Saum.  Auch  die  Länge  des  niedrigen  Vorder- 
theils  der  Rückenflosse  ist  erwähnenswerth,  sowie  die  gross- 
perlige,  nicht  netzförmige  Sculptur  der  Kopf-  und  Körper- 
schilder. Das  Maul  ist  breiter  (8  V'2  cm  bei  1 1 V2  Augendistanz). 
Nach  Brandt's  Eintheilung  1869  gehört  A,  miladol  zu 
der    Sectio   IMolostnjdics.    B.   subg.   Sturio    seu    Antmens, 


IQQ  Gesellschaft  naiurforschender  Freunde,  Berlin. 

Gruppe  c,  in  der  er  nur  sturio  auffĂĽhrt,  nach  Dumeril  1870 
zu  den  Mesocentres,  subg.  Ă„ntaceus. 

Von  Ostasien  waren  bisher  bekannt:  A.  mantschuriciis 
(ganz  ungenügend  beschrieben),  sinensis,  dahryamts,  schrencJä, 
Orientalis,  aber  keine  Art  von  Japan. 

Das  Exemplar,  das  diesen  Notizen  zu  Grunde  liegt, 
wurde  von  der  Kaiserlich  Japanischen  Regierung  1880  zur 
Fischerei -Ausstellung  nach  Berlin  gesandt  und  dem  Zoo- 
logischen Museum  hier  gĂĽtigst  ĂĽberlassen  (Gen.-Cat.  Fisces 
Nr.  13303).  Im  Catalog  der  japanischen  Abtheilung  war  es 
unter  den  von  der  Nordinsel  Yeso  stammenden  Objekten 
(Nr.  436)  als  Tsbio-zame  aufgefĂĽhrt  ohne  weitere  Fundorts- 
angabe, aber  mit  der  Bemerkung  „nicht  häufig".  Es  misst 
1,67  m,  wozu  etwa  noch  10  cm  fĂĽr  die  fehlende  Spitze 
der  Schwanzflosse  kommen  mögen.  Eine  kopflose  Haut 
ähnlicher  Grösse  kaufte  ich  bereits  1876  in  Yokohama. 

Aus  der  einheimischen  Litteratur  ^)  besitze  ich  eine  An- 
o-abe  auf  einer  fĂĽr  den  Unterricht  bestimmten  Wandtafel. 
Der  abgebildete  Fisch  ist  eher  ein  A.  sturio  (Copie?)  als 
ein  A.  mihaäoi.  Der  Text  besagt:  „Der  Fisch  kommt  aus 
dem  Hokkaido  [Insel  Yeso].  Seine  Länge  ist  4-5  Fuss. 
Seine  Haut  wickelt  man  um  Schwertscheiden  [oder  Griffe?], 
das  sieht  sehr  hĂĽbsch  aus.  Auch  kann  man  guten  Fisch - 
leim  daraus  machen.  Der  eingesalzene  Rogen  ist  ein  be- 
rühmtes Produkt  Russlands."  —  Am  26.  März  1876  sah 
ich  ein  Exemplar  eines  Störs  in  Yokohama  ausgestellt.  Ein 
gedrucktes  Plakat  des  Besitzers  giebt  die  Länge  auf  8  Fuss, 
als  Fangort  Otsuhama  (Prov.  Hitatschi.  Kreis  Taga)  an,  un- 
gefähr 36  —  37^  N.  Br.  an  der  Ostküste.  Von  Marxens 
erwähnt  (Preuss.  Exp.  Ostasien,  Zool.  I,  p.  119),  dass  er 
in  Nagasaki  (Südjapan)  einen  getrockneten  Stör  sah,  dessen 
Herkunft  aber  zweifelhaft  (China?)  war. 


*)    Die    Entzifferung    verdanke    ich    der    GĂĽte    meines    Freundes 
Prof.  R.  Lange. 


Sitzung  vom  19.  Juli  180^.  101 

Herr  Matschie  sprach  ĂĽber  eine  kleine  Sammlung 
von  Säugethieren  und  Reptilien,  welche  Herr  L.  Con- 
RADT  aus  ĂĽsambara  (Deutsch-Ostafrika)  heimge- 
bracht hat. 

Die  Station  Derema,  in  deren  Nähe  die  meisten  der 
unten  aufgefĂĽhrten  Arten  gesammelt  wurden,  liegt  am  Ost- 
abhange  des  Usambara-Hochlandes.  850  m  hoch,  in  wald- 
reicher Gegend  nahe  dem  Pangani.  Die  besprochenen  StĂĽcke 
befinden  sich  in  der  zoologischen  Sammlung  des  Berliner 
Museums  fĂĽr  Naturkunde. 

3Ianinialia. 

1.  Nycteris  luspida  Sciireb.      $    25.  XII.   1891    am  Meere 

bei  Pangani. 

Von  Sansibar,  Ukamba,  Port  Reck,  Dougola,  Accra, 
Tschintschoscho.  Aguapim  im  Museum  vertreten. 

2.  Tapliozous  mauntkums  Geoffr.    9  27.  XII.  1891, Pangani. 

Von  Malindi,  Kamerun.  Duque  de  Braganza,  Mau- 
ritius im  ^luseum. 

3.  Petrodromus    tetradactylus    Ptrs.       9     20.    X.     Derema 

„Ssanga";  wird  gegessen. 

Wir  haben  die  Art  von  Boror.  Tette,  Mkigwa  in 
Unianiembe  und  Marungu. 

4.  Crocidum  gracilipes  Ptrs.     5   25.  IX.    Derema.     Leicht 

kenntlich  durch  die  im  rechten  Winkel  zur  vorderen 
Abtheilung  stehende  hintere  Hälfte  des  obern  J^  so- 
wie dadurch,  dass  der  J"  fast  die  Gestalt  eines  Recht- 
ecks hat,  dessen  kürzere  Seite  in  die  Verlängerung 
der  hinteren  Kante  des  J^  fällt.  Die  Farbe  ist  oben 
braun,  in's  Roströthliche  spielend,  unten  graubraun. 
Das  Originalexemplar  stammt  vom  Kilimandjaro. 

5.  Sciurus  rufohrachkdus  Waterh.    9  pull.  18.  IX.   Derema. 

„Kituja". 

Das  vorliegende  Stück  fällt  durch  stark  rothe 
äussere  Gliedmaassen  und  den  gegen  das  Ende  mit 
sehr  langen  weissen  Spitzen  versehenen  Schwanz  auf, 
wie  es  auch  die  Uganda-Exemplare  von  Stuiilmann 


102  Gesellschaft  natwforschender  Freunde,  Berlin. 

z.   Th.    zeigen.     Unterseite    reia    weiss.      Vorderkopf 
in's  Röthliche  spielend. 
6.  Mus  minimus  Ptrs.  c/"  10.  IX.  Derema;  unter  der  Rinde 
eines  morschen  Baumes.    Von  Mossambik  und  Ukamba 
in  der  Sammlung. 

Jieptilia  et  Anijyhibia. 

1.  ChamaeUon  fisclieri  Rchw.   ö^   ad.,   r^  jun.,   cf  pull. 

Zoolog.  Anzeiger  1887,  p.  371  —  Boulenger,  Ann. 
Mag.  Nat.  Hist.  IX.  1892,  p.  72,  73  —  Stejneger, 
Proc.  Nat.  Mus.  XIV,  No.  857,  p.  354. 

Von  dieser  Art,  welche  von  Herrn  Dr.  Reichenow 
nach  einem  jungen  <^  beschrieben  worden  ist,  birgt 
die  CoNRADT'sche  Sammlung  u.  a.  ein  schönes  aus- 
gewachsenes Exemplar,  w^elches  einer  ausfĂĽhrlichen 
Beschreibung  bedarf: 

Kehle  und  Unterkörper  ohne  eine  mittlere  Reihe 
conischer,  einen  Kamm  bildender  Schuppen;  Schnauze 
endigend  in  zwei  blattartige,  stark  zusammen  ge- 
drückte, mit  kräftigen  Kielschuppen  bekleidete  Nasen- 
fortsätze ;  ein  stark  entwickelter,  mit  Pflasters chuppen 
bedecliter,  flossenartiger  RĂĽckenkamm,  welcher  sich 
auf  den  Schwanz  fortsetzt.  Derselbe  wird,  wie  bei 
eil.  cristatus,  durch  die  verlängerten  Spinalfortsätze 
der  RĂĽckenwirbel  getragen  und  ist  am  vorderen  Ende 
seines  Oberrandes  von  dem  Hinterrande  des  Kopf- 
helms an  ungefähr  2,5  cm  weit  mit  13  conischen, 
nach  oben  stark  verjĂĽngten  hakenartigen  Hautfort- 
sätzen gezähnelt.  Eine  Parietal crista  ist  vorhanden; 
Hinterhauptslappen  fehlen.  Helm  wie  bei  Ch.  minor 
elliptisch  abgerundet,  nach  hinten  massig  aufsteigend 
und  mit  sägeartig  ausgezackten  Seitenrändern  ver- 
sehen. Die  fast  messerartig  scharfen,  blattartig  dĂĽnnen 
Nasenanhänge  convergiren  nach  vorn  und  haben  die 
Form  eines  stumpfwinkligen  Dreiecks,  dessen  stumpfe 
Ecke  am  Nasenloch  liegt.  Die  Superciliarcrista  setzt 
sich  direct  in  den  Sägerand  der  Nasenanhänge  fort. 
Die  Nasenanhänge  sind  an  ilii'er  Basis  von  einander 


Sitzung  vom  10.  Juli  ISO^.  103 

durch  5  Schilderreihen  getrennt;  Stirngegend  stark 
concav.  Korperbedeckung  aus  rundlichen,  gruppen- 
weise angeordneten,  durcli  unregelmässig  geformte 
Körner  unterbrochenen  Körnerschuppen.  Ch.  fscheri 
unterscheidet  sich  von  Ch.  minor  durch  den  flossen- 
artigen RĂĽckenkamm,  den  stumpfwinklig  abgerundeten, 
viel  breiteren  Helm  und  die  Convergenz  der  von  oben 
gesehen  papierdünnen,  breiten  ilörner;  von  abhotti 
durch  dieselben  Merkmale  und  durch  die  Anwesen- 
heit einer  säge  förmigen  Crista  auf  dem  Vorderrücken. 

Maasse : 

Ganze  Länge 380  mm, 

Kopf 60  „ 

Körper 90  „ 

Schwanz 230  „ 

Maulspalte 23  „ 

Kopf  von  der  Sclmauzenspitze 

zur  Hinterhauptskante      .     .  48  „ 

Oberschenkel 26,5  „ 

Breite    des  Flossensaumes    auf 

der  Wirbelsäule      ....  25  „ 

Ein  junges  82  mm  langes  cf  zeigt  bereits  die 
herausspriessenden  Nasenanhänge,  dagegen  denRückeu- 
kamm  kaum  angedeutet.  Alle  drei  StĂĽcke  sind  bei 
Derema  im  September  und  October  gesammelt.  Das 
von  Dr.  Reichenow  beschriebene  StĂĽck  dĂĽrfte  von 
den  Ngurubergen  in  Usambara  stammen;  dasselbe 
zeigt  den  RĂĽckenkamm  noch  sehr  wenig  entwickelt. 
„Kiniongo"  auf  gefällter  Akazie;  sehr  gefürchtet  (C). 
2.  Chamaeleon  deremensis  Mtscii.  spec.  uov. 

Unterscheidet  sich  von  Ch.  oiveni  durch  den  Man- 
gel einer  Occipitalcrista,  den  hinten  spitz  dreieckig, 
nicht  viereckig  abgerundeten  Helm,  durch  die  An- 
wesenheit eines  Sägekammes  an  Brust  und  Bauch  und 
eines  flossenförmigen  Rückenkammes,  wie  ihn  Ch.  crista- 
tns  besitzt.  Dagegen  entfernt  es  sich  von  Ch.  cristatus 
durch  die  Anwesenheit  von  Lappen   am  Hinterrande 


1()4  Gesellschaft  tuiturforscheiider  Freunde,  Berlin. 

des  Helmes,    von  3  Hörnern  auf  der   Schnauze   und 
einer  Brust-  und  Bauchcrista. 

Diese  prächtige  Art  hat  auf  Kehle  und  Bauch  eine 
ununterbrochene  Reihe  weisser  conischer  Schuppen, 
welche  auf  der  Kehle  jederseits  von  einer  Reihe  eben- 
falls conischer,  aber  bedeutend  kleinerer  Schuppen 
eingesäumt  wird.  Drei  blassgelbe,  mit  paralleler 
Ringelung  versehene  runde  Hörner,  welche  direct 
nach  vorn  gerichtet  sind,  auf  dem  Vordertheile  der 
Schnauze  und  zwar  je  eins  auf  der  Vorderecke  des 
Augenrandes,  ein  drittes  an  der  Schnauzenspitze,  von 
den  Lippenschildern  durch  zwei  Reihen  von  Schuppen 
getrennt;  die  Orbitalhörner  sind  länger  als  das  Rostral- 
horn;  alle  drei  Hörner  liegen  in  parallelen  Ebenen. 
Rücken  ohne  Sägerand  auf  der  Wirbellinie,  mit  einem 
12  mm  hohen  Hautkamm,  welcher  mit  pflasterartigen 
Schuppen  bedeckt  ist.  Diese  Schuppen  sind  nicht  so 
regelmässig  angeordnet  als  bei  Gh.  fischeri  Hinter- 
haupt und  Helm  dem  von  cHstatus  überaus  ähnlich, 
aber  hinten  mit  2  Hautlappen,  welche  grösser  sind 
als  diejenigen  von  oweni,  aber  kleiner  als  diejenigen 
von  hrevicornis,  und  welche  an  der  hinteren,  kurzen 
Seite  zusammenschliessen.  Von  den  Orbitalhörnern 
gehen  am  Rande  des  Helms  stark  gesägte  Superciliar- 
leisten  nach  hinten,  welche  an  der  hinteren  Ecke  des 
Helms  unter  abgerundet  spitzem  Winkel  zusammen- 
stossen.  Occipitalcrista  fehlt,  Stirngegend  ziemlich 
eben,  Occipitalgegeud  in  der  Mitte  ausgehöhlt,  während 
die  Superciliarkanten  in  ziemlich  gerader  Linie  ver- 
laufen. Schilder  des  Oberkopfes  platt  polygonal; 
Körperbedeckung  aus  runden,  ungleich  grossen  Körner- 
schuppen bestehend;  Schwanz  kĂĽrzer  als  der  Kopf 
-|-  Körper.     Dem  Weibchen  fehlen  die  3  Hörn  er. 

mm  mm  mm 

Ganze  Länge     ....     282  250  180 

Schnauzenspitze  bis  After     150  126  95 

Schwanz       132  124  95 


27 

24 

19 

30 

27 

30 

29 

26 

30 

— 

17 

6,2 

- 

19 

7,7 

48 

48 

34 

17 

17 

13 

Sitzimg  vom  19.  Juli  1892.  105 

mm        mm        mm 

Maulspaltebis  zum  letzten 
Lippenschildo     .     .     . 

Oberschenkel     .... 

Unterschenkel   .... 

Rostralhorn 

Praeorbitalhorn      .     .     . 

Schnauzenspitze  bis  zum 
Helmende      .... 

Grösste  Helmbreite    .     . 

Abstand  des  Rostralhorns 

Yon  den  Orbitalhöruern      —        15         9 

Abstand      der      Orbital- 
hörner  unter  sich    .     .      —        15         9 
October.     Derema.     Usambara-Gebirge. 

Chamaeleon  spinosus  Mtsch.  spec.  nov. 

Ausgezeichnet  durch  die  niedrige  Form  des 
Schädels  und  das  Vorhandensein  von  2  Reihen 
weicher  Hautstacheln  zu  beiden  Seiten  der  Wirbel- 
säule auf  dem  Rücken  und  Schwanz  und  vorn  und 
hinten  an  den  Gliedmaassen. 

Brust-  und  Bauchcrista  fehlt.  Schnauze  endigend 
in  einen  einzelnen  zusammengedrĂĽckten  Fortsatz, 
welcher  abgerundet  eiförmige  Gestalt  hat  und  beweg- 
lich ist.  Derselbe  ist  mit  conischen  Schildern  be- 
kleidet. Occipitallappen  fehlen.  Helm  hinten  fast 
reclitwinklig  abgerundet,  etwas  abgesetzt  wie  bei 
Ch.  nasutiis]  Occipitalcrista  nicht  vorhanden.  Auf 
den  Helmkanten  keine  fortlaufende  Sägezähnelung, 
sondern  nur  einzeln  hervorstehende  grosse  Tuberkeln. 
Interocular-  und  Parietalschilder  flach,  alle  ĂĽbrigen, 
besonders  in  der  Occipitalgegend  und  an  der  Schnauzen- 
spitze stark  conisch.  Kopf  sehr  schmal  und  lang; 
Körperbeschilderung  aus  länglichen  Gruppen  von 
pflasterförmigen,  platten  Schildern,  welche  untermengt 
sind  mit  grossen  stark  conischen  Schuppen  und  durch 
netzartio-e.  mit  ganz  kleinen  conischen  Schildchen  ge- 


'IQQ  Gesellschaft  naturforscliender  Freunde,  Berlin. 

füllte  Canäle  getrennt  werden.  Am  Bauch  finden 
sich  schwach  conische  Körnerschuppen  von  gleicher 
Grösse.  Neben  der  Rückenlinie,  auf  der  Schwanz- 
oberseite, an  der  vorderen  Hälfte  der  Seiten  der 
Schwanzunterseite,  an  den  Seiten  des  Oberarmes  und 
Oberschenkels  vorn  und  hinten,  sowie  längs  der  Unter- 
kieferäste am  Kinn  findet  sich  je  eine  Reihe  von 
stachelförmigen,  weichen  Hautpapillen,  w^elche  spitz 
endigen. 

Maasse : 

Ganze  Länge 87  mm, 

Kopf    von    der    Schnauzenspitze 

bis  zum  Ende  des  Helms  .     .     18     „ 
Rostralanhang : 

Länge 4     „ 

Höhe 3     „ 

Kopf  breite  zwischen  den  Super- 

ciliarcristen 3,5      „ 

Grösste  Kopfbreite 9     „ 

Grösste  Kopf  höhe 10     „ 

Körper  bis  zum  After  ....     49     „ 

Schwanz 38     „ 

Tibia 8,5      „ 

September.     Derema.     Usambara- Gebirge.     1  StĂĽck. 
4.  Chamaeleon  teinm  Mtsch.  spec.  nov. 

Unterscheidet  sich  von  Gh.  nasutus  durch  deutliche 
Helmkanten  und  Parietal crista ,  spitz  gezähnelten 
Rostralfortsatz,  längeren  Schwanz  und  längere  Beine 
und  durch  die  grössere  Anzahl  von  Schilderreihen 
zwischen  den  Superciliarleisten. 

Brust-  und  Bauchcrista  fehlen.  Schnauze  in  einen 
häutigen,  mit  breiten,  glatten  Schildern  bekleideten, 
am  Rande  gezähnelten  Lappen  auslaufend.  Occipital- 
lappen  fehlen.  Helm  hinten  wenig  vom  Körper  ab- 
gesetzt und  stark  gew^ölbt,  stumpfwinklig  endi- 
gend; Parietal  crista  sehr  deutlich;  Seitenkanten  des 
Helms  mit  einer  Reihe  stark  conischer  Schuppen 
bedeckt.      Superciliarkanten    deutlich.      Kopfschilder 


Sitzung  vom  19.  Juli  1892.  107 

flach,   zwischen   den  Superciliarkanten  in  6,   nicht  in 
4  Reihen  wie  bei  nasutus. 

Maasse : 

Ganze  Länge      .     .     .     .  120  mm, 

Körper 37  „ 

Kopf 17  „ 

Schwanz 66  „ 

Kopfhöhe 11  „ 

Kopf  breite 7,5  „ 

Rostralanhanglänge      .     .  3,5  „ 

Tibia 9  „ 

4  StĂĽck  dieser  Art  von  Derema. 

ChamcLcleon  (Brookesia)  hrevicmidatus  Mtsch.  spec.  nov. 
Ausgezeichnet  durch  sehr  kurzen,  nicht  V^  der 
Körperlänge  einnehmenden  Schwanz,  Mangel  einer 
Crista  am  Bauch  oder  RĂĽcken  und  das  Vorhandensein 
Yon  2  spitzconischen  Dornschuppen  an  der  Vorder- 
seite des  Unterarms. 

Schwanz  sehr  kurz,  nicht  Vs  der  ganzen  Körper- 
länge einnehmend.  Klauen  einfach,  ohne  Nebenklaue, 
Sohlenschilder  stachlig;  Superciliar fortsätze,  conische 
Tuberkeln  an  der  Nase  oder  an  der  Schnauzenspitze, 
Parietalcrista,  RĂĽcken-  oder  Bauchkamm  fehlen.  Helm 
w^enig  vom  RĂĽcken  abgesetzt,  die  Helmkanten  nur 
sehr  schwach  angedeutet,  am  meisten  noch  eine  von 
der  Mitte  des  hinteren  Augenrandes  gerade  nach  hinten 
gehende  Kante  deutlich,  wie  bei  Rhampholeon  kersteni. 
Oberkopf  bedeckt  mit  ungleich  grossen  Körnerschuppen, 
ebenso  die  Körperseiten;  am  Hals  ist  durch  w^enige 
stark  hervortretende  conische  Schuppen  eine  Crista 
angedeutet. 

Maasse : 

Ganze  Länge 60  mm, 

Körper 33     „ 

Kopf 1'7     „ 

Schwanz 10     „ 


;[Qg  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

Unterschenkel 9  mm, 

Kopfhöhe 13     „ 

Kopfbreite 9     „ 

Ein    $   von  Derema. 

6.  Ghamaeleon  (BrooJcesia)  temporalis  Mtsch.  spec.  nov. 

Ausgezeichnet  durch  die  stark  verlängerte  Schnauze, 
welche  in  einen  kurzen  viertheiligen  Tuberkel  aus- 
mĂĽndet, durch  einen  schmalen  Flossensaum  ĂĽber  der 
Wirbelsäule  auf  dem  Rücken  und  der  vorderen 
Schwanzhälfte  und  durch  stark  hervortretende  Helm- 
kanten. Schwanz  kürzer  als  der  Körper.  Klauen 
einfach,  ohne  Nebenklauen;  Sohlenschilder  stachlig. 
Schnauze  vorn  verlängert,  wde  bei  Br.  nasus,  und  in 
einen  viertheiligen  runden  Tuberkel  auslaufend,  so 
dass  die  Oberlippe  ĂĽber  die  Unterlippe  hervorragt. 
Von  den  Superciliarkanten  ziehen  die  Seitenkanten 
des  Helms  zu  dem  hinteren  Ende  desselben,  w^o  sie 
sich  spitzwinklig  treffen.  Temporalgegend  mit  Pflaster- 
schuppen bedeckt,  in  w^elche  w^enige  starke  Körner- 
schuppen eingelagert  sind,  stark  gewölbt  hervortretend. 
Der  Oberkopf  ist  bis  zu  den  Augen  mit  Körner- 
schuppen, zwischen  den  Augen  ndt  Pflasterschuppen 
besetzt,  unter  welche  einzelne  stark  hervortretende 
Körnerschuppen  eingestreut  sind ;  auf  dem  Hinterhaupte 
finden  sich  grosse  Pflasterschuppen.  Körperbeschil- 
derung besteht  aus  kleinen,  ungleich  grossen,  wenig 
conischen  Schuppen,  unter  w^elche  grössere,  stärker 
conische  eingestreut  sind.  Von  diesen  treten  je  zwei 
am  Unterarm  besonders  stark  hervor.  Die  Temporal- 
gegend ist  unten  von  3  bis  5  stark  conischen  Schil- 
dern begrenzt.  Ein  schmaler  Flossensaum  zieht  ĂĽber 
den  Rücken  bis  zum  Schwänze,  ähnlich  wie  bei  Gh. 
fiscJieri,  deremensis  und  cristatus,  sowie  monĂĽum. 

Hervorzuheben  wäre  vielleicht  noch,  dass  die  Gegend 
vor  den  Augen  stark  concav  erscheint,  während  sie 
bei  hrevicaudatus  eben  ist. 


Sitzumj  vom  19.  Juli  189Z  ]09 

Maasse : 

Ganze  Läoge 69  mm, 

Körper 30  „ 

Kopf       ....••  15  " 

Schwanz 24  „ 

Maulspalte  ......  H  » 

Tibia 8  " 

Grösste  Breite   des  Kopfes  7,5  „ 

Grösste  Höhe  des  Kopfes.  11  „ 

Breite    des    Flossensaumes  2.5  „ 
Höhe   des  Körpers   in   der 

Bauchmitte   .     .     .     ■     •  11^>  n 
1   c/   Derema. 

7.  Mcibuia  striata  Ptks. 

Durch  HiLDEBPvANDT  schou  von  der  Sansibai'kĂĽste 

nachgewiesen. 

8.  Lyyodactijlus  conraclti  Mtsch.  spec.  nov. 

Sehr  ähnlich  dem  L.  fischen  Blgr.  Proc.  Zool.  Sog. 
1890.  p.  80.  Aon  Sierra  Leone,  aber  unterschieden 
durch    die    Zahl    der    Lippenschilder    (8    obere    und 

7  untere),  den  Mangel  des  schwarzen  Achselfleckes 
und  der  Seitenflecken  am  Körper. 

Nasenloch  gerade  ĂĽber  der  Sutur  zwischen  dem 
Rostral-  und  ersten  Labialschilde,  zwischen  dem 
Rostrale,  dem  ersten  Labiale  und  2  Nasalen  gelegen; 

8  obere  und  7  untere  Labialschilder;  Kinnschild  gross; 
hinter  demselben  kleinere  Gularschilder,  welche  bauch- 
wärts  an  Grösse  abnehmen.  Rücken  mit  Körner- 
schuppen. Bauch  mit  Pflasterschuppen  bedeckt,  welche 
glatt  sind.  Schwanzunterseite  mit  einer  doppelten 
Reihe  grösserer  Schilder. 

Grauolivenfarbig  mit  einem  dunklen,  durch  das 
Auge  ziehenden  Streifen  an  den  Kopfseiten  und 
schwarz  marmorirten  Labialschildern  und  Körper- 
seiten; RĂĽcken,  Schenkel  und  Schwanz  mit  verwisch- 
ten hellen  und  dunkelen  Querbändern  geziert. 

Ganze  Länge  50  mm;  von  der  Schnauzenspitze  bis 
zum  After  24  mm. 

Derema.     1  StĂĽck. 


110  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

9.  HoJaspis  guentheri  (Gray). 

Wir  haben  diese  Art  von  Gabun,  Sierra  Leone, 
Congo.  Bukoba  am  Victoria  Njansa  und  nunmehr  in 
2  Exemplaren  von  Derema  in  ĂĽsambara. 

10.  TyplĂĽops  escJirichĂĽ  Schleg. 

Mit  28  Schuppenreihen.     4.  XI.  Derema. 

11.  Fhilothamnus  negUctus  Ptks. 

3  Stücke  mit  141  —  148  Abdominalschildern,  82 
bis  92  Ăśnter-Schwanzschildern,  von  Derema. 

12.  Thelotornis  hirĂśandi  Hall. 

1  StĂĽck  von  Derema. 

13.  JBoodon  capensis  D.  B. 

1  StĂĽck,  Derema. 

14.  Bappia  concolor  Hallo w. 

Ein  gelber  Fleck  auf  dem  Tympanum  und  eine 
weissliche  dunkel  geränderte  Zeichnung  auf  dem  Can- 
tJiiis  rostralis  zeichnen  dieses  Exemplar  aus,  welches 
auf  Bananen  in  der  Nähe  von  Derema  gefangen  wurde. 

15.  Rappiu  cinctiventris  Cope. 

Einfarbig  weissgrau,  an  den  Körperseiten  mit  un- 
deutlicher schwarzbrauner  Längsbinde,  ohne  besonders 
hervortretende    DrĂĽsen    auf   dem    RĂĽcken.      Derema. 

2  StĂĽck. 

16.  Biifo  regulär is  Reüss. 

Dieses  StĂĽck  ist  ausgezeichnet  durch  einen  schwarzen 
Aussenrand  der  oberen  Augenlider,  schwarze  Unter- 
seite der  Parotoidgegend  und  eine  schwarze  DrĂĽsen- 
falte an  den  Körperseiten.     Derema. 

Herr  Matschie  sprach  ferner  ĂĽber  einige  afrikanische 
Säugethiere. 

Die  Sammlungen  der  Herren  Dr.  Emix  Exc.  und 
Dr.  Stuhlmanx  vom  Victoria  Njansa  weisen  zwei  Arten 
auf,  welche  fĂĽr  die  Wissenschaft  sich  als  neu  herausgestellt 
haben. 

Frocavla  stuhlmanni  Mr^cn.  spec.  nov. 
Diese  Hyrax-Art  gehört  zur  Gruppe  der  Bendrohyrax, 
steht  dem  Bendrohyrax  arhoreus    sehr  nahe,    unterscheidet 


Sitzumj  vom  W.  Juli  1892.  \\\ 

sich  aber  von  demselben  durch  gelbbraungraue  Färbung 
der  Oberseite  und  tiefbraune,  nicht  röthliche  Stirn. 

Riickenfleck  länglich  schmal,  aus  einfarbigen,  weissen 
Haaren  mit  sehr  schwach  gelblichem  Schein,  ca.  7  cm  lang; 
alle  Riickenhaare  zu  Vs  der  Länge  tief  schwarz,  nicht 
purpurbraun  wie  ])ei  arhoreus,  dann  ein  gelbgrauer  Ring 
und  eine  schwarze  Endspitze.  Farbe  der  Oberseite  daher 
ein  aus  schwarz  und  hellgelbbraungrau  gemischter 
Ton,  sodass  das  Thier  keine  Spur  eines  lsabel Igrauen 
Scheines,  wie  bei  arhoreus,  zeigt.  Ridgway  bildet  in 
seiner  Normenclature  of  colors,  Tab.  III,  No.  19,  ein  „wood 
brown"  ab,  welche  mit  schwarz  gesprenkelt  die  Färbung 
von  stuhlmanni  ergeben  dĂĽrfte.  Unsere  arhoreus  erinnern 
mehr  in  der  Färbung  an  „drab"  Ridgway,  Tab.  III.  No.  21. 
Unterkörper  rein  weiss  ohne  gelblichen  Schein,  scharf 
von  der  Färbung  des  Oberkörpers  abgetrennt.  Kopf  braun, 
der  von  Ridgway  als  „seal  brown",  Tab.  III,  Ko.  1  ab- 
gebildeten Farbe  entsprechend,  mit  w^eiss  gesprenkelt,  da 
die  Haare  weisse  Spitzen  tragen.  Bei  arhoreus  ist  der  Kopf 
etwas  röthlich  braungrau.  Oberaugenrand  reinweiss,  scharf 
hervortretend.  Gesichtsseiten  mit  viel  weiss  untermischt, 
Augenkranz  und  Kinn  dunkler;  von  den  Mundwinkeln  herab 
zieht  ein  etwas  dunklerer,  ins  hellrothbraune  ziehender 
Streif.  Barthaare  schwarz.  Innenrand  der  Ohren  mit 
weissen  Haaren  besetzt. 

Maasse : 

Ganze  Länge 52  cm, 

Diastema     des     ausgewachsenen 

Thieres 15  mm, 

Länge  von  der  Spitze  der  Nasalia 
vorn  bis  zumSupra-occipitalfort- 
satz  mit  dem  Cirkel  gemessen     92     „ 

Länge  der  Zahnreihe  .  .  .  3-1 — 35  mm. 
Von  den  Formen  mit  länglichem  linienförmigen,  weissen 
oder  w^issgelblichen  RĂĽckenfleck  haben  nur  arhoreus  und 
welivitsclii  die  Rückenhaare  an  der  Basis  bis  7»  der  Länge 
dunkel;  ivehvĂĽschl  ist  aber  sandbraun  mit  rr>thl ich em  Kopf, 
arhoreus  ist  isabellgrau  mit  röthlichem  Koi)f;  stuldmannl  ist 


112  Gesellschaft  naturforscliender  Freumle,   Berlin. 

gelbbrauügrau  mit  tief  braunem  Kopf  ohne  Spur  einer  röth- 
lichen  Färbung.  Die  Riickenhaare  von  siuJihnanni  zeigen 
an  der  Basis  eine  tief  schwarze  Färbung,  während  die 
nächststehenden  Arten  eine  schwarzbraune  Farbe  zeigen. 
Unter  dem  Mikroskop  ergiebt  sich  ein  interessanter  Unter- 
schied der  Haare  von  arhoreus  und  stuhlmanni.  Es  wurden 
Haare  Aerglichen.  welche  ca.  1  cm  von  der  vorderen  Spitze 
des  Rückenstreifens  auf  der  rechten  Körperhälfte  entnommen 
waren.  In  dem  kurzen  hellen  Ringtheil  des  Haares  vor 
der  Spitze  erschien  bei  allen  Präparaten  von  arhoreus  der 
Durchmesser  des  Markcylinders  kleiner  als  die  Hälfte  des 
Haardurchmessers,  bei  denjenigen  von  stuJihnanni  jedoch 
grösser  als  diese.  Am  Schädel  finden  sich  einige  Unter- 
scheidungsmerkmale, welche  gleichfalls  constant  sein  dĂĽrften. 
Der  Thränenbeinstachel  ist  nicht  von  der  Gestalt  eines 
Quadrates,  sondern  spitz  dreieckig;  die  Incisurae  palatinae 
sind  hinten  nicht  gerade  abgeschnitten,  wie  bei  arlorens, 
sondern  spitzwinklig  nach  hinten  ausgezogen,  daher  weit 
länger  als  die  von  arhoreus:  die  Gegend  vor  dem  Forameu 
infraorbitale  ist  bei  arhoreus  sehr  stark  eingebuchtet,  bei 
stuhlmanni  kaum  merklich  concav;  die  Nasalia  sind  vorn 
bei  arhoreus  nach  der  Seite  der  Sutura  nasalis  nach  hinten 
abgeschrägt,  so  dass  sie  vorn  eine  W- förmige  Figur  bilden, 
während  dieselben  bei  stuhlmanni  mit  ihrer  Spitze  an  der 
Sutur  zusammentreffen  und  eine  V- förmige  Figur  zeigen. 
Hab.  Bukoba  am  Victoria  Njansa.  Sammler:  Dr.  Emin. 
2  cfc/*,    1    9-    December  und  Januar  1891. 

Bei  dieser  Gelegenheit  sei  darauf  aufmerksam  gemacht, 
dass  Procavia  arhorea,  von  Herrn  Oldf.  Thomas  (Proc.  Zool. 
Soc.  Lond.  1892,  p.  75)  nach  Peters  fĂĽr  Mossambik  an- 
gegeben wird.  Wie  eine  Vergleichung  des  betreffenden 
StĂĽckes  ergiebt,  ist  dasselbe  ein  sehr  junges  Exemplar  von 
' mossamhieus  Ptes.  Der  Basaltheil  der  RĂĽckenhaare  dieses 
Exemplares  ist,  wie  bei  mossamlicus,  heller  als  die  dunkle 
Spitze  derselben. 

Cephalolophus  aequatorialis  Mtsch.  spec.  nov. 

Sehr  ähnlich  C.  melanorheus  Gray,  aber  unten  nicht 
weiss,  sondern  hellisabellbraun,  ungefähr  von  der  Farbe, 


Sitzung   vom  W.  Juli  1892.  113 

welche  Ridgway,  Nomencl.  of  colors,  Tab.  III,  No-  21 
„eci'u  drab"  nennt.  Oberseite  dunkelrehfarben,  auf  der, 
Beckengegend  ins  röthlichgelbe  spielend;  am  Halse  mit 
tiefgrauem  Anfluge. 

Diese  Form  der  Zwergantilope  ist  die  einzige  bekannte 
Art,  welche  eine  nicht  weisse  oder  weissgraue  Unterseite 
hat;  bei  derselben  ist  der  Bauch  von  gleicher  Farbe  wie 
die  Oberseite,  nur  sehr  viel  heller. 

„Mteraganja"  in  Chagwe,  Uganda.  Stuhlmann  S. 
5  StĂĽck  im  December. 

Körperlänge  .     .     .  618—630  mm, 
Schwanz    ....       75 — 80       ,, 

Schulterhöhe       .     .  250—310     ,, 

Beckenhöhe    .     .     .  330—340     „ 

Bauchumfang      .     .  390—405     ,, 

..Lebt  in  Wäldern;  Haut  massenhaft  auf  den  Markt 
nach  Mengo  gebracht. "  Stuhlmann.  Ein  Exemplar  dieser 
Art  lebt,  von  Herrn  Stabsarzt  Dr.  Becker  geschenkt,  im 
hiesigen  Zoologischen  Garten. 

Herr  Matschie  sprach  endlich  ĂĽber  die  Formen  der 
Gattung  Caracal  Gray  1867.  Güldenstädt  beschreibt 
seinen  Felis  caracal  in  Nov.  Com.  Petrop.  20,  p.  500,  aus 
Asien;  schon  Buffon  betont  Hist.  Nat.  Suppl.  III,  1776, 
p.  233,  dass  der  bengalische  Caracal  viel  längere  Beine 
als  der  afrikanische  habe;  derselbe  Autor  hebt  hervor,  dass 
die  nubischen  Caracals,  wie  Bruce  ihm  mitgetheilt  habe, 
dadurch  sich  auszeichneten,  dass  die  Hinterseite  ihrer  Ohren 
mit  schwarzen,  von  silbergrauen  unterbrochenen  Haaren 
bedeckt  seien,  während  die  Exemplare  der  Berberei  schwarze 
Hinterohren  hätten.  Er  weist  ferner  darauf  hin.  dass  die 
nubischen  Stücke  kleinere  Ohrpinsel  hätten,  nur  die  Grösse 
einer  grossen  Hauskatze  erreichten  und  eine  lebhaft  rothe 
Farbe  trĂĽgen. 

Schreber,  Säugethiere  HL  1778,  p.  413,  beschreibt 
als  Felis  caracal  die  sĂĽdafrikanische  Form,  welche  mit  der 
nubischen  ĂĽbereinstimmt.  Alle  Autoren  ausser  Fischer  haben 


j^|4  Gesellschaft  natur forschender  Freunde,  Berlin. 

nur  eine  Form  des  Caracal  aĂĽgenommen  und  glauben,  dass 
seine  Farben  in  weiten  Grenzen  von  hellisabellgelb  bis 
dunkelbraimroth  variiren.  Der  Umstand,  dass  die  in  der 
Litteratur  abgebildeten  oder  beschriebenen  Exemplare  aus 
dem  tropischen  Afrika  sĂĽdlich  der  Sahara,  aus  der  Berberei 
und  Bengalen  mit  den  mir  zur  VerfĂĽgung  stehenden  Exem- 
plaren aus  den  entsprechenden  Gegenden  sehr  gut  ĂĽberein- 
stimmen, veranlasst  mich,  drei  von  einander  gut  zu  tren- 
nende Arten  der  Gattung  Caracal  Gray  anzunehmen,  welche 
sich  folgenderweise  unterscheiden: 

Caracal  caracal  GĂĽld. 

Gestalt  kräftig,  etwas  überbaut.  Grösse  des  euro- 
päischen Luchses;  Beine  lang.  Ohren  sehr  hoch,  mit 
kräftigen  Pinseln  versehen.  Schwanz  nach  dem  Ende 
zugespitzt.  Farbe  hellisabellgelbbraun,  etwas  grau 
unter  gewissem  Lichte  scheinend,  ähnlich  No.  22,  Tab.  IIL 
KiDGWAY,  Nom.  of  col.  „fawn  colour".  Ohren  hinten  und 
aussen  tief  schwarz  ohne  w^eisse  Haare,  innen  mit  hellisabell- 
farbenen Haaren.  Schwanzspitze  röthlich  isabellfarben,  ein 
breites  Feld  von  der  Ohrw^urzel  zum  Auge  dunkel- 
grau, von  der  helleren  Stirn  sich  abhebend. 

Verbreitung:  Vorderindien,  Punjab.  Sind,  N.W.  und 
C.  Indien.  Chutia  Nagpur,  Persien,  Mesopotamien.  Turk- 
menien. 

Caracal  herheroriim  Mtsch.  spec.  nov. 

Gestalt  kräftig,  fast  grösser  noch  als  die  asiatische 
Form,  Beine  lang,  Ohren  hoch,  mit  sehr  langen 
schwarzen  Ohrpinseln.  Schwanz  am  Ende  zugespitzt. 
Farbe  braunröthlich,  die  Rückenhaare  z.  Th.  schw^arz 
gespitzt,  so  dass  die  Oberseite  aus  braunröthlich,  schw^arz 
nnd  weiss  gesprenkelt  erscheint.  Schwanzende  röthlich- 
braun;  Ohren  hinten  und  aussen  schwarz  mit  untermischten 
weissen  Haaren. 

Nordafrika.     (Constantine,  Buvry.     M.  Wagner). 

Caracal  niihicus  Fischer. 
Gestalt  schlank,  abschĂĽssig;  Beine  kurz;  Ohren 
kurz,  mit  kleinen  Pinseln.   Farbe  lichtzimmetröth- 


Sitzung  vom  19.  Juli  1892.  115 

lieh,   allenthalben    weiss  bereift.     Ohren  hinten  und 
aussen    schwarz    mit    vielen    weissen    Haaren    untermengt. 
Schwanzende  nur  abgerundet,  nicht  zugespitzt;  kein  dunkles 
Feld  zwischen  Ohr  und  Auge. 
Tropisches  Afrika. 

Herr  A.  CoLLiN  sprach  ĂĽber  die  RegenwĂĽrmer  der 
Umgegend  von  Berlin. 

Seitdem  die  RegenwĂĽrmer  durch  die  Arbeiten  und  Ver- 
suche von  Darwin  und  E.  Wollny  als  fĂĽr  die  Fruchtbar- 
machung des  Ackerbodens  äusserst  nützliche  Thiere  er- 
kannt sind,  dĂĽrfte  es  nicht  uninteressant  sein,  zu  unter- 
suchen, welche  Arten  von  Terricolen  Oligochaeten  bei  uns 
heimisch  sind.  Ueber  die  deutschen  RegenwĂĽrmer  ist  erst 
im  letzten  Jahrzehnt  eingehender  gearbeitet  worden,  be- 
sonders nachdem  die  frĂĽher  sehr  verwickelte  Synonymie 
gerade  der  mitteleuropäischen  Arten  durch  Ude  und  Micha- 
elsex klargestellt  worden  ist.  So  ist  bisher  die  Lumbri- 
ciden -Fauna  von  Rostock  (durch  Braun  und  Michaelsen) 
und  von  Hamburg  (dnrch  Michaelsen)  bekannt  geworden. 
Der  letztere  Forscher  sammelte  auch  vielfach  im  Harz,  und 
H.  Ude  bei  Göttingen.  Hannover  und  Calefeld.  Endlich 
sind  die  deutsch -böhmischen  Grenzgebirge  von  Vejdovskv 
durchforscht  worden. 

Ueber  die  Regenwurm-Fauna  von  Berlin  und  der  Mark 
Brandenburg  finden  sich  bisher  wohl  nur  zerstreute  Angaben 
in  den  Arbeiten  von  Hoffmeister.  Der  Vortragende  be- 
stimmte das  einheimische  (märkische)  Regenwurm-Material 
der  Berliner  Zoologischen  Sammlung,  welches  durch  die 
Herren  Brandt.  Hilc^endorf,  von  Martens,  Meissner, 
VON  Olfers.  Protz  und  Weltner  zusammengebracht  wor- 
den ist;  auch  einiges  Material  des  hiesigen  Zoologischen 
Institutes  wurde  bestimmt.  Ausserdem  sammelte  der  Vor- 
tragende während  zweier  Jahre  eine  grosse  Anzahl  Regen- 
würmer in  Berlin  selbst  und  in  der  näheren  Umgebung. 

Von  den  bisher  in  Norddeutschland  beobachteten  18  Arten 
von  RegenwĂĽrmern  finden  sich  13  Arien  bei  Berlin,  darunter 
eine  (CriodrĂĽns).  welche  bis  jetzt,  ausser  von  Berlin,  aus 
Deutschland  nur  noch  von  Breslau  bekannt  geworden  ist. 


\\Q  Gesellschaft  naturforschender  Freunde^  Berlin. 

Die  einzelnen  Arten  sind  folgende: 

1.  Lumhricus  herculeus  (Sav.).  —  Vor  dem  Museum  fiir 
Naturkunde ;  Universitätsgarten. 

Ein  Exemplar  trug  die  linksseitige  c/*  Genital- 
öffmmg  normal  auf  dem  15.  Segment,  die  rechtsseitige 
aber,  nach  vorn  verschoben,  auf  dem  14.  Segment. 

2.  L.  2^^r2mretis  Eisen.   —  Botanischer  Garten. 

3.  L.  ruhellus  Hoffmst.  —  Vor  dem  Museum  fiir  Natur- 
kunde; Thiergarten;   Grunewald,  Hundekehle;  Erkner. 

4.  ÄllolohopJwra  foetida  (Say.).  —Universitätsgarten;  Thier- 
garten; Botan.  Garten. 

5.  Ä.  longa  Ude.  —  Universitätsgarten. 

6.  A.  trcqyesoides  (DuG.)  —  Vor  dem  Museum  für  Natur- 
kunde; Universitätsgarten;  Thiergarten;  Friedrichshain; 
Invalidenpark;  Botan.  Garten;  Birkenwerder. 

7.  A.  ddorotica  (Sav.).  —  Vor  dem  Museum  für  Natur- 
kunde; Friedrichshain;  Universitätsgarten. 

8.  A.  mucosa  Eisex.  —  Botanischer  Garten. 

9.  A.  putris  (Hoffmst.). 

a)  forma  hortensis  Michaelsen.  —  Botanischer  Garten. 
ß)  forma    subrnbicunda  Eisen.    —  Vor   dem  Museum 

fĂĽr  Naturkunde;  Finkenkrug. 
Y)  forma  ar&öreft  Eisen.  —  Hasenhaide;  Birkenwerder. 

10.  A. proftiga  ^o^x.  —  Botanischer  Garten;  Birkenwerder. 

11.  A,  octaedra  (Sav.).  —  Thiergarten;  Hundekehle;  Birken- 
werder. 

12.  Criodrilus    lacimm    Hoffmst.    —    Spree;     Salzgraben; 
Tegeler  See   (hier  zuerst  von  Fritz  MĂĽller  entdeckt). 

13.  AUurus    tetraedus    (Sav.).    —    Grunewald,    Paulsborn; 
Finkenkrug ;  Birken w erder. 

Schliesslich  mögen  noch  zwei  eingeschleppte  exotische 
Terricolen  erwähnt  werden,  welche  sich  in  dem  hiesigen, 
auch  hinsichtlich  anderer  Thiergruppen  interessanten  Bo- 
tanischen Garten  in  Warmhäusern  finden: 

Perichaeta  monilkystis  Michaelsen  —  eine  ganz  neue, 
vor  kurzem  beschriebene  Art  (Arch.  f.  Naturg.,  Jahrg.  1892, 
I,  Heft  3),  sehr  selten,  und 

P.  indica  Horst,  zahlreich  in  den  Warmhäusern. 


Sitzunij  vom  17.  Juli  Jt<{K\  117 

Herr  PoTONiE  sprach  ĂĽber  die  denWasserspalten 
physiologisch  entsprechenden  Organe  bei  fossilen 
und  recenten  Farnarten. 

Im  vorii^eii  Jahre  erhielt  die  pflanzen -palaeontolo- 
gische  Abtheiluug  des  Museums  der  königl.  preuss.  geolo- 
gischen Laudesanstalt  eine  Sendung  fossiler  Pflauzenreste 
aus  den  Steinkohlen-fĂĽhrenden  SclĂĽchten  bei  Ilfeld  am  sĂĽd- 
lichen Harzrande,  unter  denen  sich  mehrere  höchst  auffal- 
lende Wedel-Reste  einer  Fecopteris -Avi  vom  Typus  der  P. 
densifolla  (Gceppert)  Schimper  befanden,  die  mich  zu  der 
folgenden  Auseinandersetzung  veranlassen. 

Zunächst  eine  Bemerkung  über  den  geologischen  Ho- 
rizont, welchem  diese  Pflanzenreste  angehören.  E.  Weiss 
sagt  1881^):  „Die  Lagerung  ergiebt  mit  Nothwendigkeit, 
dass.  falls  man  sie  nicht  in  das  Rothliegende  classificirt, 
sie  nur  dem  allerobersten  Theile  der  Steinkohlenformation 
zugezählt  werden  können."  Danach  würde  es  sich  even- 
tuell um  Ottweiler  Schichten  des  Carbons  handeln.  Ich 
selbst  habe  mich  bis  jetzt  leider  noch  nicht  eingehend  mit 
der  Ilfelder  Flora  beschäftigen  können  und  habe  daher 
kein  bestimmtes  Urtheil.  Eine  erneute  Revision  derselben 
—  sagt  Weiss  ferner  —  würde  möglicher  Weise  eine  grös- 
sere Uebereinstimmung  mit  rothliegenden  Floren  ergeben, 
und  nach  einer  mir  mĂĽndlich  von  dem  kgl.  Landesgeologen 
Dr.  F.  Beyschlag  gemachten  Mittheilung  ist  dieser  in  der 
That  geneigt,  den  Horizont  eher  zum  Unter -Rothliegenden 
zu  stellen,  wohin  er  schon  1870  von  E.  Beyrich  gestellt 
w^orden  war. 

Nun  zu  unseren  Resten.  Die  Fig.  1  und  2  veranschau- 
lichen zwei  derselben.  Als  Endigung  jedes  Nervchens  und 
zwar  auf  der  Oberseite  der  Wedelfetzen  bemerkt  man  ein 
wie  mit  einer  feinen  Nadel  gestochenes,  mit  einem  schnee- 


^)  Ch.  E.  Weiss.  Die  Steinkohlen-fĂĽhrenden  Schichten  bei  Ballen- 
stedt  am  nördlichen  Ilarzrande  (p.  595— ()U3  im  Jahrb.  d.  kgl.  preuss. 
geolog.  Landesanstalt  u.  Bergakademie  zu  Berlin  fĂĽr  das  Jahr  1881, 
Berlin  1882). 


76 


GesellschĂĽft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 
Figur  1..  Figur  2. 


Pecopteris  vom  Typus  der  Pec.  densifolia  (Göppert) 
ScHiMPER  mit  Wassergruben.     Aus  dem  Steinkohle- 
fĂĽhrenden Horizont  von  Ilfeld  am  sĂĽdl.  Harzrand. 
Natürl.  Grösse.  —  E.  Ohmann  gez. 

weissen  Mineral  ausgefĂĽlltes  Loch.  Durch  die  schnee- 
weisse  Färbung  dieser  Punkte  im  Gegensatz  zu  der  als 
schwarz  kohliges  Häutchen  erhaltenen  Substanz  der  Farn- 
reste  und  im  Gegensatz  zu  dem  schwarzgrauen  Thonschie- 
fer,  welcher  die  Reste  eingebettet  enthält,  raarkiren  sich 
die  in  Rede  stehenden  Punkte  natürlich  in  höchst  auffälliger 
Weise,  selbstverständlich  viel  auffälliger  als  das  in  den 
Figuren  1  und  2  zur  Darstellung  gebracht  werden  konnte. 

Dass  das  weisse  Mineral  nicht  aus  CaCOs  besteht  — 
woran  ich  zuerst  dachte  —  konnte  ich  leicht  entscheiden.  Der 
königl.  Bezirksgeologe  Dr.  R.  Scheibe,  der  die  Güte  hatte, 
dasselbe  näher  zu  untersuchen,  schreibt  mir:  „Eine  sichere 
Bestimmung  der  winzigen  Partikel  war  nicht  möglich.  Nach 
dem  Aussehen  derselben  unter  dem  Mikroskop  bin  ich  ge- 
neigt, dieselben  fĂĽr  Kaolin  zu  halten." 

Andere  Pecqpteris-AvteTi,  z.  B.  die  in  Figur  3  und  4  ab- 
gebildete Pecopteris  hemitelioides  Brongniakt  aus  dem  Roth- 


Figur  3. 


Figur  4. 


Pecopteris  hemitelioides  Brongniart  mit  Wassergruben. 

Aus  dem  Rothliegenden  bei  Ihnenau  in  ThĂĽringen. 

Fig.  3  in  natĂĽrl.  Gr.,  Fig.  3  in  ^/i   der  natĂĽrl.  Gr. 

E.  Ohmann  gez. 


Sitzung  vom  19.  Juli  ISDJ?.  \  1  9 

liegenden  von  Ilmenau  in  Tliiiringen,  zeigen  die  punktför- 
migen GrĂĽbchen  ebenfalls,  auch  mir  vorliegende  Exemplare 
der  typischen  Fccopteris  dcnsifolia  von  dem  gleichen  Fund- 
ort, nur  dass  hier  die  Löcher  selbst  in  die  Erscheinung 
treten,  da  in  diesen  Fällen  eine  mineralische  Ausfüllung 
derselben  unterblieben  ist.  Die  Löcher  sind  oft  in  der  Rich- 
tung der  Nervchen  etwas  gestreckt.  Auch  auf  der  Unter- 
seite der  Wedelfetzen  markiren  sich  die  BĂĽndelendigungen, 
wenn  auch  nicht  so  deutlich  wie  oberseits  und  nicht  als 
Löcher. 

Da  diese  eigenthĂĽmlichen  Gebilde  der  Nervchen-Enden 
aus  unten  anzugebenden  GrĂĽnden  nicht  Sori  ihren  Ursprung 
verdanken  können,  so  muss  eine  andere  Deutung  für  die- 
selben gesucht  werden.  Es  giebt  eine  grosse  Anzahl  recen- 
ter  Farnarten,  deren  Leitbündelendigungen  sich  äusserlich 
ebenfalls  mehr  oder  minder  deutlich  oberseits  als  GrĂĽbchen 
markiren  —  recht  auftallend  z,  B.  an  den  Wedeln  von  Poly- 
podium  vulgare  L.,  vergl.  unsere  Figur  5  —  und  diese  Grüb- 
chen entsprechen  gewiss  den  Löchern  der  Nervchen -Endi- 
gungen bei  unseren  Fecopteris-  kvi^xi. 

Figur  5. 


Sterile  Fiederchen- Spitze  von  Polypodium 

vulgare  L. ,  von  oben  gesehen. 

Natürl.  Grösse.  —  E.  Ohmann  gez. 

Um  die  gleiche  Erscheinung  wie  an  unseren  Fecop)teris- 
Wedelfetzen  von  Ilfeld  handelt  es  sich  offenbar  bei  der  von  A. 
V.  Gutbier  1843^)  aus  dem  Plauenschen  Grunde  bei  Dresden 
angegebenen  Fecopteris  Mehnerti^  die  vielleicht  synonym  mit 
Fecopteris  hemĂĽelioides  ist,  die  im  Rothliegenden  des  Plauen - 


^)  H.  B.  Geinitz  und  v.  Gutbier.  Die  Versteinerungen  von  Ober- 
sachsen und  der  Oberlausitz,  p.  82  in  Geinitz  „Gäa  von  Sachsen", 
Dresden  und  Leipzig  1843. 


1 20  Gesellscluift  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

sehen  Grundes  vorkommt.  ^)  Gutbier  nennt  die  weissen 
Pünktchen  „^veisse  marginale  Fruchtpünktchen".  A.  Brong- 
NiART  endlich  bildet  in  seinen  Figuren  2  und  20^)  die  Fe- 
copteris  hemiteliokles  ebenfalls  mit  GrĂĽbchen  ab,  nur  dass 
dieselben  hier  nicht  —  wenigstens  nach  seiner  Figur  2C  — 
die  Nervchen-Enden  markiren,  sondern  mehr  nach  der  Mitte 
der  Kervchen  gerĂĽckt  erscheinen,  also  dahin,  wo  auf  der 
Unterseite  der  Fiederchen  die  Sori  angeheftet  sein  wĂĽrden. 
Genau  ebenso  wie  sich  bei  Fohjx>odinm  vulgare  oberseits  die 
Ansatzstellen  der  Sori  kundthun,  die  aber  hier  stets  den 
Enden  der  in  der  Mittellinie  zwischen  dem  Rande  und  dem 
Hauptnerven  endigenden  LeitbĂĽndel  entsprechen.  Diese 
letzterwähnten  Leitbündel -Endigungen  sind  oberseits  eben- 
falls und  zwar  durch  dunkle  GrĂĽbchen  leicht  constatirbar, 
sodass  die  Fiederchen  4  Längszeilen  von  Grübchen  resp. 
also  LeitbĂĽndelenden  zeigen,  die  am  Rande  sehr  dicht  ste- 
hen, deren  zwei  mittlere  Zeilen  aber  entfernter  stehende 
Grübchen  besitzen.  Diese  letzterwähnten  Grübchen  der 
Oberseite  sind  es  also,  denen  die  Ansatzstellen  der  Sori 
auf  der  Unterseite  entsprechen  und  zwar  kann  man  auch 
schon  oberseits  \vahrnehmen.  ob  unter  einem  GrĂĽbchen  ein 
Sorus  sitzt  oder  nicht:  jede  Sorusstelle  markirt  sich  ober- 
seits als  Hervorwölbung. 

Bei  der  Fccopteris  hemitelioides  wäre  —  unter  der 
Voraussetzung,  dass  die  GrĂĽbchen  der  Brongxiart' sehen 
Abbildungen  in  der  That  die  Stellen  der  Sori  auf  der  Un- 
terseite angeben  —  also  der  Unterschied  zu  constatiren, 
dass  hier  die  Sori  nicht  den  Nervenenden  ansitzen,  son- 
dern auf  dem  Nerven  ein  beträchtliches  Stück  von  sei- 
nem Ende  entfernt,  wie  das  ja  auch  bei  recenten  Farnarten 
häufig  ist. 


^)  Yergl.  J.  T.  Sterzel.  Ueber  die  fossile  Flora  des  Rothliegen- 
den im  Plauenschen  Grunde,  p.  782  in  der  Zeitschr.  der  Deutschen 
geolog.  Gesellsch.,  XLIII.  Bd.,  Berlin  189L 

^)  Histoire  des  vegetaux  fossiles,  Tome  I,  Paris  1828,  p.  314, 
PI.  108,  f.  1  u.  2.  Die  Lieferung  mit  der  S.  814  und  Taf.  118  er- 
schien nach  Zeiller  erst  1834. 


Sitzumj  vom  19.  Juli  189:2.  121 

Durch  C.  Grand'  Eury  ^)  ist  an  der  Pecopteris  hemi- 
telioicles  typische  Asterotheca-ÂĄvv\ct\ficdX\on  bekannt  gemacht 
worden,  die  auch  R.  Zeiller ^)  constatiren  konnte,  sodass 
an  der  Richtigkeit  der  Beobachtung  nicht  zu  zweifeln  ist. 
Die  citirteu  Grand'  EuRY'sclien  Figuren  zeigen  aus  4  bis  5 
breit  -  eiförmigen ,  sternförmig  angeordneten  Sporangien 
zusammengesetzte  Sori,  welche  die  Unterseite  der  Fieder- 
chen  letzter  Ordnung  in  zwei  durch  den  Mittelnerven  ge- 
trennten Läugszeilen  bedecken.  Die  Anheftungsstellen  der 
Sori  befinden  sich  auf  je  einer  Längslinie,  welche  in  ihrem 
Verlauf  die  genaue  Mitte  zwischen  Mittelnerv  und  Fieder- 
chenrand  einhält.  Die  Sori  reichen  —  bei  der  Grösse 
der  Sporangien  ~  vom  Mittelnerven  oder  doch  dicht 
vom  Mittelnerven  bis  zum  Rande.  Nach  dem  Gesag- 
ten können  auch  aus  diesem  Grunde  die  punktförmigen, 
wie  mit  einer  feinen  Nadel  hervorgerufenen  Löcher  an 
der  Endigung  eines  jeden  Nervchens  dicht  am  Rande  der 
Fiederchen  der  von  uns  abgebildeten  fossilen  Wedelfetzen 
nicht  Sori  oder  Sporangien  vorstellen,  und  sie  können  bei 
ihrer  Stellung  auch  nicht  die  Ansatzstellen  etwa  verloren 
gegangener  Sori  sein .  sondern  können  —  wie  gesagt  — 
nur  mit  den  GrĂĽbchen  ĂĽber  den  Nervenendigungen  bei  re- 
centen  Farnarten  verglichen  werden. 

Mit  diesem  Resultat  könnte  sich  der  ausschliessliche 
Pflanzenpalaeontolog  zufrieden  geben:  wenn  dieser  Organe 
oder  Organtheile  als  in  morphologischer  oder  physiologi- 
scher Hinsicht  mit  recenten  zusammengehörig  erkennt,  so 
hat  er  das  Ziel  erreicht,  und  auch  ich  könnte  daher  das 
Weitere  auf  sich  beruhen  lassen.  Jedoch  hat  es  mich 
interessirt  zu  erfahren,    was  denn  nun  die  erwähnten,    zu- 


^)  Flore  carbonifere  du  departement  de  la  Loire  et  du  Centre  de 
la  France,  lere  partie,  Paris  1877,  p.  70,  PI.  VIII,  f.  9. 

')  Etudes  sur  le  terrain  houiller  de  Commentry,  Livre  II.  Flore 
fossile,  lere  partie  (Bulletin  de  la  societe  de  Tindustrie  minerale, 
nieme  serie,  t.  II,  11  me  Hvraison).  Saint-Etienne  1888,  p.  135.  Fer- 
ner: Etudes  des  gites  niineraux  de  la  France.  Bassin  houiller  et  per- 
mien  de  Brive,  Fase.  11:  Flore  fossile,  Paris  1892,  p.  15,  IG,  PI.  III, 
f.  lA  und  3A. 


122 


Geselhchaft  natnrfor sehender  Fre^aide,  Berlin. 


weilen  so  auffallenden  GrĂĽbchen  fĂĽr  eine  physiologische 
Bedeutung  haben  möchten,  und  ich  habe  begreiflicher  Weise 
zunächst  an  Wasserspalten  (Wasserporen)  gedacht,  obwohl 
solche  meines  Wissens  auf  lebenden  Farnwedeln  bisher 
nicht  bekannt  geworden  sind.  Eine  anatomische  Unter- 
suchung hat  das  folgende  Ergebniss  geliefert. 

Ich  habe  u.  a.  Bleclmiim  Spicant  und  Folyijodium  vulgare 
untersucht  Der  Boden  der  GrĂĽbchen  wird  bei  diesen  Ar- 
ten Yon  dicht  aneinander  schliessenden  ^  interstitienlosen 
Epidermiszellen  gebildet,  deren  Vertical  -  Wandungen  sich 
aber  von  den  entsprechenden  Wandungen  der  ĂĽbrigen  Epi- 
dermiszellen der  Oberseite  durch  ihren  geraden  Verlauf  und 
geringere  Grösse  unterscheiden.  Vergl.  Figur  6.  Spalt- 
öffnungen resp.  Wasserspalten  sind  nicht  vorhanden.  Die 
Epidermiswandungen  der  Bodenauskleidung  der  GrĂĽbchen 
sind     dĂĽnner     als     die    Wandungen     der    Epidermiszellen 

Fi  nur  (). 


Wassergrube  von  Pölypodium  vtdgare  L 
ca 


Yergrösserung 


^^7i-    —    Mit  dem  Zeichenprisma  von  Herrn  Dr. 
R.  Mittmann  aufgenommenes  Präparat. 


Sitzunu  vom  10.  Juli  1802.  123 

mit  geschlängelten  Wandungen  ausserhalb  der  Grühchen. 
Im  älteren  Stadium  der  Wedel  von  Foly^wdiuni  vulgare 
stirht  die  Epidermis  der  GrĂĽhchen  ah^  wodurcli  sich  dann 
die  GrĂĽbchen  als  zuweilen  sehr  auffallende  schwarze  PĂĽnkt- 
chen markiren.  Dieselben  Verhältnisse  constatirte  ich  noch 
bei  einigen  anderen  Arten. 

Dass  trotz  des  Fehlens  von  Spaltöffnungen  die  Function 
der  GrĂĽbchen  -  wenigstens  so  lange  ihre  Epidermis  noch 
lebensfähig  ist  —  dieselbe  sein  muss  wie  die  der  Wasser- 
spalten, geht  schon  daraus  hervor,  dass  bei  gewissen  Farn- 
Arten  in  den  GrĂĽbclien  KalkschĂĽppchen  beobachtet  worden 
sind^),  die  nur  ein  Niederschlag  ausgeschiedener,  also  durch 
die  Epidermis  der  GrĂĽbchen  durchfiltrirter  FlĂĽssigkeit  sein 
können.  Ja  de  Bary  giebt  in  seiner  vergleichenden  Ana- 
tomie (wo  die  Special -Litteratur  ĂĽber  unseren  Gegenstand 
nachzusehen  ist)  sogar  an.  dass  die  GrĂĽbchen  der  Farn- 
wedel Wasser  ausscheiden-):  er  spricht  dort  von  den  „Bün- 
delenden in  den  Wasser  und  Kalk  ahscheideuden  GrĂĽbchen 
der  Farnblätter"  und  sagt:  „Sie  (die  Bündelenden)  sind 
kolbig  angeschwollen  in  Folge  plötzlicher  Vermehrung  von 
Zahl  und  Breite  der  Tracheiden,  diese  sehr  kurz,  eng  netz- 
förmig -  getüpfelt  oder  spiralfaserig.  Eine  his  zwei  Lagen 
zarter  Zellen  umscheiden  das  ganze  BĂĽndelende  und  tren- 
nen dasselbe  von  der  zartwandigen  Epidermis  des  GrĂĽb- 
chens. " 

Da  die  in  Rede  stehenden  GrĂĽbchen  von  den  Botani- 
kern bisher  nicht  die  gebĂĽhrende  Beachtung  gefunden  ha- 
ben, will  ich  noch  S.  Rosanoff  citiren,  der  1869  sagt^), 
dass  sich  einige  Farnkräuter,  wie  Folypodium  fraxinifolium 
etc.,  dadurch  auszeichnen,  dass  bei  ihnen  Wasserausschei- 
dung in  tropfbarer  Form  von  Spaltöffnungen  unabhängig, 
aber    mit  besonderer    anatomischer  Structur  der  Epidermis 


^)  Vergl.  A.  DE  Barv.  Vergleichende  Anatomie  der  Vegetations- 
organe der  Phanerogamen  und  Farne,  Leipzig  1877,  p.   113. 

^)  1.  c,  p.  389. 

^)  Wasserausscheidung  bei  Farnkräutern,  Spalte  888  der  Botani- 
schen Zeitung,  herausgegeben  von  Hugo  von  Mohl  und  Anton  de 
Bary,  27.  Jahrg.,  Leipzig  1869. 


124  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

an  den  Ausscheidungsstellen  verbunden  ist.  Auch  Herr 
Prof.  E.  Stahl  in  Jena  hat  mir  mitgetheilt,  dass  er  Was- 
serausscheidimg  in  Tropfenform  aus  den  GrĂĽbchen  an 
Farn-Wedeln  in  den  Tropen     beobachtet  habe. 

Wegen  des  Fehlens  von  Spaltöftnungen  und  Intersti- 
tien  muss  der  AVasser- Austritt  durch  Filtration  erfolgen. 

FĂĽr  die  beschriebenen  Wasser  aussondernden  Organe 
der  Farne  hat  —  wie  mir  Herr  Prof.  Stahl  mittheilt  — 
ein  schwedischer  oder  dänischer  Autor  den  Terminus  „emis- 
saires"  benutzt.  Sehr  passend  erscheint  mir  fĂĽr  dieselben 
der  von  Herrn  Geheimrath  Prof.  Dr.  F.  E.  Schulze  in  der 
sich  an  meinen  Vortrag  anschliessenden  Discussion  fĂĽr  die 
in  Rede  stehenden  Organe  benutzte  Ausdruck  „Wasser- 
gruben";  er  entspricht  am  besten  den  Bezeichnungen 
Wasserspalten  und  Wasserporen. 

Die  von  R.  Zeiller  ^)  an  seiner  Pecojjteris  Boiitonnei 
angegebeneu  und  zur  bildlichen  Darstellung  gebrachten 
„depressions  ponctiformes''  sind  entschieden  ebenfalls  als 
Wassergruben  anzusprechen.  Der  genannte  Autor  schreibt: 
..Pinnules  fertiles  semblables  aux  pinnules  steriles,  mais 
marquees  en  dessus,  a  egale  distance  entre  la  nervure  me- 
diane et  le  bord  du  limbe,  d'une  serie  de  petites  depres- 
sions ponctiformes,  auxquelles  s'arretent  les  nervures 
secondaires.     Sporanges  non  encore  observes." 

Herr  MĂ–BIUS  machte  Mittheilungen  aus  einem  an  ihn 
gerichteten  Briefe  von  Dr.  F.  Stuhl m an x,  aus  der  Sta- 
tion Bukoba,  vom  21.  März  1892,  in  Berlin  eingetroffen 
am  14.  Juli. 

Aus  dem  fernen  Innern  zurĂĽckgekommen,  finde  ich 
Ihren  Brief  vom  29.  I.  91.  hier  vor;  leider  sind  alle  an- 
dern, mir  darin  annoncirten  Briefe  zurĂĽckgesandt  oder  ver- 
loren gegangen,  sodass  ich  nicht  im  Stande  bin,  den  Inhalt 
der  hier  ebenfalls  vorgefundenen  Kisten  mit  den  Verzeich- 
nissen zu  vergleichen.    Von  den  mir  geschickten  11  Kisten 


^)  Etudes  sur  le   terrain  liouiller   de  Commentiy,  Livre  2.     Flore 
fossile,  premiere  Partie,  Saint-Etienne  1888,  p.  109—110,  PI.  IX,  f.  5A, 


Sitzunfj  vom  10.  Juli  1S9Z  125 

sind  die  No.  1,  3,  4,  6,  7.  9,  10  ii.  11  iu  meine  Hände 
gelangt,  während  No.  2,  5  und  8  fehlton.  Die  ange- 
langten waren  sämmtlich  geöffnet  worden.  Ihr  Inhalt  war 
mit  gleichfalls  hier  vorgefundenen  botanischen  Sammlungs- 
Gegenständen  (von  Herrn  Prof.  Schweinfurthi  vermischt 
und  schlecht  wieder  verpackt  worden,  sodass  manche  Gläser 
zerschlagen  waren.  Augenscheinlich  fehlte  auch  Einiges, 
wie  z.  B.  von  dem  Zeichenmaterial  nur  noch  2  Bleifedern 
vorhanden  waren.  Wo  und  von  wem  die  Eröffnung  erfolgte, 
entzieht  sich  meiner  Kenntniss. 

Leider  bin  ich  nun  gezwungen,  in  Kurzem  zur  KĂĽste 
zurückzumarschiren ,  sodass  ich  von  dem  vielen  schönen 
Material  nicht  mehr  den  Gehrauch  machen  kann,  den  ich 
sonst  hätte  machen  können.  Wie  lange  wir  noch  auf  die 
demnächst  zu  erwartende  Ablösung  hier  warten  müssen, 
kann  ich  noch  nicht  angeben,  die  Tage,  die  ich  aber  noch 
hier  verbleibe,  will  ich  möglichst  gut  verwenden.  In  eini- 
gen Tagen  werde  ich  allerdings  die  Geschäfte  der  Station 
bis  zur  Ablösung  übernehmen  müssen,  sodass  nicht  viel  Zeit 
für  die  Wissenschaft  übrig  bleiben  wird.  Was  hätte  ich 
da  heimbringen  können,  wenn  ich  Ihre  Sendung  schon  vor 
einem  Jahr  gehabt  hätte!  So  aber  müssen  Sie  sich  mit 
einigen  von  Emin  Pascha  und  mir  gesammelten  Vögel-  und 
Säugerbälgen,  init  einer  grossen  Anzahl  von  Insekten,  sowie 
mit  einer  Anzahl  ^Mollusken,  Lumbriciden  und  Anuren,  und 
einigen  Fischen  begnĂĽgen.  Immerhin  dĂĽrfte  manches  recht 
Interessante  darunter  sein. 

So  habe  ich  Mollusken  und  Lumbriciden  von  3800  m 
Höhe  von  dem  Runssoro  (Ruenzori  Stanley' s),  interessante 
Säuger  aus  dem  Urwald  {Bhynrhocyon  n.  sp.),  einige  Fische 
aus  dem  Oberlauf  des  Huri,  dem  Albert-See  und  dem  Al- 
bert-Edward-See.  Ich  muss  Sie  in  xVnbetracht  der  äusserst 
erschw^erenden  Umstände  der  Expedition  bitten,  einen  mil- 
den Maassstab  bei  Beurtheilung  der  Sammlungen  anzulegen. 
Grössere  Alkohol-Exemplare  konnten  wir  nicht  conserviren 
aus  Mangel  an  Alkohol  und  Gelassen;  auch  an  Trägern 
war  grosser  Mangel.     Deshalb  wurden  grössere  Fische  ge- 


126  Gesellschaft  naturforschcnäer  Freunde,  Berlin. 

zeichnet  und  nur  deren  Schlundknochen,  manchmal  auch  das 
ganze  Kopfskelett,  conservirt. 

Es  wird  Sie  vielleicht  interessiren .  dass  ich  im  Huri 
an  Fischen  fand:  Mastacenibelus  sp.,  Atichenoghnis  sp.,  2 
Species  Laheo  und  eine  mir  unbestimmbare  Physostomide; 
im  Albert- See  fand  ich:  Cliromis  2 — 3  sp..  Pohjnemus?  in 
enormen  Exemplaren,  Bayrus  sp.,  Ichthyhonis  sp.  (?),  Fo- 
lypterus  sp.,  Bisticliodus  (?)  und  Ciarias  sp.  FĂĽr  den  Vic- 
toria-Nyansa  kann  ich  ausser  den  im  Verzeichniss  der  Yon 
Dr.  Fischer  gesammelten  Fische  genannten  Arten  noch 
Bagrussp.,  Ciarias  sp.,  Protopf  er  us,  Mastcicemhelus  sp.  und 
Malaptenirus  erwähnen . 

Ich  habe  eine  Serie  von  Schädeln  (auch  von  6  Zwer- 
gen), und  viele  ethnographische  Notizen,  eine  ziemlich  be- 
deutende Pflanzensammlung  (3600  Nr.),  eine  Anzahl  Mine- 
ralien und  manche  ethnographische  Gegenstände.  Im  Gan- 
zen werden  es  wohl  25  —  30  Lasten  w^erden.  Natürlich 
haben  wir  die  ganze  Route  durch  sorgfältige  Messungen  auf- 
genommen und  ein  meteorologisches  Journal  (3 mal  täglich) 
von  Bagamoyo  an  bis  heute  lĂĽckenlos  gefĂĽhrt.  Endlich 
haben  wir  noch  eine  Serie  von  astronomischen  Breiten- 
Beobachtungen  und  Declinations -Bestimmungen. 

Es  wird  Ihnen  bekannt  geworden  sein,  dass  Dr.  Emin 
sich  noch  im  Westen  des  Albert- See' s  befindet,  wo  ihn  eine 
schwere  Blattern -Epidemie  zurĂĽckgehalten  hat.  Mit  unbe- 
schreiblichem Opfermuth  hat  er  es  auf  sich  genommen,  mit 
den  Kranken  allein  dort  zu  bleiben  und  mich  mit  den  Ge- 
sunden vorauszusenden,  um  der  Seuche  Boden  zu  entziehen, 
was  nun  auch  gelungen  ist.  Er  selbst  aber  sitzt  noch,  nach 
den  letzten  Nachrichten  (v.  13.  Jan.)  in  Undussuma  mit 
vielen  Kranken  und  ohne  Träger.  Seine  Augen  sind  recht 
schlecht  geworden,  sodass  er  kaum  noch  sehen  kann. 

Wenn  ich  auch  fest  hoffe,  dass  er  in  2  —  3  Monaten 
die  hiesige  Station  erreichen  wird,  so  w^rde  ich  doch  w^ohl 
vorher  abmarschiren  mĂĽssen  und  ihn  erst  an  der  KĂĽste 
sehen  können. 

Die  mir  gütigst  zugesandten  Sammlungs- Gegenstände 
werde  ich  w^ohl  nicht  alle  verw^enden  können;   einen  Theil, 


Sitzuvg  vom  10.  Juli  189^.  "127 

den  ich  hier  noch  benutzen  kann,  werde  ich  gefĂĽllt  mit  der 
Expedition  nach  der  KĂĽste  bringen,  resp.  voranfsenden  und 
Einiges  fĂĽr  den  Marsch  mit  mir  nehmen.  Den  Kest  will 
ich  auf  der  Station  lassen.  Bei  den  theuren  Trägerlöhnen 
ist  es  wohl  kaum  der  MĂĽhe  werth,  es  wieder  zur  KĂĽste  zu 
schaffen,  und  glaube  ich  deshalb  in  Ihrem  Sinne  zu  han- 
deln, wenn  ich  das.  was  ich  nicht  benutzen  kann,  hier  de- 
ponire.  Erstens  könnte  Dr.  Emin  Pascha  noch  vieles  da- 
von benutzen,  dann  aber  stehen  viele  Expeditionen  in  Aus-, 
sieht,  in  denen  sich  wohl  Jemand  finden  wird,  der  wissen- 
schaftliches Interesse  hat.  Ich  w^erde  natĂĽrlich  betonen, 
dass  die  Gegenstände  Eigenthum  des  Königl.  Museums  für 
Naturkunde  sind  und  dass  demnach  die  damit  gesammelten 
Gegenstände  diesem  zuzustellen  sind. 

Ende  Juni  oder  im  Juli  hoffe  ich  an  der  KĂĽste  zu  sein 
und  dann  bald  nach  Europa  abzugehen.  Mir  ist  das  nicht 
ganz  recht,  da  ich  mich  hier  noch  ganz  gesund  und  arbeits- 
kräftig fühle. 

Herr  F.  E.  ScHULZE  legte  als  einen  ĂĽberraschenden 
Fall  von  schĂĽtzender  Aehnlichkeit  einige  Exemplare 
des  Lithiuus  u ig rocr (Status  Coquer.  vor,  eines  RĂĽssel- 
käfers, welcher  in  Madagaskar  auf  todten,  mit  Farmelia 
crinita  Ach.  bewachsenen  Aestchen  lebt.  Die  Aehnlichkeit 
dieses  Käfers  mit  der  Flechte  ist  so  gross,  dass  das  Thier 
kaum  zu  erkennen  ist,  wenn  es  ruhig  auf  dem  Flechten- 
polster sitzt. 


Im  Umtausch  wurden  erhalten: 

Naturwissenschaftliche  Wochenschrift  vonPoToxiE.  VII.  Bd., 

No.  26—29. 
Jahresbericht  u.  Abhandl.    des    naturwissenschaftl.  Vereins 

in  Magdeburg,  1891. 
Bericht  der  Lese-  und  Eedehalle  der  deutschen  Studenten 

in  Prag,  1891. 


128  Gesellschaft  natur forschender  Freunde,  Berlin. 

Anzeiger    der    Akademie    der    Wissenschaften    in    Krakau, 

Juni  1892. 
Földtaui  Közlöny,  XXII  Kötet,  5—6  Füzet,  Mai.  Juni  1892. 
Sitzungsberichte  d.  naturf.  Gesellsch.  in  Dorpat,  3.  Heft,  1891. 
Schriften,  herausgegeben  von  d.  naturf.  Ges.  in  Dorpat,  VI, 

1891. 
Bulletins  du  Comite  Geologique  de  St.  Petersbourg.  Vol.  IX, 

No.  9,  10,  1890;  X,  N.  1-5,  1891. 
Memoire  du  Comite  Geologique  de  St.  Petersbourg,  vol,  XI, 

Supplement  au  Tome  X,  No.  2,  1891. 
Verhandlungen  der  Kais.  Russ.  Mineralog.  Gesellschaft  zu 

St.  Petersburg,  zweite  Serie,  28.  Bd.,  1891. 
Verslagen  en  Mededeelingen  d.  Kgl.  Akademie  v.  Weten- 

schappen.     Amsterdam.  3  Reeks,  8.  Deel,  1891. 
Neptunia.  anno  II,  No.  17,  Mai  1892. 
Bollettino  delle  Pubblicazioni  Italiane.   No.  156,  157,  Juni, 

Juli  1892. 
Revue  Geographique  internationale,    No.  197,  198,    März, 

April.  Mai  1892. 
Annales  de  l'universite  de  Lyon,    Tome  III,  fasc.  1,  2,  3, 

1892. 
Proceedings    of   the  Zoological  Society    of  London,    1892, 

Part.  I. 
Trausactions  of  the  Canadian  Institute,  Vol.  II,  part  2,  No.  4, 

April  1892. 
Appeal    to  the  Canadian  Institute    on  the  Rectification    of 

Parliament,  1892. 
Annual    Archaeological  Report    of   the    Canadian  Institute, 

1892. 
Psyche,   a  Journal  of  Entomology,  Vol.  6  No.   195. 
El  Instructor  Periodico  cientifico,    literario;  Aguascalientes, 

Anno  X,  No.  2,  1892.    (Mexico). 


Druck  von  J.  F.  Starcke,  Berlin. 


Nr.  8.  1892. 

S  i  t  z  u  n  g  s  -  B  e  r  i  c  h  t 

der 

Gesellscliaft  iiaturlbrsclieiKler  Freunde 

zu  Berlin 
vom    18.   Oktober    1892. 


Director:  Herr  Hilgendorf. 


Herr  NEHRING  sprach  ĂĽber  Atlas  und  Epistropheus 
des  Bos  primiyeniiis. 

Aus  den  eingehenden  ^[ittheilungen  des  Vortragenden 
über  die  Formverhältnisse  und  die  Dimensionen  des  Atlas 
und  Epistropheus  bei  Bos  x^rimigenhis  und  anderen  Boviden 
sei  hier  nur  hervorgehoben,  dass  der  Vortragende  irgend 
w  eiche  durchgreifende  Unterschiede  zwischen  Bos  2)n>ni(/e)iins 
und  Bos  taunis  in  der  Bildung  jener  beiden  Halswirbel 
nicht  beobachten  konnte.  Die  Unterschiede,  welche  RĂĽti- 
MEYEK  in  seiner  „Fauna  der  Pfahlbauten",  p.  77  ff.,  über 
Form  und  Grösse  jener  Wirbel  bei  Bos  primigenius  und 
Bos  taurus  hervorhebt,  hat  der  Vortragende  an  dem  von 
ihm  verglichenen  reichhaltigen  Materiale^)  entweder  ĂĽber- 
haupt nicht  gefunden,  oder  als  sehr  variabel  festgestellt. 

Nach  RĂśTiMEYEK  soll  am  Epistropheus  des  Bos  primi- 
ytnius   der    Ganalis  tnmsveYsarius  {..Ganalis  vertehralis'^   bei 


^)  In  Beziie:  auf  Bos  primi(jenins  wurden  verglichen:  3  montirte 
Skelette  dieses  interessanten  Wildrindes  der  Vorzeit  im  Zoolog.  Museum 
zu  Kopenhagen,  das  montirte  Skelet  im  Naturhistor.  Museum  zu  Braun- 
schweig aus  dem  Torfmoor  von  Alvesse,  das  montirte  Skelet  in  der 
zoolog.  Sammlung  der  Landwirthschaftl.  Hochschule  zu  Berlin  aus  dem 
Torfmoor  von  Guhlen  am  Schwieloch-See,  das  bisher  noch  unmontirte 
Skelet  derselben  Sammlung  aus  einem  Torfmoor  bei  Brandenburg, 
sowie  eine  Anzahl  zusammengehöriger  Halswirbel  aus  dem  Löss  von 
Westeregeln,  in  derselben  Sammlung. 

8 


130  Gesellschaft  naUir forschender  Freunde,  Berlin. 

RüTBiEYEii)  gewöhnlich  fehlen,  während  er  bei  Bos  taunis 
regelnlässig  vorhanden  ist;  Vortragender  hat  jenen  Kanal 
bei  allen  ihm  zugänglichen  Exemplaren  des  Bos  priml- 
(jen'ms  vorgefunden,  gerade  wie  bei  Bos  taunis.  Nach 
RĂĽTiMEYER  soll  in  der  Form  der  Atlas-FlĂĽgel  ein  charak- 
teristischer Unterschied  zwischen  Bos  jn-hnigenms  und  Bos 
taunis  vorhanden  sein;  Vortragender  zeigt,  dass  dieser 
Unterschied  fortfällt,  sobald  man  den  Atlas  starkköpfiger 
und  starkgehörnter  Exemplare  von  B,  taunis  mit  dem  von 
B.  primigeniiis  vergleicht. 

Dasselbe  gilt  von  den  angeblichen  Grössen -Unter- 
schieden; auch  diese  erweisen  sich  als  hinfällig,  wenn  man 
die  betreffenden  Wirbel  der  grössten  und  schwersten  Rassen 
des  Hausrindes  zum  Vergleich  heranzieht.  Genaueres  wird 
an  einem  anderen  Orte  ĂĽber  obiges  Thema  publizirt  werden, 
und  zAvar  unter  Beigabe  von  Abbildungen  und  Messungen. 

Aus  der  Form  und  den  Dimensionen  des  Atlas  und 
des  Epistropheus  lassen  sich  irgend  welche  triftige  Argu- 
mente gegen  die  Ableitung  des  europäischen  Hausrindes 
von  Bos  primigeniiis  nach  der  Ansicht  des  Vortragenden 
nicht  entnehmen. 

Herr  ^ATSCKIE  sprach  über  einige  Säugethiere  von 
Deutsch-Ost-Afrika. 

Durch  die  Güte  der  Frau  Geheimrath  Böhm  ist  es 
mir  vergönnt  gewesen,  die  herrlichen  Aquarelle,  welche  der 
imvergessliche  Afrikaforscher  Dr.  R.  Böhm  hinterlassen  hat, 
einer  sorgfältigen  Durchsicht  zu  unterziehen.  Es  kam  mir 
vorzĂĽglich  darauf  an,  einige  der  von  Herrn  Professor  Dr. 
NoACK  in  seiner  Bearbeitung  der  BöHM'schen  Ausbeute: 
„Beiträge  zur  Kenntniss  der  Säugethier-Fauna  von  Ost-  und 
Central- Afrika"  (Zool.  Jahrb..  II,  pag.  199—302)  zweifel- 
haft gelassenen  Bestimmungen  durch  eine  Vergleichung  der 
Böhm' sehen  Notizen  und  Farbenskizzen  möglichst  klar  zu 
stellen.  Bei  dieser  Gelegenheit  w^ar  es  nöthig.  auch  die 
zweite  Arbeit  des  Herrn  Professor  Dr.  Noack  ĂĽber  die  von 
Dr.  Stuhlmaxn  gesammelten  Säugethiere  (Jahrb.  d.  Hamb. 
Wissensch.  Anstalten,    IX,    p.  3  —  88)    zu  berücksichtigen. 


Sitznmj  vom  18.  Octoher  18D2.  131 

Es  sei  mir  gestattet,  meine  etwas  abweichenden  Ansichten 
über  einige  der  von  Böhm  und  Stuhlmann  gesammelten 
und  beobachteten  Arten  lĂĽor  niederzulegen. 

Equus  höh  ml  Mtscii.  spec.  nov. 
Eine  von  Herrn  Thiermaler  Kuhnert  auf  seiner  Reise 
nach  dem  Kilimandjaro  erworbene  Haut  eines  Tigerpferdes 
stimmt  in  der  Farbe  und  Anordnung  der  Streifen  YorzĂĽg- 
lich  mit  den  farbigen  Abbildungen  überein,  welche  Böhm 
in  seinen  Aquarellen  hinterlassen  hat.  Es  sind  pferdeartige 
Thiere  von  weisslich  gelber  Grundfarbe  mit  hoher  Nacken- 
und  Hinterhauptsmähne,  unregelmässigen,  oft  unterbroche- 
nen dunklen  Binden  an  den  Beinen  bis  zu  den  Hufen  und 
breiter  Bänderung  auf  dem  Körper;  zwischen  dem  Vorder- 
und  Hinterschenkel  befinden  sich  6  —  8  schwarze  Binden. 
Herr  Prof.  Dr.  Noack  (1.  c.  p.  200)  spricht  die  Art  fĂĽr 
Equus  zehra  L.  an.  Dass  die  ostafrikanische  Form  des 
Tigerpferdes  nichts  mit  dem  Zebra  zu  thun  haben  kann, 
geht  schon  aus  dem  Umstände  hervor,  dass  in  der  Litte- 
ratur  keinerlei  Erwähnung  dieser  Art  aus  den  nördlich 
vom  Orange -Fluss  gelegenen  Gegenden  gethan  wird,  viel- 
mehr nördlich  von  Natal  vom  29"  s.  Br.  (Buckley  P.  Z. 
S..  1867,  p.  282  und  291)  und  in  der  Kalahari- WĂĽste 
(Fakini.  trough  the  Kalahari  -  Desert,  pag  464)  nur  Equus 
hurclielU  Gray,  das  pferdeähnliche,  auf  semmelgelbem  Grunde 
dunkel  gestreifte  Tigerpferd  mit  ungestreiften,  weissen  Bei- 
nen gefunden  wird.  Das  Zebra,  welches  nur  die  Gebirge 
des  Caplandes  bewohnt,  hat  Eselsgestalt,  regelmässige, 
parallele,  ununterbrochene  Binden  an  den  Beinen  bis  zu 
den  Hufen  und  ungefähr  10—12  schwarze  oder  schwarz- 
braune Binden  über  den  Körper  zwischen  der  Schulter  und 
der  HĂĽfte.  Zwischen  den  FlĂĽssen  Botletle  und  Sambese 
fand  CiiAPMANN  ein  Tigerpferd,  welches  sich  vom  Burchell- 
Zebra  durch  bis  an  die  Hufe  gebänderte  Beine  unterscheidet. 
La  YARD  beschrieb  diese  Form  in  den  Proceedings  of  the 
Zoological  Society  of  London  1865.  p.  417  als  Equus  chap- 
manni  Die  im  deutschen  Schutzgebiete  lebenden  Tiger- 
pferde sind    von  Thomas    (P.  Z.  S.,   1885,   pag.  221)    und 

8* 


132  GesellscJtaft  nainrforschendcr  Freunde,  Berlin. 

ScLATER  (P.  Z.  S.,  1890,  p.  414)  als  Eqims  chajmianni  an- 
gesprochen worden.  Ich  wĂĽrde  dieser  Ansicht  unbedingt 
beipflichten,  wenn  nicht  alle  von  Böhm  abgebildeten 
Individuen,  ebenso  das  im  Besitz  des  Herrn  Kuhnert 
befindliche  Fell,  sowie  ein  im  hiesigen  zoologischen 
Garten  lebendes  Exemplar  in  mancher  Hinsicht  von  der 
Layard' sehen  Beschreibung  abwichen.  Dieselben  haben 
dunkle  Streifen  auf  w eissgelbem  Grunde,  eine  auffallend 
hohe,  scharf  und  breit  gebänderte  Mähne  und  die  am  Bur- 
chell  -  Zebra  so  charakteristischen  verwaschenen,  grauen, 
schmalen  Binden  zwischen  den  breiten,  dunklen  Streifen 
nur  auf  dem  Hintertheile  des  Körpers  ganz  schwach  ange- 
deutet. Layard"s  Exemplare  haben  als  Grundfarbe  „raw 
sienna" ;  er  erwähnt  aber,  dass  Chapmaxn  ein  junges  Thier 
mit  schneeweisser  Grundfarbe  erlegt  habe.  Es  wäre  somit 
die  Möglichkeit  vorhanden,  dass  alle  von  mir  berücksich- 
tigten Tigerpferde  junge  Thiere  gewesen  sind  und  im  Alter 
den  gelben  Farbenton  erhalten.  Nun  besitzt  aber  das  Ber- 
liner Museum  ein  neugeborenes  Burchell  -  Zebra,  welches 
eine  deutlich  gelbe  Grundfarbe,  der  des  alten  Thieres  fast 
gleichend,  zeigt.  Vom  Quagga  weiss  man  ebenfalls,  dass 
die  Jungen  den  Alten  in  der  Farbe  ziemlich  gleichen.  Es 
ist  demnach  nicht  unwahrscheinlich,  dass  auch  die  alten 
Tigerpferde  des  deutschen  Schutzgebietes  stets  die  weissgelbe 
Grundfärbung  zeigen.  Böhm  bildet  eine  Heerde  dieser 
Thiere  ab  und  auf  einem  besonderen  Blatte  einen  wittern- 
den Leithengst;  alle  tragen  die  weissliche  Färbung.  Kirk 
erw^ähnt  für  Sena  (P.  Z.  S.  1864,  p.  654)  Equns  lurclielli 
für  die  Sena  gegenüberliegenden  Morambala-Berge  nördlich 
des  Sambese  Eqiius  zehra,  ebenso  vom  Niassa-See  und  Ba- 
tuka;  er  unterscheidet  beide  durch  die  Farbe  zwischen  den 
dunklen  Streifen,  welche  beim  Burchell -Zebra  gelb  sei. 
Da  das  wahre  E.  ztbra  unmöglich  nördlich  vom  Sambese 
vorkommen  kann,  so  erscheint  es  sehr  wahrscheinlich, 
dass  wir  es  auch  hier  wieder  mit  der  hellen  Form  des  deut- 
schen Ost-Afrika  zu  thun  haben.  Wie  schon  oben  erwähnt, 
hat  CHAPaiANN  ein  weiss  und  schwarz  gestreiftes  junges 
Thier  zwischen    den  von  ihm  entdeckten  E.  chaxmiamĂĽ  ge- 


Sitzung  vom  JS.  Octoher  1892.  133 

fundeii.  Auch  Buckley  erwähnt  (P.  Z.  S.  187ß,  p.  282), 
dass  gelbe  uiid  weisse  TlĂĽere  neben  einander  vorkommen. 
Diese  Beobaclitungen  sind  aber  sowohl  von  Buckle v  als 
von  ChapiMann  in  einer  Gegend  gemacht  worden,  in  wel- 
clier  höchst  wahrscheinlich  die  Gebiete  des  echten  Burchell- 
Zebra  und  des  hellen  Tigerpferdes  zusammenstossen,  im 
Gebiete  zwischen  Botletle  und  Sambese,  und  es  dĂĽrfte  nicht 
unmöglich  sein,  dass  Layakd  einen  Bastard  zwischen  bei- 
den Formen  beschrieben  hat.  Sclatek  bildet  P.  Z.  S.  1865, 
Tb.  XXII  ein  Thier  ab,  welches  sehr  gut  auf  die  Layard'- 
sche  Beschreibung  passt;  es  ist  gelb  mit  dunklen  Streifen, 
bis  an  die  Hufe  gebändert  und  zeigt  auf  dem  ganzen  Kör- 
per zwischen  den  breiten,  schwarzen  Streifen  die  schmalen 
dunklen  Binden  des  Burchell  -  Zebra,  gleicht  aber  in  der 
Gestalt  keineswegs  dem  im  hiesigen  zoologischen  Garten 
befindlichen  weisslichen  Tigerpferde,  sondern  auffallend  dem 
Burchell  -  Zebra.  Ich  glaube ,  dass  entweder  die  Chap- 
MANN'sche  Art  sowohl  vom  Burchell  -  Zebra  als  von  dem 
Tigerpferde  Deutsch-Ost- Afrika' s  getrennt  werden  muss  und 
die  Verbreitung  derselben  sich  auf  die  Grenzgebiete  zwi- 
schen Limpopo  und  Sambese  beschränkt,  oder  dass  wir  es 
mit  einem  Bastard  zu  thun  liaben.  In  beiden  Fällen  muss 
fĂĽr  das  Tigerpferd  mit  w eissgelbem  Farbenton,  breiten 
RĂĽckenbinden,  zwischen  denen  auf  den  Schenkeln  nur  Spuren 
von  engen  dunklen  Binden  vorhanden  sind,  mit  Pferde- 
kopf und  gebänderten  Beinen  ein  neuer  Name  geschaffen 
werden.  Ich  schlage  fĂĽr  diese  Form  den  Namen  Equus 
höhmi  vor.  —  Die  Nordgrenze  der  Verbreitung  von  Equus 
hohmi  bildet  ungefähr  der  erste  Grad  südlicher  Breite  nach 
V.  Telecky  und  v.  Höhnel;  nördlich  des  Tanaflusses  tritt 
ein  eselartiges  Thier  auf,  mit  grossen  Ohren,  Eselskopf, 
semmelgelber  Grundfarbe  und  sehr  schmalen ,  dunklen 
Streifen.  Fciiius  yrevyi  A.  M.-E..  welches  vom  Somalilande 
und  Schoa  nachgewiesen  ist,  welches  nach  Grant  (P.  Z.  S. 
1883.  p.  176)  Usui  und  Uganda  bewohnt  und  nach  Emin 
(Reisebriefe,  p.  274)  im  Schul i-  und  Langolande  lebt. 


134  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

Kolnis  defassa  RĂĽpp. 
Kohus  singsing  Gray,  Noack,  1.  c.  p.  203.  —  Kolms 
eUipsiprymmis  Oc^ilb.,  Noack,  1.  c.  p.  11.  —  Kohus 
elUpsixyrijmmis  Ogilb.  ,  Pagenstecher,  Jahrb.  wiss. 
Anst.  Hamburg.  II,  p.  36. 
Kohus  singshig  Gray  unterscheidet  sich  von  K.  defassa 
Rüpi».  durch  das  Fehlen  der  hellrostrothen  Stirnfärbuug, 
K.  elli2)siprymnus  durch  dieses  Merkmal  und  das  Vorhan- 
densein eines  weissen  Hüftstreifs.  Im  Gehörn  unterschei- 
den sich  die  drei  Arten  dadurch,  dass  die  Stangen  Yon  K 
ellipsiprymnus  in  der  Basalhälfte  stark  nach  aussen,  im 
Spitzentheile  stark  nach  innen,  diejenigeu  von  defassa  im 
Basaltheile  stark  nach  hinten  und  aussen,  im  Spitzentheil 
nach  vorn  gebogen  sind,  während  die  Senegalform,  für 
welche  wohl  der  ältere  Name  K  unctuosus  (Laur.)  auge- 
w^endet  werden  muss,  wenig  gekrĂĽmmte,  am  Spitzentheil 
nicht  so  spitz  ausgezogene  Hörner  zeigt,  wie  die  beiden 
anderen  Arten,  und  bei  derselben  die  Entfernung  zwischen 
den  beiden  Stangen  an  den  Spitzen  am  grössten  ist.  Alle 
Gehörne  des  Wasserbocks  aus  dem  deutschen  Gebiet, 
welche  ich  gesehen  habe,  gehören  zu  K.  defassa;  Böhm 
bildet  oft  die  herrlichen  Thiere  mit  dem  auffallenden  hell- 
rothen  Stirnfleck  und  dem  kĂĽhn  nach  vorn  geschwungenen 
Gehörn  ab.  Herr  Professor  Dr.  Noack  hat  unter  K.  sing- 
sing  Gray  die  beiden  von  Böhm  gesammelten  Arten  ver- 
einigt; die  Form  mit  rother  Stirn  fand  Böhm  am  Wualaba, 
am  Ugalla  und  bei  Gonda;  westlich  vom  Tanganjika  in 
Marungu,  ĂĽrua  und  am  Likulve  und  Luvule  ist  nur  die  graue 
Form  ohne  Rothbraun  auf  der  Stirn  mit  schwarzem  Gehörn, 
A,  unctuosa  Laur.,  wie  ein  von  Böhm  gesammeltes  Gehörn 
beweist  und  wie  auch  Böhm,  1.  c.  p.  203,  deutlich  angiebt. 
Der  von  Stuhlmann  gesammelte  Schädel  (1.  c.  p.  11)  ist 
als  eUipsiprymmis  gedeutet,  obwohl  Stuhlmann  meines 
Wissens  nicht  im  Gebiet  dieser  Art  gesammelt  hat,  welche 
mir  nur  bis  nördlich  zum  Sambese  sicher  nachgewiesen 
erscheint.  Alle  von  Böhm,  Fischer  und  Hildebrandt  er- 
beuteten Wasserbockgehörne  sind  solche  von  K.  defassa, 
auch  das  in  Klein-Aruscha  gesammelte,   von  Pagenstecher 


Sitzmig  roni   IS.  Ocfohcr  JSf).?.  l35 

1.  c.  p.  3G  besproeliene,  dessen  Maasse  „nach  der  hinteren 
Kriinmiung  57  cm  und  klaffen  an  den  Spitzen  30  cm"  auf 
(•Uipsiin-ymnus  nicht  passen. 

Strepsiceros  suara  Mtsch.  spec.  uov. 
Adenota  hob  Gray  (?).  Noack  1.  c.  p.  204.  —  Aepyceros 
melampus? ,  Koack,  1.  c.  p.  207.  —  Tragdaphus  speküf 
Noack  1.  c.  p.  12. 
Etwa  von  Dannvildstärke ,  ähnlich  Trag,  sjyeh'd  Scl., 
aber  hellgelbbraun  und  ohne  weisse  Kehlbinde,  9  ohne 
Hörner.  Ueber  den  Augen,  Innenseite  der  Ohren,  um  die 
Lippen,  Stirn  und  Kehle,  Innenseite  der  Beine  und  Bauch 
weiss.  KĂĽcken,  namentlich  der  HinterrĂĽcken  dunkler,  Ober- 
seite des  langen,  unten  behaarten  Schwanzes.  Strich  längs 
der  Schenkel,  kleiner  Fleck  am  Fersengelenk  und  den 
Afterklauen  schwarz.  Gehörn:  Stangen  auf  der  Vorderseite 
gemessen  längs  der  Windungen:  48—51,  grösster  Abstand 
der  Stangeuspitzen  21 — ^26  cm.  directer  Abstand  von  der 
Basis  zur  Spitze  41  —  42  cm.  Umfang  der  Stangen  an  der 
Basis  14  cm.  Das  Gehörn  hat  in  der  Form  grosse  Aehn- 
lichkeit  mit  dem  von  TrageJapjlius  gratus  Scl..  ist  aber 
hellbraun,  kleiner  und  zierliclier,  die  Stangen  sind  runder 
und  im  Spitzentheil  nicht  scharf  nach  oben,  sondern  mehr 
nach  hinten  und  unten  gewunden,  so  dass  das  Gehörn 
von  der  Seite  gesehen  demjenigen  von  A.  cervicapra  Fall. 
ausserordentlich  ähnlich  ist,  sobald  man  von  dem  Mangel 
der  Ringelung  absieht. 

Nach  Böhm's  Tagebuch  bei  Gonda  und  am  Ugalla- 
Fluss  häufig;  Geliörne  sah  ich  in  grösserer  Anzahl  in  der 
Sammlung  des  Herrn  Thiermaler  Kuhxert,  welcher  die 
Kilimandjaro  -  Gegend  besucht  hat.  Wanyamuesi-Name: 
Suara. 

Damalis  jimela  Mtsch.  sp.  nov. 
Damah's  senegaJensis  Gray,  Noack  1.  c.  p.  208.  —  Scla- 
TER.  P.  Z.  S.,  p.  354—357.    ^Jimela'^  d.  Wangatmiesi. 
Die  im  deutschen  Schutzgebiete  lebende  Damalis  kann 
nicht  als  D.  senegaleiisis  Gray   aufgefĂĽhrt  werden   aus    fol- 
genden GrĂĽnden.    D.  soicgaJfnsis  Gray  ist  rotligrau;   breiter. 


136  Gesellsdmft  natur forschender  Freunde,  Berlin. 

Streifen  von  der  Nase  zum  Hinterhaupt,  kleiner  Fleck  hin- 
ter den  Augen,  schmaler  Streifen  ĂĽber  dem  Mundwinkel. 
Schultergegend,  vorderer  und  hinterer  Oberschenkel  schwarz; 
auf  der  Innenseite  der  Oberschenkel  eine  breite  schwarze 
Binde;  Unterschenkel  von  Körperfarbe.  Hörner  stark  nach 
aussen  und  hinten  gebogen.  Hab.  Senegambien.  Ein  aus- 
gestopftes Thier  in  der  Berliner  Sammlung.  Die  Da- 
malis des  deutschen  Schutzgebietes  unterscheidet  sich  von 
der  Senegalform  dadurch,  dass  die  schwarze  Binde  auf  der 
Innenseite  der  Schenkel  fehlt,  die  Vorderbeine  bis  zu  den 
Hufen  vorn  schw^arz  sind,  aber  das  Schwarz  an  den  Hinter- 
schenkeln auf  die  Hüftgegend  beschränkt  ist.  Die  Hörner 
sind  leierförmig  nach  oben  gewunden,  die  Hornspitzen  nach 
oben,  nicht  nach  hinten  gerichtet.  Sclater  bildet  P.  Z.  S. 
p.  355  und  356  einen  Schädel  dieser  Art  ab,  während  die 
Senegalform  in  Knowsl.  Men.  t.  XXI  gut  dargestellt  ist. 
Wir  besitzen  Gehörne  beider  Geschlechter,  das  des  cf  ist  dem 
des  $  sehr  ähnlich,  nur  stärker.  Verbreitung  nach  Böhm: 
Unyamuesi,  Kataniboga.  nach  G.  A.  Fischer  nördlich  von 
Malindi,  im  sĂĽdlichen  Gallalande  und  im  Somalilande  die 
gemeinste  und  bekannteste  Antilope,  nach  Sclater  und 
und  KiRK  von  Sabaki  bis  zum  Juba-Fluss.  —  Heuglin's 
Bamalis  Hang,  Ant.  u.  BĂĽff.  Nordost- Afrikas,  p.  22.  Tb.  I 
a.  b. ,  unterscheidet  sich  von  den  beiden  oben  erwähnten 
Formen  durch  schwarzen  RĂĽckenstreif  und  schwarze  Aussen- 
seite  der  Beine  sowie  durch  die  Gestalt  des  Gehörns,  w^el- 
ches  schv.ach  lyraförmig  nach  hinten  gebogen  ist  und  im 
Spitzentheile  fast  parallel  verläuft.  Es  ist  mir  nicht  mög- 
lich, diese  drei  so  gut  in  der  Färbung  des  Körpers  und  in 
der  Gestalt  der  Hörner  unterschiedenen  Formen  unter  einem 
Namen  zu  vereinigen.  Ich  schlage  vor,  die  Bamalis  von 
Deutsch-OstafrikaalsZ)aw?a?/Ă„y/?;;e?a  n.  sj).  (nachdemn.  indig.) 
abzusondern.  Das  Verbreitungsgebiet  dieser  Antilope  er- 
streckt sich  vom  Sabaki  nordwärts  sicher  bis  zum  Juba- 
Fluss,  während  D.  tking  von  Heüglin  für  den  Sobat,  Ghasal 
und  Kir  angegeben  wird.  Letztere  Form  ist  es,  welche  Emin 
(Reisebriefe,  p.  144)  fĂĽr  das  Westufer  des  Nil  bei  Magungo, 
Baker  (Ismailia.  I.  p.  Q'S  u.  74)  für  Faschoda  erwähnt. 


Sitzumj  mm  IS.  Octoher  1892.  137 

Buhalis  leucoprymnus  Mtsch.  spec.  dov. 

Alcdaphus  caama  Gkay,  Noack  1.  c.  p.  208.  --  Alcclaphus 
Ik'Jdcustclnl  Ptks.  ,  Noaok  1.  c.  p.  11. 
Aehnlich  B.  lichtensteini  Ptrs. ,  aber  hellgelb,  Schul- 
tern und  Oberarm  schwärzlicli,  Hiuterseite  der  Lenden 
weiss,  Gehörn  im  geraden  Spitzentheile  viel  länger  als  die 
Entfernung  der  Hörner  von  einander  bei  der  zweiten  Krüm- 
mung. Verbreitung:  wahrscheinlich  vom  Rowuma  bis  zum 
Pangani,  westlich  bis  zum  Tanganjika-See  und  Nordende 
desNiassa  -  Sees  und  weiter  in  Urua,  am  Lualaba  und  Li- 
kulwe.  Diese  Kuliantilope  ist  im  Gehörn  B.  liclitensteini 
ausserordentlich  ähnlich,  nur  ist  der  breite  Basaltheil  sowie 
der  gerade  Spitzentheil  des  Gehörns  viel  länger  als  bei 
B.-  licJĂĽensteini  wie  aus  den  Maassen  ersichtlich: 

Länge  der  geraden  Endspitzen  der  Hörner:   14  — 16  cm. 

Abstand  der  Hörner  von  einander  bei  der  zweiten  Krüm- 
mung: 5  —  12  cm. 

Abstand  der  Hörner  von   einander  bei  der  ersten  Krüm- 
mung: 20  —  23  cm. 

Abstand  der  Hörner  von  einander  an  der  Basis:  3—3,5  cm. 

Höhe  der  Hörner  an  der  Basis:  7,5  —  8  cm. 

Breite  der  Hörner  an  der  Basis:  10,5—11,5  cm. 

Der  Schädel  dieser  Art  zeichnet  sich  im  Gegensatz  zu 
demjenigen  von  B.  lichtensteini  dadurch  aus,  dass  die  Pa- 
rietalia  am  Margo  sagittalis  zu  einer  wulstigen,  dicken  Crista 
angeschwollen  sind,  welche  sich  bei  allen  untersuchten 
Schädeln  findet  und  nach  Böhm's  Abbildungen  sich  auch 
bei  dem  lebenden  Thiere  scharf  bemerklich  macht.  Ein 
Fell  dieser  Art  habe  ich  nicht  gesehen,  wohl  aber  geben 
die  vorzüglichen  Aquarelle  Dr.  Röhm's  uns  sicheren  Auf- 
schluss  ĂĽbei'  das  Aussehen  dieses  Thieres.  Es  ist  von  ihm 
stets  hellgelb  angegeben  worden,  mit  gelblicher  Stirn,  ohne 
Andeutung  einer  sattelförmigen  Binde  auf  dem  Rücken,  mit 
schwärzlichen  Schultern  und  Vordertheile  der  Vorderschen- 
kel, mit  hellgelben  Hinterschenkeln  und  auffallendem 
weissen  Fleck  an  den  Lenden.  Lichtenstein's  Kuhantilope 
ist  vom  Limpopo  bis  zum  nordwestlichen  Ende  des  Niassa 
See's.  woher  Gkawshay  (P.  Z.  S.  1890.  p.  662)  einen  Schä- 


138  Gesellschaft  nntnrforschender  Freunde,  Berlin. 

(lel  abbildet,  yerbreitet,  B.  caama  Schreb.  ist  auf  das  Cap- 
land  und  Transvaal  beschränkt.  Herr  Prof.  Dr.  Noack 
vermuthet  1.  c.  p.  207  unter  6.  Antilope  spec.  Marungu 
B.  licJitensteim  westlich  vom  Tangaujika-See  nach  einer  Be- 
merkung in  Böhm's  Tagebuch:  „Die  alten  auf  dem  Rücken 
graulich,  mit  rothbraunem,  nach  hinten  breiter  werdendem 
Mittelstreif."  B.  lichtensteini  hat  aber  nach  Peters'  Ori- 
ginalbeschreibung in  Reise  nach  Mossambique,  p.  191,  einen 
röthlich  gelben,  nicht  graulichen  Rücken,  auf  dessen  Mitte 
eine  zimmtbraune,  nicht  rothbraune,  hinten  nicht  breiter 
werdende  Binde  verläuft.  L.  c.  p.  11  ist  ^o\so\i\  Alcelaxjlms 
caama  für  Deutsch  -  Afrika  (2  Schädel  von  Bagaraojo),  als 
auch  A.  lichtensteini  (ein  Schädel  und  ein  Gehörn  aus  dem 
Hinterlande  des  Pangani).  angegeben.  G.  A.  Fischer  hat 
bei  Bagamojo  nur  B.  leucoprymnus  gesammelt,  verschiedene 
Herren  ans  der  Schutztruppe  dort  nur  eben  diese  Art.  Ich 
glaube  nicht,  dass  zwischen  Rowuma  und  Pangani  2  ver- 
schiedene Buhalis-kvi^w  neben  einander  leben.  Die  Bemer- 
kung bei  Noack,  1.  c.  p.  11,  fĂĽr  B.  lichtensteini:  ,.Auch  von 
G.  A.  Fischer  gefunden  und  von  Pagenstecher  (Hamb. 
Jahr.  1885)  besprochen",  bedarf  einer  Richtigstellung. 
Fischer  sammelte  allerdings  in  Bagamojo  B.  leucoprymnus, 
welche  lichtensteini  ähnlich  ist,  das  Gehörn  hingegen,  wel- 
ches er  von  Dönyo  Ngai  heimbrachte,  und  welches  Pagen- 
stecher für  die  „von  Thomson  angeführte,  aber  nicht  be- 
schriebene, angeblich  neue  A.  coJcei''  hielt,  gehört  nach  der 
Beschreibung:  „gerippter  Theil  des  Horns.  von  der  Wurzel 
aus  gerechnet,  führt  das  Hörn  hauptsächlich  nach  aus- 
wärts", sicher  zu  B.  coJcei  Gthr.  (Ann.  Mag.,  V,  14,  p.  425), 
welche  nördlich  vom  Pangani  überall  gefunden  wird,  im 
Kilimandjaro-Gebiet  häufig  sein  muss  (ich  sah  eine  grössere 
Menge  von  Schädeln  aus  dieser  Gegend)  und  am  See  Yipe 
durch  VON  der  Decken  gesammelt  wurde  {A.  caama  Cuv. 
Peters,  in  Decken's  Reisen.  III,   1.  p.  9). 

Eleotragus  vardoni  Livingstone. 
Aepyceros  melampus  und  Antilope  2  spec.?,    Noack,  1.  c. 
p.  206.  —  Cohus  vardoni  Sclat.,  P.  Z.  S.  1890,  p.  98. 
Diese  Art  ist  von  Böhm  mehrfach  sehr  gut  abgebildet; 


Sitzung  vom  18.  Octoher  1892.  139 

die  Berliner  Sammlung  besitzt  zwar  E.  vardonl  nicht,  aber 
(He  BöiiM'schen  Aquarelle  stimmen  so  gut  mit  der  Abbil- 
dung in  P.  Z.  S.  1881.  p.  759,  tb.  LXV  ĂĽberein,  dass  ein 
Zweifel  ausgeschlossen  sein  dĂĽrfte.  Diese  Art  ist  bisher 
nur  vem  Chobe-Fluss,  dem  Barotsi-Thal,  der  Gegend  zwi- 
schen dem  Tanganjika-  und  Moero-See,  vom  Luvunso  bis 
zum  Lualaba,  am  Lufire,  Likulve  und  Luvule  bekannt 
geworden. 

Graphiiuiis  murinus  (Desm.). 

Herr  Professor  Dr.  Noack  hält  1.  c.  p.  35  seinen  Elio- 
mys  microtis  als  Art  aufrecht.  Das  Exemplar,  auf  welches 
diese  Art  begründet  wurde,  ist  von  mir  sehr  sorgfältig  un- 
tersucht worden,  und  ich  habe  seiner  Zeit  darĂĽber  Herrn 
Reuvens  berichtet,  als  er  an  seiner  Monographie  ĂĽber  die 
Myoxidae  arbeitete.  Das  Thier  ist  bei  einem  Grasbrande 
getödtet  worden,  die  Ohren  sind,  wie  ihr  verkohlter  Rand 
zeigt,  theilweise  verbrannt,  daher  kleiner  als  die  eines  nor- 
malen G.  murhuis;  die  Körperhaare  sind  zum  grossen  Theile 
angesengt,  ein  RĂĽckenstreif  ist  nicht  zu  erkennen.  Auch 
der  Schädel  weist  in  der  Gestalt  der  Stirnbeine  keine  Ver- 
schiedenheiten von  7)«(r/>/?i5- Exemplaren  auf. 

Sckirus  mutahilis  Ptks. 
Sclurus  cepapi  Smith,  Noack,  1.  c.  p.  35. 

Aus  den  Dubletten  der  SruHLMANN'schen  Ausbeute 
erhielt  das  Berliner  Museum  ein  Exemplar  dieser  Art  mit 
der  Bezeichnung:  (/  4,  XII,  1889,  Macuji,  Kindi,  Pangani. 

Unterseite  hellrostroth ;  Haare  der  Oberseite  an  der 
Basis  braunschwarz,  dann  braunroth,  an  der  Spitze  auf  ein 
Drittel  der  Länge  schwarz,  von  einem  breiten,  weissgelben 
Ringe  unterbrochen.  Auch  die  Färbung  des  Schwanzes  und 
Ohres  ganz  wie  in  Noack's  Beschreibung  von  Sc.  cepapi. 
Sc.  cepapi  hat  oben  und  unten  je  fĂĽnf  Molaren,  ist  viel 
kleiner  und  kann  kaum  mit  Sc.  mutahilis  verwechselt  wer- 
den. Das  von  Pa(jexstecher.  1.  c.  p.  42,  besprochene 
Exemplar  vom  Pangani  stimmt  gut  mit  dem  Stuhlmanx- 
schen  ĂĽberein. 


140  Gesellschaft  naturforschemler  Freimde,  Berlin. 

Canis  adustus  Sund. 
Can'is  aureus  resp.  adustus  Sund.,  Noack  1.  c.  p.  257.  — 
Canis  aureus  L.,  Noack  1.  c.  p.  49. 
C.  aureus  L.  bewohnt  Vorder -Indien  und  Ceylon  nnd 
hat  mit  den  afrikanischen  Schakalen  wenig  Aehnlichkeit. 
Augenblicklich  befinden  sich  im  hiesigen  zoologischen  Gar- 
ten Vertreter  von  Schakalen  aus  verschiedenen  Gegenden. 
Der  indische  Schakal  fällt  sofort  durch  die  kurzen  Ohren, 
den  dicken,  laugen  Hals,  die  langen  Beine  und  den  am 
Körper  anliegend  getragenen ,  verhältnissmässig  dünneu 
Schwanz  auf.  Alle  afrikanischen  Schakale  haben  längere 
Ohren,  einen  kĂĽrzeren  Hals  und  buschigeren  Schwanz. 
Diese  Unterschiede  werden  durch  sehr  gelungene  Bleistift- 
zeichnungen demonstrirt,  welche  eine  Thiermalerin,  Frau 
A.  Karbe  geb.  Held  freundlichst  fĂĽr  diesen  Zweck  nach 
dem  Leben  angefertigt  hatte. 

Viverra  civetta  orientalis  Mtsch.   (?) 

Arch.  Naturg.   1891,  p.  2. 

Viverra  meyaspila  Blyth,  Noack,  1.  c.  p.  52,  tb.  I.  Nr.  5. 
Das  Vorkommen  von  Viverra  megaspila  auf  Sansibar 
wäre  sehr  auifallend.  Eine  Vergleichung  der  Noack' 
sehen  Abbildung  mit  der  von  GĂĽnther,  P.  Z.  S.  1876, 
tb.  XXXVII,  gegebenen  und  der  Beschreibung  von  orien- 
talis in  Arch.  Naturgeschichte  macht  es  wahrscheinlich, 
dass  StĂĽhlmann's  junge  Zibethkatze  von  Sansibar  zu  der 
östlichen  hellen  Localform  von  eivetta  gehört.  Auf  der 
Abbildung  Tb.  I,  Nr.  5  ist  der  Schwanz  der  angeblichen 
F.  megaspila  langhaarig  gezeichnet,  wie  der  von  civetta; 
V.  megaspila  hat  einen  runden,  ziemlich  dĂĽnnen  Schwanz. 
Ferner  fehlen  der  Abbildung  die  dunklen  Brustbinden  von 
megas2yila  und  die  weisse  Grundfärbung  des  Halses;  auch 
das  Haar  von  megasptila,  welche  das  Berliner  Museum  in 
mehreren  Exemplaren  besitzt,  ist  keineswegs  so  lang  und 
straff,  dass  es  die  Körperzeichnung  undeutlich  macht.  Da- 
gegen stimmt  die  Abbildung  ganz  vorzĂĽglich  zu  meiner  V. 
orientalis,  sodass  es  wohl  angemessen  erscheint,  bis  auf 
weiteres  noch  T".  megaspila  als  ausschliesslich  hinterindische 
Art  fortzufĂĽhren. 


SĂĽziĂĽKj  roiii  IS.  OctĂĽbcr  1S92.  \  4  1 

Herr  Arthur  Krause  legte  llelix  ericctonim  MĂĽll. 
und  lleVtx  candicans  Ziegl.  {ohvia  Ziegl.)  von  Lands- 
berg a.  W.  vor.  —  Herr  Dr.  Tii.  Müllek  hat  i)eide  Arten 
daselbst  in  diesem  Sommer  in  den  vor  der  Stadt  an 
der  Cladower  Strasse  gelegenen  Kiesgruben  zahlreich  an- 
getroffen. Nach  gĂĽtiger  Mittheilung  des  Herrn  Professor 
VON  Marxens  ist  die  eine  der  beiden  Arten.  Helix  erl- 
cetomm  ^IĂĽll.  ,  schon  im  Jahre  1890  von  Herrn  Fleisch- 
fresser in  Marienspring  bei  Landsberg  gesammelt  worden. 
Beide  Arten  scheinen  sich  immer  mehr  nnd  mehr  in  Nord- 
deiitschland  auszubreiten,  daher  ist  es  von  Interesse,  ihr 
A^ordriugen  im  Einzelnen  zu  verfolgen.  —  Im  xVnschluss 
hieran  erwähnte  Herr  Prof.  Nehking,  dass  //.  ohvia  Ziegl. 
auch  in  diesem  Jahre  bei  Misdroy  von  ihm  häufig  beob- 
achtet worden  ist. 

Herr  H.  ScHALOW  spracli  ĂĽber  das  Vorkommen  von 
Fratincola  nihicola  (L.)  im  Ă–stlichen  Norddeutsch- 
land. 

Von  der  Gattung  Fratincola  Koch  kennen  wir  bis  jetzt, 
abgesehen  von  einigen  ternär  benannten  Subspezies,  vier- 
zehn Arten,  welche  Europa.  Asien.  Afrika  und  die  Sunda- 
inseln  bewohnen.  Von  diesen  vierzehn  Arten  gehören  fünf 
dem  westlichen  Theile  der  palaearktischen  Region  an: 
Fratincola  ruhetra  (L.)  und  nihicola  (L.).  beide  ĂĽber  einen 
grossen  Theil  Europas  verbreitet.  Fr.  maura  (Pall).  Fr. 
hcmprichii  (Ehrbg.)  und  Fr.  moiissieri  (Olph-Gall).  Im 
Gegensatz  zu  den  beiden  erstgenannten  Arten  der  Gattung 
haben  die  drei  letzteren  ein  verhältnissmässig  sehr  eng 
begrenztes  Gebiet  der  Verbreitung.  Die  schöne  Fratincola 
moussieri  (Olph-Gall).  welche  frĂĽher  irrthĂĽmlich  zur  Gat- 
tung Biiticilla  Brehm  gestellt  wurde,  und  der  erst  Cabanis 
die  richtige  generische  Stellung  zugewiesen,  ist  in  ihrem 
Vorkommen  auf  das  Atlasgebiet  beschränkt.  Fr.  hcmprichii 
(f^HRBG.)  bewolmt  den  Kaukasus.  Kleinasien.  Persien,  und 
Fr.  maura  (Pall)  den  östlichen  Theil  des  westlich -palae- 
arktischen Faunengebietes. 

Bezüglich   des  Vorkommens    der    beiden    europäischen 


â– (42  Gesellschaft  naturforschcudcr  Freunde,  Berlin. 

Arten  der  Gattung  in  Norddeutschland  möchte  ich  mir 
einige  Mittheilungen  zu  machen  und  auf  einige  neue  That- 
sachen  hinzuweisen  erlauben,  welche  auf  eine  Ausdehnung 
des  bisherigen  Wohngebietes  von  Fr.  nthicola  (L.)  zu  deuten 
scheinen. 

Es  ist  bekannt,  dass  fĂĽr  unsere  beiden  deutschen 
Krähenarten,  Corvus  coniix  L.  und  C.  corone  L..  in  Nord- 
deutschland die  Elbe  die  Grenze  der  Verbreitung  bildet. 
Die  Gebiete  östlich  der  Elbe  bewohnt  Corvus  cornix,  die- 
jenigen westlich  des  genannten  Flusses  C.  corone  L.  Direkt 
an  der  Elbe  findet  ein  Uebergreifen  des  Vorkommens  der 
beiden  Arten  statt,  doch  erstreckt  sich  dieses  auf  nicht 
mehr  als  höchstens  zwei  Wegstunden  nach  den  beiden  Rich- 
tungen hin.  und  immer  so,  dass  östlich  der  Elbe  C.  cornix 
und  westlich  C.  corone  die  Majorität  bildet.  Im  Eibgebiet 
selbst  AVerden  oft  Bastarde  zwischen  beiden  Arten  ge- 
funden. 

Diese  scharf  gezogene  Grenze  bei  zwei  sehr  nahe- 
stehenden Vogel  arten  ist  sicherlich  nicht  ohne  Interesse. 
Es  muss  immer  als  eine  eigen thĂĽmliche  Erscheinung  be- 
zeichnet werden,  dass  bei  Vögeln,  die  doch  vermöge  ihrer 
ganzen  Körperorganisation  weit  mehr  als  ii'gend  ein  anderes 
Thier  befähigt  sind,  ihre  Wohnplätze  leicht  zu  ändern,  oft 
durch  einen  Fluss.  einen  Meeresarm  oder  durch  einen 
schmalen  Landstreifen,  selten  dagegen  durch  einen  Gebirgs- 
zug, eine  scharfe  Grenze  der  Verbreitung  zwischen  nahe- 
stehenden Arten,  die  in  dem  benachbarten  Gebiete  genau 
dieselben  Bedingungen  fĂĽr  ihre  Existenz  finden  wĂĽrden, 
gezogen  wird. 

Aehnlich  der  Verbreitung  der  genannten  Krähen  ist  die 
der  beiden  deutschen  PratincoJa- Arten,  nur  dass  hier  nicht 
ein  Fluss,  sondern  ein  relativ  schmaler  Landstrich  die 
Grenze  der  Verbreitung  in  Norddcutschland  bildet.  Fr. 
ruhetra  (L.)  ist  ein  ständiger  Bewohner  der  Gebiete  östlich 
der  Elbe,  der  westlich  der  Weser  nur  sehr  vereinzelt,  wenn 
ĂĽberhaupt,  als  Brutvogel  vorkommen  dĂĽrfte,  dagegen  be- 
wohnt Fr.  rnhicola  (L.)  als  Brutvogel  fast  ausschliesslich 
die  Landstriche  westlich   der  Weser  bezw.   der  Werra  und 


Sitnouj  roin  1.^.  Cctohcr  1S92.  143 

kommt  östlich  der  Elbe  nur  als  ziifälli^^er  Irrgast  auf  dem 
Zuge  vor.  Das  Gebiet  zwischen  Elbe  einerseits  und  Weser 
und  Werra  andererseits,  im  SĂĽden  durch  das  Erzgebirge 
abgegrenzt,  bewohnen  beide  Arten,  doch  scheint  Pr.  nihctra, 
wenigstens  im  nördlichen  Theil.  die  vorherrschende  zu  sein. 
Während  der  Zugzeit  ist  die  letztere  auch  westlich  der 
Weser  häufig.  Wenn  wir  die  Lokalfaunen,  w^elche  die  Ge- 
biete westlich  der  Weser  behandeln,  in  Bezug  auf  das  Vor- 
konmien  der  beiden  Wiesenschmätzer  durchsehen,  so  finden 
wir  nur  Pr.  ruhicola  (L.).  und  zwar  ausschliesslich  als 
Brutvogel  verzeichnet,  um  so  häufiger,  je  weiter  wir  nach 
Westen  gehen.  So  ist  sie  z.  B.  im  ganzen  Rheinthal,  von 
Wesel  südlich  bis  zum  Main,  sehr  häufig,  etwas  seltener  in 
Darmstadt,  Hessen-Nassau,  ^A^estfalen  und  im  Teutoburger 
Wald.  Neuere  Beobachter  aus  den  beiden  letzten  Gebieten, 
wie  Landois,  Tenx'khoff  und  Schacht,  bemerken  aus- 
drĂĽcklich, dass  Pr.  ruhicola  in  den  letzten  Jahren  als  Brut- 
vogel seltener  geworden  sei.  Nähern  wir  uns  nun  in  öst- 
licher Kichtung  der  Weser,  so  finden  wir  zwar  Pr.  ruhicola 
als  die  ausschliessliche,  aber  doch  in  geringerer  Individuen- 
menge auftretende  Art.  So  in  Oldenburg  und  Hannover. 
In  den  Grenzgebieten  zwischen  Weser,  Werra  und  Elbe 
brĂĽten  Pr.  ruhetra  und  ruhicola,  doch  ist  letztere  Art  ent- 
schieden die  seltenere.  Prof.  Liebe  z.  B.,  der  beste  Kenner 
der  Vogelfauna  ThĂĽringens .  betont  ausdrĂĽcklich ,  dass  Pr. 
ruhicola  stets  fĂĽr  OstthĂĽringen  als  ein  sehr  seltener  Brut- 
vogel bezeichnet  Averden  musste  und  dies  jetzt  noch  mehr 
als  frĂĽher.  FĂĽr  einzelne  Gegenden  dieses  Gebietes  ist  die 
Art  ĂĽberhaupt  noch  nicht  nachgewiesen.  In  dem  sĂĽd- 
östlichsten Theil  des  Grenzgebietes  ist  Pr.  ruhicola  nur  ein- 
mal als  Brutvogel  beim  Kirchhof  der  Festung  Königstein 
an  der  Elbe  aufgefunden  worden  (A.  v.  Homeyek.  J.  f.  0. 
1871.  p.  108). 

Oestlich  der  Elbe  kannten  wir  nach  den  bis  jetzt  vor- 
liegenden Beobachtungen  nur  Pr.  ruhetra  als  häufigen  und 
ausschliesslichen  Brutvogel.  Nur  sehr  wenige  sichere  Fälle 
sind  bekannt,  in  denen  Pr.  ruhicola  auf  dem  Zuge  in 
diesem  Theile  Norddeutschlands  erbeutet  wurde.     Die  Mit- 


J44  Gcselhchaft  nattirforschendei'  Freunde,  Berlin. 

theilimgen  über  das  Brüten  dieser  Art  dürften  sämmtlich 
als  irrige  zu  bezeichnen  sein.  Die  meisten  Angaben  hier- 
über beruhen  auf  einer  Verwechselung  der  jungen  Vögel, 
welche  sich  im  ersten  Gefieder  sehr  ähnlich  sehen  und  nur 
durch  die  Färbung  des  Uropygiums  unterscheiden.  Fr. 
ruhicola  ist  in  Mecklenburg  —  Zander  in  seiner  trefflichen 
Uebersicht  der  Vögel  Mecklenburgs  (1861)  kennt  noch  keinen 
Fall  — ,  in  Pommern  (E.  v.  Homeyer),  Lausitz  (Tobias). 
Schlesien  (Gloger)  sehr  vereinzelt  beobachtet  worden.  Aus 
Brandenburg  kenne  ich  nur  ein  auf  dem  Zuge  bei  Tegel 
geschossenes  $ ,  welches  sich  jetzt  in  der  Sammlung  der 
hiesigen  Landw.  Hochschule  befindet.  Zwei  weitere  Vögel 
dieser  Art  sollen  nach  Stimming  bei  Brandenburg  beob- 
achtet worden  sein.  Die  Angaben  Vangerow's  ĂĽber  das 
Brutvorkommen  in  der  Mark  sind  wie  so  viele  Mittheilungen 
dieses  unzuverlässigen  Beobachters  falsch,  desgleichen  die 
Beobachtungen  Lindner* s  bei  Kressen  (Monatsschr.  1886, 
p.  154).  der  die  Art  olTenbar  mit  Pr.  nihetm  verwechselte. 
Die  Veröffentlichungen  H.  Meiers  über  das  Vorkommen  der 
Art  in  Ostpreussen  sind  bereits  mit  Recht  von  Hartekt 
(Wiener  Mitth.  1887,  p.  164)  angezweifelt  worden.  Aus  den 
Preussen  angrenzenden  russischen  Gebieten  ist,  wie  ich 
nebenbei  bemerken  will,  Pr.  ruhicola  (L.)  absolut  unbekannt. 
Büchner  betont  (Vögel  d.  Petsbg.  Gouvernements.  1886, 
p.  137)  ausdrĂĽcklich,  dass  die  Art  stets  mit  Fr.  riihetra 
verwechselt  worden  sei. 

So  war  denn  bis  jetzt  kein  einziger  sicherer  Fall 
des  Brutvorkommens  von  Fr.  ruhicola  (L.)  östlich  der  Elbe 
In  Norddeutschland  bekannt.  Da  erhielt  ich  von  Herrn 
W.  Baer.  Custos  des  Museums  in  Xiesky.  Ober -Lausitz, 
die  Nachricht,  dass  er  Fr.  ruhicola  in  seiner  Gegend  brĂĽtend 
aufgefunden  habe.  Auf  meine  sofortige  Anfrage,  ob  auch 
nicht  eine  Verwechselung  mit  dem  braunkehligen  Wiesen- 
schmätzer  vorläge,  theilte  mir  der  Genanute  mit.  dass  er 
am  27.  Juli  1889  auf  dem  Gebiete  von  Ober-Horka.  Kreis 
Rothenburg,  ein  altes  cT  erlegt  habe,  welches  sich  jetzt  im 
Museum  der  Naturforschenden  Gesellschaft  in  Görlitz  befinde, 
dass  er  im  Jahre  1 890  aus  einem  am  22.  April  ebenda  ge- 


Sitzutuj  vom  IS.  October  1S92.  145 

fundenen  Gelege  yon  6  Eiern  zwei  derselben  erhalten,  und 
dass  am  29.  Juni  desselben  Jahres  daselbst  ein  junger  Vogel 
erlegt  worden  sei.  Die  Eier  sowie  den  jungen  Vogel  erhielt 
ich  von  Herrn  Baer  zur  Bestimmung.  Beide,  Eier  wie  der 
junge  Vogel,  gehörten  unzweifelhaft  zu  Pr.  ruhicolci.  Ich 
habe  den  letzteren  dem  hiesigen  Zoologischen  Museum  ĂĽber- 
geben. Auch  im  Jahre  1891  wurden  wieder  alte  Vögel  zur 
Brutzeit,  am  27.  Mai.  24.  Juni  und  19.  August,  auf  den 
Torfwiesen  bei  Ober-PIorka  beobachtet.  Herrn  Baer  gebĂĽhrt 
somit  das  Verdienst  das  Brutvorkommen  von  Pr.  rublcola  (L.) 
östlich  der  Elbe  in  Norddeutschland  zum  ersten  Male 
sicher  nachgewiesen  zu  haben.  Ich  finde  noch  die  Notiz, 
dass  auch  auf  den  Wiesen  der  Strachate  bei  Breslau  im 
Jahre  1889  ein  Pärchen  zur  Brutzeit  erlegt  worden  ist 
(Flöricke.  Ornith.  Jahrb.,  1890,  p.  196).  Ob  wir  es  nun 
hier  in  der  Ober-Lausitz  mit  einem  isolirten,  lokalen  Brut- 
vorkommen zu  thuu  haben,  oder  ob  eine  Aenderunt^  in  der 
Verbreitung  von  Pr.  rubicola  allmählich  stattfindet,  wie  sie 
ähnlich  in  den  letzten  Dezennien  bei  Erithacus  titis  (L.), 
Galerita  cristata  (L.).  Serinus  serinus  (L.),  Turdus  pilaris  (L.) 
u.  a.  konstatirt  w^orden  ist,  das  werden  erst  fortgesetzte 
Beobachtungen  darthun  können.  Vollzieht  sich  eine  Aus- 
dehnung des  Wohngebietes  dieses  Wiesenschmätzers  in  Nord- 
deutschland, so  dĂĽrfte  die  Einwanderung  in  das  fremde 
Gebiet  nicht  vom  Centrum  der  Verbreitung,  sondern  wahr- 
scheinlich von  Böhmen  oder  Oesterreich  aus  stattfinden,  wo 
Prcdincola  ruhicolci  (L.),  wenn  auch  nicht  so  häufig  wie  im 
Westen,  doch  ständig  als  Brutvogel  lebt. 

Herr  P.  AsCHERSON  machte  folgende  Mittheilung: 
Professor  E.  Sickexberger  in  Cairo,  der  ebenso  viel- 
seitige als  grĂĽndliche  Forscher  auf  dem  Gebiete  der  Landes- 
kunde Aegyptens.   schreibt  an  Professor  G.  Schweinfurth 
d.  d.  El-' Arisch.  25.  September  1892: 

,,An  der  Tanitischen  NilmĂĽndung  (EschtĂĽm-el-Gemileh, 
westlich  von  Port  Said)  war  ich  einen  Tag,  um  den  Fang 
der  Hutta.  des  Butarcha-Fisches^).  der  mit  HĂĽlfe  der  wilden 


^)  Ueber    die    den    Butarch,     den    neuerdings    olt    besprocheneu 


\  4()  Gesellschaft  naturforscliender  Freunde,  Berlin. 

Delphine  getrieben  wird,  und  die  Bereitung  der  Butarcha 
mir  anzusehen.  Diese  Delphine  kommen  auf  das  Pfeifen 
der  Fischer  herbei,  selbst  bis  auf  1—2  Schritte,  wenn  es 
die  Tiefe  des  Wassers  erlaubt,  ziehen  dann  in  einer  Reihe 
längs  den  Zügen ^)  der  Hutta  hin,  welche  entsetzt  in  die 
neben  ihnen  aufgestellten  Netze  der  Fischer  flüchten,  wäh- 
rend diejenigen,  die  nicht  schnell  genug  in  die  Netze  gehen, 
von  den  Delphinen  aufgefressen  werden.  Auf  die  Tödtung 
oder  den  Fang  eines  Delphins  ist  eine  Strafe  Aon  einem 
Pfund  ^)  gesetzt  Und  handeln  die  Thiere  genau  so,  als  ob 
sie  es  wĂĽssten." 

Diese  kurze,  anspruchslose  Notiz  ist  vom  höchstem 
Interesse,  da  sie  vollinhaltlich  mit  folgender  Nachricht  ĂĽber- 
einstimmt, die  uns  Plinius  (Nat.  Hist.  IX.  9)  ĂĽberliefert  hat. 
Nachdem  der  grosse  Real-Encyklopädist  des  Alterthums  die 
bekannten  Erzählungen  von  der  Menschen-  und  Musik- 
freundlichkeit des  Delphins  vorgetragen,  darunter  auch  die 
uns  von  der  Schulbank  her  durch  Schlegel" s  Ballade  ge- 
läufige Geschichte  des  Zitherspielers  Arion,  fälii't  er  fort: 

„Est  provinciae  Narbonensis  et  in  Nemausiensi  agro 
stagnumLatera^)  appellatum  ubi  cum  homine  delphini  socie- 
tate  piscuntur.  Innumera  vis  mugilum  stato  tempore  angustis 
faucibus  stagni  in  mare  erumpit,  observata  aestus  recipro- 
catione.     Qua  de   causa  praetendi  non  queunt  retia  aeque 


ägyptischen  Kaviar  liefernden  Fische  vergl.  meine  Mittheilungen  in 
Sitz.  Ber.  Berl.  Ges.  Anthropol.,  1887,  p.  315,  1888,  p.  32—34.  Es  ist 
dort  bereits  angegeben,  dass  der  in  Port  Said  und  Umgegend  ge- 
bräuchliche Name  „Hut"  eigentlich  Fisch  im  Allgemeinen ,  besonders 
einen  grossen  Fisch,  z  B.  den  bei  uns  als  „Wallfisch"  geltenden  Fisch, 
der  den  Propheten  Jonas  verschlang  und  wieder  ausspie,  bedeutet. 
Der  Eigenname  des  betreffenden  Fisches,  Mugil  Cephalus,  ist  „Büri". 
Die  angehängte  Endung  „a"  macht  die  gewöhnlich  gebrauchte  Kol- 
lektivform zum  sog.  nomen  unitatis.  „Hutta"  heisst  also  ein  Mugil, 
„Butarcha"  eine  Portion  Butarch.  P.  Ascherson. 

^)  Die  Hutta  zieht  in  Schaaren  aus  dem  Menzaleh-See  ins  Meer, 
um  dort  zu  laichen.  S. 

^)  Ein  ägyptisches  Pfund  (Gine  masri)  =  26  Francs.  A. 

^)  Plinius'  Latera  ist  das  heutige  Lattes  in  der  Nähe  von 
Montpellier.  A. 


Sifziciff  vom  1K  Octoher  ISO,'?.  147 

niolem  poiideris  iiiillo  modo  toloratura.  etiainsi  non  solertia 
insidietur  tempori.  SinĂĽli  ratioiie  in  altuni  protiuus  ten- 
dunt,  qiiod  vicino  gui'gite  eflicitur,  locumque  solum  paii- 
dendis  retibus  liabilem  effugere  festiuant.  Quod  ubi  animad- 
vertere  piscantes  (conciiiTit  antem  multitudo  teraporis  giiara 
et  magis  etiam  voluptatis  liuius  avida)  totusque  populus  e 
litore  quauto  potest  clamore  conciet  Simonem^)  ad  specta- 
ciili  eveutum.  Celeriter  delpbini  exaudiunt  desideria,  Aqiii- 
loDiim  flatu  vocem  prosequente ,  Aiistro  vero  tardius  ex 
adverso  referente.  Sed  tum  quoqiie  improviso  in  aiixilium 
advolant.  Properare  apparet  acies,  qiiae  protinus  disponitur 
in  loco  ubi  coniectus  est  pugiia:  opponunt  sese  ab  alto: 
trepidosqiie  in  vada  urgent.  Tum  piscatores  circumdant 
retia,  furcisque  sublevant:  mugilum  nihilominus  velocitas 
transilit.  At  illos  excipiunt  delpbini.  et  occidisse  ad  prae- 
sens content!,  cibos  in  victoriam  differunt.  Opere  proelium 
fervet.  includique  retibus  se  fortissime  urgentes  gaudent: 
ac  ne  id  ipsuni  fugam  bostium  stimulet.  inter  navigia  et 
retia,  uatantesve  bomines,  ita  sensim  elabuutui',  ut  exituni 
non  apei-iant.  Saltus.  quod  est  alias  blandissimum  bis, 
nullus  conatur  evadere,  ni  suniniittantur  sibi  retia.  Egressus 
protinus  ante  Valium  proeliatur.  Ita  peracta  captura  quos 
interemere,  diripiunt.  Sed  enixioris  operae  quam  in  unius 
diei  praemium,  conscii  sibi,  opperiuntur  in  posterum:  nee 
piscibus  tantum,  sed  intrita  panis  e  vino  satiantur." 

Man  sieht,  die  Uebereinstimmuug  zwiscben  der  mehr 
als  18  Jahrhunderte  alten  Nachricht  des  antiken  Compila- 
tors  und  der  ganz  frischen  unseres  rastlos  thätigen  Lands- 
mannes kann  nicht  wohl  grösser  sein,  obwohl  es  sich  um 
Oertlichkeiten  handelt,  die  durch  die  ganze  Breite  und 
etwa  7^  der  Länge  des  Mittelmeeres  getrennt  sind  (im  fol- 
genden Kapitel  giebt  Plixius  noch  nach  Mutianus  viel 
kürzere    und    unbestimmtere    Nachrichten    über    ähnliches 


^)  Auch  in  den  vorhergehenden  Erzählungen  erscheint  Simon 
als  der  allgemein  bekannte  Rufname  des  Delphins,  der  mit  einer  Art 
volksetymotogischer  Spielerei  von  der  krummen  (:jtij.o;.  simus)  Schnauze 
des  Delphins  abgeleitet  (1.  c.  IX,  7). 


]48  Geselhclmft  naturforscliender  Freunde,  Berlin. 

Zusamineuwirkeu  von  Fischern  mit  Delpliiueii  bei  der  Stadt 
lassos  im  sĂĽdwestlichen  Kleinasien).  Es  handelt  sich  in 
beiden  Fällen  nm  dieselbe  Fischgattuug.  Auch  der  Zug 
des  Mugil  aus  dem  Strandsee  (der  französische  Etang  ent- 
spricht der  ägyptischen  Behera)  durch  die  enge  Mündung 
ins  offene  Meer  findet  in  ganz  gleicher  Weise  statt. 

Bkehm  (Thierleben,  2.  Aufl.,  1.  Abth.,  III,  S.  703)  be- 
handelt begreiflicher  Weise  auch  den  oben  mitgetheilten  Be- 
richt des  Plinius  als  FabeP);  nachdem  wir  das  Zeugniss 
eines  so  glaubwĂĽrdigen  Beobachters  wie  Sickexberger 
kennen,  haben  wir  keinen  Grund,  zu  bezweifeln  (vielleicht 
mit  Ausnahme  einiger  gar  zu  anthropomorphen  ZĂĽge,  wie  das 
Verschieben  des  Fressens  bis  nach  beendigter  „Schlacht"), 
dass  demselben  Thatsachen,  und  zwar  gut  beobachtete,  zu 
Grunde  liegen. 

Herr  W.  Weltner,  Berichtigung  zu  seiner  Mittheilung 
ĂĽber  das  Vorkommen  von  Cordylophora  lacustris  Allm. 
bei  Berlin,  Sitz.  Ber.  vom  21.  Juni  1892,  p.  77—80. 

In  diesem  Vortrage  heisst  es  p.  79,  dass  Cordyl.  ein- 
mal in  der  Spree  bei  Berlin  von  Professor  Magnus  und 
H.  NiTSCHE  gefunden  sein  soll.  Dazu  ist  zitirt:  v.  Marxens, 
Sitz.  Ber.  Ges.  naturf.  Fr.,  1883,  p.  198.  Beides  bedarf  der 
Berichtigung.  Prof.  v.  Marxens  hat  1.  c.  als  die  Fundstelle 
den  Tegeler  See  bezeichnet.  Wahrscheinlich  hat  sich  Prof. 
T.  Marxens  hierin  geirrt,  und  seine  Mittheilung  soll  sich 
vielmehr  auf  die  Stelle  bei  Nixsche  (diese  Berichte,  1869, 
p.  9)  beziehen,  welche  lautet:  „Er  (Nixsche)  zeigte  ferner 
einige  getrocknete  Thierstöcke  vor,  welche  Herr  Magnus 
an  Flossholz  in  der  Spree  bei  Berlin  gefunden  haben  will, 
und  welche  der  Cordylojyhora  sehr  ähnlich  sehen.  Da  aber 
die  Polypen  an  diesen  StĂĽcken  nicht  mehr  beobachtet  w^er- 


^)  Weniger  skeptisch  drĂĽckt  er  sich  allerdings  bei  Besprechung 
der  Gattung  Mugil  (a.  a.  0.  3.  Abth.,  II,  p.  196)  aus,  wo  er  die  Mög- 
lichkeit der  Thatsache  zugiebt,  dass,  da  die  Delphine  in  grossen  Schaa- 
ren  gemeinsam  jagen,  sie  wohl  gelegentlich  die  Fische  in  die  Netze 
treiben  könnten. 


Sitziinif  vom  18.  October  1892.  149 

den  köüueii,  lässt  sich  über  ihre  Zugehörigkeit  zur  Gattung 
Cordylopliom  vorläulig  nichts  Sicheres  sagen." 

Ich  verdanke  diesen  Hinweis  auf  obigen  Irrthum  den 
Herren  Prof.  Ascherson  und  v.  Marxens. 


Im  Umtausch  wurden  erhalten: 

Naturwissenschaftliche  Wochenschrift  von  Potonie.  VII.  Bd., 

No.  30—42. 
Photographisches  Wochenblatt,  1892,  No.  29—42. 
Abhandlungen    der    Naturhist.    Gesellschaft    in    NĂĽrnberg, 

IX.  Bd. 
Leopoldina,  Heft  XXVIII,  No.  11     16,  Juni-Aug.   1892. 
Sitzungsberichte  der  Akademie  der  Wissenschaften   Berlin, 

Heft  I-XL. 
Schriften   der  physik.  Ökonom.  Gesellschaft  zu   Königsberg 

i.  Pr.,  32.  Jahrg.   1891. 
Jahreshefte  des  Vereins  fĂĽr  Vaterland.  Naturkunde  in  WĂĽrt- 
temberg. 48.  Jalu'g.   1892. 
Mittheilungen   der  Naturforschenden  Gesellschaft    in  Bern, 

No.   1265—1278,   1891. 
Mittheilungen  des  Vereins  fĂĽr  Erdkunde  zu  Leipzig,  1891. 
Verwaltungs-Bericht  über  das  Märkische  Provinzial-Museum 

für  1891—92. 
Bericht  ĂĽber  die  Senckenbergische  naturforschende  Gesell- 
schaft, 1892. 
Litteratur  der  Landes-  u.  Volkskunde  der  Provinz  Schlesien, 

Heft  1,  1892. 
Vierteljahrschrift  der  Naturforsch.   Gesellschaft   in  ZĂĽrich, 

37.  Jahrg.,  1.  u.  2.  Heft,  1892. 
Sitzungsbericht   d.  Physik. -medizin.   Sozietät    in   Erlangen, 

24.  Heft,  1892. 
^Mittheilungen  aus  der  Zoolog.  Station  zu  Neapel,   10.  Bd., 

3.  Heft,  1892. 
Jahresbericht    der    Naturforsch.   Gesellscliaft  GraubĂĽndens, 

Neue  Folge,  35.  Jahrg.  1890—91. 


150  Gesellschaft  naUirforschenchr  Freunde,  Berlin. 

Verhandlungen  des  natiirhist.  Vereins  d.  preussischen  Rheiu- 

lande.  5.  Folge,  9.  Jahrg. 
69.  Jahresbericht  der  Schles.  Gesellsch.   für  vaterländische 

Kultur,  Breslau  1892. 
50.  Bericht  ĂĽber  das  Museum  Fraucisco -Carolinum,  1892. 
Anzeiger    der    Akademie    der    Wissenschaften    in    Krakau, 

No.  7,  1892. 
Jahresbericht  des  naturhist.  Landes-Museums  von  Kärnten 

fĂĽr  1891. 
Annalen  des  K.  K.  naturhist.  Hofmuseuras  in  Wien.  Bd.  VII. 

No.  3,  1892. 
Földtani  Közlöny,  XXII.  Kötet,  7.-8.  Füzet. 
Bollettino    delle   Pubblicazioni    Italiane,    No.  158  bis  163. 

31.  Juli  bis  15.  Oktober  1892. 
Rassegna  delle  Scienze  Geologiche  in  Italia,  Fase.  3^  e.  4*^ 

(pt.  2  a). 
Atti    della  Societa  Ligustica    di  Scienze  nat.   e  geograph.. 

Vol.  III,  No.  3. 
Rendiconto  deir  Academia  dell  Scienze  Fisiche  e  ^latheni., 

Ser.  2a,  Vol.  VI. 
Annales  de  la  Faculte  des  Sciences  de  Marseille,  Tome  I. 
Bulletin  de  la  Societe  Zoolog,  de  France  pour  l'annee  1891, 

Tome  XVI,  No.  7;  1892,  Tome  XVII,  No.  6. 
Memoires  de  la  Societe  des  Sciences  Natur,  de  Cherbourg, 

Tome  XXVII. 
Verslagen  en  Mededeelingen  d.  Kgl.  Akademie  v.  Weten- 

schappen.  III.  Reeks,  VIII.  Deel. 
Geologiska  Föreningens  i  Stockholm  Verhandlingar,  Bd.  14, 

Heft  5. 
Stavanger  Museum.  Aarsberetning  for  1891. 
Melanges  Biol.  tires  du  Bullet,  de  l'Academ.  Imperiale  des 

Scienc.  de  St.  Petersbourg,  TomeVIL  Livr.  1;  Tome  XIII, 

Livr.  1. 
Bulletins  du  Comite  Geologique  de  St.  Petersbourg,   1891, 

X,  No.  6-9;  1892,  XI,  No.  1—4. 
Neptunia.     Giugno-Luglio,   1892,  No.  18  —  19. 
Acta  Horti  Petropolitani,  Tomus  XL 


Sitziuuj  vom  18.  (ktoher  1892.  151 

Bulletin  de  la  Societe  imperiale  des  Naturalistes,  Moscoii, 

1891,  No.  4. 
Berichte  der  natiirf.  Gesellsch.,  Kiew.  Tom.  X. 
Memoires  du  Comite  Geologique  de  St.  Peter8l)ourg.  Vol.  XIIL 

No.   1. 
Mem.  du  Comite  Geolog,  de  St.  Petersb..  Tome  XXX VIII. 

No.  5-10;  T.  XXXIX. 
Proceedings    of   the  Zoological  Society    of  London,    1892, 

Part  IL 
Annual  Report  of  the  Smithsonian  Institution  for  1890. 
Benefactors  of  the  University  of  Toronto,   1892. 
The  geolog.  and  natur.  history  Survey  of  Minnesota,  19.  An- 
nual Report  for  1890. 
Transact.  of  the  Academy  of  Science  of  St.  Louis.  Vol.  V, 

No.  3  u.  4:  Vol.  VI,  No.  1. 
Psyche,  Journal  of  Entomology.  Vol.  6,  No.  196—198. 
Proceed.  of  the  Acad.  of  nat.  Science  of  Philadelphia.  1892. 
Proceed.    and   Transact.    of    the   Nova    Scotian   Instit.    of 

Science,  Halifax.  1890—91. 
Transact.   of  the  Wisconsin  Academy  of  Science,  Arts  and 

Letters,  Vol.  VIII. 
Missouri  Botanical  Garden,  Report  1892. 
Bullet,   of  the  Museum  of  Comparat.  Zoology  at  Harvard 

College,  Vol.  XXIH,  No.  3. 
Memorias    y    Revista    de    la    Sociedad    Cientif.    „Antonio 

Alzate",  Tome  V,  No.  7 — 12  (Mexiko). 
El  Instructor  Periodico  cientifico,    literario;  Aguascalientes, 

Anno  IX,  No.  3,  1892.    (Mexiko). 
Anales  del  Mus.  Nacionale  de  Buenos  Aires,  Entrega  XVIII. 
Journal  of  the  Asiatic  Society  of  Bengal,  Vol.  LX,  Pt.  II, 

No.  2—4,  1891;  Vol.  LXI,  Pt.  L  1892. 


Als  Geschenke  wurden  mit  Dank  entgegengenommen: 

Kloos.  Ueber  die  geologischen  Verhältnisse  des  Unter- 
grundes, Braunschweig.     1892. 

BoETTGER.  0.  Katalog  der  Batrachier-Sammlimg  im  Museum 
Frankfurt  a.  M.,  1892. 


152  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

Krause,  A.  NeueOstrakoden  aus  märkischen  Silurgeschieben, 
Sep.-Abdr.  a.  d.  Zeitschr.  d.  Deutsch,  geolog.  Gesellsch., 
Jahrg.  1892. 

Berendt,  G.  Spuren  einer  Vergletscherung  des  Riesen- 
gebirges, Berlin  1892. 

KuBLiN,  8.    Die  Bewegungen  d.  Elemente.  FĂĽnf  kirchen  1892. 

Brusina.  T.  Fauna  fossile  terziaria  di  Markusevec  in 
Croazia,  Zagreb  1892. 

AvERiLL,  C.  K.  List  of  Birds  found  in  the  vicinity  of 
Bridgeport,  Connecticut,   1892. 

Hariot.  M.  Complement  a  la  flore  algologique  de  la  Terre 
de  Feu,  Venezia  1892. 


Druck  von  J.  F.  Starcke,  Berlin. 


Nr.  9.  1892. 

Sitzungs-Bericht 
der 

Gesellschaft  iiatiirforscliender  Freunde 

zu  Berlin 

vom  15.  November  1892. 


Director:  Herr  Hilgekdorf. 


Herr  Hilgendorf  verlas  fĂĽr  den  am  Erscheinen  ver- 
hinderten Herrn  Dames  folgende,  an  letzteren  gerichtete 
briefliche  Mittheilimg  des  Herrn  Dr.  REIS  in  MĂĽnchen, 
betreffend  die  Zurechnung  der  Acanthodier  zu  den 
Selachiern,  datirt  MĂĽnchen,  den  25.  October  1892. 

In  der  mir  soeben  ĂĽbersandten  Darstellung  aus  den 
Sitzungsberichten  der  Gesellschaft  naturforschender  Freunde 
in  Berlin.  1892,  No.  6  „Ueber  Cladodus  etc."  sagt  Dr.  Jaekel 
Seite  90:  „Bei  Selachiern  war  bisher  noch  keine  Spur  eines 
Augenringes  bekannt  und  seine  Entdeckung  bei  Cladodus 
fĂĽr  0.  M.  Reis  ein  wichtiger  Grund,  die  Acanthodier  zu 
den  Selachiern  zu  stellen." 

Hierzu  habe  ich  Folgendes  zu  bemerken.  Meine  GrĂĽnde, 
die  Acanthodinen  als  Elasmobranchier  anzusehen,  waren 
einzig  und  allein  folgende  und  beruhen  zugleich:  1)  Auf 
dem  Nachweis  des  Mangels  ächter  Knochensubstanz  in  der 
vor  mir  von  Niemandem  untersuchten  Baselplatte  der 
Schuppen  und  Orbitalplatten  und  der  unzweifelhaften  Fest- 
stellung des  ungemischten  Dentinskelets  der  Ac. 
2)  In  dem  Nachweis  des  Mangels  der  eigentlichen  ganoid- 
artigen  Kopfplatte,  wie  sie  bis  dahin  bei  Ac.  ange- 
nommen waren.  3)  In  dem  Nachweis,  dass  sämmtliche 
Kiefer-  und  Visceral  skelettheile  „Röhrengebilde"  sind, 
d.  h.  eine  sehr  ausgedehnte  Knorpelgrundlage  besessen 
haben    mĂĽssen,    welche    fast    allseitig    von    einer    harten 

9 


154  GeselUcMft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

fossilisationsfähigeu  Rinde  umgeben  ist.  Schon  dieser  Be- 
fund schliesst  die  bisherige  Annahme  von  dermalen  Gaumen- 
platten aus.  4)  habe  ich  zuerst  nachgewiesen,  dass  in  der 
harten  HĂĽlle  dieser  Skelettheile  weder  Dentin-  noch  Knochen- 
substanz enthalten  ist,  dass  sie  aus  verkalktem  faserigen 
Bindegewebsknorpel  bestehe,  wie  man  sie  von  den  Stirn- 
zapfen der  Holocephalen,  den  Geschlechtsanhängen  der  Elas- 
mobranchier  ĂĽberhaupt  und  zum  Theil  der  Wirbel  derselben 
kennt.  Die  Verkalkung  kommt,  wie  ich  hinzufĂĽgen  kann, 
dem  HASSE'schen  Begriff  „der  Verkalkung  des  gemischten 
Knorpels"  nahe.  5)  habe  ich  in  den  beiden  Hauptbestand- 
theilen  des  Ober-  und  Unterkiefers  das  Palatoquadratum 
und  die  Mandibel  eines  Selachiers  erkannt  und  dies  durch 
den  Nachweis  des  eigenthĂĽmlichen  Quadrat-Kiels  des  ein- 
seitlichen Oberkiefers  und  der  noch  charakteristischeren 
äusseren  Muskelgrube  des  hinteren  Unterkiefers  begründet. 
Ich  will  hierbei  ganz  absehen  von  dem  Spiraculare,  den 
Labialknorpeln  und  charakteristischen  Eigenheiten  an  den 
oberen  Endigungen  der  Kiemenbögen.  6)  habe  ich  dar- 
gestellt, dass  das  frĂĽher  als  Hyoid  und  die  als  Radii 
branchiostegi  gedeuteten  Gebilde  keine  direkte  Bezugnahme 
auf  gleichnamige  teleostomenartige  Entwickelungen  gestatten, 
da  vor  Allem  das  „Hyoid"  durchaus  aus  Dentin  besteht 
und  höchstens  als  „Hyöidzahn"  angesehen  werden  düi-fe; 
ich  habe  daher  die  Gebilde  mit  dem  neutralen  Namen 
Dentohyoid  und  Radii  dentohyoidei  bezeichnet  und  gedenke 
zur  Feststellung  ihrer  eigentlichen  Bedeutung  demnächst 
noch  weitere  Punkte  zu  veröffentlichen.  Das  Gleiche  gilt 
7)  von  dem  „Claviculoid",  von  welchem  ich  nachwies,  dass 
es  mit  der  Clavicula  nichts  zu  thun  habe  und  nur  durch 
Zugrundelegung  eines  selachierartigen  SchultergĂĽrtel-Knor- 
pels erklärt  werden  könne.  8)  habe  ich  die  unzweifelhaft 
selachier artige  untere  Endigung  des  Flossenstachels  festge- 
stellt, w^ährend  vorher  z.  B.  vom  Pectoralstachel  die  sagen- 
hafte Behauptung,  er  artikulire  mit  dem  knöchernen  Schulter- 
gĂĽrtel (Claviculoid)  in  der  Litteratur  umging.  Dies  hat 
nach  mĂĽndlicher  Mittheilung  einzig  und  allein  Herrn  Prof. 
DoEDEHLEiN  veranlasst,  die  Acanthodinen  zu  den  Heterocerci 


Sitzung  vom  15.  Novemher  1892.  155 

ZU  stellen.  9)  habe  ich  dargestellt,  dass  die  sog.  Flossen- 
strahlen ihrer  Struktiirlosigkeit  und  der  Art  ihrer  basalen 
Verschmelzung  nach  nur  als  xerkalkte  Hornstrahlen  (vgl. 
XenacantJms)  angesehen  werden  können.  10)  habe  ich  be- 
sonders auf  die  bei  fast  allen  xVcanthodinen  vorkommenden 
,,parapodialen  Schuppen  und  Stachelgebilde"  aufmerksam 
gemacht,  welche  bis  jetzt  nur  bei  Elasmobranchiern  und 
Embryonen  derselben  bekannt  sind.  —  Dies  wären  und 
sind  die  einzigen  GrĂĽnde  fĂĽr  meine  Zuordnung  der  Acan- 
thodinen  zu  den  Elasmobranchiern. 

Was  nun  die  Orbitalia  betrifft,  so  habe  ich  dieselben, 
welche  vorher  mit  den  Circumorbitalien  der  Teleostomen 
verglichen  wurden,  als  scleroticale  erklärt;  ich  habe  dies 
als  einen  ausnahmsweisen  Fall  bei  Elasmobranchiern  be- 
zeichnet und  habe  auch  nur  zur  StĂĽtze  dieser  morphologischen 
Deutung  in  Anmerkung  beiläufig  die  mir  später  bekannt  ge- 
wordene Thatsache  bei  Cladodus  angefĂĽhrt.  Nicht  gegen  die 
Zutheilung  der  Acauthodinen  zu  den  Elasmobranchiern  schien 
mir  hier  nur  der  Umstand  zu  sprechen,  dass  sie  aus  Dentin 
bestehen.  FĂĽr  dieZutheilung  zu  denElasmobranchiern 
aber  den  einfachen  Besitz  eines  Scleroticalrings  —  der 
bis  dahin  nur  bei  Teleostomen  bekannt  war  und  mir  von 
Cladodus  nur  aus  zweiter  Hand  (Woodward,  visit  to  Ameri- 
can Museums)  als  StĂĽtze  meiner  morphologischen  Deutung 
bei  Acauthodinen  zugekommen  war  —  als  „wichtigen 
Grund"  anzufĂĽhren,  ist  mir  nie  eingefallen.  Bin  ich  doch 
mit  dem  Grundgesetz  der  vergleichenden  Methode  nach  jahre- 
langer Uebung  sehr  wohl  bekannt,  und  weiss  ich  doch.  dass. 
wenn  in  zwei  Gruppen  A  und  B  eine  Erscheinung  in  der 
Gruppe  B  gang  und  gebe  ist,  dieselbe  in  der  Gruppe  A 
aber  nur  2mal  vorkommt,  ich  jene  nicht  fĂĽr  Letztere  als 
charakteristisch  ansehen  kann. 

Dieses  zur  Richtigstellung  der  obigen  Aeusserung 
Dr.  Ja  EKELS  ĂĽber  meine  BegrĂĽndung  der  Stellung  der 
Acauthodinen. 

Dr.  Jaekel  spricht  von  dem  Scleroticabing  bei  Cla- 
dodus und  Acantlwdes  als  von  einem  „Merkmal"  von  ent- 
schieden  „atavistischer"   Bedeutung,   von  dem  Mangel  der 

9* 


156  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

KnocheDsubstanz  als  einem  möglichen  ^atavistischen" 
„Durchgangsstadium  der  höheren  Wirbelthiere".  Die  Schöpfer 
des  Begriffs  „Atavismus"  haben  unter  demselben  die  That- 
sache  eines  RĂĽckschlags  irgend  einer  Organisationsform  in 
die  eines  längst  entschwundenen  Vorstadiums  verstanden. 
Wie  dieser  wichtige  concrete  Begriff  in  seiner  unverrĂĽckten 
und  geläufigen  Bedeutung  auf  das  erste  Auftreten  eines 
Scleroticalrings  bei  Elasmobranchiern  und  die  fehlende 
Knochensubstanz  in  deren  Skelet  angewendet  werden  kann, 
ist  mir  unverständlich. 

Herr  OTTO  jAEKEL  bemerkte  hierzu  und  im  Anschluss 
daran  ĂĽber  Chalcodus  permianus  Folgendes:  Herr  Reis 
hat  nicht  ausschliesslich,  vde  er  oben  mittheilt,  in  einer 
Anmerkung  beiläufig  die  ihm  später  bekannt  gewordene 
Thatsache  erwähnt,  dass  bei  Cladodus  ein  Augenring  vor- 
kommt, sondern  ist  in  der  gleichen  Arbeit  noch  zweimal 
darauf  zurĂĽckgekommen,  und  zwar  sagt  er  p.  40  ĂĽber  den 
Augenring  von  ÄcantJiodes:  „Abgesehen  also  davon,  dass 
diesen  Gebilden  die  Anzeichen  von  Muskulatur-Beziehungen 
ganz  fehlen  und  sie  leicht  andere  Deutungen  zulassen, 
stimmt  die  ^Möglichkeit  des  Auftretens  solcher  plattigen 
Gebilde  bei  einem  typischen  Selachier  (hier  kann  nur 
Cladodus  gemeint  sein)  auch  mit  den  oben  betonten  Ano- 
malien im  Zahnwachsthum  ĂĽberein." 

In  dem  zusammenfassenden  Schlusskapitel  seiner  Unter- 
suchung über  Acanthodes  erwähnt  er  schon  im  ersten  Absatz 
in  betreff'  der  Platten  des  Augenringes  von  Acanthodes: 
„Es  sind  besonders  stark  und  ausnahmsweise  entmckelte 
Schuppen  zum  Schutz  der  Sklera,  wie  solche  hier  bei  dem 
fossilen  Cladodus  vergleichbar  vorkommen." 

Herr  Reis  hatte  in  seiner  Arbeit  keine  exacte  Auf- 
zählung seiner  Beweggründe  gegeben,  die  Acanthodier  zu 
den  Selachiern  zu  stellen,  wie  er  dies  hier  gethan.  Wenn 
ich  nun  sah,  dass  er  an  drei  Stellen  auf  jenes  Vorkommen 
des  Augenringes  bei  Cladodus,  obwohl  es  ihm  nur  „aus 
zweiter  Hand  bekannt  war",  hinwies,  und  in  Rechnung  zog, 
welche  systematische  Bedeutung  frĂĽher  dem  Vorkommen 
jenes  Augenringes  bei  Acanthodiern  beigemessen  wurde,  so 


Sitzung  vom  IT).  Korejiiher  ISf).^.  "(.qT 

konnte  ich  wohl  annehmen,  dass  ihm  jene  {Entdeckung  bei 
Cladodus  recht  wichtig  sein  musste.  wenn  er  die  Acanthodier 
zu  den  Selachiern  stellen  wollte.  Ich  sagte  ja  auch  nur, 
dass  jene  Thatsache  für  ihn  „ein  wichtiger  Grund  war". 
Darin  liegt  unzweideutig  gesagt,  dass  er  deren  mehrere 
hat,  und  Herr  Reis  kann  doch  unmöglich  verlangen,  dass 
ich  bei  jeder  Gelegenheit  einen  vollständigen  Auszug  aus 
seineu  Untersuchungen  bringe.  Andererseits  kann  ich  ver- 
sichern, dass  ich  nie  an  die  Möglichkeit  gedacht  habe,  mit 
dem  incriminirten  Passus  eine  empfindliche  Seite  meines 
Gegners  zu  berĂĽhren. 

Es  beweist  mir  aber  dieser  neue  Ausfall  des  Herrn 
Reis,  dass  es  keinen  Zweck  hat,  auf  den  Inhalt  seiner 
letzten  Streitschriften  allzu  hohes  Gewicht  zu  legen,  da 
derselbe  augenscheinlich  stark  von  persönlichen  Empfin- 
dungen inspirirt  ist.  Ich  habe  deswegen  auch  nicht  das 
BedĂĽrfuiss  empfunden,  auf  seine  Schrift  ..ĂĽber  die  Stacheln 
von  Menaspis-^  näher  einzugehen.  Herr  Reis  hatte  darin 
den  Beweis  bringen  wollen,  dass  er  die  von  mir  beschrie- 
bene Jfe??a5p/5  armata  fĂĽr  ein  isolirtes  KiemengerĂĽst  eines 
Haifisches  hätte  halten  müssen,  weil  er  sich  nicht  denken 
kann,  dass  dieselben  aus  Vasodentin  bestehen.  Da  sie  es 
nun  aber  thatsächlich  thun.  so  fällt  damit  das  ganze  Karten- 
haus seiner  ĂĽberaus  gelehrten  Speculationen  in  sich  zusammen. 

Im  Uebrigen  möchte  ich  aus  seiner  genannten  Schrift 
eine  mir  sehr  erfreuliche  Thatsache  hervorheben.  Ich  hatte 
mit  Menasins  auch  die  frĂĽher  zu  den  Haien  gerechneten 
Cochliodonten  unter  die  Trachyacanthiden  gestellt,  und  im 
besonderen  die  Aehnlichkeit  der  als  DcUoptychius  be- 
nannten Zahnplatten  mit  denen  von  Menaspis  betont.  In- 
zwischen hat  ein  Besuch  der  MĂĽnchener  palaeontologischen 
Sammlmig  unzweifelhaft  ergeben,  dass  das  von  Herrn 
VON  ZiTTEL  als  Chalcodus  permianus  aus  dem  Kupferschiefer 
beschriebene  Gebiss  nichts  anderes  als  das  Gebiss  von 
Menaspis  armata  ist.  Nun  lese  ich  zu  meiner  grossen  Freude 
bei  Herrn  0.  M.  Reis^)  Folgendes:  „Umgekehrt  hat  Smith 


^)  Ueber  die  Kopfstacheln  bei  Menaspis  armata  Ewald,  MĂĽnchen 
1891,  p.  10,  Anm. 


;[58  GesellscJiaft  naiurforsckender  Freunde,  Berlin. 

Woodward,  Catalogue  I.  &  IL,  den  cochliodonten  Clialcoclus 
permianus  Zittel  zu  den  holocephalen  Squalorajiden  ge- 
stellt. Ich  halte  die  Stellung,  die  von  Zittel  seinem  Fossil 
(Handbuch  der  Palaeontologie ,  III.,  p.  72)  gegeben  hat, 
auch  heute  noch  für  die  einzig  begründete.  Ehe  von  Körper 
und  Cranium  nicht  andere  Holocephalen-Merkmale  bekannt 
sind,  kann  mau  Zähne,  die  nur  Cochliodonten-Merk- 
male  besitzen,  nicht  schlankwegs  zu  den  Holocephalen 
stellen.  Diese  Zähne  zeigen"  u.  s.  w.  Es  folgt  nun  eine 
Beschreibung  der  Cochliodonten -Merkmale  dieser  Zähne, 
und  Herr  Reis  schliesst  dann  mit  den  Worten:  „So  be- 
sitzt Chalcodus  nicht  nur  im  Allgemeinen  Cochlio- 
donten-Merkmale.  sondern  — bei  aller  Selbständig- 
keit —  noch  Anklänge  an  Beltoptychius  (cfr.  B. 
plicatus  Davis)." 

Da  ich  Herrn  0.  M.  Reis  zu  denjenigen  Gegnern 
rechnen  konnte,  die  meine  Auffassung  der  Cochliodonten 
als  Trachyacanthiden-Gebisse  mit  am  Lebhaftesten  bekämpf- 
ten, so  darf  ich  wohl  auf  sein  Zeugniss  ganz  besonderen 
Werth  legen  und  die  Hoifnung  hegen,  dass  die  feindselige 
Aufnahme,  die  meine  Trachyacanthiden  bei  einigen  meiner 
Fachgenossen  gefunden  hat,  nun  einer  ruhigeren  Auf- 
fassung der  Dinge  Platz  machen  wird. 

Herr  NEHRING  gab  einige  Bemerkungen  zu  Credner's 
Arbeit  ĂĽber  die  geologische  Stellung  der  Klinger 
Schichten. 

Am  17.  October  d.  J.  hat  Herr  Geh.  Rath  Professor 
Dr.  H.  Credner  zu  Leipzig  in  der  math.-physikal.  Classe 
der  Königl.  Sachs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  einen 
Vortrag  „über  die  geologische  Stellung  der  Klinger  Schichten" 
gehalten  und  vor  einigen  Tagen  mir  einen  Separat-Abdruck 
jenes  Vortrags  freundlichst  zugehen  lassen.  Derselbe  um- 
fasst  18  Druckseiten  (p.  385-402)  und  enthält  zwei  Text- 
flguren,  ein  geologisches  Profil  aus  der  Schulz' sehen  Thon- 
grube  und  ein  solches  aus  dem  Eingange  zu  der  neuen 
Dominialgrube  darstellend. 

Indem  ich  mir  vorbehalte,  demnächst  auf  diese  Publi- 


Sitzung  vom  m  KovemUr  1S9Q.  159 

cation  genauer  einzugehen,  erlaube  ich  mir,  beute  an  dieser 
Stelle  nur  einige  wenige  Bemerkungen  vorzutragen. 

Zunächst  möchte  ich  meine  Freude  darüber  ausdrücken, 
dass  ein  so  tĂĽchtiger,  angesehener  Geologe,  wie  H.  Ckedner, 
zwei  Tage  darauf  verwendet  hat.  die  von  mir  mehrfach 
besprochenen  Thongruben  von  Klinge  zu  studiren  und  sein 
Urtheil  ĂĽber  die  dort  aufgeschlossenen  Ablagerungen  aus- 
führlich zu  veröffentlichen. 

Sodann  freue  ich  mich,  dass  Credner  die  grosse  Be- 
deutung der  Kliuger  Schichten  fĂĽr  die  Geologie  des  nord- 
europcäischen  Glacialgebietes  anerkannt  und  die  Frage  des 
geologischen  Alters  des  unteren  Torflagers  wesentlich  ge- 
fördert hat.  Namentlich  erscheint  es  mir  wichtig,  dass 
nach  Credner's  Untersuchung  das  Liegende  des  in  der 
Schulz' sehen  Grube  aufgeschlossenen  Thon-Torf-Complexes 
unzweifelhaft  nordische  Gesteine  enthält^),  und  somit  ein 
präglaciales  Alter  des  unteren  Torfflötzes,  welches  übri- 
gens nur  secundo  loco  als  möglich  von  mir  vermuthet 
war-),  als  unzutreffend  erachtet  werden  muss. 

Meine  ursprĂĽngliche  Vermuthung,  welche  ich  in  meinen 
Publicationen  ĂĽber  Klinge  primo  loco  vertheidigt  hatte, 
ging  dahin,  dass  das  untere  Torflager  (Schicht  6)  nebst 
dem  seine  Basis  bildenden  „Lebertorf"  (Schicht  7)  wäh- 
rend der  sog.  Interglacialzeit  entstanden  sei.  Diese 
Ansicht  halte  ich  trotz  Credner's  Untersungen  auch  heute 
noch  aufrecht.  Und  genau  genommen,  ist  Credner  eben- 
falls zu  dieser  Ansicht  gekommen,  wenngleich  er  sie  sehr 
verklausulirt  ausspricht.  Er  sagt  nämlich  am  Schlüsse 
seiner  Arbeit  Folgendes:  „Nur  so  viel  dürfte  aus  den 
dortigen  Verhältnissen  hervorgehen,  dass  die  Klinger 
Schichten  ebenso  wie  die  mit  ihnen  durch  Wechsellagerung 
verknĂĽpften  Grande  und  Sande  demjenigen  Abschnitte  der 
Glacialzeit    entstammen,    in   welchem    sich    das    Inlandeis 


')  Vergl.  übrigens  „Naturwiss.  Woclicnsclirift" ,  horausgeg.  von 
PoTONiE,  1892,  No.  25,  p.  245,  Anm.  1. 

2)  Vergl.  Zeitschr.  d.  deutschen  geolog.  Gesellsch.,  1892,  p.  37G  f. 
und  „Naturwiss.  Wodienschr.'',  1892,  No.  25. 


160  Gesellschaft  naturfwschmider  Freunde,  Berlin. 

bereits  weit  von  der  äussersten  Südgrenze  seiner  ersten 
und  intensivsten  Ausbreitung  zurückgezogen  hatte,  —  einer 
Zeit,  während  deren  sich  mächtige  Ströme  aus  dem  lausitzer- 
sudetischen  Eandgebirge  nach  Norden  ergossen,  —  während 
deren  sich  endlich  in  dem  nördlich  anstossenden  Länder- 
gebiete bereits  wieder  neue  oscillatorische  Verstösse  des 
Eisrandes  vollzogen  haben  mögen,  ohne  dass  es  jedoch  bis 
zur  lieber  schreitung  der  bei  Klinge  abgelagerten  Schichten 
gelangt  wäre." 

„Will  man  etwa  die  randlichen  Ablagerungen  aus 
dieser  eben  skizzii-ten  altdiluvialen  Aera  als  „inter- 
glacial"  bezeichnen,  so  dĂĽrfte  auch  den  Klinger  Schichten 
diese  Benennung  zukommen.  Jedoch  nur  in  diesem 
Sinne,  —  denn  ein  sogenanntes  „Interglacialprofil" 
liefert  das  Diluvium  von  Klinge  nicht. ^)  Sieht  man  viel- 
mehr von  den  gleichzeitigen  Ereignissen  auf  nördlicheren 
Landstrichen  ab  und  fasst  ausschliesslich  die  Gegend  von 
Klinge  und  das  Lausitzer  Schotterareal  in's  Auge,  bis 
wohin  nach  AusfĂĽllung  der  Torfmulden  das  nordische  In- 
landeis nicht  wieder  vorgedrungen  ist,  so  muss  man  die 
Ablagerungen  von  Klinge  als  postglacial  betrachten." 

Hierzu  habe  ich  Folgendes  zu  bemerken:  Wenn  ich 
das  untere  Torflager  der  Schulz' sehen  Grube,^)  (Schicht  6 
und  7  nach  meinem  Profil)  der  Interglacialzeit  zuge- 
schrieben und  mich  gegen  die  etwaige  Annahme  eines 
postglacialen  Alters  ausgesprochen  habe,  so  hatte  ich 
bei  den  Ausdrücken  „interglacial"  und  „postglacial"  keines- 
wegs nur  die  Gegend  von  Klinge  und  das  Lausitzer  Schotter- 
areal im  Auge,  sondern  ich  wandte  jene  AusdrĂĽcke  an  im 
Hinblick  auf  diejenigen  geologischen  und  klimatologischen 


^)  Man  vergleiche  ĂĽbrigens  auch  das,  was  Keilhack  in  der  Zeit- 
schrift d.  deutschen  geolog.  Gesellsch.,  1892,  p.  371  gesagt  hat. 

Nehring. 

2)  Ich  betone  hier,  dass  ich  mir  nur  ĂĽber  die  Ablagerungen  der 
Schulz 'sehen  Grube  ein  bestimmtes  Urtheil  oder  eine  bestimmte 
Yermuthung  hinsichtlich  des  geologischen  Alters  erlaubt  habe;  die 
Ablagerungen  der  anderen  Gruben  bei  Klinge  habe  ich  nicht  näher 
studirt. 


Sitzung  vom  15.  November  1892.  \Q\ 

Anschauungen.  \v eiche  viele  angesehene  Forscher  ĂĽber  die 
Hauptentwickelungsphasen  Mitteleuropas  während  der  Di- 
luvial-Periode  (Pleistocän-Periode)  schon  seit  längerer  Zeit 
vertreten  und  durch  triftige  GrĂĽnde  vertheidigt  haben;  das 
heisst:  ich  nahm  bei  Anwendung  jener  AusdrĂĽcke  zwei 
Glacialzeiten  und  eine  zwischen  ihnen  liegende  Int  er - 
glacialzeit  an.^)  Ich  nannte  also  „interglacial"  eine 
Ablagerung,  welche  während  jener  Interglacialzeit  ent- 
standen ist;  „postglacial"  nenne  ich  eine  Ablagerung, 
welche  nach  der  zweiten  (resp.  letzten)  Eiszeit  Mittel- 
europas entstanden  ist.  Nach  meiner  Ansicht  kann  ein 
Widerspruch  darin  gefunden  werden,  dass  Credner  die 
Klinger  Schichten  „alt diluvial"  und  dabei  zugleich  „post- 
glaciaP  nennt,  falls  man  den  ĂĽblichen  Sinn  mit  diesen 
AusdrĂĽcken  verbindet. 

Ich  glaube  kaum,  dass  man  ein  Torflager,  welches 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  gleichzeitig  mit  den  als 
interglacial  anerkannten  Schieferkohlen  von  Utznach  und 
DĂĽrnten  in  der  Schweiz,  sowie  mit  dem  von  Weber  als 
interglacial  nachgewiesenen  Torflager  von  Gr.  Bornholt  in 
Holstein  entstanden  ist,  als  „postglacial"  bezeichnen  darf, 
ohne  dass  dieses  zu  Missverständnissen  Anlass  giebt. 

Abgesehen  von  den  Lagerungsverhältnissen  ist  docli 
auch  der  Charakter  der  Flora  bei  der  Altersbeui'th eilung 
jenes  Torflagers  ganz  wesentlich  zu  berĂĽcksichtigen;  und 
zwar  muss  ich  auf  das  Vorkommen  der  Gattung  Cratopleura 
Weber  und  der  von  mir  kĂĽrzlich  als  Faradoxocarpus  cari- 
iiatus  bezeichneten  Pflanze'-^),  welche  die  räthselhaften 
„w^urstförmigen^-  Früchte  geliefert  hat.  mehr  Gewicht  legen, 
als  es  Credxer  zu  thun  scheint.  Ehe  Credner  nicht 
nachweist,  dass  Reste  von  Gratopleura  und  Faradoxocarpus 
in  einem  wirklich  postglacial en  Torflager  Mitteleuropas 
auf  primärer  Lagerstätte  vorkommen,  werde  ich  der  Ansicht 


*)  Penck  und  BrĂĽckner  nehmen  fĂĽr  das  Alpengebiet  drei  Glacial- 
und  zwei  Interglacialzeiten  an;  Blytt  und  James  Geikie  glauben 
eine  noch  grössere  Zahl  von  Glacial-  und  Interglacialzeiten  für  Europa 
annehmen  zu  mĂĽssen. 

2)  Siehe  „Xaturwissensch.  Wochenschrift",  1892,  p.  452  ff. 


162  Gesellscliaft  ncäurfoi' sehender  Freunde,  Berlin. 

sein,  dass  jene  Gattungen  als  Charakterpflanzen  älterer 
Ablagerungen  (theils  interglacialer,  theils  praeglacialer)  be- 
trachtet werden  dĂĽrfen.^) 

Dieses  fĂĽhrt  mich  auf  einen  zweiten  wichtigen  Differenz- 
punkt. In  einer  langen  x4nmerkung  auf  S.  398  f.  spricht 
Credner  von  dem  sog.  oberen  Torfflötz  der  Schulz- 
schen  Grube  und  sagt  von  ihm:  ^DarĂĽber,  dass  dieses 
Pflanzenmaterial  nicht  an  Ort  und  Stelle  gewachsen,  son- 
dern durch  Strömungen  angeschwemmt  ist,  herrscht  kein 
Zweifel."  Hiermit  bin  ich  völlig  einverstanden.  Nicht 
einverstanden  bin  ich  aber  mit  dem.  was  Credner  un- 
mittelbar folgen  lässt;   er  sagt  nämlich: 

„Gleiches  aber  scheint  mir  auch  von  den 
Fragmenten  und  Früchten  der  Holzgevrächse  im 
unteren  (eigentlichen)  Torfflötze  von  Klinge  zu 
gelten." 

Aus  den  weiteren  AusfĂĽhrungen,  welche  Credner  an 
diesen  Satz  knĂĽpft,  ergiebt  sich,  dass  er  annimmt,  die  Eeste 
der  Holzgewächse  (Bäume  und  Sträucher),  welche  ich  aus  dem 
unteren  Torflager  der  ScHULz'schen  Grube  nachgewiesen 
habe,  seien  „aus  dem  oberen  Flussgebiete,  vielleicht  aus  dem 
lausitzer-sudetisclien  Randgebirge  %  zusammengeschwemmt 
worden.  Dieser  Annahme  muss  ich  auf  Grund  meiner  ein- 
gehenden und  ausdauernden  Detailbeobachtungen  wider- 
sprechen.^) Ob  die  Bäume  und  Sträucher,  deren  Blätter, 
FrĂĽchte,  Aeste.  Stamm-  und  Wurzel-Reste  man  in  dem 
Klinger  Torfe  findet,  unmittelbar  neben  dem  torf- 
bildenden Gewässer,  also  direct  am  Uferrande  desselben 
wuchsen,    lasse  ich  vorläufig  dahingestellt,   wenngleich  es 


^)  Ich  bemerke,  dass  C.  Weber  (nach  einer  kĂĽrzlich  mir  zuge- 
kommenen Mittheihmg)  die  FrĂĽchte  von  Paradoxocarpus  auch  in 
dem  interglacialen  Torflager  von  Klein-Bornholt  in  Holstein  entdeckt 
hat.  Dass  sie  nach  Clement  Reid  im  Cromer  Forest-Bed  zahlreich 
vorkommen,  habe  ich  bereits  im  Sitzungsberichte  dieser  Gesellschaft 
vom  19.  April  d.  J.  hervorgehoben. 

')  Ich  betone,  dass  mir  der  Torf  von  Klinge  centnerweise  hier  in 
Berlin  vorgelegen  hat,  und  dass  ich  viele  Wochen  hindurch  meine 
disponible  Zeit  auf  seine  Untersuchung  verwendet  habe. 


Sitzung  vom   15.  November  1892.  163 

fĂĽr  einige  Arten  sehr  vvalirscheinlicli  ist;  aber  ich  muss 
bestreiten,  dass  ihr  Standort  meilenweit  entfernt,  etwa  gar 
am  laiisitzer-sudetischen  Randgebirge  gewiesen  ist.  Einer 
solchen  Annahme  widerspricht  der  Umstand,  dass  die  von 
mir  in  dem  Torfe  gefundenen  BaumfrĂĽchte  und  Samen 
durchweg  völlig  intact  waren,  dass  ferner  viele  der  zartesten 
Blätter  von  Bäumen  und  Sträuchern  absolut  unverletzt  zur 
Ablagerung  gekommen  sind.^)  Auch  viele  der  Aeste,  der 
Stamm-  und  WurzelstĂĽcke  zeigen,  wenn  man  sie  frisch  dem 
feuchten  Torfe  entnimmt,  einen  vorzĂĽglichen  Erhaltungs- 
zustand, welcher  mit  der  Annahme  eines  weiten,  unruhigen 
Transports  in  einem  Flusse  unvereinbar  erscheint. 

Dazu  kommt  der  Umstand,  dass  nach  den  langjähri- 
gen Beobachtungen  des  Herrn  Ziegelmeisters  A.  Kayser 
die  hie  und  da  vorkommenden  Baumstämme  meist  aufrecht 
oder  schräg  aufrecht  im  Torfe  stehen.-)  An  einer  Stelle 
des  östlichen  Randes  der  Schulz' sehen  Grube  fand  man 
vor  mehreren  Jahren,  wie  Herr  Kayser  mir  erzählte,  im 
Torfe  (Schicht  6)  eine  Gruppe  von  Baumstämmen,  welche 
durchaus  den  Eindruck  machten,  als  ob  ein  heftiger  Sturm 
sie  an  Ort  und  Stelle  umgeworfen  hätte. 

Ich  erwähne  ferner  des  Umstandes,  dass  mehrere  in 
meinen  Händen  befindliche  Aststücke  offenbar  von  Bibern 
an  Ort  und  Stelle  oder  doch  in  naher  Nachbarschaft  mit 
den  scharfen  Nagezähnen  abgeschnitten  und  entrindet  sind. 
So  viel  ich  weiss,  fressen  die  Biber  in  der  freien  Natur 
nur  von  solchen  Bäumen,  welche  sie  frisch  gefällt  haben. 
Von  einem  Wassertransport  ist  an  jenen  „Biberstöcken" 
nicht  die  geringste  Spur  zu  sehen. 

Indem  ich  mir  weitere  Darlegungen  hierĂĽber  vorbehalte, 
fasse  ich  meine  Ansicht  dahin  zusammen,  dass  nicht  nur 
die  Wasserpflanzen  der  Torfflora  von  Klinge,   so  weit  das 


^)  Vergl.  meine  Angaben  in  der  „Xaturwissensch.  Wochenschrift", 
1892,  No.  45. 

')  Uebrigens  sind  die  Stämme  und  Aeste  von  Bäumen  und 
Sträuchern  in  dem  Torfe  von  Klinge  keineswegs  so  massenhaft 
aufgespeichert,  wie  es  nach  Credner  (a.  a.  0.,  p.  399,  Note) 
scheinen  könnte. 


164  GeselUclmft  nnturfor seilender  Freunde,  J^erlin. 

untere  Torflager  der  ScHULz'schen  Grube  in  Betracht 
kommt,  an  Ort  und  Stelle  geAvachsen  sind,  sondern  dass 
auch  die  Holzgewächse  meistens  in  der  Nähe  des  Fundortes 
ihren  Stand  gehabt  haben.  FĂĽr  gewisse  Objecte  gebe  ich 
einen  Wassertransport  aus  massiger  Entfernung  zu.  Als 
Ursachen,  welche  die  betr.  Bäume  und  Sträucher  umgeworfen 
und  zerbrochen  haben,  betrachte  ich  Sturm  und  Schnee- 
gestöber. Daneben  haben  die  Biber  eine  Rolle  gespielt. 
(Kürzlich  sind  Biberzähne  in  dem  Torflager  gefunden.) 

Wenn  Herr  Geh.  Rath  Ckedner  mir  demnächst  ein- 
mal die  Ehre  seines  Besuchs  schenken  will,  so  werde  ich 
ihm  zahlreiche  BelagstĂĽcke  fĂĽr  meine  Ansichten  vorlegen. 
Im  Uebrigen  wäre  es  sehr  wünschenswerth,  dass  ein  in 
Torf  unter  suchungen  erfahrener  Botaniker,  wie  Herr  Dr. 
C.  Weber  in  Hohenw^estedt,  das  untere  Torflager  der 
Schulz' sehen  Thongrube  bei  Klinge  und  die  mit  ihm  zu- 
sammenhängenden Schichten  an  Ort  und  Stelle,  so  lange  der 
Fundort  noch  zugänglich  und  ergiebig  ist,  einem  eingehenden 
Studium  unterzöge.  Herr  Dr.  Gunnar  Andersson,  der 
erfahrene  Assistent  und  Mitarbeiter  Nathorst's,  war  am 
7.  und  8.  Juni  d.  J.  mit  mir  in  Klinge;  aber  seine  Zeit 
war  sehr  knapp  bemessen,  so  dass  ein  eingehendes  Studium 
von  seiner  Seite  nicht  möglich  war.  Immerhin  hoffe  ich. 
dass  derselbe  seine  bezĂĽgl.  Ansichten  und  Beobachtungen, 
nach  Durcharbeitung  des  aus  Klinge  mitgenommenen  Unter- 
suchungsmaterials,  demnächst  veröffentlichen  wird. 

Herr  Ă„.  ReichenoW  sprach  ĂĽber  die  zoogeographi- 
sche  Eintheilung  Afrikas. 

Herr  Ant.  Collin  machte  kleine  Mittheilungen  ĂĽber 
WĂĽrmer  [Bipalium  und  Glepsine). 

I.  Bi2)aUum  Keivense  Moseley. 
Unter  einer  Anzahl  von  WĂĽrmern,  welche  kĂĽrzlich 
Herr  Dr.  P.  Ehrenreich  als  Ausbeute  seiner  Reise  in  Bra- 
silien der  Berliner  Zoolog.  Sammlung  als  Geschenk  ĂĽber- 
wies, befand  sich  auch  eine  Art  des  Genus  Bipalium  aus 
Joinville,  Prov.   Sta.   Catharina.     Diese  Thatsache  musste 


SitziüKj   vom  lö.  Xovcmhcr  tS9:2.  Iß5 

Ăśberraschen,  da  bisher,  obwohl  schon  zahlreiche  andere 
Landplanarien  aus  SĂĽdamerika  beschrieben  sind,  Vertreter 
dieses  Genus  von  dort  nicht  bekannt  geworden  sind,  viel- 
mehr diese  Gattung  nach  dem  Stande  unserer  heutigen 
Kenntniss  ausschliesslich  in  Ostindien.  Cebion,  Java.  Borneo, 
Philippinen.  China  und  Japan  ihre  Heimath  hat  (die  Notiz 
von  Hutton  in  Trans.  New  Zealand  Institute  V.,  p.  249, 
1872,  ĂĽber  das  Vorkommen  von  Bixmlinm  auf  Neu-Seeland 
erscheint  zweifelhaft  und  ist  bisher  nicht  bestätigt  worden). 
Es  stellte  sich  nun  in  der  That  die  vorliegende  Art  als 
JBipalhim  Kewense  Moseley  heraus,  welches  in  den  ver- 
schiedensten Gegenden  eingeschleppt  ist.  Die  Grundfarbe 
des  RĂĽckens  ist  nicht  grau,  wie  es  sonst  (z.  B.  bei  den 
Exemplaren  des  Berliner  Botan.  Gartens)  der  Fall  ist, 
sondern  mehr  bräunlich,  wie  es  auch  Richters^)  für  die 
Thiere  aus  dem  Frankfurter  Palmengarten  angiebt;  sonst 
stimmen  alle  Merkmale  mit  B.  Kcivense  ĂĽberein.  Diese  Art 
ist  ausserordentlich  weit  verbreitet  und,  wie  es  scheint,  mit 
ausländischen  Pflanzen  in  Gärten  und  Treibhäuser  einge- 
schleppt. Nachdem  B.  Kewense  zuerst  aus  dem  Botan. 
Garten  von  Kew  beschrieben  wurde  (Moseley.  in  Ann. 
Mag.  Nat.  Hist.  (5)  I.  p.  237,  1878).  ist  es  noch  an  folgen- 
den Orten  Grossbritanniens  beobachtet  worden:  Welbeck^), 
Fernhurst,  Haslemere  und  Clapham  Park^),  London,  Zool. 
Society's  Gardens  und  Liverpool*),  Hawksfold ^),  Manchester^) 
und  ganz  neuerdings  in  Irland  (nach  dem  Abstract  der 
Sitzung  vom  1.  Nov.  1892  der  Zool.  Soc.  London:  Bell, 
Bip.  Keivense  in  Ireland).  FĂĽr  Deutschland  sind  folgende 
Fundorte  bekannt  geworden:  Berlin,  Botan.  Garten,  Orchi- 


^)  Richters,  Bipalium  Kewense  Moseley,  eine  Landplanarie  des 
Palmenliauses  zu  P^ankfurt  a.  M.  Zool.  Garten  XXVIII.,  p.  231 — 234. 
Mit  Abbild.     1887. 

^)  GĂśNTHER,  A  Foreign  Worm.  Gardener"s  Chronicle  (New  Ser.) 
XIX.,  p.  415,  1883. 

3)  Bell,  A  Foreign  Worm.     Ebenda  XX Y.,  p.  338,  1886. 

*)  Bell,  Note  on  Bip.  Kewense  etc.  —  Proc.  Zool.  Soc.  1886, 
p.   166,  Taf  XVIII. 

'")  Salvin,  Proc.  Zool.  Soc.   1886,  p.  20r). 

^y  Bell,  Ebenda  1889,  p.  5—6. 


156  Gesellschaft  naUirfor seilender  Freunde,  Berlin. 

cleenhaus,  ^)  und  Frankfurt  a.  M.,  Palmenhaus  (nach  Richters 
1.  c).  Weiterhin  ist  diese  Art  gefunden  am  Cap  d.  g.  Hoff- 
nung (Trimen,  Proc.  Zool.  Soc.  1887.  p.  548,  und  Fisk, 
ebenda  1889,  p.  586),  in  Sidney  (Fletcher,  Proc.  Linn. 
Soc.  N.  S.  Wales  (2)  IL,  p.  244,  1887),  Eltham  (Victoria) 
und  Upolu  (Samoa -Inseln)  (Fletcher,  ebenda,  (2)  VI, 
p.  44,  1891/92).  Hierzu  käme  als  neuer  brasilianischer 
Fundort:  Joinville.  Zu  Bip.  Keivense  scheint  auch  das 
neuerdiĂĽge  von  Sharp  ^)  beschriebene  B.  manubriatum  aus 
einem  Gewächshause  in  Landsdowne  (Pennsylvania)  zu 
gehören.  Nach  Sharp  ist  bei  letzterem  allerdings  das 
mittelste  schwarze  Längsband  am  breitesten,  aber  dieses 
Merkmal  kann  nicht  als  charakteristisch  angesehen  werden, 
da  oft  die  Breite  ein  und  desselben  Bandes  an  verschie- 
denen Körperstellen  wechselt,  wie  auch  schon  Richters 
bemerkte.  B.  Kewense  zeigt  sicli  an  den  genannten  Fund- 
orten meist  in  Gewächshäusern  und  Gärten,  oder  doch  in 
der  Nähe  derselben.  Fletcher  glaubt  auch,  dass  es  in 
Upolu  (Samoa)  nicht  heimisch,  sondern  eingeschleppt  ist. 
Auch  fĂĽr  Joinville  scheint  angesichts  der  Lage  des  Ortes 
an  der  KĂĽste  eine  Ein  schlepp  ung  wahrscheinlich,  da  die 
Gattung  Bipalium  sonst  in  SĂĽdamerika  ĂĽberhaupt  nicht  be- 
obachtet und  dort  wohl  kaum  heimisch  ist.  B.  Kewense  ist 
also  in  Europa,  Afrika,  Australien  und  Polynesien.  SĂĽd- 
und  wohl  auch  Nord-Amerika  gefunden,  während  es  aus 
Asien,  seiner  w^ahrscheinlichen  Heimath,  noch  nicht  bekannt 
geworden  ist. 

IL  Clepsine  tesselata  i^iijhh.)  im  Rachen  von  Vögeln. 
Die  ausserordentlich  weite  Verbreitung  zahlreicher  SĂĽss- 
wasserorganismen,  besonders  solcher,  welche  Haftapparate 
(Haken,  Stacheln  etc.)  oder  der  Verdunstung  lange  Wider- 
stand leistende  Dauer  Stadien  besitzen,  lässt  sich  durch  die 
Thätigkeit    des  Windes  und  die  Wirksamkeit  anderer  or- 


1)  F.  E.  Schulze,  Sitzb.  Ges.  Nat.  Frde.  1886,  p.  159,  und  Bergen- 
DAL,  Zool.  Anz.  X.,  p.  218,  1887. 

^)  Sharp,  On  a  probable  new  Species  of  Bipalium.  Proc.  Ac. 
Nat.  Sei.  Philadelphia,  1891,  p.  120—122, 


Sitzung  vom  15.  Kocciiiher  1892.  lf)7 

ganischer  Träger  erklären.  Auch  die  weit  verbreiteten 
Hirudineen  sind  vermöge  ihrer  Saugnäpfe  zu  passiven 
Wanderungen  und  Verbreitung  durch  andere  Organismen 
sehr  geeignet. 

Nachdem  sich  durcli  die  Beobachtungen  von  Blanx'Hard 
und  Megnin  die  Thatsache  der  Verschleppung  von  Hiru- 
dineen durch  Säugethiere,  in  deren  Rachen-  und  Nasen- 
höhle die  Parasiten  festsitzen,  als  zweifellos  erwiesen  hat, 
berichtet  neuerdings  J.  de  Guekne^)  über  mehrere  Fälle, 
in  welchen  Clepsine  tesselata  im  Gefieder  der  Brust  von 
Schwimmvögeln  angeheftet  gefunden  w^urde.  Angesichts 
des  bedeutenden  Flugvermögens  vieler  Vögel  ist  es  klar, 
dass  auf  diese  Weise  leicht  ein  Transport  der  Clepsinen 
auf  weite  Entfernungen  hin  bewerkstelligt  werden  kann, 
vorausgesetzt,  dass  die  Blutegel  auf  der  Wanderung  nicht 
zu  Grunde  gehen.  Indessen  dĂĽrften  die  Hirudineen  inner- 
halb des  Gefieders  eines  Vogels  der  Gefahr  zu  grosser  Ver- 
dunstung nur  wenig  ausgesetzt  sein.  J.  de  GĂĽerne  citirt 
auch  die  von  Weltner ^)  gemachte  Beobachtung,  dass 
G.  tesselata  sich  bei  Strassburg  i.  E.  zahlreich  im  SchlĂĽnde 
von  Enten  und  Gänsen  vorfand,  welche  durch  diesen  Para- 
siten zu  Grunde  gingen.  In  einem  anderen  von  J.  de  Guerne 
erwähnten  Falle  handelt  es  sich  um  Lo2:)hobdella  quatrefagesi 
PoiRiER-RocHEBRUNE  in  dem  Schnabelsack  zweier  Pelican- 
Arten  in  Senegambien. -^j  —  Wenn  sich  die  Blutegel  unter 
solchen  gĂĽnstigen  Bedingungen  innerhalb  eines  Wasser- 
vogels befinden,  so  ist  natĂĽrlich  die  Gefahr  einer  Aus- 
trocknung gar  nicht  vorhanden  und  die  Möglichkeit  einer 
Weiterverbreitung  um  so  grösser.  Diesen  letztgenannten 
Fällen  kann  ich  zwei  weitere  hinzufügen;  in  beiden  handelt 
es  sich  um  C.  tesselata  (MĂĽll.),  und  zwar  wurden  die  Egel 
in  der  hinteren  Rachenhöhle  von  Ci/f/nus  atratus  Lath.  aus 


^)  J.  DE  GuERXE,  Sur  la  disi^emiuation  des  Ilirudinees  i)ar  los 
Palmipedes.  —  Compt.  rend.  Soc.  Biol.  30  janv.  1892. 

-)  Weetxer,  Clepsine  tesselata  0.  F.  MĂĽll,  aus  dem  Tegelsee 
bei  Berlin.     Sitzb.  Ges.  nat.  Frde.     1887,  p.  85. 

^)  PoiRiER  et  Kochebrune,  Sur  un  type  nouveau  de  la  classe 
des  Hirudinees.     Compt.  rend.  98,  p.  1597.  —  1884. 


168       *        Gesellsclmft  natnrforschender  Freunde,  Berlin. 

dem  Berliner  Zoolog.  Garten  und  im  Schnabel  von  Haliaetus 
alhicilla  (L.)  aus  TirscMigel  (Pro^.  Posen)  angesaugt  ge- 
funden. Namentlich  die  letzteren  sind  prall  mit  Blut  er- 
fĂĽllt und  bieten  ein  ganz  eigenthĂĽmliches  Aussehen,  indem 
die  Ringelung  der  Segmente  durch  den  starken  Druck  von 
innen  vollständig  verschwunden  ist,  die  Segmentirung  selbst 
aber  um  so  deutlicher  hervortritt.  Wir  sehen  hier  also 
auch  einen  Raubvogel  als  Träger  und  Verbreiter  der  Clep- 
sine,  Avelche  von  jenem  wohl  zugleich  mit  einem  Fische 
aufgenommen  wurde. 

Die  weit  zerstreut  liegenden  Fundorte  von  C.  tesselata 
stellt  Blanchard^)  zusaoimen;  sie  ist  gefunden  worden  in 
Kola,  Finland.  Schweden,  Dänemark,  England,  bei  Buda- 
pest und  Wien,  an  mehreren  Stellen  der  Mark  Branden- 
burg, bei  Strassburg  i.  E.  und  zweimal  in  Frankreich. 
Nach  einer  mir  freundlichst  zur  VerfĂĽgung  gestellten  brief- 
lichen Mittheilung  von  R.  Blanchard  an  Dr.  Weltner 
wurde  G.  tesselata.  auch  in  Chile  im  Pelz  eines  Myopotamus 
coypus  (Mol.)  angeheftet  gefunden.  ^)  Als  weitere  Fundorte  kann 
ich  noch  Polen  und  die  Havel  bei  Birkenwerder  (bei  Berlin) 
hinzufĂĽgen,  von  welchen  Orten  sich  Exemplare  in  der  Ber- 
liner zoolog.  Sammlung  befinden. 

Dass  die  Clepsinen  nach  ihrem  Weitertransport  einen 
so  günstigen  Wohnplatz,  wie  ihn  die  Rachenhöhle  eines 
Vogels  bietet,  freiwillig  verlassen,  ist  nicht  wohl  anzunehmen, 
aber  es  ist  wahrscheinlich,  dass  zahlreiche  Vögel,  wie  es 
von  Weltner  (1.  c.)  beobachtet  ist,  in  Folge  des  massen- 
haften Auftretens  des  Parasiten  zu  Grunde  gehen  und  die 
letzteren  dann  an  ihrem  neuen  Wohnorte  frei  werden. 

Wie  gelangen  nun  die  Thiere  in  den  Rachen  der  Vögel 
hinein?  J.  de  Guerne  hält  die  von  Weltner  ausge- 
sprochene Ansicht,  dass  die  Egel  gefressen  werden  sollten, 
aber  nicht  schnell  genug  verschluckt  werden  konnten,   fĂĽr 


^)  Blanchard,  Description  de  la  Glossiphonia  tesselata.  Mem. 
Soc.  zool.  France  V.,  p.  67,  1892. 

2)  Vergl.  hierzu  auch:  J.  de  Guerne,  L'histoire  des  Nemertiens 
d'eau  douce.  ~  Compt.  rend.  Soc.  Biol.  30  avril  1892.  Sep.-Abdr. 
p.  3,  Anmerk.  4. 


Sitzumj  vom  15.  November  1892.  -[gg 

unrichtig,  da  er  im  Darmkanal  von  zahlreichen  untersuchten 
AVasservöo-eln  niemals  Ileste  von  Hirudineen  beobachten 
konnte.  Vielmehr  glaubt  de  Guerne,  dass  die  GlepsineH 
selbständig  in  die  Rachenhöhle  einwandern,  wo  sie  auf  der 
Schleimhaut  gĂĽnstige  Nahrungsbedingungen  finden. 

An  der  Diskussion  ĂĽber  diese  Frage  betheiligten  sich 
mehrere  der  anwesenden  Herren;   Herr  Eeichenow  und 
Weltner   meinten,    dass    die  Egel    von  den  Vögeln  ge- 
fressen werden,   während  Herr  Schalow  einen  Fall  er- 
wähnte,   in   welchem    ein  junger  Rohrdommel  in  der  Ge- 
fangenschaft die  im  vorgelegten  Hirudineen  nicht  gefressen 
habe.     Herr  Schaff  erinnerte  an  eine  Notiz  von  Martin 
(Journ.  für  Ornithol.  H.,    1854,   p.  371:  „Zur  Ernährungs- 
weise des  grossen  Rohrdommels,  Ardea  stellar is'').  M.  sclireibt 
dort:  ,,Ein  bedeutendes  Ingrediens  (der  Ernährung)  machen  .  . 
....  die  Blutegel  aus,  indem  sie  der  wunderliche  Vogel 
nicht  selten  dutzendweise  rasch  hintereinander  verschluckt. " 
Weiter  berichtet  Martin,  dass  bei  getödteten  Rohrdommeln, 
wenn  sie   umgekehrt  an  der  Jagdtasche  befestigt  getragen 
wurden,    oft    noch    lebende   Blutegel    durch    den  Schnabel 
wieder    aus    dem  SchlĂĽnde  herauszukriechen  pflegen    (und 
zwar  meist  Pferde -Blutegel  ^Hintdo  equinus'^).    „Um  so  be- 
merkeuswerther    bleibt    es,    dass    sie,    wie    man  wohl   an- 
nehmen   darf,    sich  niclit  auch  sogleich    im  SchlĂĽnde  und 
der  Speiseröhre  des  Rohrdommels  ansaugen,  obgleich  er  sie 
stets  noch  lebend  verschlingt  und  sie  gewiss  lange  genug 
in  ihm  lebend  bleiben.     Man  sollte  glauben,   sie  mĂĽssten 
sich  da  in  der  Angst  gerade  um  so  schneller  anbeissen." 
Martin  scheint  also  das  Verschlucken  der  Egel  seitens  der 
Vögel  beobachtet  zu  haben,   hält  aber  das  Festheften  der- 
selben im  SchlĂĽnde  fĂĽr  unwahrscheinlich.     Mir  scheint  der 
Umstand  des  späteren  Pierauskriechens  der  Egel  doch  da- 
fĂĽr zu  sprechen,  dass  sie  keinenfalls  bis  in  den  Magen  ge- 
kommen sein  können,   sondern  sich  irgendwo  oberhalb  des 
Kropfes    festgesogen    haben,    da   sie  wohl  kaum  der  Ein- 
wirkung des  Magensaftes  lange  Widerstand  hätten  leisten 
können.  —  Jedenfalls  scheint  die  Frage,  wie  die  Aufnahme 
der  Blutegel  in  die  Rachenhöhle  des  Vogels  vor  sich  geht, 

9** 


j^70  Gesellscliaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

noch  nicht  entsclneden,  und  es  wären  daher  weitere  Beob- 
achtungen in  dieser  Kichtung  sehr  wĂĽnschenswerth. 

Nachträglich  macht  mich  Herr  P.  Matsch ie  noch 
auf  eine  Notiz  von  K.  Th.  Liebe  (Zur  Naturgeschichte  der 
Rohrdommel,  in:  Ornithol.  Monatsschr.  d.  Deutsch.  Ver.  z. 
Schutze  der  Vogelwelt,  XVII,  No.  12,  1892)  aufmerksam. 
Es  heisst  dort  p.  323  ĂĽber  die  Nahrung  eines  gefangenen 
Rohrdommels:  „Blutegel  waren  immer  ein  willkommener 
Frass,  und  habe  ich  nicht  gesehen,  dass  sie  dieselben  erst 
getödtet  hätten,  wie  sie  auch  die  Regenwürmer  immer 
lebendig  hinunter  schluckten."  Es  scheint  also  das  Ver- 
zehren der  Blutegel  seitens  der  Vögel  doch  oftmals  sicher 
beobachtet  zu  sein. 

Herr  SCHWEINFURTH  machte  Mittheilungen  ĂĽber  die  von 
Dr.  F.  Stuhlmaxx  in  Ostafrika  zu  Stande  gebrachten 
Pflanzensammlungen,  die  im  Laufe  der  Jahre  einen 
ausserordentlichen  Umfang  erlangt  haben.  Abgesehen  Yon 
den  300  Nummern,  die  der  unermĂĽdliche  Reisende  bereits 
im  Jahre  1889  aus  der  Umgegend  von  Bagamoio  und  Pan- 
gani  eingesandt  hat.  erreichen  die  während  der  Expedition 
Emin-Pascha's  1890  —  1892  gemachten  Sammlungen  die 
hohe  Ziffer  von  4700  Nummern. 

Ein  Eingeborener,  namens  Mbakuk,  den  bereits  Hilde- 
brandt vor  nahezu  zehn  Jaliren  im  Pflanzensammeln  unter- 
wiesen hatte,  begleitete  Dr.  Stuhlmann.  Der  Getreue  fand 
seinen  Tod  bei  der  RĂĽckkehr  in  Dar-es-Salam,  wo  er  durch 
den  Tritt  eines  gefangenen  Strausses  verimglĂĽckte. 

Die  4700  Pflanzennummern  vertheilen  sich  auf  120 
Standorte  und  Dr.  Stuhlmann  hat  unendlichen  Fleiss  auf 
eine  sorgfältige  Bezettelung  der  Exemplare  verwandt,  nament- 
lich durch  genaue  Angaben  über  die  Boden-  und  Höhenverhält- 
nisse, ĂĽber  BlĂĽthenfarbe  und  Wuchs,  ĂĽber  die  Nutzanwendung 
bei  den  Eingeborenen  und  ĂĽber  die  einheimischen  Namen. 
Ein  von  den  meisten  Reisenden  vernachlässigtes  Forschungs- 
feld, die  von  den  Eingeborenen  angebauten  Culturpflanzen, 
ist  von  Dr.  Stuhlmann  dabei  in  dankenswerther  Weise  be- 
rĂĽcksichtigt worden.    Die  ĂĽberraschende  Verbreitung  unserer 


Sitzung  vom  15.  November  1S92.  171 

Erbsen  und  Bohnen  [Phascolus  vulgaris  Sek.)  in  dem  ge- 
sammten  8een-Gebiete,  ferner  die  Häufigkeit  der  Ilanfcultur 
daselbst  verdient  besondere  Erwähnung. 

Ein  grosser  Theil  der  eingesammelten  Gewächse  konnte 
von  dem  Reisenden  in  den  bei  seiner  RĂĽckkehr  zum  Victoria- 
Niansa  mittlerweile  daselbst  fĂĽr  ihn  angelangten  Zinkblech- 
gefässen  mit  Hilfe  von  Spiritus  conservirt  werden.  Dieser 
Theil  seiner  Sammlungen  hat  denn  auch  Berlin  in  tadel- 
los erhaltenem  Zustande  erreicht.  Dabei  hat  sich  das  Ver- 
fahren, welches  statt  der  Verlöthimg  in  einem  Zukitten  der 
Behälter  mit  dem  zum  Zusammenfügen  unterseeischer  Kabel 
verwandten  „  C h ä  t  t e  n  d  e  n  '  s  c  o  m  p  o  u  n  d " ,  einer  Mischuns: 
von  Theer  und  Kautschuk,  besteht,  in  so  vorzĂĽglicher  Weise 
bewährt,  dass  an  mehreren  der  Büchsen  der  hermetische 
Verschluss  durch  die  in  Folge  der  kĂĽhleren  Luft  Europas 
entstandene  concave  Eindrückung  der  Seitenwände  sichtbar 
wurde.  Ein  um  so  grösserer  Theil  der  Sammlungen  hat 
freilich  durch  Nässe,  Papiermangel  und  ungenügende  Ver- 
packung auf  den  langen  Märschen  während  der  Regenzeit 
argen  Schaden  genommen. 

Die  deutschen  Stationen  am  Victoria -Niansa,  Bukoba 
und  Muansa.  sind  in  den  STUHLMA>'N"schen  Sammlungen 
durch  eine  besonders  vollständige  und  wohlerhaltene  Arten- 
reihe vertreten.  Das  grösste  Interesse  erwecken  aber  die 
am  Westabhange  des  nahezu  6000  Meter  hohen  Schnee- 
berges Ru-Nssoro  (Ruwenzori  STAXLEr's),  sowie  im  Wald- 
gebiete westlich  vom  Albert-Niansa  eingesammelten  Pflanzen- 
proben. Von  besonderer  Bedeutung  fĂĽr  die  Pflanzengeo- 
graphie ist  der  Fund  eines  wirklich  wilden  Orangenbaums 
im  letztgenannten  Gebiete.  Der  Reisende  schildert  die  Art 
als  einen  kleinen  Baum  mit  hellgelber  faustgrosser  Frucht, 
die  süsslich  von  Geschmack  und  ohne  jede  Säure  ist  und 
die  nur  zwei  Samenkerne  enthält.  Die  Aeste  sind  dornig 
und  nebst  den  Blättern  vielen  Formen  des  Citnis  Limonum 
Risso  durchaus  analog. 

Bemerkenswerth  erscheint  das  Auftreten  vieler  Charak- 
tergewächse des  abessinischen  Hochlandes  in  dem  Gebiete 
(Karague,  Mporroro,  Nkoli)    zwischen  Victoria -Niansa  und 


j^72  Gesellschaft  naturforschende}'  Freunde,  Berlin. 

dem  Albert-Edward,  die  nur  Höhen  von  1200—1600  Meter 
erreichen.  Acanthus  arhoreusF.,  Rumex  nervosnsY.,  Grassula 
dbyssinica  K..  Protect  abyssinica  W.,  Phijtolacca  dbyssinica 
Hoff.,  Maesa  lanceolata  F.,  Musa  Ensete  Gm.  scheinen  da- 
selbst sehr  verbreitete  Arten  zu  sein.  Auch  wird  die  Flora 
dieses  Gebiets  durch  die  bisher  nur  in  Benguela  und  Mossam- 
bique  vertretene  Proteaceengattung  Fcmrea  bereichert. 

Am  Westabhange  des  Ru-Nssoro  waren  bereits  ge- 
legentlich seiner  ersten  p]ntdeckung  durch  Stanley  von 
einem  seiner  Officiere  eine  kleine  Anzahl  Pflanzenproben 
eingesammelt  worden.  Lieut.  Stairs  hatte  am  7.  Juni  1889 
daselbst  eine  Höhe  von  3254  m  erreicht.  Es  ist  zwar 
Dr.  StĂĽhlmann  auch  nicht  geglĂĽckt  bis  zu  der  Region  des 
ewigen  Schnees  an  dem  m.erkwĂĽrdigen  Einzelberge  empor- 
zuklimmen; er  giebt  als  die  am  10.  Juni  1891  erreichte 
Höhe  3800  m  an,  —  dafür  aber  hat  er  eine  Pflanzen- 
sammlung von  207  Nummern  erbeutet,  die  bis  zu  der  er- 
w^ähnten  Höhe  eine  genaue  Unterscheidung  der  verticalen 
Verbreitungszonen  am  Westabhange  des  Ru-Nssoro  ermög- 
lichen wird.  Der  Fuss  des  Berges  ist  am  Thal-Rande  des 
Issongo-Semliki  bei  1000  m.  dann  folgen  Bananenpflan- 
zungen, darauf  die  Waldregion  bis  zu  2500  m,  ferner  ein 
GĂĽrtel  von  Bambus-  (nicht  Oxytenauthera')WdlderR  und  schliess- 
lich der  Erica-Wdiid,  ungefähr  zwischen  2700  bez.  2500  und 
3400  m.  Hier  treten  die  merkwĂĽrdigsten  Pflanzenformen 
in  den  stets  feuchten  Moospolstern  und  in  einer  Art  Torf- 
moorbildung mit  Sphagmim  auf,  Heidelbeeren,  abessinische 
Veilchen,  die  prächtige  Campanulacee  Canarina  und  viele 
andere  fĂĽr  die  afrikanische  Hochlandsflora  charakteristische 
Typen,  so  namentlich  Impatiens,  Helichrysum  mannigfaltigster 
Art,  AlchemĂĽla.  der  abessinische  Cusso-Baum  (Braycra 
anthelminthicä),  Dracaenen,  viele  Orchideen  [Disa,  Ängraecum, 
Polystachya).  Ueber  dem  Wald  von  Erica  arborea  L.  er- 
reicht der  bestandbildende  Baum-  und  Strauchwuchs  seinen 
Abschluss  in  den  isolirt  auftretenden  Riesenkräutern  der 
baumartigen  Senecio  und  Lobelien  [Bhynchopetcäum) ,  von 
denen  auch  der  Ru-Nssoro  seine  eigene  Art  zu  haben 
scheint,   wie  Kenia,  Kilimandscharo  und  Bahit  die  ihrigen. 


Sitzuug  vom  K>.   Koreuiher  18!)^.  \  73 

In  ihren  Mittheihingeu  ĂĽber  deu  ersten  Besuch  am  Ru- 
Nssoro  hatten  sowohl  Stanley  als  auch  Emin-Pascha  des 
Vorkommens  einer  wirklichen  Heidelbeere  Erwähnung  ge- 
thau.  Das  BelegstĂĽck  dazu  in  der  Sammlung  von  Stairs 
war  aber  ohne  BlĂĽthen  und  FrĂĽchte  und  da  die  Pflanze 
eine  ausserordentliche  Aehnlichkeit  mit  Myrsme  africana  hat. 
waren  Zweifel  hinsichtlich  ihrer  systematischen  Stellung 
um  so  berechtigter,  als  vom  afrikanischen  Festland  bisher 
nur  zwei  Vaccinium-AiiQn,  eine  von  den  Drakenbergen 
Transvaals,  die  andere  von  Mossambique  angegeben  worden 
sind.  Nun  aber  hat  Dr  Stuhlmann  die  Frage  endgĂĽltig 
entschieden  durch  Beschaffung  von  guten  Exemplaren  mit 
Bluthe  und  Frucht.  Der  Vortragende  hat  die  Pflanze 
Vaccinium  Stanleiji  genannt  und  er  unterscheidet  dieselbe 
von  V.  exul  Bolus,  die  bei  1700  m  Meereshöhe  auf  den 
Drakenbergen  wächst,  durch  die  kahlen  Staubfäden  und 
die  glockige,  nicht  krugförmige  Blumenkrone.  Die  in  den 
vorderindischen  Gebirgen  durch  zahlreiche  Arten  vertretene 
Section  dieser  Gattung  Epigynium  Exotzsch  unterscheidet 
sich  gkichfalls  durch  die  angefĂĽhrten  Merkmale,  dafĂĽr  ist 
aber  ein  stark  entwickelter  Discus  von  grösserem  Belang 
und  das  Vorhandensein  eines  solchen  bei  der  neuen  Art 
schien  ihm  ausschlaggebend,  um  sie  zunächst  den  Himalaya- 
Arten  anreihen  zu  können.  Die  zu  Gebote  stehende  Zeit 
gestattete  nur  das  flüchtige  Hervorheben  einiger  auffälliger 
Vorkommnisse.  Zum  Schluss  legte  der  Vortragende  noch 
mit  den  Exemplaren  von  Vaccinium  Stanley i  Schwof.,  die  von 
Lieut.  Stairs  und  von  Dr.  Stuhlmann  herstammten,  eine 
sehr  schöne  Campanulacee  vor,  die  der  letztgenannte  Rei- 
sende in  einer  Höhe  von  2500  ra  am  oberen  Rande  der 
Waldregion  aufgefunden  hat.  P.  Ascherson  hatte  die  Art 
bei  der  ersten  Durchsicht  des  betreffenden  Packets  als  eine 
neue  Canarina  erkannt,  von  der  bisher  nur  eine  Art  aus 
der  mittleren  Waldregion  von  Teneriffa  bekannt  gew^orden 
war.  Diese  neue  Art.  Canarina  Eminii  Aschers.,  unter- 
scheidet sich  von  der  letzterwähnten  durch  breitere  und 
aufrechte  Kelchzipfel,  durch  eine  mehr  trichterförmige,  oben 
weiter    geöffnete  BUnnenkrone  und   durch  kürzere  Blätter. 


174  Geselhchaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

Die  Blütheufarbe  ist  orangegelb  mit  rothen  Läugs-Nerveu. 
Das  Auftreten  einer  der  charakteristischsten  Formen  der 
endemischen  Canarienflora  in  einem  so  fernliegenden  afri- 
kanischen Gebirge  scheint  einen  analogen  Fall  darzustellen, 
wie  das  Auftreten  von  Aloe,  cactusförmigen  Euphorbien, 
Drachenbäumen  u.  dgl.  in  Südafrika,  auf  Socotra  und  den 
Canaren.  Christ  vermuthete  in  diesen  Erscheinungen 
Belege  fĂĽr  die  Annahme  einer  aus  der  urafrikanischen 
Schöpfung  übriggebliebenen  Relictflora. 

Herr  VON  MARTENS  sprach  ĂĽber  die  von  Dr.  Stuhl- 
mann in  Nordostafrika  gesammelten  Land-  und  SĂĽss- 
wasser-Mollusken  unter  Bezugnahme  auf  dessen  in  der 
Sitzung  der  Gesellschaft  fĂĽr  Erdkunde  am  5.  November 
d.  J.  gegebenen  Reiseberichtes.  In  Anbetracht  des  grossen- 
theils  aus  Gneiss  bestehenden,  also  den  Landschnecken  un- 
gĂĽnstigen Bodens  und  der  mannichfacheu  Schwierigkeiten, 
die  sich  dem  Reisenden  entgegenstellten,  zeugt  die  Anzahl 
von  etwa  60  Arten,  wovon  etwa  45  Landschneckeu  und 
15  SĂĽsswasser-Mollusken,  viele  davon  doppelt,  in  Spiritus 
und  trocken  aufbewahrt,  welche  die  letzte  Sendung  enthielt, 
von  rĂĽhmenswerthem  Eifer  und  Geschick,  Sorgfalt  und  Aus- 
dauer im  Sammeln,  umsomehr  als  manche  kleine  darunter 
sind,  welche  der  ungeschulte  Reisende  leicht  ĂĽbersieht. 
Auch  ist  mit  Dank  hervorzuheben,  dass  von  einer  ganzen 
Anzahl  Farbenskizzen  des  lebenden  Thieres  an  Ort  und 
Stelle  gemacht  worden  sind,  was  zur  vollständigeren  Kennt- 
niss  derselben  wesentlich  beiträgt.  Da  die  Reise  sich 
meistens  in  Gegenden  bewegte,  welche  erst  durch  die 
Rückreise  Stanley' s  mit  Emin  Pascha  den  Europäern  be- 
kannt wurden,  so  ist  die  Anzahl  der  fĂĽr  die  Wissenschaft 
neuen  Arten  verhältnissmässig  gross  und  noch  mehr  sind 
wenigstens  fĂĽr  die  Sammlungen  in  Deutschland  neu,  da 
manche  auch  schon  frĂĽher  von  Emin  Pascha  gesammelt, 
von  Stanley  nach  England  gebracht  und  dort  von  E.  Smith 
in  Annais  and  Magazine  of  nat.  bist.  (6)  VI.  1890.  p.  146  ff., 
beschrieben  worden  sind.  Eine  Anzahl  der  neuen  Arten 
ist    weiter    unten    kurz    charakterisirt.     Was    die   von  Dr. 


Sitzung  vom  l'>.  Kovemher  18Ă–2.  175 

Reic'henow  besprochene  Zugehörigkeit  7a\  weiter  aiisge- 
delinten  Uuterabtheihiiigen  der  afrikanischen  Fauna  betrifft, 
so  schliesst  sich  allerdings  die  sclion  in  dem  Sitzungs- 
bericht vom  Februar,  p.  13.  erwähnte  Ildlx  helluh  von 
Uganda  zunächst  an  westafrikanische  Formen,  wie  //. 
(Troclio.2onites)  foUni  Morel,  an ,  und  im  Waldgebiet  nord- 
westlich vom  Mwutan-See  traf  Dr.  Stuhlmanx  auf  die- 
selbe Art  von  Achatina,  welche  Dr.  SchweinfĂĽrth  von 
dem  Lande  der  Njamjam  heimgebracht  hatte,  Ach.  schivein- 
f urtJii  Marts.  Von  den  am  Runsoro-Gebirge  gesammelten 
Arten  schliesst  sich  ebenfalls  die  unten  beschriebene  Ennea 
(Ftyclwtrema)  runsorana  zunächst  an  westafrikanische  i\rten 
au,  dagegen  der  neue  Bidiminus  tmpczoideus  aus  der  Bambus- 
region hat  im  ganzen  Westen  und  SĂĽdosten  Afrikas  keinen 
Verwandten,  wohl  aber  im  Hochland  von  Abyssinien,  in 
SĂĽdarabien  und  im  Himalaya.  Von  den  SĂĽsswasser-Schnecken 
haben  die  luftathmenden  (Limnaelden)  ganz  europäischen 
Habitus,  wie  neben  den  Schalen  auch  die  Zeichnung  der 
Weichtheile  einer  Limnaea.  PJiysa  und  eines  Flanorhis  be- 
weist; unter  den  wasserathmenden  ist  die  grosse  Ampidlaria 
iverneiVmÄ,.,  die  auch  in  den  oberen  Nilländern  vorkommt, 
häufig.  Von  der  speziell  westafrikanischen  Gruppe  der 
oben  kantigen  Arten  von  Lanistes  liegt  kein  Vertreter  vor. 
Die  weit  verbreitete,  vermuthlich  aus  ludien  stammende 
Melania  tuhercidata  MĂĽll,  ist  auch  aus  dem  Ngesi  (Albert- 
Edward-See)  und  aus  dem  Mwutau  (Albert  Nyansa) ,  wie 
aus  dem  Victoria  Nyansa  vorhanden.  Ganz  isolirt  steht 
unter  den  afrikanischen  die  unten  beschriebene  Melania 
t^riiata.  Ein  Litlioglyphus ,  der  im  Ngesi  häufig  ist,  dürfte 
mit  Bithynia  alherĂĽ  E.  Sm.  aus  dem  Albert  Nyansa  zusam- 
menfallen. Die  Süsswassermuscheln  gehören  den  aus  den 
ostafrikanischen  Seen  schon  bekannten  Formen  von  SpatJia, 
Mtitela,    TJnio  und  Cyrena  au. 

Helix  Jcaretvia  n. 

Testa  umbilicata,  subglobosa,  tenuis.  rugis  incrementia- 

libus  obliquis  undaeformibus  sat  confertis  sculpta,  olivaceo- 

fusca,   unicolor;    spira  brevis,   obtusa;    anfr.  5,  regulariter 

crescentes,  superne  convexiusculi .   sutura   modice   profunda 


176  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

cliscreti,  iiltimus  globosiis,  infra  magis  couvexus,  aotice  de- 
flexus.  Apertura  perobliqua,  semielliptica,  peristomate 
breviter  reflexo,  teniii,  margine  supero  arcuatim  deflexo, 
externo  et  basali  beoe  arcuatis,  columellari  triangulariter 
dilatato,  callo  parietal!  tenui. 

Diam.  maj.  17,  min.  13,  alt.  11;  aperturae  diam.  10, 
alt.  obliqua  8  mm. 

Karewia  am  westlichen  Fuss  des  Runsoro,  in  etwa 
1200  m  Höhe,  Dr.  Stühlmann. 

Buliminus  trapezoideus  n. 

Testa  perforata,  rotundato-conica,  leviter  costulato- 
striata,  lineis  spiralibus,  subobsoletis.  albida,  periostraco 
tenui  fuscescenti-flavido  induta;  spira  acuminata;  aufr.  6V2, 
siiperiores  vix  convexiusculi ,  primus  et  secundus  laeves, 
ultimus  iuflatus.  subgiobosus,  siitura  leviter  appressa,  antice 
non  defllexa.  Apertura  subverticalis ,  trapezoidea,  peristo- 
mate incrassato  et  reflexo,  margine  externo  supra  valde 
arcuato,  dein  subrectilineo ,  basali  rotundato,  columellari, 
verticali,  superue  dilatato  et  in  callum  parietalem  crassiu- 
sculum  abeunte. 

Long.  25,  diam.  maj.  16,  min.  13  mm.  Aperturae  long, 
incluso  peristomate  13.  excluso  10;  diam.  incluso  peristo- 
mate 10,  excluso  7  mm. 

Runsoro -Gebirge,  im  Bambuswald  in  einer  Höhe  von 
2600  m,  Dr.  StĂĽhlmann. 

x4Lehnlich  einigen  Formen  des  sĂĽdarabischen  B.  forshali 
Beck,  aber  die  letzte  Windung  und  damit  auch  die  MĂĽn- 
dung merklich  breiter  und  runder. 

Achatina  stulilmanni  n. 
Testa  conico-elongata.  tenuis,  irregulariter  rugoso-striata 
et  ad  suturam  crenulata,  striis  spiralibus  in  anfr.  superiori- 
bus  subtilissimis ,  in  ultimo  nullis,  olivaceo-fusca,  strigis 
nonnullis  nigricantibus  picta;  anfr.  8,  vix  convexiusculi, 
ultimus  prope  aperturam  valde  descendens.  Apertura  sub- 
verticalis, rotundato-trapezia,  dimidia  testae  longitudine  paulo 
brevior,  intus  pallide  coerulescens ;  columella  verticalis,  sub- 
incrassata,  coerulescenti-lactea.   basi  late  truncata. 


Sitzung  vom  15.  November  1892.  177 

LoDg.  120,  diain.  maj.  51,  min.  46;  aperturae  long.  58, 
diam.  32  mm. 

Im  Urwald  westlich  vom  oberen  Ituri,  Dr.  StĂĽhl- 
mann. 

SubuHna  paticispira  n. 

Testa  imperforata,  turrita,  striatula,  nitida,  pallide 
flavescens,  apice  obtusa;  anfr.  8,  vix  convexiusculi,  ad 
suturam  modice  impressam  fortius  striati,  primus  globosus, 
sequentes  regiilariter  crescentes.  iiltimus  prope  aperturam 
oblique  descendens.  basi  rotundatus.  Apertura  sat  obliqua, 
sinuato -piriformis,  margine  columellari  valde  arcuato,  basi 
late  truncato. 

Long.  25,  diam.  maj.  TV's,  min.  7;  aperturae  long.  8, 
diam.  4  mm. 

Karewia  am  westlichen  Fuss  des  Rnnsoro- Gebirges 
unter  Steinen  und  im  Wald  an  der  Ituri -Fähre,  Dr. 
StĂĽhlmann. 

Aehnelt  zunächst  den  abyssinischen ,  von  C.  Jickeli 
gesammelten  und  beschriebenen  Arten,  namentlich  dessen 
S.  variahilis,  ist  aber  doch  verhältnissmässig  breiter,  als 
dessen  Form  A  und  der  sichtbare  Theil  der  frĂĽheren  Win- 
dungen doch  nicht  so  kurz,  wie  bei  dessen  Form  B;  durch 
das  stärkere  Herabsteigen  der  letzten  Windung  erscheint 
bei  Profilansicht  der  MĂĽndung  die  vorletzte  nur  wenig  kĂĽrzer 
als  die  letzte. 

Hapalus  conoideus  n. 

Testa  perforata,  ovato-conoidea,  confertim  striatula 
striis  prope  suturam  recurvatis,  nitida,  cereo-albida;  anfr.  6, 
regulariter  crescentes,  sutura  modice  compressa  discreti, 
ultimus  basi  rotundatus,  antice  non  descendens.  Apertura 
verticalis,  piriformis,  peristomate  recto,  simplice,  margine 
externe  leviter  arcuato,  basali  bene  rotundato,  columellari 
verticali.  bre^iter  rellexo.  introrsum  dilatato. 

Long.  10,  diam.  5V>;  apert.  long.  4V2,  diam.  2V2  mm. 

Butumbi  am  SĂĽdufer  des  Ngesi,  am  Boden  des  Ur- 
waldes, Dr.  StĂĽhlmann. 


178  Gesellschaft  naherforschende?'  Freunde,  Berlin. 

Streptostele  costulata  n. 

Testa  aperte  rimata,  turrita,  confertim  costiĂĽato-striata, 
nitidula,  albida;  apex  obtusus;  anfr.  9,  convexiusculi,  sensim 
et  aequaliter  crescentes,  sutura  sat  impressa  discreti,  ultimus 
basi  rotundatus,  antice  non  descendens.  Apertura  sub- 
verticalis,  basi  recedens,  semiovata,  peristomate  crassiusculo 
et  leviter  expanso,  margiue  externo  superne  arcuato,  dein 
rectilineo,  basali  late  rotundato,  columellari  triangulatini 
dilatato,  introrsum  in  columellam  modice  tortam  abeuute, 
callo  parietali  tenui. 

Long.  I2V2.  diam.  4;  aperturae  long.  4,  diam.  2Y2  mm. 

Butumbi  am  Boden  des  Urwaldes,  Dr.  StĂĽhlmann. 

Ennea  limhata  n. 

Testa  rimata,  obovata.  nitidula,  tantum  infra  suturam 
oblique  striata,  cerea;  apex  obtusus;  anfr.  7,  priores  3 
celerius  crescentes,  convexiusculi,  sequentes  subplani,  ultimus 
basi  attenuatus,  bisulcatus.  Apertura  subverticalis,  basi 
recedens,  oblonga,  peristomate  retlexo  et  valde  incrassato, 
albo;  plica  parietalis  yalida,  flexuosa,  insertioni  marginis 
externi  appropinquata.  margo  externus  supra  tuberculo  parvo, 
medio  dente  valido  in  plicam  sulco  superiori  correspondentem 
recurrente.  versus  basin  plica  altera  peristoma  non  at- 
tingente;  margo  basalis  rotundatus,  edentulus;  margo  colu- 
mellaris  bituberculatus,  tuberculo  superiore  majore;  colu- 
mella  intus  denticulis  2  inferioribus  approximatis  et  supra 
uno  paulum  majore  munita. 

Long.  14,  diam.  6;  apert.  long.  4V2,  diam.  4  mm. 

Runs oro- Gebirge,  im  Bambuswald,  Dr.  Stuhlmann. 

Ennea  excavata  n. 
Testa  breviter  rimata,  oblongo-ovata,  oblique  costulata, 
albida;  apex  obtusiusculus;  anfr.  8,  convexiusculi,  5.  superio- 
res  celerius  crescentes,  sextus  et  septimus  subaequales, 
ultimus  minor,  basi  attenuatus,  ad  aperturam  biscrobicu- 
latus.  Apertura  subverticalis,  basi  recedens,  inaequaliter 
rotundato -trigona,  peristomate  crassiusculo,  breviter  ex- 
panso; plica  parietalis  valida,  insertioni  marginis  externi 
propinqua;  margo  externus  plicis  3,    superiore  parva,   bre- 


Sitzunt)  von}  15.  November  1892.  179 

vissiuia,  media  et  iufera  scrobiculis  faciei  exteroae  cor- 
respondeutibus.  media  valida;  margo  basalis  perbrevis; 
margo  colimiellaris  subverticaliter  asceiideus.  iutus  plica 
columellai'i  valida,  verticaliter  dilatata,  antrorsum 
excavata  munitus. 

Long.  13,  diam.  6;  apert.  long.  5,  diam.  4  mm. 

Butumbi,  am  Boden  des  Urwaldes,   Dr.  Stuhlmann. 

Ennea  planidens  n. 

Testa  breviter  rimata,  ovata,  vix  striatula,  nitidula, 
alba;  apex  obtusus;  anfr.  7V2,  convexiusculi ,  ultimus  basi 
leviter  attenuatus,  ad  aperturam  biscrobiculatus.  Apertura 
subverticalis,  basi  recedens.  rotundato-trigona,  peristomate 
crassiusculo ,  breviter  retlexo;  plica  parietalis  valida  in- 
sertionem  marginis  externi  fere  attingens;  plicae  marginis 
externi  2,  scrobiculis  correspondentes ,  peristoma  vix  at- 
tiugentes;  margo  basalis  perbrevis;  margo  coluiuellaris 
oblique  ascendens,  plicis  2,  inferiore  debili,  superiore 
valida  transversim  expansa. 

Long.  10,  diam.  472;  aperturae  long.  3V2,  lat.  3  mm. 

Buginda  beim  Chef  Orani,  in  einer  Bananenptlanzung, 
Dr.  Stuhlmann. 

Ennea  (Ftychotrema)  runsorana  n. 

Testa  arcuato-rimata ,  subcylindrica ,  nitidula,  distincte 
costulata.  pallide  grisca;  apex  obtusiusculus;  anfr.  7,  con- 
vexiusculi. priores  3  celerius  crescentes.  laeviusculi,  ultimus 
basi  attenuatus,  bisulcatus.  Apertura  subverticalis.  basi 
recedens.  quadrato-ovalis,  peristomate  reflexo  et  incrassato; 
plica  parietalis  valida,  insertioni  marginis  externi  propinqua; 
plicae  marginis  externi  4,  superiores  duae  in  tubercula 
peristomatis  excurrentes,  breves,  inferiores  duae  longiores, 
peristoma  non  attingentes,  sulcos  faciei  externae  efficientes; 
columella  callosa,  oblique  ascendens,  intus  bidenticulata. 

Long.  9,  diam.  3;  apert.  long.  3,  diam.  2V2  mm. 

Karewia  am  westlichen  Fuss  des  Runs oro -Gebirges, 
Dr.  Stuhlmann. 

Aehnlich  der  E.  stibhyalina  E.  Smith  (Ann.  Mag.  Nat. 
Bist.  6,  VI,  1890,  p.  165.  pl.  6.  Fig.  13),   aber  neben  ge- 


180  Gesellschaft  naturforscheyuler  Freunde,  Berlin. 

riügerer  Grösse  und  weniger  stumpfem  oberen  Ende  nament- 
lich durch  die  ausgeprägte  Berippung  unterschieden.  Ein 
junges  Exemplar  von  erst  472  Windungen  zeigt  schon  eine 
deutliche  Columellarfalte. 

Cyclophoriis  elatior  n. 

Testa  umbilicata,  globoso-conica.  dense  striatula,  perio- 
straco  fusco  induta,  fasciis  pallidioribus  angustis  raris;  spira 
conica,  acutiuscula;  anfr.  5,  convexi,  sutura  profunda  dis- 
creti.  primus  papillaris,  rubescens.  laevis.  ultimus  inflatus. 
antice  vix  descendens.  umbilico  angusto.  Apertura  parum 
obliqua,  circularis.  peristomate  recto.  superne  breviter  ad 
aofractum  penultimum  adnato. 

Diam.  maj.  20,  min.  18,  alt.  18;  aperturae  lat.  10, 
alt.  11  mm. 

Butumbi,  am  Boden  des  Urwaldes,  Dr.  StĂĽhlmann. 

Nächstverwandt  mit  G.  hildehrandti  Marts.  (Monats- 
berichte d.  Berl.  Al^ad.,  1878,  S.  289,  Taf.  1,  Fig.  1—3), 
von  welchem  auch  frische  Exemplare  mit  gleicher  Färbung, 
dunkelbraun  mit  einigen  helleren  Spiralbiuden  bei  Buginda 
und  Issango-Itiri  von  StĂĽhlmann  gesammelt  wurden,  aber 
höher  gewunden,  deshalb  auch  oben  spitziger,  an  den  Seiten 
die  Windungen  tiefer  eingeschnitten  und  der  Nabel  enger, 
in  der  Gestalt  an  die  höheren  indischen  Cychphorus- Arten, 
wie  C.  volvulus,  erinnernd. 

Cyclophorus  (Bitro^ns?)  papillaris  n. 

Testa  parva,  perspective  umbilicata,  depressa,  bicarinata, 
liris  elevatis  spiralibus  nonnullis  supra  et  infra  sculpta, 
fusea;  anfr.  4.  primus  papillaris,  prominens,  ultimus  ad 
aperturam  valde  descendens.  Apertura  diagonalis,  circularis, 
peristomate  expanso,  continuo,  breviter  adnato. 

Diam.  maj.  374,  min.  272,  alt.  172,  aperturae  diam. 
175  mm. 

Butumbi,  am  Boden  des  Urwaldes,  Dr.  StĂĽhlmann. 

Steht  zwischen  den  indischen  Gruppen  I)itrop)is  und 
Lagochilus  gewissermaassen  in  der  Mitte;  die  Schale  ist 
niedriger  und  weiter  genabelt  als  bei  allen  mir  bekannten 
Arten  von  Lagochilus,   aber  doch   nicht  so  ganz  flach  und 


SitzKuy  vom  15.  Koremht'r  1892.  \^\ 

nicht  mit  Ausnahme  der  zwei  Kiele  so  glatt,  wie  bei  IHtro- 
pis.  Der  MĂĽnduugsrand  ist  da,  wo  er  sich  an  die  letzte 
Windung  anlegt,  wohl  dünn  und  etwas  häutig,  aber  nicht 
eigentlich  ausgebuchtet.  Der  Deckel  ist  dĂĽnn,  mit  vielen 
Windungen. 

Melania  tornata. 

Testa  oblongo-turrita.  solidula,  costis  spiralibus  crassis 
prominentibus  in  anfractibus  superioribus  2—3  conspicuis,  in 
ultimo  4.  duabus  inferioribus  minoribiis,  sculpta,  interstitiis 
laevibus.  olivaceo-nigricans.  Anfr.  circa  8.  sutura  impressa 
infra  costam  tertiam  posita  distincti,  ultimus  basi  rotunda- 
tus,  cingulis  nonnullis  obsoletis  munitus,  Apertura  modica, 
ovata.  basi  paulum  producta,  intus  plumbeo-coerulescens, 
margine  externo  rotundato,  ad  costas  leviter  angulato, 
margine  basali  rotundato.  columellari  perpendiculari,  extror- 
sum  paululum  sinuatim  exciso,  callo  parietali  distincto, 
crassiusculo,  nitido. 

Long.  35,  diam.  15;  aperturae  long.  14,  diam.  9  mm. 

Fluss  Duki  bei  Buessa,  westlich  vom  Mwutan  oder 
Albert-Nyansa,  Dr.  StĂĽhlmann. 

Die  meisten  erwachsenen  Exemplare  erscheinen  etwas 
kĂĽrzer,  als  das  hier  angegebene,  von  dem  besterhaltenen 
StĂĽck  genommene  Maass  angiebt,  da  die  oberen  Windun- 
gen mehr  oder  weniger  verloren  sind.  Lebend  von  Dr.  Stuhl- 
mann beobachtet  und  gezeichnet,  Deckel,  FĂĽhler  und  Augen- 
stellung normal,  Oberlippe  kräftig,  in  der  Mitte  eingebuchtet, 
Sohle  breit  und  flach. 

Herr  VON  Martens  legte  ferner  die  Beschreibung 
vier  neuer  afrikanischer  Conchylien-Arten  vor  (3  w^est- 
afrikanische,  1  ostafrikanische). 

Achatina  (Homonis)  pyramidella  n. 
Testa  conico-turrita,  leviter  striatula.  nitida^  griseo- 
albida,  strigis  fuscis  numerosis  inaequalibus  picta;  anfr.  9, 
aequaliter  crescentes.  vix  convexiusculi .  supremi  3  unico- 
lores  albidi  fortius  striati.  primus  minimus,  obliquiis.  secun- 
dus  globosus,  distinctius  costulatus.  ultimus  basi  rotundatus. 


182  GesellscJutft  natwforsclmuhr  Freunde,  Berlin. 

Apertura  rhombeo-oblonga,  superne  acutangula,  margiae 
externo  tenui.  parum  arcuato.  margine  infero  rotundato, 
margine  cohimellari  incrassato,  concavo.  basi  distincte  trim- 
cato,  callo  tenui  margiaem  columellarem  et  parietem  aper- 
tiiraleni  tegente. 

Long.  16,  diam.  maj.  6V2,  aperturae  long.  5,  diam. 
4  mm. 

Biiea,  Kamerun,  im  Urwald,  besonders  hwi  Marattia 
fraxinea,  von  Dr.  Preuss  gesammelt. 

Ennea  grossa  n. 

Testa  inflato-ovata,  deorsum  oblique  angustata.  longe 
rimata,  oblique  costulata,  paulum  nitidula.  diaphano-albida. 
saepius  rufotincta;  anfr.  7,  superiores  4  planati,  apicem  ob- 
tuse  convexum  efficientes.  celeriter  crescentes.  (carinati. 
infra  plani,  laeves  et  umbilicati).  sequentes  convexiusculi, 
diametro  inter  se  subaequales.  ultimus  versus  basin  angusta 
tus  et  rotundatus.  antice  paululum  ascendens.  Apertura 
subverticalis,  triangulari-rotundata.  peristomate  incrassato. 
albo,  nitido,  subcontinuo,  ex  tus  scrobiculato.  12  -  dentato, 
dentibus  marginis  externi  3,  intermedio  duplo  majore,  ba- 
sali  1,  parvo,  marginis  columellaris  3,  infimo  minimo,  parietis 
aperturalis  5.  in  sinistra  parte  3  minoribus,  in  dextra  parte 
2  majoribus,  plicae  marginis  ipsiiis  in  aperturae  lumen  pro- 
minentis  insidentibus. 

Long.  20,  diam.  maj.  13,  min.  11,  aperturae  long.  9, 
diam.  8  mm.  Specimen  juvenile  4  anfractuum  heliciforme 
alt.  7,  diam.  12,  min.  11;  apert.  alt.  3,  diam.  7  mm. 

Hab.  Darema  in  Usambara,  1.  Conradt. 

Ennea  conospira  n. 
Testa  conica,  transverse  rimata,  confertim  oblique 
costulata.  albida;  anfr.  8.  subplani,  primus  subglobosus, 
laevis.  apicem  obtusum  efficiens,  secundus  et  tertius  spiratim 
liratus,  a  secundo  usque  ad  sextum  sat  celeriter  crescentes, 
septimus  sexto  vix  latior,  ultimus  ad  suturam  septimo  subae- 
qualis,  dein  versus  basin  attenuatus;  sutura  distincta,  sub- 
crenulata.  Apertura  oblique  oblonga,  peristomate  incrassato, 
albo,    5    denticulato;    denticulis  2    approximatis    in  medio 


Sifzumj  vom  15.  November  1892.  183 

margine  externo,  scrobiculum  commimem  faciei  externae 
efficientibus,  imo  miniito  in  margine  basali,  duobas  inter  se 
distantibus.  superiore  minore,  in  margine  columollari;  paries 
aperturalis  laniella  valida  compressa  munitus. 

Long.  9,  diam.  maj.  6^/2,  min.  5  mm;  apert.  long.  4, 
diam.  3  mm. 

Buea,  Kamerun,  Dr.  Preuss. 

Cyclopliorus  preussi  n. 

Testa  snbdiscoidea.  umbilicata,  perpendiculariter  costu- 
lata,  costis  interstitia  fere  aequantibus,  fulvo-flava;  anfr. 
vix  4.  convexi.  snperiores  paululum  supra  ultimum  elevati, 
saepius  detriti;  sutura  profunda.  Apertura  subcircularis, 
versus  anfr.  penultimum  paulisper  angustata;  peristoma  rec- 
tum, subcontinuum.  crassiusculum.  albidum.  supra  leviter 
sinuatum.  ad  parietem  aperturalem  breviter  adnatum  et 
attenuatum.    Operculum  tenue.  multispirum.  extus  concavum. 

Diam.  maj.  11  —  12.  min.  9.  alt.  6;  aperturae  diam.  5; 
umbilici  diam.  SV^  mm. 

Buea,  Kamerun.  Dr.  Preuss. 

Aebnlich  C.  leonensis  Morelet  (Journ.  de  Conch.  XXI. 
1873  p.  331)  von  Sierra  Leone,  aber  dieser  ist  kleiner  und 
hat  nach  der  Beschreibung  weit  abstehende  schiefe  Falten. 

Herr  M.  MEISSNER  sprach  ĂĽber  die  von  Herrn  Marine- 
Stabsarzt  Dr.  Sander  heimgebrachten  Seeigel. 

Die  Sammlung  umfasst  11  Nummern,  die  jedoch  zur 
Aufstellung  neuer  Arten  keine  Veranlassung  boten,  sondern 
sich  auf  9  bereits  bekannte  Species  zurĂĽckfĂĽhren  Hessen. 
Die  Fundorte  sind  aber,  da  sie  —  bis  auf  einen  —  durch- 
aus sichere  und  genaue  sind,  immerhin  interessant  genug, 
um  einen  kurzen  Bericht  zu  rechtfertigen. 

S.  M.  S.  „Prinz  Adalbert",  auf  dem  Dr.  Sander  als 
Stabsarzt  fungirte,  erbeutete  auf  seiner  Reise  1883—1885 
zuerst  Seeigel  im  japanischen  Meere,  und  zwar  wurde  da- 
selbst in  der  Inland-See  bei  ]\Iitsu-Yama  Astriclypeus  mannt 
Verrill,  bei  Kobe  Echinocardium  cmstrdle  Gray  und  bei 
Yokohama  EcJnnamchnius  mirdbilis  (Barnes)  gefangen.    Hier- 


"184  Gesellschaft  natur forschender  Freunde^  Berlin. 

ZU  kommt  noch  Temnopleurus  hardwicki  (Gray)  ^)  ohne  Fund- 
ortsangabe, der  jedenfalls  auch  dieser  Meeresregion  ent- 
stammt. 

Von  Japan  aus  durchfuhr  das  Schilf  das  indisch-poly- 
nesische  Meer  und  machte  unterwegs  bei  Papeete  auf  Tahiti 
Halt,  wo  eine  grosse  Anzahl  Echmometra  lucunter  (Leske) 
gesammelt  wurde. 

Die  nächste  Station,  auf  der  Dr.  Sander  wieder  Müsse 
fand  zu  dredgen,  war  Callao,  der  Hafen  von  Lima.  Dort 
fischte  er  zw^ei  Arten  von  Arhacia:  s2)athuU[/era  (Val.)  und 
nigra  (Mol.).  Besonders  von  der  ersteren  Species  sind 
zahlreiche  Exemplare  an  die  zoologische  Sammlung  ge- 
kommen, und  zwar  in  verschiedenen  Altersstufen,  so  dass 
es  mir  gelang,  daraus  fĂĽr  die  Schausammlung  des  Museums 
eine  Entwicklungsreihe,  welche  Seeigel  von  8  —  22  mm 
Durchmesser  umfasst,  zusammenzustellen.  Was  die  Zahl 
der  Analplatten  ^)  bei  den  vorliegenden  Ă„rhacien  anbetrilft, 
so  zeigen  unter  30  jungen  und  alten  Exemplaren  von 
spathuligera  zw^ei  erwachsene  eine  Abweichung  von  der 
Normalzahl  vier,  sie  haben  nämlich  jedes  je  fünf  After- 
platten und  unter  vier  StĂĽcken  von  nigra  zeigt  ein  grosses 
dieselbe  Abnormität. 

Auf  der  Heimreise  des  Schiffes  w'urde  noch  bei  San- 
sibar Echinodiscus  auritus  Leske,  und  bei  Capstadt  Echinus 
angtdosiis  (Leske)  gefangen.  Die  Schale  der  letzteren,  in 
Spiritus  conservirten  Thiere  stimmt  genau  mit  der  von 
Agassiz  in  seiner  „Revision  of  the  Echini",  Taf.  Vlla., 
Fig.  3,  gegebenen  Phototypie  ĂĽberein,  jedoch  sind  die 
Stacheln  einfarbig  braun,  während  gerade  bei  dieser  Art 
eine  farbige  Spitze  der  Stacheln  beinahe  Regel  ist.  Da 
jedoch  Dr.  Sander  keinerlei  Notizen  über  die  Färbung  der 
lebenden  Thiere  gemacht  hat.    so  lässt  sich  nach  den  im 


*)  IVES  schlägt  in  Proc.  Acad.  N.  H.,  Philadelphia  1891,  p.  214, 
vor,  diese  Species  als  synonym  zu  Temnopleurus  toreumaticus  (Leske) 
zu  stellen,  eine  Ansicht,  der  ich  mich  nach  Durchsicht  der  Berliner 
Exemplare  nicht  anschliessen  kann. 

^)  Vergl.  J.  Bell,  Proc.  Zool.  Soc.  London  v.  Mai  J879  und 
A.  Agassiz,  Challenger  Report  IIL,  Echinoidea  p.  57. 


SitzwKj  vom  15.  Noreniher  1S92.  J85 

Alkohol  bezüglicli  der  Farbe  leicht  veränderlichen  Stücken 
nicht  entscheiden,  ob  eine  wirkliche  Farbenvarietät  vorliegt. 
Zum  Öchluss  möge  eine  kleine  systematische  Ueber- 
sicht  der  gesammelten  Species  hier  Platz  finden: 

L    Regularia: 
30  Expl.  Arhacki    sjjatMligera    (Val.)  —  Callao,   15.  IL  85, 

3370,  3371  Cat.  Gen.  Mus.  Berol., 
4     „       Arhacia  nigra  (Mol.)  —  Callao,  15.  II.  85, 

3372,  3373  Cat.  Gen.  Mus.  BeroL, 
42     -       Echinometra  hiciinter  (Leske)  — Papeete,  3/4.II.  85, 
3374,  3375  Cat.  Gen.  Mus.  BeroL. 

4  ^       Temnopleurus  hardwicM  (Gray)    —    (Japan), 

3376,  3377  Cat.  Gen.  Mus.  BeroL, 
12     „       Eclünus   angiäosiis    (Leske)   —  Capstadt,  12.X.85, 
3382,  3383  Cat.  Gen.  Mus.   BeroL 

IL    Irregularia: 
1  Expl.  Echinarachnius  mirdbilis  (Barnes)  —  Yokohama. 
10.  VII.  84.    3378  Cat.  Gen.  Mus.  BeroL, 

5  „      Echinodiscus  aiiritus  (Leske)  —  Sansibar,  IX.  85, 

3379  Cat.  Gen.  Mus.  BeroL, 

1  ,.      Astriclypeus    manni    (Verrill)     —     Mitsu  -Yama. 

18.  VL84.    3380  Cat  Gen.  Mus.  BeroL, 

2  „      Echinocardium  australe  (Gray)  —  Kobe.  23.  VI.  84, 

3381  Cat.  Gen.  Mus.  Berol. 

Herr  M.  MEISSNER  machte  ferner  eine  kleine  Mitthei- 
lung   ĂĽber    Parasalenia   gratiosa  A.  Ag.    von    Mada- 


Als  Fundorte  dieser  Art  führt  Agassiz  in  seiner  „Re- 
vision of  the  Echini"  folgende  an: 

..Kingsmill-,  Gesellschafts-.  Bonin-  und  Fidji- Inseln. 
Tongatabu,  mit  ?Neu-Guinea  und  zuletzt  Sansibar  (Cooke)." 

Pfeffer  bemerkte  1887  in  seinen  „Zoologischen  Klei- 
nigkeiten" (Verh.  Ver.  Naturw^.  Unterh.  Hamburg)  zu  dem 
letzten  Fundorte:  „Dies  (Sansibar)  liegt  durch  die  ganze 
Breite  Australiens,  der  Sunda-See  und  des  indischen  Oceans 
von  den  ĂĽbrigen  Fundorten  getrennt,  so  dass'  eine  neuere 
Bestätigung  dieses  Vorkommens  recht  erwünscht  wäre." 


â– j  g(3  Gesellschaft  naturforschender  Freude,  Berlin. 

Ich  fand  nun  nnter  einigen  von  dem  f  Hildebrandt 
bei  Madagaskar  gesammelten  Echinodermen  drei  schön  er- 
haltene Exemplare^)  dieses  Seeigels,  so  dass  ich  also  sein 
Vorkommen  im  afrikanischen  Theile  der  indischen  Meeres- 
region bestätigen  und  durch  diesen  neuen  Fundort  die  von 
Pfefp^er  hervorgehobene  Kluft  zwischen  beiden  Fund- 
gebieten auch  etwas  ausfĂĽllen  kann. 


Im  Umtausch  wurden  erhalten: 

Photographisches  Wochenblatt.  1892.     No.  43—46. 
Naturwissenschaftliche  Wochenschrift.     Potonie.     VII.  Bd. 

No.  30-46. 
Leopoldina.     Heft  XXVIII.     No.  17-18. 
Societatum  Litterae.     Frankfurt  a.  0.     6.  Jahi'g.    No.  1—8. 
Festschrift  zur  Feier  des  150  jährigen  Bestehens  der  natur- 
forsch. Gesellschaft  in  Danzig. 
Schriften  der  naturf.  Ges.  in  Danzig  (N.  F.).  VIII.  Bd.  1.  Heft. 
Jahresbericht  des  physikalischen  Vereins  Frankfurt  a.  M. 

pro  1890—1891.  ^ 
Helios,    Monatl.   Mittheil.   a.   d.  Gesammtgeb.   der  Naturw. 

Jahrg.  IX.  No.   11-12;  X.  No.  14. 
Földtani  Közlöny.    XXII.     Kötet.  9-10.  Füzet.    Budapest. 
Atti  della  Societä  Toscana  di  Scienze  Naturali.     Vol.  VIII. 

Mai-Juni. 
Atti  della  Societä  del  Naturalist!  di  Modena  (3).    Vol.  IX. 

(Anno  XXVI),  Fase.  II. 
Rassegna  delle  Scienze  Geologiche  in  Italia.     Pioma  1892. 

Fase.  1  und  2. 
Bollettino  delle  Pubblicazioni  Italiane  1892.     No.   164. 
Neptunia.      Anno    IL      No.    20  —  21.      August- September. 

Venedig. 
Bulletin  de  la  Soc.  imp.   des  Naturalistes,  Moscou.   1892, 

No.   1  und  2. 
Korrespondenzblatt  d.  Naturforscher- Vereins  zu  Riga.  XXXV. 


^)  Jedes  mit  4  Analplatten  —  Cat.  Gen.  Echinoderma,  Mus.  Berol., 
No.  3391, 


SitziiHU  vom  15.  Xoccmbcr  1S02.  187 

Anzeiger  der  Akad.  der  Wissensch.  in  Krakau,   Oct.  1892. 
Proceedings    of   the    zool.    8oc.,    London    1^02.     Part  III. 

Mai-Juni. 
Proceedings  Amer.  Acad.  of  Arts  and  Sc.  (N.  8.)  Vol.  XVllL 

Boston  1891. 
Psyche,  Journal  of  Entomology.     Vol.  6,  No.  199. 
Smithsonian  Institution.     U.  St.  National  Museum.     Special 

Bulletin  No.  1. 
Memorias    y    Revista    de    la  Sociedad   Cientifica   „Antonio 

Alzate"  (Mexico)  Tom.  VI.     No.  1—2. 
Verhandlungen  des  Deutschen  Wissenschaftlichen  Vereins, 

Santiago  (Chile).     II.  Band.     4.  Heft. 
Journal  Asiatic  Soc.  Bengal  Vol.  LXI.    Pt.  II.  No.  II.  1892. 


Druck  von  J.  F.  Starcke,  Berlin, 


i\r.  10.  1892. 

Sitzungs-Bericht 

der 

(jesellscliaft  natiirtbrschender  Freunde 

zu  Berlin 
vom  20.  December  1892. 


Director:  Herr  Hilgendorf. 


Herr  P.  AsCHERSON  brachte  folgende  auf  den  Fisch- 
fang mit  HĂĽlfe  der  Delphine  an  der  Mittelmeerkiiste 
Aegyptens  bezĂĽgliche  briefliche  Mittheihing  des  Herrn 
Prof.  E.  S  ICKE  NB  ER  GER  zum  Vortrag! 

Cairo,  den  29.  October  1892. 

Da  die  Dephin- Angelegenheit,  wie  es  scheint,  doch 
mehr  Aufsehen  erregt,  als  ich  dachte,  will  ich  Timen  in  KĂĽrze 
den  Hergang  mittheilen. 

Den  23.  September  d.  J.  frĂĽh  7  Uhr  brach  ich  von 
Port  Said  nach  EschtĂĽm-el-Gemileh,  der  Tanitischen  Nil- 
mĂĽndimg,  auf.  In  meiner  Begleitung  befand  sich  der  Fischerei- 
iuspektor  Neghj  Effendi  Attalah,  sowie  zwei  Kawassen. 
Mein  Zweck  war,  nach  Burg-el-Gemil ,  an  dem  jenseitigen 
Ufer,  zu  gehen,  um  die  Butarcha-Fabrikation  mit  anzusehen, 
(jegen  9  Uhr  kamen  wir  an  die  MĂĽndung;  da  jedoch  gerade 
ein  Fang  im  Zuge  war.  baten  uns  die  Fischer,  jetzt  nicht 
überzusetzen,  um  den  Zug  nicht  zu  stören.  So  banden  wir 
die  Pferde  an  grosse  Salsolaceeusträucher  und  sahen  dem 
beginnenden  Eintritt  der  Delphine  zu.  Der  Zug  der  Hutta 
(Butarcha- Fische)  nahte  im  Menzaleh-See  aus  SĂĽdwesten 
imd  war  an  dem  eigenthtimlichen  Schillern  der  Oberfläche 
des  Wassers  zu  erkennen.  Die  Delphine  zogen  aus  dem 
Meere  von  Norden,  ancheinend  in  einer  ziemlich  geschlossenen 
Reihe,  stellenweise  auch  zu  zwei  und  zwei,  in  die  MĂĽndung. 

10 


\QQ  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

Diese  selbst  war  durch  das  Netz  in  zwei  gleiche  Theile  ge- 
theilt,  durch  dessen  östlichen  die  Delphine  einzogen,  während 
der  westliche  nach  der  SĂĽdseite,  woher  die  Hutta  kamen, 
ollen,  gegen  Nord  (gegen  das  Meer,  woher  die  Delphine 
kamen)  jedoch  durch  ein  Quernetz  geschlossen  war.  Als 
ich  meine  Verwunderung  äusserte,  dass  die  Delphine  sich 
durch  die  Nähe  der  Menschen  gar  nicht  beirren  liessen, 
lachten  die  Leute;  einer  pfiff  einige  Male,  und  nicht  einmal 
sehr  laut,  w^orauf  zuerst  zwei,  dann  vier  Delphine  aus  der 
Reihe  abbogen,  gegen  unseren  Stand  schwammen,  so  nahe 
—  1  bis  3  Schritte  —  als  die  Tiefe  des  Wassers  erlaubte 
und  zwar  langsam,  Kapriolen  machend,  einige  Minuten  ver- 
weilten und  dann  wieder  im  Bogen  vorwärts,  sich  dem  Zuge 
anschlössen.  Ich  ging  dann  allein  50  Schritte  w^eiter,  dann 
wieder  30  zurĂĽck,  machte  an  beiden  Orten  das  Experiment 
selbst  und  zwar  jedesmal  mit  Erfolg.  Doch  bemerkte  ich, 
dass  von  den  Delphinen,  die  ĂĽber  meinen  Standort  hinweg 
w^aren,  keiner  umkehrte,  sondern  immer  nur  solche  kamen, 
die  auf  gleicher  Höhe  waren,  oder  die  im  Zuge  sich 
gegen  meinen  Stand  heranbewegten.  Ich  kann  nicht  be- 
haupten, ob  irgend  ein  anderes  Geräusch,  z.  B.  Hände- 
klatschen. Rufen,  die  Delphine  nicht  auch  herbeigelockt 
hätte.  Meines  Erachtens  reicht  die  Neugier  der  Delphine 
zur  Erklärung  aus. 

Abends  5  Uhr  beobachtete  ich  dieselben  Vorgänge  mit 
geringen  Aenderungen  durch  den  Lokalwechsel  bedingt,  von 
der  anderen  (westlichen  Ufer-)  Seite. 

Sodann  besprach  Herr  P.  Ă„SCHERSON  das  Auftreten 
des  sogenannten  metallglänzenden  Weinsteins  an  den 
Zähnen  der  Wiederkäuer,  namentlich  in  Südeuropa  und 
dem  Orient,  und  die  sich  daran  knĂĽpfende  Sage  vom 
Groldkraut. 

Diese  Erscheinung  ist  zwar  bereits  fast  seit  einem  halben 
Jahrtausend  in  der  Litteratur  erwähnt,  bisher  aber  noch 
wenig  beachtet  worden.  Am  ausfĂĽhrlichsten  besprach  sie, 
soviel  dem  Verträumenden  bekannt,    Hertwig  in   dem  von 


Sitzung  vom  20.  Decewber  1893.  191 

ihm  und  Guklt,  uDserem  langjährigen  Mitgliede,  herausge- 
gebenen Magazin  fĂĽr  die  gesammte  Thierheilkunde,  XL.  (1874) 
S.  345—350.  Der  Fall  betraf  eine  in  dem  niederrheinischen 
Städtchen  Xanten  geschlachtete,  völlig  gesunde  Ziege,  deren 
vom  Thierarzt  van  Heil  eingesandter  Oberkiefer  auf  Taf.  III 
abgebildet  ist.  Sämmtliche  Molaren  sind  mit  einer  stellen- 
weise bis  5  mm  dicken  Kruste  überzogen,  die  einen  schönen 
Silberglanz  zeigt.  Bei  mikroskopischer  Untersuchung  zeigte 
sich  dieser  Ueberzug,  der  als  ein  Niederschlag  aus  dem 
Speichel,  mithin  als  sogenannter  Weinstein  zu  betrachten 
ist,  aus  zahlreichen,  sehr  feinen,  ĂĽbereinander  abgelagerten 
Lamellen  zusammengesetzt,  und  Hertwig  nimmt  schon  mit 
Recht  an,  dass  diese  Structur  den  Metallglanz  bedinge. 
LTeber  die  chemische  Zusammensetzung  werden  nur  dĂĽrftige 
xindeutungen  gegeben,  doch  ist  \vohl  nicht  daran  zu  zweifeln, 
dass  dieselbe  wie  der  sog.  Weinstein  überhaupt,  grössten- 
theils  aus  Calciumcarbonat  besteht,  mit  einem  geringen 
Eisengehalt,  der  aber  auch  von  Hertwig  als  unwesentlich 
fĂĽr  die  Hervorrufung  des*  Metallglanzes  betrachtet  wird,  ob- 
Avohl  die  von  ihm  zum  Vergleich  herangezogenen  Nieren- 
steine, die  wie  vergoldete  Pillen  erscheinen,  ebenfalls  etwas 
Eisen  enthalten.  Herr  R.  Virchow,  der  dieselbe  Erschei- 
nung an  Kühen  beobachtet  hat,  äusserte  gesprächsweise, 
dass  Ablagerungen  von  Calciumcarbonat  im  thierischen 
Körper  in  der  Regel  eine,  derartigen  Glanz  bedingende 
Structur  zeigen.  Man  wird  ja  auch,  wie  Herr  K,  Moebius 
bemerkte,  an  den  durch  ähnliche  Structurverhältnisse  be- 
dingten bei  den  Konchylien  an  verbreiteten  Perlmutter- 
glanz erinnert. 

Uebrigens  ist  die  Farbe  des  metallglänzenden  Ueber- 
zugs  nur  in  seltenen  Fällen  silberähnlich .  wenn  nämlich 
die  abgelagerte  Substanz  farblos  ist.  In  der  Regel  besitzt 
sie  aber  eine  mehr  oder  weniger  gelbliche  Farbe,  w^odurh  eine 
Gold.  Bronze  oder  Messing  ähnliche  Farbe  des  Ueberzugs  be- 
dingt w^ird.  Höchst  wahrscheinlich  ist  dies  gelbe  Pigment 
organischen  Ursprungs;  ob  dasselbe  von  Säften  der  von  den 
Thieren  abgeweideten  Pflanzen  herrührt,  wäre  noch  zu  unter- 
suchen. 

10* 


192  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

Nach  FiCALBi  (Sog.  Toscana  di  scienze  natural!  Processi 
verbali  V.  p.  252,  Adunanza  del  di  8  maggio.  1887)  soll  die 
Silberfärbimg  vorzugsweise  bei  Rindern  erscheinen.  Schon 
Hertwig  erwähnt  eines  zu  seiner  Zeit  im  Besitz  des  Zahn- 
arztes LiNDENER  sen.  befindlichen  Hammelkopfes,  dessen 
Zähne  „schwarzen  Weinstein  mit  schönem  Goldglanz"  zeigten. 
In  allen  folgenden  Fällen  handelte  es  sich  stets  um  einen 
goldglänzenden  Ueberzug. 

Viel  häufiger  nämlich  als  an  unseren  Hausthieren  in 
Mitteleuropa  wird  ein  goldglänzender  Ueberzug  (ebenfalls 
wohl  ausschliesslich  an  den  Molaren)  bei  wilden  Wieder- 
käuern, sowie  namentlich  auch  bei  den  unter  dem  milderen 
Himmel  des  Mittelmeergebiets  und  des  Orients  mehr  in  Frei- 
heit weidenden  Ziegen  und  Schafen  beobachtet,  an  welchen 
sie  an  gewissen  Oertlichkeiten  geradezu  typisch  auftritt.  Von 
wilden  Arten  habe  ich  zuerst  den  Damhirsch  anzu- 
fĂĽhren, von  dem  L.  Lungershausen  im  Zool.  Garten  1866, 
p.  475  mittheilt,  dass  er  von  Herrn  Adolphi  in  Alt-Kröben 
(Prov.  Posen)  einen  Schädel  erhalfen  habe,  dessen  „stark 
abgeriebene  Backenzähne  (es  handelte  sich  um  einen  „Küm- 
merer") vom  Kieferrande  aus  mehrere  Linien  breit  goldig 
glänzten."  Viel  häufiger  aber,  wie  mir  Herr  A.  Nehring 
mittheilte,  findet  sich  dieser  metallglänzende  Ueberzug  bei 
Antilopen,  auch  bei  der  einzigen  mitteleuropäischen  Ver- 
treterin dieser  Gruppe,  der  Gemse.  Der  genannte  Forscher 
hatte  die  GĂĽte,  den  Vortr.  zur  Demonstration  ausser  dem 
Unterkiefer  einer  Gemse  auch  den  einer  Saiga- Antilope  an- 
zuvertrauen. Namentlich  der  letztere  zeigt  die  Erscheinung 
sehr  schön.  An  den  Molaren  sind  die  äusseren  und  nament- 
lich die  der  Mundhöhle  zugewendeten  Seitenflächen  mit 
einem  dunkeln,  bei  geeigneter  Beleuchtimg  messinggelben 
Metallglanz  reflektirenden  Ueberzug  bedeckt,  der  auf  den 
Kauflächen  und  in  deren  Umgebung  fehlt,  ebenso  an  den 
vom  Zahnfleisch  bedeckt  gewesenen  Partien,  sowie  auch  die 
Schneidezähne  völlig  frei  davon  sind.  Diese  Kruste  ist 
ziemlich  dĂĽnn  und  rissig,  haftet  aber  fest  auf  der  Unterlage. 

Aehnliche    Incrustationen    lassen    sich    sogar    an    den 


Sitzunij    vo)n    VO.  jMrinl,er  JSD:,\  193 

Zähueu  vorweltliclier  Wiederkäuer  nachweisen.  Fok.syth 
Major  sah  sie  an  den  JMolaren  von  Samotheriwn,  jenem 
Vertreter  der  Giraffiden.  in  der  son  ilim  entdeckten^) 
Miocän-Fanna  a  on  Mvtiliui  auf  der  Insel  Samos,  die  sichfso 
eng  an  die  bekannte  von  Pikermi  anschliesst. 

Ein  besonderes  Interesse  besitzt  das  Auftreten  des  gold- 
glänzenden Ueberzuges  bei  den  in  Südeuropa  und  dem  Orient 
auf  den  kahlen  oder  schlecht  bewaldeten  Bergen  so  zahl- 
reich weidenden  Kleinvieh -Heerden,  weil  sich  hieran  eine 
Volkssage  knĂĽpft,  die.  w^enn  auch  nicht  ĂĽberall  gleich 
mannigfach  ausgestaltet,  kaum  minder  verbreitet  sein  dĂĽrfte, 
als  die  Erscheinung  selbst. 

Am  ausfĂĽhrlichsten  wird  sie  von  Hirten  auf  den  Hoch- 
gebirgen Griechenlands  und  der  tĂĽrkischen  Inseln  des 
Aegäischen  Meeres,  namentlich  auf  Kreta  erzählt.  Nach 
einer  brieflichen  Mittheilung  von  Herrn  Th.  von  Held- 
reich (Athen.  14.  Dezember  1892)  lautet  sie  dort  etwa 
folgendermaassen :  Die  Goldfärbung  der  Zähne  von  Schafen 
und  Ziegen  rĂĽhrt  vom  Genuss  eines  Krautes  her.  das  wegen 
seiner  bei  Nacht  leuchtenden  ĂźlĂĽthen  Aa;j.7:7;o6v'.a  oder 
Aa;j.7:r^oo07a-a  genannt  wird.  Dasselbe  ist  aber  aus  dem 
Grunde  schwier  zu  erlangen,  weil  der  Lichtschein,  falls 
man  sich  ihm  nähert,  verlischt.  Es  thun  sich  daher  zw^ei 
Hirten  zusammen,  von  denen  einer  in  der  Entfernung  stehen 
bleibt  und  dem  Anderen  das  ihm  sichtbar  bleibende  Kraut 
verräth.  das  dieser  dann  durch  Hinwerfen  seines  Mantels 
in  Besitz  nimmt.  Die  Lampidonia  verwandelt  alles,  was 
man  damit  berührt,  in  Gold.  —  Abweichungen  von  dieser 
Sage  finden  sich  sowohl  im  Westen  (Sicilien)  als  im  Orient 
(Mesopotamien  und  Persien),  wo  das  Leuchten  nicht  bekannt 


')  Es  sei  bei  dieser  Gek'genheit  darauf  liingev.iesen ,  dass  dieser 
kapitale  Fund  nicht  einem  glĂĽcklichen  Zufall,  sondern  der  intelligenten 
Ausnutzung  einer  aus  dem  klassischen  Alterthum  ĂĽberlieferten  Nach- 
richt zu  verdanken  ist,  an  der  man  bisher  achtlos  vorĂĽbergegangen 
war.  Aeliam  (nach  Euphorion)  und  Plutarch  berichten  von  riesen- 
haften Gebeinen  auf  Samos,  die  der  Erstere  fabelhaften  Thieren  (Neades 
oder  Neides),  der  Letztere  gar  den  Amazonen  zuschreibt. 


194  Gesellschaft  natarforschender  Freunde,  Berlin. 

ist,  dagegen  das  „Goldkraut"  entweder  als  Anzeichen  von 
im  Boden  verborgenem  Golde  (Erzadern  oder  vergrabenen 
Schätzen)  gilt  oder  direkt  zum  Goldmachen  benutzt  werden 
soll.  Sehr  charakteristisch  ist  aber,  dass  die  Hirten  mit- 
unter von  den  mit  ihnen  zusammentreffenden  Botanikern 
verlangen,  dass  sie  ihnen  das  Goldkraut  zeigen  sollen,  und 
falls  diese,  wie  natĂĽrlich,  diesen  Wunsch  nicht  erfĂĽllen 
können,  sehr  unangenehm  werden  können.  So  soll  der 
berĂĽhmte  Parlatore  in  seiner  Jugend,  auf  einer  Excursion 
in  der  Nähe  seiner  Vaterstadt,  aus  dieser  Situation  sich 
nur  durch  schleunige  Flucht  haben  retten  können.  (Prof. 
Caruel.  schriftl.  Mittheilung  durch  Dr.  Forsyth  Major.) 
Nur  Prof.  Haussknecht  war  so  glĂĽcklich,  in  Mesopotamien 
eine  bestimmte  Pflanze,  Euphorhia  Unctorla  Boiss.  et  Huet, 
zu  finden,  die  ihm  als  das  dortige  „Goldkraut"  gezeigt 
wurde. 

Vortr.   schliesst  mit  einem  Verzeicimisse   der  Oertlich- 
keiten  des  bezeichneten   Gebietes,   in  denen  ihm  das  Vor- 
kommen des  goldglänzenden  „Weinsteins"  meist  in  Verbin- 
dung mit  der  Sage  vom  Goldkraut  bekannt  geworden  ist: 
Sardinien:    Insel   Tavolara    (La  Marmora,    Itineraire 
de  rUe  de  Sardaigne,    1860,   II,  p.  191;    Forsyth 
Major,  briefl.). 
Sicilien:    Berge    von    Palermo    (Parlatore.    s.   oben); 

Aetna  (La  Marmora.  a.  a.  0.  p.  192). 
Griechenland:  Parnass  (Th.  von  Heldreich  briefl., 
Orphanides  FscD-KoviKoc,  I,  p.  61)  Oeta;  Tymphrestos 
[Veluchi];  Dirphys  auf  Euboea;  Kyllene  (v.  Held- 
reich); Parnon  [Malevo]  (Orphanides  a.  a.  0.); 
Taygetos  (von  Heldreich). 
Kreta:  Ida  [Sphahia]  (Buondelmonti  (1422)  in  Greta 
Sacra  auct.  Flaminio  Gornelio  I,  Christo phori 
Bondelmontii  Presbyteri  Florentini  Descriptio 
Cretae,  p.  105;  Porcacchi,  1576.  p.  110;  Sieber, 
Reise  nach  der  Insel  Kreta,  I,  1823,  p.  544;  von 
Heldreich;  Raulin,  Descr.  phys.  et  nat.  de  Tile 
de  Crete  T.  II,  p.  957. 


Sitznnf)  mm  20.  JJrremher  1S0S.  195 

Karpathos  [8car])aiito] :    P)erg  Lastos   (L.  Ross,   Reisen 

auf   den    griechischen  Inseln,  III,  p.  64).      Theod. 

Bknt,  Greek  peasant  life  in  Fortnightly  Review  Aug. 

1886,  p.  217,    und    The    Greek    Islanders    (Quart. 

Journ.   1886.  No.  325,  p.  205). 
Syrien:    Sendjirli  (F.  von  Luschax,  mĂĽndl.);    Libanon 

(Consul  Gays  nach  L.  LĂĽngershausen  a.  a.  0.). 
Mesopotamien  (K.  Haussknecht,  briefl.). 
Kurdistan  und  Armenien  (P.  Sintenis,  briefl.). 
Persien:  Demawend  (Morier.  A  Journey  through  Persia, 

Armenia  and  Asia  Minor    to   Constantinople    in  the 

years  1808  and  1809,   (1812),  p.  232). 
Aegypten:    Landschaft  Rharaq    im    SĂĽden    des    Fajum 

(AsciiEHSON,  Tagebuch-Aufzeicbn.  v.  27.  März  1876); 

San  [Tanis],  nach  Angabe  von  Beduinen  aus  Salehijeh 

(desgl.  vom  18.  April  1887). 

Ausser    den    oben  Genannten,    besonders   den  Herren 

Th.  von  Heldreich  und  Forsyth  Major,   ist  Vortr.  auch 

den  Herren  Bartels,   Thierarzt  A.  Grimme.   P.  Matschie 

und  Prof.  SchĂĽtz  fĂĽr  litterarische   Nachweise   verpflichtet. 

Herr  WahnsCHäFFE  sprach  über  die  Entstehung  und 
Altersstellung  des  Klinger  Torflagers. 

Im  i\nschluss  an  die  Bemerkungen,  welche  Herr  Pro- 
fessor Dr.  Nehuing  in  der  letzten  Novembersitzung  dieser 
Gesellschaft  zu  der  ÜREDNER'schen  Arbeit  über  „die  ge- 
ologische Stellung  der  Klinger  Schichten"  gemacht 
hat,  möchte  ich  mir  erlauben,  meine  Ansichten  über  die 
Entstehung  und  Altersstellung  des  dortigen  Torflagers  mit- 
zutheilen  und  zwar  auf  Grund  einer  Besichtigung  der  Klinger 
AufschlĂĽsse,  welche  ich  am  20.  November  dieses  Jahres 
in  Begleitung  der  Herren  Dr.  Trauuott  MĂĽller  und  Dr. 
Benno  KĂĽhn  ausgefĂĽhrt  habe. 

Herr  Credner  hat  in  der  genannten  Arbeit  die  Alters- 
frage des  Klinger  Torflagers  durch  eine  genaue  Unter- 
suchung des  stratigraphischen  Verbandes  der  verschiedenen 
Ablagerungen  zu  lösen  versucht,  wobei  er  auf  die  Ent- 
stehung dieses  Torflagers  keinen  prinzipiellen  Werth  le^te 


196  Gesellschaft  naturfm\schender  Freunde,  Berlin. 

und  demgeinäss  seine  Anschauungen  darüber  nur  beiläufig 
und  nebensächlich  in  einer  Anmerkung  zum  Ausdruck 
brachte. 

Nach  meiner  Auffassung  ist  aber  gerade  die  Entstehung 
des  Torflagers  zur  richtigen  Beurtheilung  desselben  von 
grösster  Wichtigkeit.  Credner  sagt  in  dieser  Anmerkung, 
dass  nicht  nur  das  Pflanzenmaterial  des  oberen  Torfflötzes 
(1.  c  Seite  388)  in  der  Schulz' sehen  Grube  durch  Strömungen 
angeschwemmt  sei,  in  welchem  Punkte  alle  bisherigen  Be- 
obachter mit  ihm  ĂĽbereinstimmeu,  sondern  dass  ihm  auch 
das  Gleiche  von  den  Fragmenten  und  FrĂĽchten  der  Holz- 
gewächse im  unteren  Torfflötze  (Schicht  6  und  7  Nehring's) 
der  Fall  zu  sein  schiene.  Letztere  Ansicht  jedoch  kann 
ich  im  vollen  Einverständniss  mit  Herrn  Professor  Nehring 
nicht  theileu  und  zwar  aus  folgenden  GrĂĽnden: 

1.  Das  untere  Torfflötz  stellt  sowohl  in  seinem 
oberen,  kohlig- torfigen,  als  auch  in  seinem  unteren,  aus 
Lebertorf  bestehenden  Theile  eine  in  den  verschiedensten 
Niveaus  vollkommen  gleichmässig  entwickelte  Schicht  dar, 
welche  keine  Spuren  von  grandigen,  sandigen  oder  thonigen 
Zwischeulagerungen  enthält,  was  man  doch  erwarten  sollte, 
falls  die  Fragmente  von  Holzgewächsen  hier  durch  strömen- 
des Wasser  zusammengeschwemmt  wären. 

2.  In  dem  obersten  Theile  des  unteren  Torfflötzes  sahen 
wir  einen  senkrecht  stehenden  Baumstumpf  mit  deut- 
lich entwickelter  Pfahlwurzel  und  gut  erhaltenen  Neben- 
wurzeln, von  einem  Baume  herrĂĽhrend,  der  offenbar  an 
dieser  Stelle  auf  dem  Moor  gewachsen  sein  niuss.  Es 
stimmt  diese  Beobachtung  mit  den  Aussagen  des  Herrn 
Ziegelmeisters  Kayser  überein,  der  häufig  derartige  auf- 
recht stehende  BaumstĂĽmpfe  gesehen  hat. 

3.  Der  Erhaltungszustand  der  im  Torf  vorkommen- 
den Blätter,  Früchte  und  Holztheile  ist,  wde  auch  Herr 
Professor  Nehring  mehrfach  hervorgehoben  hat,  ein  so  vor- 
trefflicher, dass  an  einen  meilenweiten  Transport  derselben 
in  strömendem  Wasser  nicht  gedacht  werden  kann. 

4.  Zur  StĂĽtze    seiner  Ansicht   hebt  Credner    hervor, 


Sitzung   vom  20.  Decetnber  1892.  197 

dass  zwischen  den  Granden  und  dem  Decksande  der 
„Kiesrücken"  in  unmittelbarer  Nachbarschaft  der  Torflager 
keine  Spuren  von  der  während  der  Entstehungszeit  derselben 
angenommenen  Waldbedeckung  zu  finden  seien.  Demgegen- 
über möchte  ich  darauf  hinweisen,  dass  sich  Pflanzenreste 
in  durchlässigen  Sandschichten  nur  dann  erhalten,  wenn  sie 
zuvor  unter  Luftabschluss  einem  Humifizirungsprozess  unter- 
worfen gewesen  sind.  Ueberall  wo  im  norddeutschen  Flach- 
lande Eichenwaldungen  auf  durchlässigem  Sandboden  früher 
vorhanden  gewiesen  sind,  ist  schon  nach  wenigen  Jahren 
keine  Spur  von  den  Wurzelresten  mehr  zu  finden,  da  sie 
in  diesen  dem  Sauerstoff  der  Luft  zugänglichen  Schichten 
der  völligen  Zersetzung  leicht  anheimfallen. 

Aus  den  angefĂĽhrten  GrĂĽnden  scheint  mir  das  untere 
Torfflötz  eine  primäre  Ablagerung  zu  sein,  entstanden  zum 
Theil  aus  den  Pflanzen,  w^elche  in  diesem  trogartigen 
schmalen  Becken  wuchsen,  zum  Theil  aus  denjenigen  Pflan- 
zentheilen,  die  aus  dem  am  Ufer  befindlichen  Walde  in  den 
Sumpf  hineingeriethen. 

Was  nun  die  Frage  nach  der  Altersstellung  dieses 
Torflagers  betriftt,  so  stimme  ich  auch  in  dieser  Hinsicht 
mit  den  letzten  AusfĂĽhrungen  des  Herrn  Professor  Nehrixg 
ĂĽberein.  Ich  glaube,  dass  gerade  durch  die  Credner' sehen 
Untersuchungen  die  Annahme  eines  interglacialen  Alters 
dieses  Torfes  eine  w^esentliche  StĂĽtze  erfahren  hat.  auch 
w^enn  sich  eine  Lagerung  desselben  zwischen  zwei  Geschiebe- 
mergeln hier  nicht  nachweisen  lässt. 

Der  Mischschotter  im  Liegenden  des  unteren  Thon- 
flötzes  hat  nach  meiner  Ansicht  seine  Beimengung  von  nor- 
dischem Material  während  der  ersten  Eisinvasion  er- 
halten, und  in  dieser  Periode  muss  auch  das  untere  Thon- 
flötz  entstanden  sein,  welches  ein  Ausschlemmungsprodukt 
aus  dem  unteren  Geschiebemergel  darstellt  und  in  einem 
ruhigen  Becken  zum  Absatz  gelaugte.  Die  darin  zuweilen 
vorkonmieuden  Geschiebe  von  der  (jrösse  eines  Kinder- 
kopfes erklären  sicli  am  besten  durch  Drift  auf  Eisschollen, 
die  sich  von  dem  in  der  Nähe  befindlichen  Rande  des  In- 


j^98  GesellscJuift  natiirforschender  Freunde,  BerlirK 

landeises  ablösten.  Für  die  Gleiclialtrigkeit  der  Schotter 
im  Liegenden  und  des  unteren  Thontlötzes  spricht,  wie  auch 
Ckedner  mit  Recht  bemerkt,  das  wechselseitige  Sichaus- 
keilen beider  Ablagerungen,  welches  er  am  Eingange  der 
neuen  Dominialgrube  beobachtet  und  durch  ein  Profil  er- 
läutert hat. 

Das  untere  Torfflötz  hat  iu  allen  Aufschlüssen  ein  ganz 
bestimmtes  Niveau,  es  liegt  stets  zwischen  dem  oberen 
und  unteren  Thonflötz.  Unter  der  Annahme  nun.  dass 
dieser  Torf  an  Ort  und  Stelle  sich  gebildet  hat.  bezeichnen 
die  darin  vorkommenden  Pflanzenreste  einen  ganz  bestimm- 
ten Zeitabschnitt,  in  welchem  ein  mi^ldes  Klima  herrschte 
und  sich  das  nordische  Inlandeis  völlig  zurückgezogen  haben 
musste.  Es  finden  sich  nun  im  Plangenden  des  oberen 
Thonflötzes  aus  nordischem  und  südlichem  Material  be- 
stehende Saude,  die  zum  Decksand  gerechnet  werden  mĂĽssen, 
und  wenn  ihre  GeschiehefĂĽhrung  auch  gerade  innerhalb  des 
Grubengebietes  nur  unbedeutend  ist,  so  sieht  man  doch  in 
nächster  Nachbarschaft  auf  den  Feldern  und  in  dem  Kiefern- 
wäldchen w^estlich  von  der  ScHULz'schen  Grube  eine  grosse  Zahl 
nordischer  Blöcke.  Wir  beobachteten  in  dem  Kiefernwäldchen 
nordische  Gneissblöcke  von  1  m  Durchmesser  und  darüber, 
die  nicht  durch  Wassertransport  an  jene  Stelle  geschafft 
sein  können.  Sie  sind  entweder  der  Rückstand  eines  durch 
strömendes  Wasser  aufbereiteten,  durch  das  Inlandeis  ab- 
gelagerten Geschiebemergels,  oder  sie  sind  von  dem  etw^as 
weiter  nördlich  liegenden  Inlandeisrande  durch  Drift  auf 
Eisblöcken  dorthin  getragen  worden.  Für  die  letztere  An- 
nahme scheint  mir  der  Umstand  zu  sprechen,  dass  unter 
dem  zum  Theil  geschichteten  Decksande  in  den  obersten 
Partien  des  oberen  Thonflötzes,  sowde  auch  des  unteren 
Torfflötzes,  w^o  dasselbe,  wie  am  südlichen  Eingange  in  die 
ScHULz'sche  Grube,  nahe  an  die  Oberfläche  tritt  und  un- 
mittelbar vom  Decksande  ĂĽberlagert  wird,  eigenthĂĽmliche 
Stauchungen  der  Schichten  sich  finden,  die  völlig  der  „con- 
torted  drift"  entsprechen  und  auf  die  Wirkung  aufrennen- 
der   oder    am  Boden    schleifender  Eisblöcke  zurückgeführt 


SitzuHfj   roiii  ;,>().  Ikeemher  1892.  199 

worden  sind.  Zu  derselben  Auffassung  ist.  wie  ich  nach- 
träglich von  Herrn  Professor  Neiihinc;  erfahren  habe,  auch 
Herr  Dr.  Anderssun  aus  Stockholm  gelangt.  Es  ist  sehr 
wahrscheinlich,  dass  dieses  Gebiet  während  der  zweiten 
Glacialperiode  von  dem  Inlandeise  nicht  mehr  ĂĽberschritten, 
sondern  nur  von  den  Schmelzwassern,  die  von  Norden 
kamen  und  sich  mit  den  südlichen  Strömen  mischten,  über- 
fluthet  wurde.  Auf  diese  Weise  erklärt  sich  vielleicht  auch 
die  unregelmässige  Vertheilung  der  grösseren  nordischen 
Blöcke,  welche  an  einigen  Stellen  sehr  zahlreich  vor- 
kommen, an  anderen  fast  ganz  fehlen. 

Während  nach  Credner"s  Ansicht  die  Verbandsver- 
hältnisse der  Klinger  Schichten  keinerlei  Anhaltspunkte 
geben,  vermittelst  deren  sich  auf  stratigraphischem  Wege 
die  interglaciale  Stellung  dieses  Schichtencomplexes  be- 
weisen liesse,  glaube  ich  im  Gegentheil,  dass  unter  der 
Voraussetzung  einer  primären  Ablagerung  des  Torfes  das 
interglaciale  Alter  desselben  sich  ganz  ungezwungen  ab- 
leiten lässst. 

Herr  H.  PoTONlE  sprach  über  die  „Räthselfrucht^^ 
[Paradoxocarpus  carinatus  A.  Nehring)  aus  dem 
diluvialen  Torflager  von  Klinge  bei  Kottbus.') 

Ein  eigenthiimliches  Zusammentreffen  hat  mich  ver- 
anlasst, mich  mit  den  aus  dem  diluvialen  Torflager  und 
dem  Lebertorf  von  Klinge-)  bei  Kottbus  von  A.  Nehrixg^) 


^)  Auf  Veranlassung  des  Herrn  Prof.  Dr.  P.  Ascherson  habe  ich 
ĂĽber  denselben  Gegenstand  in  der  Sitzung  des  Botanischen  Vereins 
der  Provinz  Brandenburg  vom  9.  Dezember  1892  einen  Vortrag  ge- 
halten, jedoch  nichts  in  den  Verhandl.  des  genannten  Vereins  darĂĽber 
veröffentlicht;  vergl.  jedoch  die  Notiz  über  diesen  Vortrag  in  der  von 
mir  redigirten  Naturwissenschaftlichen  Wochenschrift  (Verlag  von 
Ferd.  DĂĽmmler's  Verlagsbuchhandlung  in  Berlin)  vom  18.  Dezember 
1892,  p.  519—520. 

2)  Schichten  No.  6  (Torf)  und  7  (Lebertorf)  bei  Nehring  „Eine 
diluviale  Flora  der  Provinz  Brandenburg"  (Naturwissenschaftliche 
Wochenschrift,  Berlin  1892,  Bd.  VII,  No.  4,  p.  31). 

3)  Die  Flora    des   diluvialen  Torflagers  von  Klinge  bei  Kottbus 


200  Gesellschaft  natwforschemler  Freunde,  Berlin. 

bekanntgegebenen,  von  P.  Aschersox  nebenbei  als  ..Räthse]- 
früchte"  bezeichneten  Gebilden  zu  beschäftigen,  die  Neh- 
KiNG  1.  c.  als  Paradoxocarpus  carinatus  benennt. 

Vor  einigen  Monaten  fragte  mich  nämlich  Herr  Pro- 
fessor AscHEiisoN  danach,  was  eigentlich  FoUkidites  Kalten- 
nordhemiemis  sei,  wodurch  er  bewirkte,  dass  ich  mich  ober- 
flächlich —  und  zwar  ausschliesslich  nach  der  Litteratur  — 
über  dieses  Fossil  aus  den  Braunkohlen  des  Mittel-Tertiärs 
orientirte,  und  zweitens  fiel  es  Herrn  A.  Laue  auf  (der  mir 
zur  Zeit  offizielle  Famulus-Dienste  leistet,  und  der  mich 
als  solcher  bei  dem  Ordnen  der  pflanzenpalaeontologischen 
Sammlung  des  Museums  der  Königlichen  Geologischen 
Landesanstalt  unterstĂĽtzt),  dass  gew  isse  Samen-  resp.  Frucht- 
theile  aus  dem  Tertiär  eine  höchst  auffallende  äussere 
Uebereinstimmung  mit  dem  Paradoxocarpus  carinatus  zeigen, 
deren  Formenkreis  ihm  bei  der  x4nfertigang  der  citirten 
Zeichnungen  fĂĽr  Herrn  Prof.  Nehrixg  gut  bekannt  geworden 
war.  Diese  Tertiärreste  erkannte  ich  nun  aber  sofort  als 
FoUmiUtes  KaUennordhemiensis  Zenkeh.  ^) 

Ich  gebe  zunächst  eine  Beschreibung  der  Reste  des 
Folliculites  KaUennordhemiensis  —  Fig.  1  u.  2  -,  die  mir 
u.  A.  von  einer  Anzahl  mitteltertiärer  Fundpunkte  zwischen 
der  Rhön,  dem  Thüi-inger  Wald  und  dem  Fichtelgebirge, 
unter  diesen  auch  von  dem  Fundpunkt  Kalten  -  Nordheim  ^) 


(Naturwissenscliaftliche  Wocheiisclirift,  Berlin  1892,  Yll.  Bd.,  Xo.  45, 
}).  456  und  Figuren  18—26  auf  p.  454). 

^)  Folliculites  KaltennordJiemenms ,  eine  neue  fossile  Fruchtart. 
In  Leonhard  und  Bronn,  Neues  Jahrbuch  fĂĽr  Mineralogie,  Geogn., 
Geol.  und  Petrefk.     Stuttgart  1883.     p.   177—179.     Taf.  IVA. 

')  Die  geologische  Stellung  speziell  der  Braunkohlen  mit  unserer 
FoUiculites- Art  von  Kalten-Nordheim  rechnet  0.  Heer  (nach  R.  Lep- 
SiĂĽS,  Geologie  von  Deutschland,  I,  Stuttgart  1892,  p.  630)  zur  unteren 
SĂĽsswassermolasse  der  Schweiz  (Ober-Oligocaen),  Fr.  Sandberger 
zum  Unter-Miocaen.  Nach  einer  mir  gĂĽtigst  (durch  Yermittelung  des 
Geologen  Herrn  Dr.  Gottf.  Miller)  gewordenen  Mittheilung  des 
Herrn  Prof.  v.  Koenex  sind  die  Braunkohlen  von  Kalten-Nordheim 
jedenfalls  gleichalterig  mit  den  oberen  Kohlen  des  Habichtswaldes, 
etwa  Mittel-Miocaen. 


Sitzung  vom  20.  Decemher  1892.  201 

bei  Meiningen  und  von  mehreren  Tertiär-Fundorten  der 
Wetterau  vorliegen.  Wir  werden  aus  dieser  Beschreibung 
ersehen,  dass  zwischen  den  Resten  des  Pavadoxocarpiis  und 
des  FolUcidlks  eine  noch  weit  grössere  Uebereinstiramung 
herrscht,  als  sie  aus  den  Dia.s^nosen  Nehking's  und  Zenkers 
hervorgeht;  Zenker  hat  offenbar  bei  weitem  nicht  so  hin- 
reichendes Material  vorgelegen,  wie  es  mir  zur  VerfĂĽgung 
steht.  Es  wird  sich  ergeben,  dass  der  Faradoxocarpus  cari- 
natus  eine  FoUkidites-kvi  ist,  die  zwar  ausserordentlich  hohe 
Verwandtschaft  mit  dem  FolliciiUtes  Kaltennordhemiensis  be- 
sitzt, aber  aus  noch  anzugebenden  GrĂĽnden  bis  auf  Weiteres 
besser  als  besondere  Art,  also  als  FollicuUtes  carinatus  be- 
stehen bleibt. 

Eine  einigermaassen  den  Botaniker  befriedigende  aus- 
reichende Beschreibung  und  eingehendere  Untersuchung  des 
Follicidites  Kaltennordhemiensis  ist  trotz  der  Häufigkeit  des 
Fossils  in  der  ganzen  Litteratiu'  merkwĂĽrdiger  Weise  nicht 
zu  fiinden. 

Um  dem  Leser  während  des  Studiums  meiner  Be- 
schreibung sofort  eine  bequeme  Vergleichung  mit  den 
Diagnosen  Nehrixg  s  und  Zenker's  zu  ermöglichen,  gebe 
ich  im  Folgenden  die  von  mir  auf  Grund  meiner  Ansichten 
ĂĽber  die  Organe  und  Organtheile  der  beiden  FoUiculites- 
Arten  angewendeten  Termini  —  soweit  sie  von  denen  der 
beiden  genannton  Autoren  abweichen  —  mit  I;eifügung  der 
Termini  Nehring's  (N.)  und  Zenkers  (Z.). 

1.  Exocarp  (von  N.  u.  Z.  nicht  constatirt). 

2.  Endocarp    (Fruchtschale    N.    —    HüllenparenchjTu, 
Cortex,  Epicarpium  Z.  — ), 

3.  Aussenfläche    des   Endocarps  (Aussenfläche    der 

Fruchtschale  N.  —  Aeusserste  Haut,  Oberhaut,  Epi- 
dermis Z.  — ). 

4.  Testa,  Samenhaut  ([dünnhäutiger  resp.  häutiger]  Sack 
oder  Säckchen.  Samenschale  N.  ~  [Zarte,  durch- 
scheinende] Membran,    Samendecke,   Arillus  Z.  — ). 

5.  Caruncula  (Hütchen  N.  —  Von  Z.  nicht  constatirt 
resp.  ĂĽbersehen). 


202  Gesellschaft  natmfor sehender  Freunde,  Berlin. 

FoUicidites  Kaltennordhe/nieusis  ist  wahrscheinlich  eine 
Frucht  und  l\eiü  Früchtchen.  Die  Länge  der  Früchte  be- 
trägt im  Durchschnitt  gegen  8  mm  oder  etwas  darüber  oder 
darunter,  die  Breite  gegen  4  mm  oder  etwas  mehr  oder 
weniger;  ihre  Gestalt  ist  im  Ganzen  ellipsoidisch-eiförmig 
bis  cylindrisch,  jedoch  nicht  vollkommen  stielrund,  sondern 
schw^ach  zusammengedrĂĽckt. 

Die  Fruchtwandung,  das  Pericarp,  sondert  sich  in  zwei 
Schichten,  in  eine  äussere,  wie  es  scheint  mehr  lederige, 
die  ich  als  Exocarp  und  in  eine  innere  holzfeste,  aus 
Sklerenchym  bestehende,  die  ich  als  Endocarp  auffuhren 
will.  Die  Frucht  ist  daher  als  eine  Drupa,  Steinfrucht,  zu 
bezeichnen. 

Die  Epidermis  des  Exocarps  ist  schwach  glänzend  und 
glatt;  jedoch  sieht  man  die  Aussenfläche  des  Exocarps  an 
manchen  Exemplaren,  die  dasselbe  noch  in  A^oller  Integrität 
besitzen,  von  starken,  unregelmässigen  Läugsfurchen  durch- 
zogen, die  aber  vermuthlich  durch  nachträgliche  Schrumpfung 
zu  Stande  gekommen  sind. 

Der  Steinkern,  das  Putamen,  der  Frucht  ist  gerade 
oder  mehr  oder  weniger  sichelförmig  gekrümmt;  wahrschein- 
lich wird  auch  die  Gesammtfrucht  oft  etwas  bogenförmig 
gebildet  gewesen  sein,  jedoch  liegen  mir  unter  den  FrĂĽch- 
ten mit  noch  vorhandenem  Exocarp  nur  ungekrĂĽrnmte  vor. 
Die  Gestalt  des  Steinkernes  ist  dieselbe  wie  die  der  ganzen 
Frucht;  sie  neigt  zur  cylindrischen.  Der  Querschnitt  ist 
gewöhnlich  mehr  elliptisch  als  kreisförmig.  Die  eine  der 
beiden  von  der  grossen  Ellipsen-Achse  getroffenen  Längs- 
linie des  Endocarps.  und  zwar,  wenn  der  Steinkern  ge- 
krĂĽmmt ist,  meist  die  konvex  gebogene  Linie,  tritt  mehr 
oder  minder  deutlich  gekielt,  leistenförmig- verschmälert, 
als  Carina  hervor,  zuweilen  förmlich  eine  Schneide  bildend; 
hier  ist  das  Endocarp  oft  der  Länge  nach  aufgesprungen. 
In  manchen  Fällen  zeigt  sich  ausserdem  auch  das  Endocarp 
an  der  der  Leiste  gegenüberliegenden  Längsliuie  aufklaffend, 
in  noch  anderen  endlich  sind  die  beiden  Endocarp-Hälften 
vollständig  von  einander  getrennt.     Das  Endocarp  ist  unter- 


Sltzumj   i'ODi  ^0.  Bcvnnher  1892.  203 

halb  der  Oarina  —  genau  wie  bei  recenten  Drupeo  an  der 
homologen  Stelle  auch  —  wevsentlich  dickwandiger  als  unter 
der  der  Carina  gegenüber  befindlichen  Längslinio  und  wird 
parallel  der  cäussersten  Kaute  der  Oarina  von  einem  feinen 
Kanal  durchzogen,  in  welchem  sicherlich,  entsprechend  den 
Verhältnissen  bei  den  recenten  Steinkernen  der  Drupen,  ein 
Leitbündel  verlief,  und  zwar  war  in  den  untersuchten  Fällen 
der  Zwischenraum  zwischen  der  Aussenfläche  des  Putamens 
und  dem  Kanal  geringer,  als  der  Zwischenraum  zwischen 
dem  Kanal  und  der  Innenfläche  des  Putamens.  Der  Kanal 
beginnt  an  der  Narbe,  also  am  proximalen  Pol.  und  mĂĽndet 
am  distalen  Pol  in  das  Innere  des  Endocarps;  natĂĽrlich  ist 
die  MĂĽndungsstelle  in  das  Innere  die  Stelle,  wo  der  Samen 
angesessen  hat.  also  ist  hier  die  Placenta  zu  suchen.  Meist 
erscheint  die  erhaltene  Testa  mitsammt  der  Caruncula 
etwas  in  den  Hohlraum  des  Putamens  hinabgerĂĽckt,  Avie 
auch  in  den  Exemplaren,  die  als  Vorbilder  unserer  Figuren  2 
und  4  gedient  hahen.  In  manchen  Fällen  konnte  ich  noch 
das  Ansitzen  der  Caruncula  an  der  inneren  EinmĂĽndungs- 
stelle  des  LeitbĂĽudel-Kanals  konstatiren. 

Der  in  Rede  stehende  Kanal  ist  schon  von  Rudolph 
Ludwig^),  der  unsere  Art  in  Iiix^2^ophae  disj^ersa  umtauft, 
richtig  —  auch  bezüglich  der  Ein-  und  Austrittsstelle  des- 
selben —  gezeichnet,  aber  falsch  gedeutet  worden.  Er 
markirt  sich  an  der  homologen  Stelle  bei  recenten  Drupen 
ebenfalls  deutlich  und  auffällig  (z.  B.  bei  der  Pflaume,  dem 
Pfirsich  u.  s.  w^). 

Der  dem  distalen  Ende  entsprechende  Pol  ist  abgerundet, 
der  proximale  Pol  an  der  Ausgangsstelle  des  die  Putamen- 
wandung durchziehenden  Leitbündelkanals  narbenförmig-rauh 
gestaltet,  genau  ebenso  wie  an  der  homologen  Stelle  der 
recenten  Putamina,  wo  die  Ansatzstelle  des  Fruchtstieles  wie 
eine  echte  Blattnarbe  erscheint.  Das  Zusammentreffen  der 
Kanal-Eintrittstelle  und   der  Narbe  macht  es  gewiss,   dass 


^)  Fossile  Pflanzen  aus  der  ältesten  Abtheilung  der  Rheinisch- 
Wetterauer  Tertiär-Formation  (Palaeonthographica,  Bd.  VIII.  Cassel, 
1859—1861),  p.  112,  Taf.  XLIII,  Fig.  15  c. 


204  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

die  letztere  in  der  That  die  Fruchtansatzstelle  bezeichnet, 
dass  also  der  proximale  Pol  Nehring's  auch  wirklich  die 
Ansatzstelle  der  Frucht  ist  und  der  distale  Pol  die  der 
Anheftungsstelle  entgegengesetzte  Fruchtspitze. 

Die  Aussenfläche  des  Endocarps  ist  mit  gewöhnlich 
deutlichen,  stärkeren  punkt-  oder  kurz-strichförmigen .  nn- 
regelmässigen  Erhabenheiten  besetzt,  die  im  Ganzen  in 
Längszeilen  stehend,  den  Steinkern  als  mit  Längsrunzeln 
und  GrĂĽbchen  versehen  erscheinen  lassen,  ebenso  wie  bei 
recenten  Steinkernen.  Die  Innenfläche  des  Endocarps  ist 
glatt  und  glänzend. 

Von  dem  Samen  ist  nur  die  begreiflicher  Weise  meist 
etwas  verschrumpfte  hellglänzende,  durchscheinende  Testa^) 
und  am  „distalen"  Pol  derselben  —  in  manchen  Fällen 
ausserordentlich  deutlich  —  das  „schwarze  Hütchen"  übrig 
geblieben. 

Die  Testa,  oder  besser  das,  was  von  der  Samenhaut 
ĂĽbrig  gehlieben  ist,  wird  aus  einer  einzigen  Lage  dĂĽnn- 
wandiger, gestreckt -parenchymatischer  Zellen  zusammen- 
gesetzt, deren  Wandungen  sich  meist  corrodirt  zeigen,  so 
dass  sie  ein  perlschnurartiges  Aussehen  haben.  Stellen- 
weise sind  die  senkrecht  auf  der  Aussenfläche  stehenden 
Wandungen  ganz  verschwunden,  und  dann  sieht  man  nur 
eine  homogene  gelblich-braune  Fläche:  die  erhaltene  Cuticula 
des  Samens.  Mit  der  Franz  ScfiuLZE'schen  Macerations- 
tlĂĽssigkeit  behandelt,  also  mit  chlorsaurem  Kalium  in  Sal- 
petersäure, schwinden  auch  noch  die  letzten  Reste  der  cor- 
rodirten  Membranen,  und  es  bleibt  nur  die  Samen-Cuticula 
ĂĽbrig. 

Das  ,. HĂĽtchen"  hat  etwa  die  Gestalt  einer  plan-con- 
vexen  Linse  oder  besser  eines  sehr  dickwandigen  Tiroler- 
hutes. Das  HĂĽtchen  sitzt  ausserhalb  der  Testa,  gleicht 
in  der  Gestalt  ganz  und  gar  der  unter  dem  Namen  Caruncula 
bekannten  Wucherung    mancher    Samen    unserer    recenten 


')  0.  Heer  sagt  schon  (Flora  tertiana  Helvetiae,  8.  Bd.,  Wiuter- 
thur  1859,  p.  144),  dass  das  „hellfarbige  Häutchen  die  Testa  sein 
könnte". 


Sitzung  vom  20.  Becemher  1892. 


205 


Eiff.  1. 


Fig.  2. 


car 


Fig.  3. 


Fig.  4. 


Fig.  l,  FoUiculites  Kaltennordhemiensis  Zenker.  Von  aussen  ge- 
sehen. Aus  dem  Tertiär  von  Westerburg  (Sammlung  der  Kgl.  geolog. 
Landesanstalt  zu  Berlin). 

Fig.  2.  FoUiciiUtes  Kaltennordhemiemis  Z.  Putamen  von  innen 
gesehen.  Aus  dem  Tertiär  von  Laubach.  (Samml.  der  Kgl.  geolog. 
Landesanstalt  zu  Berlin.) 

Fig.  3.  FoUiculites  carinatus  (Nehring)  Pot.  Von  aussen  ge- 
sehen. Aus  dem  diluvialen  Torflager  zu  Klinge  (Sammlung  des  Herrn 
Prof.  Nehring). 

Fig.  4.  FoUiculites  carinatus  (Nehring)  P.  Putamen  von  innen 
gesehen.     Aus  dem  diluvialen  Torflager  zu  Klinge. 

Die  von  Herrn  A.  Laue  gezeichneten  Figuren  stellen  die  Objekte 
in  Vi  ihrer  natürlichen  Grösse  dar.     Es  bedeuten  in  denselben: 

ex  —  Exocarp.  —  end  =  Endocarp.  —  l  =  Leiste,  carina.  — 
n  =:  Narbe.  —  can  =  Leitbündel -Canal.  —  t  =  Testa.  —  car  =  Ca- 
runcula. 


10  = 


206  Gesellschaft  naturfoi'sckender  Freuvde,  Berlin. 

Pflanzen  —  so  zeigen  eine  ganze  Anzahl  Euphorhiaceen- 
Samen  und  die  Samen  von  Melarnj^yrum  die  Caruncula  von 
derselben  Gestalt  wie  das  „Hütchen"  von  Folllcidites  — , 
und  so  scheint  mir  denn  die  Deutung  dieses  HĂĽtchens  bei 
Folliculües  als  Caruncula  fast  selbstverständlich. 

Ich  habe  die  Caruncula  bei  einigen  einheimischen 
EupJwrhia- Arteii  untersucht  und  finde  sie  gebildet  aus  einem 
interstitienlosen,  kleinzellig -parenchymatischen,  mehr  oder 
minder  dickwandigen  bis  ,collenchymatischen  Gewebe,  das 
in  concentrirter  Schwefelsäure  sich  erst,  aber  nicht  voll- 
ständig, nach  mehreren  Stunden  löst,  während  die  inner- 
halb der  Testa  befindlichen  Gewebepartien  mit  concentrirter 
Schwefelsäure  behandelt,  in  kürzester  Frist  vollständig  ver- 
schwinden. Wir  dĂĽrfen  wohl  daraus  schliessen,  dass  sich 
eine  solche  Caruncula  vorkommendenfalls  fossil  besser  er- 
halten wĂĽrde,  als  die  inneren  Bestandtheile  der  Testa,  und 
diese  Erwägung  unterstützt  meine  Auifassung  des  „Hütchens" 
als  Caruncula,  des  „Säckchens"  als  Testa,  als  Haut  des 
verschwundenen  Embryos  resp.  Endosperms  +  Embryos, 
gewiss  nicht  gering.  Die  von  mir  ebenfalls  untersuchte 
Caruncula  von  3Ielam2)ijrum  arvense  ist  zwar  auch  klein- 
zellig-parenchymatisch,  aber  von  schwammiger  Konsistenz, 
von  grossen  Intercellularen  durchsetzt.  Bei  dieser  Art  löst 
sie  sich  in  concentrirter  Schwefelsäure  innerhalb  weniger 
Minuten.  Jedenfalls  sind  also  die  Carunculae  bei  ver- 
schiedenen Arten  sehr  verschieden  hinsichtlich  ihrer  Re- 
sistenzfähigkeit. 

Behandelt  man  die  Caruncula  des  FolUculites  mit 
Schulze' scher  Macerations- FlĂĽssigkeit,  so  hellt  sie  sich 
auf  und  lässt  ein  undeutliches  Gewebe  von  dem  Charakter 
der  von  mir  angesehenen  Carunculae  bei  Euphorbia  er- 
kennen. Man  gewinnt  u.  a.  die  Ueberzeugung.  dass  das 
Randgewebe  des  Caruncula-Hutes  dickwandiger  ist  als  das 
ĂĽbrige:  genau  ebenso  wie  an  den  untersuchteu  recenten 
Carunculis. 

FolliculĂĽes  carinatus  gleicht  in  anatomischer  Beziehung, 
auch    in  Bezug    auf   den  Erhaltungszustand    der  einzelnen 


Sitsvng  vom  k'O.  Decemher  1S92.  207 

Fruchttheile  dem  Follicidites  Kaltennordhcmiensis  ganz  im- 
geraein;  so  erscheinen  z.  B.  die  Wände  der  Testa- Zellen 
in  genau  derselben  Weise  eorrodirt  wie  bei  Folliculites 
Kaltennordhemiensis  u.  s.  w. 

Folliculites  carinatiis^)  —  Fig.  3  u.  4  --  unterscheidet 
sich  von  FoUiculitcs  KaUennordliemiensis  nur  durch  gewöhn- 
lich schlankeren  Bau.  durch  zartere  Oberflächen- 
struktur des  dĂĽnnwandigeren  Endocarps  und  durch  ein 
nicht  so  deutlich  entwickeltes  kopfförmiges  An- 
hängsel am  proximalen  Pol,  wo  sich  oft  nur  eine 
rauhe  Stelle  von  Narbenform  findet,  ganz  entsprechend 
wie  bei  den  proximalen  Enden  bei  recenten  Steinkernen 
(der  Amygadaleen.  Drupaceen).  Jedoch  finden  sich  unter 
den  Exemplaren  des  Folliculites  carinatus  auch  solche,  die 
gedrungeneren  Bau.  eine  etwas  rauhere  Oberflächenbeschaffen- 
heit des  Endocarps  und  deutliche  Anhängsel  am  proximalen 
Pol  zeigen.  Das  Exocarp  scheint  bei  Folliculites  carinatus 
noch  seltener  erhalten  zu  sein  als  bei  Follicidites  Kalten- 
nordhemiensis. Prof.  Nehring  hat  unter  seinem  grossen 
Material  nur  zwei  Exemplare  gefunden,  die  noch  jedes  ein 
Fetzchen  des  Exocarps  besassen. 

Prof.  Nehring  theilt  mir  mit,  dass  es  ihm  nach  seinen 
Materialien  scheine,  als  ob  die  Exemplare  des  Follicidites 
carinatus  aus  dem  Lebertorf  bei  Klinge,  also  an  der  Basis 
des  Horizontes,  in  welchem  er  die  Art  konstatirt  hat.  sich 
durch  gedrungeneren  Bau  und  rauhere  Oberfläche  des  Stein- 
kerns von  den  Exemplaren  von  der  Basis  des  echten  Torfes 
unterschieden. 

Eine  sichere  Mittelform  zwischen  dem  Follicidites  Kalten- 
nordhemiensis  und  dem  Folliculites  carinatus  bildet  der  Folli- 
culites des  Cromer  Forest-bed.  Herr  Prof.  Nehring  stellt 
mir  freundlichst  einen  von  London  den  18.  Mai  1892  datirten 
Brief  Clement  Reid's  zur  VerfĂĽgung,  in  welchem  dieser 
ĂĽber    den  Folliculites    carinatus^  von  Klinge,    der  ihm    von 


^)  FrĂĽchte  dieser  Art  sind  mir  zur  Untersuchung  h-eundlichst  von 
den  Herren  Prof.  Nehring  und  Dr.  Keilhack  (Keilhack  et  Dr. 
H.  Schröder  leg.)  zur  Verfügung  gestellt  worden. 

IQ*** 


208  Gesdlscliaft  naturforscliender  Freunde,  Berlin. 

Hr.  Nehring  mit  anderen  fossilen  FrĂĽchten  und  Fruchttheilen 
unter  „No.  1"  zur  i^eusserung  über  dieselben  zugesandt 
war,  schreibt: 

„No.  1  is  identical  with  a  plant  from  the  pre-glacial 
Cromer  Forest-bed.  The  Forest-bed  specimens  are  slightly 
more  robust,  the  longitudinal  ridges  tend  to  break  iip  into 
coarse  elongated  tubercles;  this,  how-ever,  is  a  variable 
character,  and  some  of  the  best-preserved  oimj  specimens 
are  as  smooth  as  those  from  Germany.  None  of  the  Euro- 
pean botanists  to  whom  I  have  schowed  specimens  have 
heen  able  to  identify  this  fruit." 

Danach  dĂĽifen  wir  wohl  bis  auf  Weiteres  annehmen, 
dass  sich  von  dem  typischen  Folliculites  Kaltennordhemiensis 
aus  dem  Mitteltertiär  bis  zum  typischen  Folliculites  carinatus 
von  der  höchsten  Fundstelle  des  diluvialen  Torflagers  bei 
Klinge  die  Mittelformen  in  den  Schichten  zwischen  den 
beiden  genannten  Horizonten  befinden,  dass  der  Folliculites 
Kaltennordhemiensis  einer  Pflauzenart  angehört  hat,  welche 
als  der  direkte  Vorfahre  der  Art,  zu  der  der  Folliculites 
carinatus  gehört,  anzusehen  ist.  Wir  haben  es  mit  dem 
interessanten  Fall  einer  phylogenetischen  Formenreihe  zu 
thun,  aus  der  bis  jetzt  3  Mutationen  bekannt  geworden  sind. 

Bei  den  vergeblichen  BemĂĽhungen,  welche  die  Bestim- 
mung der  Steinkerne  des  Follicidites  carinatus  vielen  er- 
fahrenen Systematikern  bisher  gemacht  hat,  denen  eine 
Unterbringung  unter  eine  noch  lebende  Art  oder  Gattung, 
ja  sogar  Familie  bisher  nicht  gelungen  ist,  ist  es  wohl  bis 
auf  Weiteres  annehmbar,  dass  unsere  Reste  einer  Art  an- 
gehören, die  zur  Diluvialzeit  ausgestorben  ist.  Da  aber 
das  Vorkommen  einer  Caruncula  auf  bestimmte  Gattungen 
beschränkt  ist,  so  giebt  die  Konstatirung  dieses  Organes 
bei  der  fossilen  Gattung  Follicidites  einen  Fingerzeig,  wo 
die  Verwandtschaft  derselben  zu  suchen  ist:  ich  wĂĽrde  dem- 
nach zuerst  die  Gattungen  der  EupJiorhiaceen ,  Folijgala, 
Melampyrum  u.  a.  Gattungen,  die  sich  eben  durch  den  Besitz 
einer  Caruncula  auszeichnen,  in  Vergleich  ziehen. 

Trotzdem  das  Endocarp  der    beiden  Folliculites -Avteu. 


Sitzung  vom  20.  Decemler  1892.  209 

oft  aufgesprungen  ist,  möchte  ich  es  doch  stark  bezweifeln, 
dass  unsere  fossilen  FrĂĽchte  wirklich  als  ^Folliculi''  anzu- 
sehen sind.  Ich  glaube^  dass  dieselben  —  wie  schon  an- 
gedeutet —  Drupen  oder  Drupa- ähnlich  waren,  einsamige 
Schliess-FrĂĽchte,  deren  Putamina,  Steinkerne,  sich  der 
Regel  nach  erst  beim  Keimen  längs  der  Nähte  öffneten, 
oder  auch  dann,  wenn  sie  ĂĽberreif  durch  langes  Liegen, 
wie  unsere  Fossilien,  durch  äussere  Agentien  angegriffen 
wurden,  wie  wir  das  bei  recenten  Drupen  kennen. 

Bevor  ich  schliesse,  noch  ein  Wort  ĂĽber  die  Benennung 
unserer  Fossilien.  A.  Buongniart  giebt  schon  1822^) 
FrĂĽchte  oder  wohl  besser  Putamina  bekannt,  die  unseren 
FoUicidites -Avten,  namentlich  dem  FoUicuUtes  Kaltennord- 
hemie7isis,  in  ihrem  äusseren  Ansehen  ausserordentlich 
gleichen.  Es  sind  dies  Reste  von  der  Insel  Wight  (1.  c. 
Fig.  6) ,  die  er  als  CarpoUthes  thaUctroides  Varietät  Wehsteri 
bezeichnet.  Er  sagt,  dass  das  „Pericarp"  noch  etwas  kohlig 
sei  und  sich  gut  erhalten  habe.  Die  Höhlung  sei  mit  Thon- 
erde  erfüllt  und  die  „Mandel"  (l'amande)  zerstört  worden. 
Er  sagt  ferner:  1)  Es  handle  sich  in  dem  in  Rede  stehen- 
den Fossil  um  eine  Frucht,  und  nicht  um  einen  Samen. 
2)  Diese  Frucht  war  monosperm  und  der  Samen  erfĂĽllte 
die  Höhlung  vollständig.  3)  Da  die  Frucht  nicht  allseitig 
symmetrisch  (scheint  mir  persönlich  kein  Grund  für  die 
gezogene  Folgerung.  P.) .  da  sie  ferner  eine  schwache  An- 
schwellung an  ihrer  Basis  zeige,  und  da  sie  endlich  nie- 
mals mit  einem  Pedunculus  gefunden  werde,  so  scheinen 
mehrere  auf  einem  gemeinsamen  Receptaculum  vereinigt 
gewesen  zu  sein.  4)  Wahrscheinlich  seien  die  FrĂĽchte 
indehiscent  gewesen.  5)  Die  FrĂĽchte  endigten  in  eine  kleine 
Spitze  (Brongniart  giebt  diese  aber  nur  bei  der  anderen 
Varietät  „parisiense"  an.  P.)  als  Basis  des  Stylus,  das 
sei    ein  Beweis    dafĂĽr,    dass    es    sich    um    einheitlich    ab- 


^)  „Sur  la  Classification  et  la  distribution  des  vegetaux  fossiles 
en  general  et  sur  ceux  des  terrains  de  sediment  superieiir  en  parti- 
culier."  (In  den  „Memoires  du  Museum  d'histoire  naturelle",  t,  YIII.) 
Paris  1822,  p.  316—319,  Taf.  III  (14  des  Bandes),  Fig.  5  u.  6. 


210  Gesellschaft  natur forschender  Freunde,  Berlin. 

gegrenzte  Ovarien,  nicht  um  Theile  eines  Ovars  (B.  meint 
offenbar  Samen.  P.)  handle.  Schliesslich  nennt  er  die 
FrĂĽchte  schwach -seitlich -zusammengedrĂĽckt  und  mit  sehr 
tiefen  Längsstreifen  versehen  (wie  bei  den  typischen  Puta- 
minis  des  Folliculttes  Kaltennordhemicnsis.  P.).  Ueber  den 
Unterschied  der  beiden  Varietäten  lesen  wir  bei  Brongniart  : 
„Var.  Websteri:  Elle  est  plus  courte,  comprimee.  obtuse 
au  sommet  et  a  peine  renflee  ä  la  base."  „Var.  ^xmsiense: 
Elle  est  allongee,  cylindrique,  pointue  au  sommet  et  tres- 
renflee  ä  la  base.  en  une  sorte  de  bourrelet  annulaire." 

An  den  mir  vorliegenden  Exemplaren  des  FolUculĂĽes 
Kaltennordliemieiisis  linde  ich  stets  einen  abgerundeten  Gipfel, 
nur  in  einem  Falle  ist  das  zum  Theil  noch  vorhandene 
Exocarp  am  Gipfel  der  Frucht,  aber  sicher  erst  durch  eine 
nachträgliche  üruckwirlamg  zu  einer  Spitze  ausgezogen  wie 
an  den  Brongniart' sehen  beiden  Figuren 5,  die—  wie  ge- 
sagt —  freilich  wohl  nur  Putamina  darstellen.  Lassen  wir 
bei  der  Unsicherheit,  ob  die  Varietät  parisiense  nur  einen 
Erhaltungszustand  oder  eine  besondere  Art  oder  vielleicht 
wirklich  nur  eine  Varietät  des  Carpolithcs  thalictroides  ist. 
diese  Varietät  ausser  Spiel,  so  müssten  wir  den  FoUictdites 
Kaltennordhemiensis  Zenker  —  wenn  wir  die  Gattung  FolU- 
culĂĽes beibehalten  wollen,  und  das  dĂĽrfte  sich  empfehlen. 
da  die  Sammelgattung  Carpolithes  unmöglich  in  ihrem  ganzen 
Umfange  beibehalten  werden  kann  —  nennen:  FoUictdites 
Wehsteri  (Brongn.  pro  var.)  Pot.  Schon  W.  Ph.  Schimper 
hat  die  Varietät  Wehsteri  mit  FoUictdites  Kültcnnordhemiensis 
zusammengezogen^).  Er  nennt  die  Art  Carpites  Wehsteri 
(Brongn.)  Sc;iiimper.  Ueber  die  Saramelgattung  Carpites 
ist  dasselbe  zu  sagen  wie  von  der  Gattung  Carpolithes,  die 
beide  provisorisch  für  Reste  beibehalten  werden  mögen, 
deren  speciellerer  Bau  vorläufig  nicht  zu  eruiren  ist.  Unsere 
beiden  Folliculites- Arten  sind  aber  nunmehr  soweit  gekenn- 
zeichnet, dass  ihre  Stellung  in  eine  besondere  Gattung  nicht 
nur  gerechtfertigt,  sondern  zu  fordern  ist. 


^)  Traite  de  paleontologie  vegetale,  tome  III,  Paris  1874,  p.  429. 


Sitzung  vom  :20.  December  1892.  211 

Da  Folliculitcs  carhiatiis  ausgestorben  zu  sein  scheint, 
weist  diese  i\rt  wegen  ihrer  ungemein  hohen  Verwandt- 
schaft mit  Folliculitcs  Kcätcnnordheniiensis  ins  Tertiäre  und 
da  auch  von  der  ausgestorbenen  Cratopleura  hclvetica  Weber  ^) 
des  Klinger  Torfes  bei  ihrer  nahen  Verwandtschaft  mit  IIolo- 
pleura  Victoria^)  Caspary,  die  im  Tertiär,  zusammen  mit 
FoUicnlites  Kcdtcnnordhcmicnsis  vorkommt  —  eine  Verwandt- 
schaft, die  derartig  ist,  dass  ich  persönlich  die  Gattung 
Crcdojjilcura  zu  Iloloplcura  einziehen  würde  —  dasselbe  zu 
sagen  ist.  so  wird  schon  deshalb  der  Pflanzenpaläontologe 
geneigt  sein,  die  Klinger  Schichten  eher  in  die  unteren  oder 
mittleren  Horizonte  des  Diluviums  zu  stellen,  um  so  mehr, 
als  die  Gesammtflora  des  Kliuger  Torfes  fĂĽr  eine  solche 
Auffassung  keine  WidersprĂĽche  bietet,  i^uch  ich  muss  mich 
daher  mit  Prof.  Nehrixg^)  und  Prof.  F.  W^ahnschaffe  *) 
gegen  H.  Credner  aussprechen,  der  die  Klinger  Schichten 
für  möglicherweise  postglacial  hält.  ^) 

Wie  wir  in  unserer  heutigen  Flora  Norddeutschlands 
Reliefe  aus  der  Eiszeit  antreffen^),  so  finden  wir  im  Dilu- 
vium Relicte  aus  der  Tertiärzeit:  denn  als  solche  glaube 
ich  also  bis  auf  Weiteres  die  beiden  Arten  Follicidiks  cari- 


^)  Vergl.  C.  AVeber,  lieber  Cratopleura  holsatica,  eine  intergla- 
ciale  NynipJiaeacee,  und  ihre  Beziehungen  zu  Holopleura  Victoria 
Casp.  sowie  zu  recenten  Nymphaeaceen  (Neues  Jahrb.  f.  Mineralogie, 
Jahrg.  1892,  Bd.  I,  p.  114,  Taf.  IV  u.  V). 

2)  Ob  Synomym  mit  Carpolithes  ovnliim  Brongn.?  R.  Caspary 
hat  Carpolithes  Ovulum  freilich  in  seiner  Arbeit  „Les  Nympheacees 
fossiles"  (Annales  des  sciences  naturelles  4.  ser.  Botanique  tome  VI) 
Paris  1 8n6,  p.  202  ff.  von  seiner  Holopleura  Victoria  getrennt  gehalten ; 
aber  ich  habe  den  Eindruck,  dass  eine  monographische  Bearbeitung 
der  fossilen  Kymphaeacfen-Samen  manches  Synonym  schaffen  wĂĽrde. 

^)  Vergl.  diese  Sitzungsberichte  vom  15.  Nov.  1892,  p.  158  ff. 

*)  Vergl.  den  heutigen  Sitzungsbericht  dieser  Gesellschaft. 

^)  Ueber  die  geologische  Stellung  der  Klinger  Schichten  (Berichte 
der  math.-phys.  Klasse  der  Kgl.  Sachs.  Gesellschaft  der  Wiss.  Sitzung 
vom  17.  Oktober  1892,  p.  385  ff. 

^)  Vergl.  H.  PoTONiE,  lllustrirte  Flora  von  Nord-  und  Mittel- 
Deutschland  mit  einer  EinfĂĽhrung  in  die  Botanik.  Verlag  von  Julius 
Springer.    4.  Aufl.     Berlin  1889,  p.  38. 


212  Gesellschaft  miturforschender  Freuyide,  Berlin. 

naUis    und   Cratopleiira    helvetica  im  Torf    von   Klinge    auf- 
fassen zu  mĂĽssen. 

Eine  ausfĂĽhrlichere  Arbeit  ĂĽber  die  beiden  FoIUcuUtes- 
Arten  will  ich,  namentlich  mit  RĂĽcksicht  darauf,  dass 
Zenker' s  Abhandlung  im  „Neuen  Jahrbuch  für  Mineralogie" 
erschienen  ist  und  auch  Dr.  Weber  in  dieser  Zeitschrift 
seine  Cratopleura- Arheit  zur  Kenntniss  gebracht  hat,  an  der- 
selben Stelle  veröffentlichen.  In  dieser  Abhandlung  möchte 
ich  u.  a.  —  falls  ich  Früchte  aus  dem  Cromer-Forest-bed 
zur-  Untersuchung  erhalten  kann  —  die  Mutationen  des 
FollicuUtes  Kaltennordhemiensis  bis  zum  typischen  Folliculites 
carinatus  zur  bildlichen  Darstellung  bringen. 

Herr  NEHRiNG  sprach  ĂĽber  die  Vertheilung  der 
Pflanzenreste  innerhalb  des  diluvialen  Torflagers 
von  Klinge. 

Im  Anschluss  an  die  obigen  Darlegungen  der  Herren 
Prof.  Dr.  F.  Wahnschaffe  und  Dr.  H.  Potonie  erlaube 
ich  mir,  einige  Bemerkungen  ĂĽber  die  Vertheilung  der 
Pflanzenreste  innerhalb  des  diluvialen  Torflagers  der 
ScHULz'schen  Thongrube  bei  Klinge  hinzuzufĂĽgen.^)  Ich 
betone  hierbei,  dass  sich  die  nachfolgenden  Beobachtungen 
ausschliesslich  auf  das  untere  Torflager  der  Schulz- 
schen  Grube  und  auf  den  zugehörigen  .„Lebertorf"  beziehen. 
Soweit  meine  (allerdings  nur  flĂĽchtigen)  Untersuchungen  der 
Torfablagerungen  in  der  neuen  Dominialgrube  und  in  der 
ZwEiG'schen  Grube  reichen,  existiren  zwischen  den  letzteren 
Torfablagerungen  und  dem  erstgenannten  Torflager  gewisse 
Unterschiede,  sowohl  was  den  Erhaltungszustand  der  Pflan- 
zenreste, als  auch  die  Ablagerungsverhältnisse  anbetrifft; 
es  erscheint  mir  nicht  unwichtig,  auf  diesen  Punkt  hinzu- 
weisen. Mag  man  fĂĽr  die  Torfablagerungen  der  neuen 
Dominialgrube  und  der  Zweig' sehen  Grube  etwaige  Beweise 
fĂĽr  Anschwemmung  zahlreicher  Pflanzenreste   aus  weiterer 


*)  Man  vergleiche  meine  bezüglichen  Bemerkungen  im  „Botan. 
Centralblatt",  1892,  No.  30,  und  in  der  „Naturwiss.  Wochenschrift", 
herausg.  v.  Potome,  1892,  Nr.  45. 


Sitzung  vom  20.  Decemler  1892.  213 

Entfernimg  finden;  fĂĽr  das  untere  Torflager  der  Schulz- 
schen  Grube  kann  ich  die  ĂśREDNER'sche  Annahme  einer 
ZusammenschAvemmung  der  Reste  der  HoJzgewächse  aus 
weiter  Entfernung  nicht  als  zutreffend  anerkennen.  Letzteres 
Torflager  ist  eine  primäre,  an  Ort  und  Stelle  entstandene 
Ablagerung,  welche  in  analoger  Weise  wie  ein  gewöhnliches 
Torflager  entstanden  sein  muss.  Diejenigen  GrĂĽnde,  welche 
Credner  gegen  diese  Anschauung  geltend  gemacht  hat, 
lassen  sich  bei  jedem  Torflager,  dessen  P^ntwickelung  schon 
seit  längerer  Zeit  abgeschlossen  ist,  geltend  machen.^) 

NatĂĽrlich  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  dass  im  FrĂĽhjahr 
nach  der  Schneeschmelze  oder  im  Sommer  nach  starken 
Gewitterregen  gewisse  Einschwemmungen  stattgefunden 
haben.  Hierauf  deutet  auch  das  gelegentliche,  doch  seltene 
Vorkommen  von  vereinzelten,  kleinen,  abgerundeten  Kieseln 
innerhalb  der  Torfmasse  hin,  und  so  mögen  auch  manche 
Pflanzenreste  bei  solchen  Gelegenheiten  eingeschwemmt  sein; 
aber  im  Allgemeinen  besteht  die  Torfmasse  aus  den  Resten 
solcher  Pflanzen,  welche  theils  in  dem  torf bildenden  Ge- 
wässer gewachsen  sind,  theils  in  der  Nähe  desselben  ihren 
Standort  gehabt  haben.  Mit  dieser  meiner  Ansicht  stehe 
ich  keineswegs  allein,  sondern  die  Herren  Prof.  A.  Nathorst, 
Dr.  GiTNNAR  AxDERSSON,  Dr.  C.  Weber  stehen  durchaus 
auf  meiner  Seite,  wie  mir  Nathorst  und  Webi:r  auf  Grund 
eigener  Untersuchungen  Yon  Klinger  Torfproben,  welche  ich 
ihnen  zugesandt  hatte,  schriftlich  mitgetheilt  haben  ^),  wäh- 
rend Andersson,  der  um  Pfingsten  mit  mir  die  Gruben  von 


^)  Herr  Prof.  Wah}sSCHAFFE  liat  schon  oben  p.  195  die  Meluzahl 
der  in  Betracht  kommenden  Momente  besprochen;  im  IJebrigen  ver- 
weise ich  auf  meine  Darlegungen  in  unserem  vorigen  Sitzungsberichte. 

^)  Herr  Prof.  A.  G.  Nathorst  schrieb  mir  am  G.  Dezember  d.  J. 
Folgendes:  „Was  Klinge  betriift,  so  meine  ich,  dass  weder  der  Leber- 
torf, noch  ein  Theil  des  ĂĽbrigen  unteren  Torflagers  ein  Schwemm- 
produkt in  Credners  Sinne  sein  kann.  Das  obere  Torflager  scheint 
jedoch  einen  solchen  Ursprung  zu  haben."  Gerade  der  wesentliche 
Unterschied  zwischen  dem  unteren  und  dem  oberen  Torflager  beweist, 
dass  beide  auf  verschiedene  Weise  entstanden  sind.  Herr  Dr.  C.  Weber 
in  Hohenwestedt  wird  demnächst  eine  eigene  Arbeit  über  die  dilu- 
viale Flora  von  Klinge  publiziren. 


214  Gesellschaft  naturforschender  Freunde^  Berlin. 

Klinge  besucht  hat  und  vorgestern  hier  in  Berlin  war,  mir 
mĂĽndlich  seine  volle  Zustimmung  ausgedrĂĽckt  und  mich 
beauftragt  hat,  dieses  hier  in  der  Sitzung  mitzutheilen. 

Besonders  interessant  erscheint  der  Umstand,  dass 
innerhalb  des  unteren  Torflagers  der  ScHULz'schen  Grube 
deutliche  Niveau -Unterschiede  in  der  Vertheilung  der 
Pflanzenarten  vorhanden  sind.  Ich  habe  diese  Unterschiede 
bei  der  Untersuchung  zahlreicher  und  ansehnlicher  Proben 
sowohl  am  Fundorte,  als  auch  hier  in  Berlin  wiederholt 
beobachtet,  so  dass  ich  dieselben  jetzt  als  sicher  konstatirt 
annehmen  darf.  Hiernach  kommt  die  von  mir  als  Faradoxo- 
carpiis  carinatus  bezeichnete  Frucht^),  von  der  ich  bis  jetzt 
ca.  2000  wohlerhaltene  Exemplare  gesammelt  habe,  aus- 
schliesslich in  dem  „Lebertorfe"  (Schicht  7)  und  in  der 
untersten  Partie  des  eigentlichen  Torfes  (Schicht  6)  vor; 
besonders  häutig  ist  sie  in  der  Grenzschicht  zwischen  Leber- 
torf und  eigentlichem  Torf.  In  den  oberen  zwei  Dritteln 
des  eigentlichen  Torflagers  (Schicht  6)  habe  ich  nicht  ein 
einziges  Exemplar  von  Paradoxocarinis  gefunden. 

Die  Cratopleura-^SimQYi  zeigen  eine  andere  Verthei- 
lung; sie  kommen  einerseits  in  dem  Lebertorf  ziemlich 
häufig  vor,  andererseits  und  besonders  in  der  von  mir  als 
,,Cratopleura-T orP'  bezeichneten  Schicht  des  eigentlichen 


^)  Ich  behalte  den  von  mir  vorgeschlagenen  Gattungs-Namen  vor- 
läufig noch  bei;  die  Unterschiede  zwischen  FoUictdites  Kaltennord- 
hemiensis  und  Paradoxocarrus  carinatus  erscheinen  mir  mindestens 
ebenso  bedeutend,  wie  zwischen  den  FrĂĽchten  der  Gattungen  Prunus 
und  Amygdalus.  Dass  zwischen  FoUiculites  und  Parndoxocarpus  eine 
nahe  Verwandtschaft  besteht,  erkenne  ich  vollständig  an,  zumal 
da  ich  durch  die  GĂĽte  der  Herren  Prof  Dames  und  Prof.  Kinkelin 
Gelegenheit  hatte,  Exemplare  des  FoUiculites  KaltennoräJiemiensis  aus 
der  Braunkohle  von  Salzhausen  (Oberhessen)  selbständig  untersuchen 
zu  können ;  aber  ich  glaube,  dass  doch,  so  lange  man  die  zugehörigen 
Pflanzen  noch  nicht  kennt.  Manches  dafĂĽr  spricht,  den  von  mir  vor- 
geschlagenen Namen  fĂĽr  die  geologisch  viel  jĂĽngere  und  auch  in  den 
Formverhältnissen  deutlich  abweichende  Frucht  vorläufig  beizubehalten. 
Ich  erwähne  noch,  dass  bei  FoUictdites  Kalten nordhemiensis  wohl- 
erhaltene Reste  eines  ziemlich  starken  Exocarps  häufig  vorkommen, 
während  ich  unter  ca.  20r)Ü  Exemplaren  des  Paradoxocarpus  cari- 
natus hei  sonst  vorzĂĽglicher  Erhaltung  nur  einige  wenige  gefunden  habe, 
welche  schwache  Reste  eines  dĂĽnnen  Exocarps  erkennen  Hessen. 


Sitzung  vom  20.  JDecember  1892.  215 

Torflagers,  welche  ungefähr  die  Mitte  der  oberen  Hälfte 
des  letzteren  einnimmt.  Dieser  ,,CratopIeuia-Tc)vf'^  hat  eine 
ganz  eigenthĂĽmliche,  im  halbfeuchten  Zustande  weich-filzige, 
krĂĽmelige  Beschaffenheit,  so  dass  ich  ihn  schon  durch  das 
GefĂĽhl  sofort  erkennen  kann.  Auch  seine  Farbe  ist  eigen- 
thĂĽmlich;  frisch  angestochen  sieht  er  rothgelb  aus.  bald 
nachher  färbt  er  sich  dunkelgrün,  später  meist  mattgrünlicli. 
Ich  glaube  nicht  zu  irren,  wenn  ich  diese  besondere  Be- 
schaffenheit der  betr.  Torfschicht  darauf  zurĂĽckfĂĽhre,  dass 
in  ihr  zahlreiche  zersetzte  Reste  von  Blättern,  Stengeln 
u.  s.  Av.  der  Cratopleiira-FĂśRnze  enthalten  sind.  Bemerkens- 
werth  erscheint  noch  der  Umstand,  dass  die  Crato2^Icura- 
Samen  aus  dieser  Schicht,  welche  meist  gruppenweise  bei 
einander  liegen^),  durchschnittlich  grösser  und  kugeliger 
gebaut  sind,  als  diejenigen  aus  dem  „Lebertorf"  (Schicht  7), 
W' eiche  letzteren  durchweg  kleiner  und  länglicher  erscheinen. 
In  den  zwischen  dem  Lebertorf  und  dem  Cratqpleura -Tovf 
gelegenen  Torfschichten  kommen  die  CratoplettraSsimen  nur 
sehr  vereinzelt  vor;  oberhalb  des  Cratqijleura-Torfes  scheinen 
sie  gänzlich  zu  fehlen. 

Die  kleinen,  metallisch -glänzenden,  bisher  unbestimm- 
baren Samen,  welche  bei  einer  kugeligen  Form  an  dein 
einen  Pole  einen  ringwall-ähnlichen  Aufsatz  tragen^),  habe 
ich  bisher  nur  in  der  untersten  Partie  des  eigentlichen 
Torflagers  beobachtet;  hier  kommen  sie  gruppenweise  neben 
einander  vor,  zusammen  mit  Faradoxocarpus.  Die  betr. 
Schicht  des  Torflagers  ist  durch  einen  eigenthĂĽmlichen 
Geruch  ausgezeichnet;  wenn  man  StĂĽcke  derselben  im  halb- 
feuchten Zustande  zerkrümelt,  so  hat  man  in  den  Händen 
ein  ganz  anderes  GefĂĽhl,  als  wenn  man  StĂĽcke  des  Crato- 
pleura-ToiiQ^  zerkrĂĽmelt. 


^)  An  einer  kĂĽrzlich  beobachteten  Stelle  des  Cratopleiira-T ories 
fanden  sich  Hunderte  von  Cratoplevra-9^2imejy  bei  einander,  von  denen 
viele  in  kleine  eckige  StĂĽcke  zertrĂĽmmert  waren.  Hr.  Kayser  hatte  den 
Eindruck,  als  ob  ein  Thier  diese  Samen  zusammengetragen  und  theil- 
weise  zerbissen  hätte. 

-)  Siehe  „Naturwiss.  Wochenschrift",  1892,  Nr.  45,  S.  452, 
11.  Species. 


216  Gesellschaft  naturforschende?'  Freunde,  Berlin. 

Die  Ueberreste  von  Ceratophylhim  suhmersum  und 
C.  demersum  finden  sich  besonders  häufig  in  der  Grenz- 
schicht zwischen  eigentlichem  Torf  und  Lebertorf.  In  einer 
kleinen  Probe  (ca.  100  Gramm  schwer),  welche  Herr  Kayser 
mir  kĂĽrzlich  aus  jener  Grenzschicht  ĂĽbersandte,  fand  ich 
155  FrĂĽchte  von  jenen  beiden  Ceratophyllmn- Alien',  daneben 
noch  folgende  FrĂĽchte  bezw.  Samen:  50  Paradoxocarpus, 
12  Crcdopleura ,  2  Nymphaea,  2  Nuphar^  9  Najas,  14  Po- 
tamogeton,  41  Catpmus\  1  Acer,  1  Tilia  (?).  Ausser  in  jener 
Grenzschicht  kommen  die  Ceratophyllum-Frmhte  noch  in  dem 
Lebertorf  und  in  den  unteren  Partien  des  eigentlichen  Torf- 
lagers vor;  nach  oben  zu  verschwinden  sie.  Dasselbe  kann 
man  von  Najas  marina  und  Potamoyeton  natans  sagen 
nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  die  NĂĽsschen  von  Potamo- 
yeton in  der  thonigen  (tieferen)  Partie  des  Lebertorfes  be- 
sonders häufig  auftreten. 

Die  Reste  von  Acer,  Tilia,  Hex  und  Quercus 
scheinen  auf  den  Lebertorf  und  den  unteren  Theil  des 
eigentlichen  Torfes  beschränkt  zu  sein.  Auch  die  sehr  zahl- 
reichen Früchte  von  Garp)inus  kommen  hier  am  häufigsten 
vor,  finden  sich  aber  auch  noch  aufwärts  bis  zum  Crato- 
pleiira-ToYf  (incl.).  Die  Reste  der  Salix- Arten,  welche 
vorzugsweise  aus  Blättern  bestehen,  kommen  anscheinend 
durch  das  ganze  Torflager  (Schicht  6)  hindurch  vor;  die 
Blätter  beobachtet  man  vorzugsweise  in  gewissen  dünnen 
Zwischenlagen,  wo  Blatt  bei  Blatt  liegt. 

Die  Reste  von  Corylus  avellana  (NĂĽsse)  sind  haupt- 
sächlich in  dem  tieferen  Niveau  gefunden  worden;  doch 
kamen  kürzlich  einige  Nüsse  auch  etwas  höher,  etwa  1  Fuss 
von  der  oberen  Grenze  des  Torflagers,  zum  Vorschein,  und 
zwar  im  gleichen  Niveau  mit  zwei  wohlerhaltenen  Zapfen 
von  Picea  excelsa. 

Die  Reste  von  Betula  alba,  Pinus  silvestris  und 
Picea  excelsa  kommen  schon  im  unteren  Thone  vor  und 
gehen  durch  den  Lebertorf  bis  zur  oberen  Grenze  des  eigent- 
lichen Torfes  hinauf;  nach  oben  zu   scheinen  diese  Bäume 


Sitzung  vom  20.  December  1892.  217 

die  Alleinherrschaft  zu  erlangen^),  während  Acer,  Tilia, 
Hex,  Quercus  hier  völlig  fehlen.  Die  bisher  untersuchten 
Baumstänime  gehörten  theils  zu  Betida  alba  (resp.  odorata), 
theils  zu  Picea  und  Finus. 

Diese  Baumstämme  werden  nach  den  Beobachtung;en 
des  Herrn  Ziegelmeisters  A.  Kayser^),  welcher  bereits  seit 
ca.  12  Jahren  die  ScnuLz'sche  Grube  verwaltet,  meist  auf- 
recht stehend  gefunden,  oft  noch  mit  dem  ganzen  Wurzel- 
w^erk.  Herr  Kayser  schrieb  mir  kĂĽrzlich  ĂĽber  diesen  Punkt, 
dass  eine  Anschwemmung  derselben  in  Credner's  Sinne  nicht 
gut  möglich  sei,  indem  er  hinzufügt:  „Vor  einigen  Wochen 
wurde  wieder  ein  ziemlich  grosser  Stamm  in  dem  unteren 
Torfflötz  aufrechtstehend  gefunden,  dessen  Wurzeln  sich 
nach  allen  Seiten  theilten.  Bedeckt  war  der  Stamm  un- 
gefähr V2  Fuss  mit  dem  filzigen,  zähen  Torfe,  welcher  sich 
im  obersten  Theile  des  unteren  Torfflötzes  findet.  Bemer- 
kenswerth  ist  noch,  dass  an  denjenigen  Stellen,  wo  das 
untere  Torfflötz  sich  am  tiefsten  senkt,  nur  sehr  wenige 
Reste  von  Bäumen  vorkommen;  diese  finden  sich  vielmehr 
hauptsächlich  dort,  wo  sich  das  Flötz  hebt.  Also  ein  zw^eiter 
Beweis,  dass  dieselben  nicht  angeschwemmt  sein  können." 

Ich  fĂĽge  hinzu,  dass  auch  sonst  in  der  horizontalen 
Vertheilung  der  Pflanzenreste  hinsichtlich  der  Häufigkeit 
des  Vorkommens  deutliche  Unterschiede  zu  beobachten 
sind.  Ich  habe  ein  so  grosses  Quantum  des  betr.  Torfes 
von  verschiedenen  Stellen  der  Schulz' sehen  Grube  mit  Aus- 
dauer durchgearbeitet,  dass  meine  Beobachtungen  keine  rein 
zufälligen  sein  können. 

Zur  Ergänzung  des  oben  Gesagten  theile  ich  nach- 
stehend die  protokollarischen  Notizen  mit,  welche  ich  bei 
der    Durchsuchung    zweier    Probesendungen,    welche    Herr 


^)  Wie  schon  oben  erwähnt  wurde,  erhielt  ich  kürzHch  aus  Klinge 
durch  Herrn  Kayser  2  wohlerhaltene  Zapfen  von  Picea  excelsa,  welche 
dicht  unter  der  lockeren,  filzigen  Hypnumschicht  im  oberen  Theile  des 
Torflagers  gefunden  waren. 

')  Vergl.  auch  meine  bezĂĽglichen  Angaben  im  Sitzungsberichte 
unserer  Gesellschaft  v.  15.  Nov.  d.  J.,  pag.  163. 


218-:, 


GesellscJia/t  naturforscliender  Freunde,  Berlin. 


Unteres   Torflager  der   ScHULz'schen   Grube  bei   Klinge. 
No.  I.    Profilprobe  vom  29.  Juni  1892,  |      No.    IT.     Profilprobe    vom    November 
von  oben  nach  unten.  i  1892,  von  oben  nach  unten. 


1.  Thonig-humos,  rothbraun,  10  cm 
mächtig.  Blätter  von  Myriophyllum  sp. 
Wenige  erkennbare  Pflanzenreste. 


1.  Fehlt. 


2.  Lockerer,  zäher,  filziger  Torf,  8  bis 
10  cm.  Yiele  wohlerhaltene  Reste  von 
Hypnum;  wenige  Samen  von  Menyanthes 
trifoUata,  3  FrĂĽchte  von  Carpitius,  einige 
Blätter  von   Vaccinium  oxycoccos. 


S.  Cratoiyleura-T orf,  7—8  cm,  grün- 
lich, weichfilzig,  leicht  zu  zerkrĂĽmeln. 
68  Crat02)kura-^Rmei\,  einige  Carpinus- 
FrĂĽchte,  einige  geflĂĽgelte  R'cea-Samen, 
1  Coniferen-Samen  ohne  FlĂĽgel 


3  a.  iV^?^^:»/iar- Schicht,  .  3  —  4  cm,  mii 
obiger  eng  verbunden:  zahlreiche  Rhizo 
me  und  einige  Samen  von  Nupliar  luteum 


2.  Lockerer,  zäher,  filziger  Torf,  meist 
aus  Hypnum  bestehend.  Darin  einige 
Samen  von  Menyanthes  trifoliatu  und 
zahlreiche  dĂĽnne  Zweige  von  Betula. 

3.  dratople^ira -T  ovi^  grĂĽnlich, 
weichfilzig,  leicht  zu  zerkrĂĽmeln,  12Cra- 
topleura -Samen,  einige  3Ienyanthes- Sa- 
men, ca.  20  Caipimis-FrĂĽchte,  3  Picea- 
Samen  ohne  FlĂĽgel. 


3a.  Nujiha r-Schicht,  enthaltend:  viele 
Rhizome  und  Samen  von  Niqjhar,  einige 
Samen  von  Menyanthes,  einige  FrĂĽchte 
von  Carpinus,  eine  dĂĽnne  Zwischenlage 
von  Hypnum. 


4,  Dichter,  tiefschwarzer  Torf,  12  cm. 
Zunächst  eine  dünne  Lage  von  Sphagnum 
cymbifolium,  dann  ein  plattgedrĂĽckter  Be- 
tula-Zweig,  12  Carpinus-FrĂĽchte,  1  Coni- 
feren-Samen, 2  j.VM/)/i«r-Samen,  endlich 
zahlreiche,    kleine,    unbestimmte  Samen, 


4.  Dichter,  schwarzer,  kohliger  Torf, 
Zunächst  zahlreiche  Zweige  von  B  tula, 
dann  eine  dĂĽnne  Schicht  von  Sphaynum 
cymhifol.,  etwas  tiefer  ganze  Lagen  wohl- 
erhaltener Blätter  von  Salix  aurita  und 
S.  cinerea,  viele  dĂĽnne  Zweige,  darunter 
einer  von  Populus  tremida,  einige  Car- 
pinus-Yvvichie. 


5.  Dichter,  schwarzer,  kohlenähniicher 
Torf,  18  cm.  Blätter  von  Salix,  4  dünne 
Stämme  von  Betida,  6  Carpinus-Yvnchte, 
1  ^cer-Frucht,  1  Ceratophyllum-F  rucht, 
9  FrĂĽchte  von  Paradoxocarpus  carinatus. 


6.  Schieferiger  „Lebertorf",  ca.  20cm. 
27  FrĂĽchte  von  Paradoxocarpus,  14  Sa- 
men von  Cratopleura,  sehr  zahlreiche 
FrĂĽchte  von  Ceratophyllum  und  Potamo- 
geton,  3  Samen  von  Nympluiea,  4  Samen 
von  Nuphar,  3  FrĂĽchte  von  Acer  cam- 
pestre,  1  Steinfrucht  von  Hex,  2  FrĂĽchte 
von  Tilia,  29  von  Carpim-s. 

7.  Thoniger  „Lebertorf ,  ca.  20  cm. 
Sehr  zahlreiche  JS'ĂĽsschen  von  Potamo- 
geton  natans,  2  FrĂĽchte  von  Paradoxo- 
carpus, 4  Samen  von  Cratopleura. 


5.  Dichter,  schwarzer,  kohliger  Torf,  ca. 
30  cm.  Zunächst  eine  dünne  Lage  von 
iS'rtZ/.i;-Blättern,  viele  dünne  Baumzweige, 
einzelne  Crirp/>iW6^-FrĂĽchte,  mehrere  dĂĽnne 
Zwischenlagen  von  Hypnum,  1  Frucht 
von  Paradoxocarpus,  1  Same  von  Crato- 
pleura. —  Einige  Flügeldecken  von  Do- 
nacia,   1    FlĂĽgeldecke    von    Hydrophilus. 


6.  Schieferiger  „Lebertorf",  ca.  15 
bis  20  cm.  6  Paradoxocarpus,  45  Cra- 
topleura, 2  Najas  marina,  5  Ceratophyl- 
lum, einige  Potamogeton,  3  Carpinus. 


7.  Thoniger  „Lebertorf",  ca  20  cm. 
Zahlreiche  NĂĽsschen  von  Potamogeton 
natans,  4  FrĂĽchte  von  Paradoxocarpus, 
6  Samen  von  Cratopleura,  3  FrĂĽchte  vor^ 
Najas  marina. 


Sitzung  vom  .W.  Deceniber  1892.  219 

A.  Kaysek  mir  als  Profilprobeii  von  zwei  verschiedenen 
Stellen  des  Torflagers  zugehen  Hess,  niedergeschrieben 
habe.  Ich  bemerke  dabei,  dass  die  erste  Profilprobe  von 
einer  Stelle  stammt,  wo  das  Torflager  etwas  weniger  mäch- 
tig ist,  als  dort,  wo  die  zweite  Probe  weggestochen  wurde; 
bei  letzterer  fehlte  die  oberste  Partie,  d.  h.  sie  war  schon 
bei  dem  Grubenbetriebe  abgegraben  worden. 

Wer  sich  die  MĂĽhe  giebt,  die  obige  tabellarische  Ueber- 
sicht  der  beiden  Profilproben  näher  zu  studiren,  wird  leicht 
erl<:ennen,  dass  gewisse  Veränderungen  der  Flora  von  unten 
nach  oben  während  der  Bildung  des  Torflagers  stattgefun- 
den haben.  NatĂĽrlich  mĂĽssen  meine  sonstigen  Funde  und 
Beobachtungen,  welche  ich  seit  Herbst  1891  in  der  Schulz- 
schen  Grube  gemacht  und  meist  auch  publicirt  habe,  mit 
den  Resultaten  der  obigen  Profilproben-Untersuchung  kom- 
biniert werden.  Hiernach  darf  ich  annehmen,  dass  sowohl 
die  Wasserpflanzen,  als  auch  die  in  der  Nähe  des  Was- 
sers wachsenden  Holzgewächse  während  des  Zeitraumes,  in 
welchem  das  Torflager  sich  bildete,  einen  gewissen  Wechsel 
der  herrschenden  Arten,  erfahren  haben;  und  zwar  scheint 
sich  nach  oben  zu  der  Einfluss  eines  kälter  wer- 
denden Klimas  anzudeuten,  womit  das  Vorkommen  von 
Resten  der  nordischen  Zwergbirke  (Betida  nanu)  in  dem 
oberen  Thone  der  Schulz' sehen  Grube  harmoniert. 

Ich  kann  bei  Erwägung  aller  in  Betracht  kommenden 
Umstände  nicht  umhin,  von  Neuem  mich  für  ein  inter- 
glaciales  Alter  des  unteren  Torflagers  der  Schulz- 
schen  Thougrube  auszusprechen.  HierfĂĽr  spricht  auch  der 
Fund  eines  EJiinoceros -Rumerus,  w^elcher  kĂĽrzlich  in 
dem  oberen  Theile  jenes  Torflagers  (dicht  über  der  zähen, 
filzigen  Hi/pniĂĽii-Schicht)  gemacht  wurde.  Dieser  Knochen, 
welcher  gleich  nach  der  Auffindung  mir  zugegangen  ist.  er- 
scheint noch  dadurch  interessant,  dass  er  an  den  Gelenk- 
theilen  durch  ein  grösseres  Raubthier  (wahrscheinlich  Wolf) 
angefressen  war.  ehe  er  in  den  Torf  eingebettet  wurde;  der 
Knochen  muss  zu  jener  Zeit  noch  frisch  gewesen  sein. 
Von  Spm'en  eines  Transportes  im  fliessenden  Wasser   ist 


220  Gesellschaft  7uitwfoi-sc7iender  Freunde,  Berlin. 

an  dem  Knochen  nichts  zu  sehen.  Nach  den  Beobachtungen, 
welche  Dames  ĂĽber  das  Vorkommen  von  Rhinoccros -Resten 
bei  Rixdorf  gemacht  hat.  darf  man  das  Vorkommen  eines 
Bhinoceros-Kumerus  in  dem  unteren  Torfe  von  Klinge  zu 
Gunsten  des  interglacialen  Alters  dieses  Torfes  anfahren, 
wenngleich  die  betr.  Species  noch  unbekannt  ist. 

Herr  fVlATSCKiE  sprach  ĂĽber  einige  Neuerwerbungen 
des  Berliner  Zoologischen  Gartens. 

Der  Thierbestand  der  von  Herrn  Direktor  Heck  ver- 
walteten Sammlung  ist  in  der  letzten  Zeit  um  eine  Anzahl 
sehr  interessanter  Arten  vermehrt  worden.  Aus  dem  deut- 
schen Schutzgebiete  von  Ost  -  Afrika  erhielt  der  Garten 
Cerco2nthecus  rufoviridis  Js.  Geoffr.,  Ccrcopithecus  erythrarchus 
Ptrs.,  Felix  leo  L.  9  juv,  Crossarchus  niiingo  GxM.,  Melli- 
vora  leuconota  Sclat.  und  Potamochoenis  africanus  (Schreb.), 
von  Korea  ürsus  tlähetanus  Cuv.  und  Felis  microtis  A.  M. — E., 
von  Japan  ĂĽrsus  japonicus  Schleg.  juv,  JJrsus  heringianus 
MiDD.  und  Sus  leucomystax  Schleg.  Ferner  wurden  Grypto- 
procta  ferox  Benn.,  Ga^ella  arahica  Lcht.,  Tragelaphus  gmtus 
Sclat.  9  und  Felis  viverrina  Benx.  erworben.  Ein  Exem- 
plar von  Felis  affinis  Gray,  welches  kurze  Zeit  im  Garten 
lebte,  brachte  den  Bew^eis,  dass  die  vorderindische  Form  des 
Sumpf luchses  von  der  in  Nord-Afrika  lebenden,  von  Brax^dt 
ds  F,  rü2)peUi  abgetrennten  sich  in  ähnlicher  W^eise  unter- 
scheidet, wie  der  indische  Caracal  vom  nordafrikanischen. 
Felis  affinis  Gray  ist  schlanker  als  das  im  Zoologischen 
Garten  seit  längerer  Zeit  lebende  Exemplar  von  F.  rüppelli 
Brandt,  hat  einen  etwas  längeren  Schwanz,  entbehrt  des 
schwarzen  Streifens  zwischen  dem  Auge  und  der  Nase, 
welcher  bei  rĂĽppelli  charakteristisch  hervortritt,  und  besitzt 
eine  weisse,  nicht  gelbliche  Oberlippe.  —  Eine  Vergleichung 
der  beiden  im  Garten  lebenden  Puma's,  eines  rothgelben 
Weibchens  und  eines  silbergrauen  Männchens,  macht  es 
mir  unmöglich,  den  von  Elliot  (A  monographe  of  the 
Felidae  1883)  und  True  (Rep.  U.  S.  Nat.  1888/89  p.  591 
bis  608)    geäusserten    Ansichten    beizustimmen.     Während 


Sitzung  vom  20.  Decemler  1892.  221 

Elliot,  ebenso  wie  Baiku.  behauptete,  dass  das  Sommei'- 
kleid  ins  Köthliche,  das  Winterkleid  in  einen  grauen  Ton 
spiele,  vermuthet  Tkue,  dass  der  Puma  individuell  stark 
variire.  Die  Berliner  Exemplare  zeichnen  sich  im  Körper- 
bau duix-h  grosse  Verschiedenheiten  aus.  Der  rothe  Puma 
hat  einen  sehr  kleinen  Kopf,  welcher  zu  dem  langgestreckten 
Körper  in  erheblichem  Missverhältnisse  steht,  und  die  Hinter- 
beine des  Thieres  sind  länger  als  die  vorderen.  Dagegen 
hat  der  graue  Puma  mehr  die  Gestalt  einer  Löwin;  der 
starke  Kopf  sitzt  auf  einem  gedrungenen,  nicht  ĂĽberbauten 
Körper,  die  Füsse  erscheinen  niedriger  als  bei  der  röth- 
lichen  Form,  das  ganze  Thier  viel  kräftiger  und  grösser. 
Der  rothe  Puma  hat  das  Schwanzende  sehr  dunkel  gefärbt, 
der  silbergraue  Pimia  einen  bis  zum  Ende  ziemlich  gleich 
gefärbten  Schwanz.  Beide  haben  die  Färbung  seit  Monaten 
nicht  geändert.  Es  wäre  möglich,  dass  die  Individuen  dieser 
Art  in  einer  und  derselben  Gegend  sehr  verschiedene  Fär- 
bung und  Gestalt  zeigten  oder  dass  Männchen  und  Weibchen 
sich  hierin  bedeutend  unterschieden.  Burmeister  (Syst, 
Uebers.  d.  Thiere  Brasiliens  p.  89)  erwähnt  allerdings,  dass 
es  auch  graue  gäbe  neben  röthlichen;  derselbe  hat  jedoch 
nur  ein  Fell  eines  bei  Neu-Freiburg  frisch  erlegten  Thieres 
untersuchen  können,  im  übrigen  nur  Felle  gesehen,  welche 
im  Handelsverkehr  aus  weit  entfernten  Gegenden  gekommen 
sein  können.  Max  Prinz  zu  Wied  (Beitr.  z.  Naturg.  von 
Brasilien  p.  359 — 360)  hat  am  Rio  Doce  und  Mucuri  nur 
fahl  röthlichbraune  Puma"s  mit  kleinem,  kurzem  Kopfe  ge- 
sehen. Rencjer  (Naturgesch.  d.  Säugetliiere  von  Paraguay 
p.  181  ff.)  spricht  von  gelbrothen  Puma's,  welche  die  Creolen 
„Yagua  pyta  =:  rother  Hund  '  nennen,  betont,  dass  zwischen 
Männchen  und  Weibchen  kein  Unterschied  in  der  Färbung 
sei  und  hebt  hervor,  dass  die  hintere  Körperhälfte  merk- 
lich höher  stehe  als  die  vordere  und  dass  der  Kopf  un- 
verhältnissmässig  klein  sei.  Azara  (Essai  sur  l'Hist.  Nat. 
des  Quadrumanes  de  la  Prov.  du  Paraguay  I.  p.  141)  nennt 
die  Farbe  „roussätre",  von  Tschudi  (Fauna  Peruana  p.  125) 
röthlich-gelb.  Nirgends  findet  man  Angaben  über  sicher 
nachgewiesenes  Vorkommen  der  grauen,   dickköpfigen  und 

lOt 


222  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

grossen  Form  nördlich  Yom  25.  Grad.  Wohl  aber  erwähnt 
Hensel  (Beitr.  z.  Kenntn.  d.  Säugethiere  Süd -Brasiliens 
p.  69),  dass  die  Puma's  der  Waldregion  von  Rio  Grande 
do  Siü  viel  schwächer  sind  als  die  chilenischen,  und 
W.  H.  Hudson  (The  Naturalist  in  La  Plata  p.  31  ff.) 
macht  die  gleiche  Bemerkung  gegenĂĽber  den  sĂĽdlichen 
Puma's,  welche  häufig  die  Pferdeheerden  decimiren.  Die 
Berliner  Zoologische  Sammlung  besitzt  Schädel  von  drei 
Felis  puma  Mol.  cT  cT  und  einen  weihlichen  Schädel  aus 
Chile,  z.  T.  von  Segeth  gesammelt,  z.  T.  von  Händlern 
erw^orben;  dieselben  unterscheiden  sich  von  sĂĽdbrasilianischen 
und  texanischen  Exemplaren  in  der  Grösse  auffallend,  so 
dass  der  weibliche  Schädel  von  Chile  kaum  kleiner  ist  als 
die  männlichen  Schädel  von  Süd- Brasilien.  Es  ist  sehr 
wahrscheinlich,  dass  sich  der  silbergraue  Puma  als  sĂĽdliche 
Form  des  gelbrothen  herausstellen  wird;  sein  Verbreitungs- 
gebiet wĂĽrde  sich  mit  demjenigen  von  Canis  magellanicus 
Gray;  Cervus  chilensis  Gervais  und  Eliea  darwini  Gould 
decken  und  Patagonien,  SĂĽd-Chile  und  das  sĂĽdliche  Argen- 
tinien umfassen.  Der  rothe  Puma  ist  in  der  Sammlung  des 
Kgl.  Museums  fĂĽr  Naturkunde  von  San  Paulo  in  Brasilien, 
Mexiko  und  Texas  vertreten.  Eine  graue  Form  dĂĽrfte  nach 
älteren  Angaben  sich  auch  im  nordwestlichen  Nord- Amerika 
finden;  neuerdings  hat  Hr.  Direktor  Dr.  Heck  im  Zelt  des  be- 
kannten Buffalo  Bill  das  Fell  eines  Puma  gesehen,  welches 
aus  Nord-Amerika  stammen  soll.  Dasselbe  hatte  eine  hell- 
graue Farbe. 

Vor  der  Hand  wird  es  praktisch  sein,  den  rothen  Puma 
als  Felis  concolor  L.  von  dem  grauen  Puma,  Felis  puma 
Mol.  zu  trennen.  Sobald  die  nordamerikanische  Form  des 
grauen  Puma  wissenschaftlich  untersucht  sein  wird,  dĂĽrfte 
es  sich  herausstellen,  dass  dieselbe  der  patagonischen  Form 
näher  verwandt  ist  als  derjenigen  der  zwischen  den  Gebieten 
beider  liegenden  Gegenden,  dass  sie  aber  in  Färbung  und 
Gestalt  Verschiedenheiten  vom  grauen  Puma  SĂĽd-Amerikas 
aufweist.  Wir  haben  ähnliche  Verhältnisse  bei  afrikani- 
schen Säugethieren:  Der  Berberlöwe  steht  dem  Caplöwen 
näher    als    dem  Sudanlöw^en,    die  Ginsterkatze  von  Nord- 


Sitzung  vom  20.  Becemler  1892.  22.3. 

Afrika  ist  derjenigen  des  Caplandes  viel  näher  verwandt 
als  derjenigen  von  Deutsch -Ost -Afrika,  der  Pavian  des 
abessinischen  Hochlandes  unterscheidet  sich  leicht  von  dem 
Sambese-Pavian,  ist  aber  dem  südafrikanischen  Bärenpavian 
sehr  ähnlich;  die  Kuhantilope  des  Central -Sudans  gleicht 
im  Gehörn  dem  echten  Hartebeest  des  Caplandes,  während 
die  Savannen  der  Gegenden  zwischen  Sambese  und  Victoria 
Niansa  Formen  zeigen,  die  ganz  anders  gestaltete  Gehörne 
tragen.    Diese  Beispiele  Hessen  sich  leicht  noch  vermehren. 

Herr  Matschie  sprach  hierauf  ĂĽber  die  Verbreitung 
einiger  Säugethiere  in  Afrika. 

Frederick  W.  TrĂĽe  hat  eine  sehr  wichtige  Zusammen- 
stellung ostafrikanischer  Säugethiere  gegeben  in  „An  an- 
notated  catalogue  of  the  mammals  collected  by  Dr.  W.  L. 
Abbott  in  the  Kilima-Njaro  Region,  East-Africa.  Proc. 
U.  S.  Nat.  Mus.,  XV,  pag.  445—480.  Washington,  1892. 
Trotzdem  der  Verfasser  fast  ausschliesslich  auf  die  vor- 
handene Litteratur  bei  der  Bestimmung  der  AĂźBOTT'schen 
Sammlungen  angewiesen  war  und  nur  in  sehr  geringem 
Grade  Vergleichsmaterial  zur  Hand  hatte,  ist  die  Determi- 
nation der  einzelnen  Arten  bis  auf  diejenige  weniger  Species 
als  richtig  anzuerkennen.  Es  sei  mir  gestattet,  in  einigen 
Punkten  den  Ansichten  des  Herrn  True  zu  widersprechen. 
In  der  Einleitung  zu  seiner  Aufzählung  sagt  er:  „In  North 
America  individual  Variation  seems  far  less  extensive  than 
in  Africa,  while  geographical  Variation  appears  to  be  more 
extensive  and  constant.  In  Dr.  Abbott' s  collection  great 
individual  Variation  is  especiaUy  apparent  in  the  genera 
Galago,  Genetta  and  Canis,  It  is  true  that  the  species  of 
the  last-named  genus  every  where  present  much  individual 
Variation ,  but  in  North  America  its  chief  variations  appear 
to  be  geographical  in  character."  Ich  möchte  darauf  auf- 
merksam machen,  dass  in  Nord-Amerika  Luchs.  Eichhörn- 
chen und  Hase  in  sehr  verschiedenen  Kleidern  aus  den- 
selben Gegenden  gesammelt  werden,  dass  diese  Kleider 
zum  grössten  Theile  nach  der  Jahreszeit  verschieden  sind, 
dass  aber  auch  Männchen  und  Weibchen  in  der  Färbung 

lot* 


224  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

sich  iintersclieiden  lassen.  Herr  Abbott  ist  im  März,  Juli 
und  Dezember  am  Kilimandscharo  gewesen,  die  beiden 
Canis  mesomelas  Schreb.  können  sehr  wohl  verschiedene 
Alters-,  Geschlechts-  oder  Jahreszeitkleider  darstellen,  und 
derselbe  Fall  liegt  bei  den  Ginsterkatzen  vor.  Anders  ist 
es  wohl  mit  Galago  crassicaudaUis  (Blainv.).  Abbott  hat 
ein  russbraunes  Exemplar  mit  dunklem  Schwanz  und  zwei 
graue  Thiere  mit  gelblich-weisser  Schwanzspitze  gesammelt; 
das  erstere  ist  286  mm  lang  ohne  den  Schwanz,  w^elcher 
305  mm  misst,  ein  graues  Exemplar  hat  Kopf  -h  Körper 
297  mm,  Schwanz  345  mm.  Das  braune  Exemplar  stimmt 
mit  mehreren  StĂĽcken  ĂĽberein,  welche  wir  von  Aruscha 
haben,  die  gi-auen  mit  solchen  von  Taita  und  Mombas. 
Ersteres  ist  Galago  crassicaudaUis  (Blainv.),  allenthalben 
gemein  an  der  KĂĽste  bis  zum  Pangani  und  von  Fischer 
am  Maeru-Berg  gesammelt;  die  graue,  grössere  Form  mit 
heller  Schwanzspitze  ist  Galago  lasiotis  Ptrs.,  die  ersetzende 
Form  nördlich  vom  Pangani.  Dass  Dr.  Abbott  beide  in 
Taveta  am  Kilimandscharo  erhalten  hat,  beweist  nur,  dass 
dort  die  Grenze  zwischen  den  Verbreitungsgebieten  beider 
Formen  verläuft,  so  lange  nicht  nachgewiesen  wird,  dass 
Galago  lasiotis  südlich  und  G.  crassicandatus  nördlich  vom 
Pangani  gefunden  wird.  Ferner  glaubt  Herr  True,  dass 
durch  die  Abbott" sehen  Sammlimgen  die  Nordgrenze  der 
bekannten  Verbreitung  von  Mellivora  capensis,  Canis  meso- 
mehs,  Otocyon  megalotis,  Eliomys  murimis  nach  Norden  vor- 
geschoben wäre.  Hierauf  möchte  ich  daran  erinnern,  dass 
Mellivora  capensis  im  Mensa  -  Gebirge  von  Abessinien  als 
„Abu  Keem"  sehr  bekannt  ist  (Breiim.  Habesch,  p.  128), 
in  Keren  und  Gondar  (Heugl.  ,  Abess. ,  p.  99  u.  216)  vor- 
kommt, als  „Abu  Keb"  von  Marno  (Reis.  i.  d.  Egypt. 
Aequatorialprovinz,  1878,  p.  199)  vom  Gebel  Kordofan  er- 
wähnt wird,  von  Schweinfurth  (Im  Herzen  von  Afrika,  I.  380) 
bei  Ssabbi  unter  6 MO'  n.  Br.  und  28*  55'  ö.  L.  gefunden 
und  \on  Hildebrandt  (Monatsber.  Kgl.  Ak.  Berlin,  1878, 
p.  199)  in  Taita  gesammelt  worden  ist.  Hartmann  (Geogr. 
Verbr.  d.  Säug.,  pag.  237)  führt  als  Vaterland  des  „Abu- 
Kemm"    die  Bajuda- Steppe    sĂĽdlich  vom    17*  n.  Br. .    die 


Sitzung  vom  20.  Decemher  1892.  225 

Busclnvälder  von  Kordofau,  Sennar,  Qalabat  und  x4bessinieu 
auf  und  Heuglin  nennt  (Reise  in  N.O.Afrika,  II,  p.  38) 
Anseba  und  Mensa  als  Heimath  dieses  Thieres.  Die  nörd- 
liche Form  des  Honigdachses  ist  als  Mellivora  leuconota 
ScLAT.  (P.  Z.  S.  London,  1867,  p.  98,  pl.  VIII)  zu  bezeich- 
nen, welche  sich  von  M.  capensis  dadurch  unterscheidet, 
dass  der  Oberkoi)f  ganz  weiss,  der  RĂĽcken  nur  sehr  wenig 
mit  schwarzen  Haaren  durchsetzt  ist,  während  die  Capform 
eine  viel  dunklere  Oberseite  zeigt.  Inwiefern  die  M.  leu- 
conota ScLAT.  von  der  indischen  3IeUivora  sich  unterscheidet, 
vermag  ich  ohne  Vergleichsmaterial  nicht  zu  bestimmen. 
Canis  mesomelas  hat  Hildebkaxdt  in  Taita  gesammelt,  also 
nördlich  vom  Kilimandscharo.  Otocyon  meyalotis  erwähnt 
Speke  (Journal,  p.  64)  von  Khoko  in  Ugogo,  nicht  sehr 
weit  sĂĽdlich  vom  Kilimandscharo  und  Eliomys  murinus 
nennt  Heuglin  (Syst.  Uebers. ,  p.  569)  fĂĽr  Abessinien, 
Reuvens  (Die  Myoxidae,  p.  43)  bereits  fĂĽr  den  Kilinaa- 
ndscharo. 

True  weist  nach,  dass  Colobus  caudatus  Thos.  eine 
von  C.  guereza  RĂĽpp.  verschiedene  Art  darstelle,  dass  am 
Kilimandscharo  nur  caudatus  vorkomme  mit  einem  von  der 
Wurzel  an  durch  lauge  weisse  Haare  bedeckten  Schwänze. 
Thomas  hatte  (P.  Z.  S.  London.  1885,  p.  219)  darauf  hin- 
gewiesen, dass  die  Bewohner  jener  Gegenden  beide  Formen 
unterscheiden  und  dass  sein  caudatus  auf  das  Gebiet  des 
Kilimandscharo  beschränkt  sei.  Es  ist  aber,  wie  er  auch 
vermuthet,  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  Massai,  welche 
bis  in  das  Gebiet  der  Galla  ziehen,  Felle  des  echten 
C.  guerem  vom  Norden  eintauschen.  Ferner  wird  das  Ver- 
breitungsgebiet von  C.  caudatus  sich  nach  dem  Victoria-See 
hin  ausbreiten,  da  Johnston  ihn  von  Useri.  den  Urambani- 
Bergen  und  von  Kisongo.  Burton  (The  Lake  Region,  I, 
p.  15)  von  Uniamwesi,  Pagenstecher  (Jahrb.  Hamb.  Anst., 
1885,  p.  32)  von  Gross -Aruscha  erwähnt.  Von  den  Arten 
der  Gattung  Colobus,  welche  ausser  der  schwarzen  und 
weissen  Farbe  keine  andere  in  ihrer  Behaarung  tragen, 
scheint  eine  jede  ein  besonderes  Gebiet  zu  bewohnen.  Wir 
kennen  bis  jetzt  8  Arten  dieser  Gruppe,  deren  Verbreitung 


226  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

im  Osten  von  14"  n.  Br.  bis  5"  s.  Br. ,  im  Westen  von 
10 '^  n.  Br.  bis  5"  s.  Br.  sich  erstreckt.  Bochebrune  (Faune 
de  la  Senegambie,  Suppl.  1886/87)  fĂĽhrt  zwar  4  dieser 
Arten  fĂĽr  Senegambien  auf,  darunter  befindet  sich  jedoch 
die  Form,  welche  in  Sierra  Leone  nachgewiesen  ist.  deren 
Verbreitung  sich  also  vielleicht  bis  zum  Gambia  erstrecken 
könnte,  nicht.  Dagegen  soll  dort  sowohl  G.  satanas,  bisher 
nur  sĂĽdlich  von  Kamerun  bekannt,  (7.  caudatus,  nur  von  Ost- 
Afrika  nachgewiesen,  und  C.  guerem  aus  Abessinien  vor- 
kommen. Eine  Bestätigung  dieser  Behauptungen  dürfte 
lange  auf  sich  warten  lassen;  vielmehr  muss  man  an- 
nehmen, dass  Felle  dieser  Arten  auf  dem  Handelswege 
nach  Senegambien  gelangt  sind.  Die  Kenntniss  der  geo- 
graphischen Verbreitung  vieler  afrikanischer  Aifen  wird 
dadurch  ungemein  erschwert,  dass  die  Thiere  lebend  oder 
zu  Fellen  verarbeitet  weithin  verhandelt  werden.  Die 
Congo- Neger  tragen  MĂĽtzen  von  C.  occidentalis  und  C.  sa- 
tanas,  die  Abessinier  ĂĽberziehen  ihre  Schilde  mit  Colobus- 
Fellen,  die  Massai  benutzen  dieselben  zu  Mänteln,  die 
Neger  der  Goldküste  umhüllen  die  Flintenschlösser  mit 
FellstĂĽcken  von  C.  vellerosus,  die  Wanyoro  verzieren  mit 
dem  Fell  Guitarren,  Pauken  und  Lanzenblattscheiden ,  die 
Neger  vom  Mwutan-Nzige  besetzen  ihre  Fellkleidung  damit 
und  die  Berta  und  Gumuz  putzen  mit  dem  RĂĽckenbehang 
ihre  geflochtene  Kopfbedeckung  aus.  So  war  es  möglich, 
dass  ScLATER  (P.  Z.  S.  1860,  p.  245)  einen  Colohus  ango- 
lensis  beschrieb,  der  nach  Barboza  du  Bocage  (lorn.  Scienc. 
Math.  Phys.  Nat.  Lisboa,  1889,  p.  10)  bisher  in  Angola 
noch  nicht  erlegt  worden,  und  dessen  Vaterland  heute 
noch  nachzuweisen  ist.  4  Exemplare  dieser  Art  sind  be- 
kannt geworden,  deren  eines  Mo^'TEIRO  in  Bembe,  deren 
zweites  Capello  und  Ivens  in  Catanga,  deren  drittes 
Ramado  Curto  in  Cassange,  deren  viertes  Sharpe  im 
Konde  -  Gebirge  nordöstlich  vom  Niassa-See  kauften.  Viel- 
leicht giebt  eine  Bemerkung  FRANgois'  (Erforschung  des 
Tschuapa  und  Lulongo.  p.  82)  einen  Hinweis  auf  das  wahre 
Vaterland  dieser  Art;  derselbe  bemerkt,  dass  er  am  Lu- 
longo unter  dem  Aequator  schwarze,  langgeschwänzte  Affen 


Sitzung  vom  20.  December  1892.  227 

mit  weisser  Halskrause  in  Baumkronen  gesehen  hat.  Diese 
Bemerkung  kann  sich  nur  entweder  auf  C.  palliatus  Ptrs., 
der  aber  am  Pangani  lebt,  oder  auf  C.  angolensis  Sclat. 
beziehen.  —  Südlich  vom  Lulongo  am  oberen  Congo  bei 
Noki  wurde  C,  occidentalis  Rchbr.  entdeckt,  dessen  Ver- 
breitung im  Westen  bis  Q^  n.  Br.  und  12"  ö.  L.,  nach  Osten 
bis  zum  Seeugebiet  sich  ausdehnt.  Die  Sammlung  des 
Kgl.  Museums  fĂĽr  Naturkunde  zu  Berlin  hat  das  Fell  eines 
Exemplars,  welches  zwischen  Banjo  und  Tibati  von  Herrn 
Premier-Lieutenant  Morgen  gesammelt  wurde.  Die  Art 
soll  im  Hinterlande  von  Kamerun  bis  Adamaua  hin  auf 
allen  BergzĂĽgen  nicht  selten  sein.  Brazza  fand  diese  Art 
nach  GiGLioLi  (Ann.  Mus.  Civico  Genova  Sa.  2a,  Vol.  VI 
(XXVI),  1888,  pag.  7)  am  Oberlauf  des  Ogowe,  wie  aus 
den  von  Giglioli  angegebenen  Maassen  (cauda  820,  davon 
270  auf  die  Quaste)  sich  ergiebt.  Emin  sammelte  ein 
jĂĽngeres  Thier  bei  Nambiri  im  Sandeh-Land  (P.Z.S.  1890, 
p.  5)  und  erwähnt  die  Art  vielfach  in  seinen  Briefen  vom 
Central-Sudan.  Petherick  (Travels  in  Central  Africa,  I, 
p.  297)  bildet  ein  Exemplar  von  Wago  am  Ayi  unter  4,4'' 
n.  Br.  und  28  "^  ö.  L.  ab  und  Schweinfürth  (Im  Herzen 
von  Afrika,  I.  p.  519.  527.  552,  IL  p.  200)  fand  C.  occi- 
dentalis bei  Ndupo,  Rikkete  (4,7 '^  n.  Br.,  28,30 '^  ö.  L.),  am 
Ufer  des  Diagbe  bei  Uando  (4,4 "^  n.  Br.,  28,3«  ö.  L.)  in 
erstaunlicher  Menge.  Die  nördlichste  Fundstelle  von  G. 
occidentalis  am  Nil  dürfte  Fadibek  unter  3«  40'  n.  Br.  sein, 
woher  Emin  (Emin  Pascha,  1888,  p.  99)  Felle  erhielt,  sowie 
das  vorher  genannte  Wago  unter  4,4^  n.  Br.;  nach  Osten 
bildet  Uuyoro  und  Ussoga  (Emin  Pascha,  p.  119)  die  Grenze. 
Der  Colobus  guerem  Rtjpp.  findet  sich  zwischen  1 1  ^  und 
14"  n.  Br..  36.5 ^md  38«  o.  L.  nach  Heuglin  (Abess.,  p.  232) 
in  Wohini.  Ermtschoho,  Qola  Wogara,  Wolkait,  Tagadeh, 
Godsam,  Schoa,  ferner  in  Tschelga,  Savago  und  Berri- 
Lande  (Heuglin.  Syst.  Uebers..  p.  539);  auch  Giglioli  hat 
ihn  (1.  c.  p.  7)  von  Schoa.  SĂĽdlich  vom  Victoria  Niansa  bis 
zum  Kilimandscharo  findet  sich  C.  caudatus  Thos.  und  im 
Pangani-Thale  C.  palliatus  Ptrs.  —  Auf  der  Westküste  von 
Afrika  tst  C.  ursinus  Ogilb.  von  Sierra  Leone  und  Liberia, 


228  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

längst  bekannt,  seine  Verbreitung  nach  Osten  erstreckt  sich 
bis  Sinoe  (BĂĽttikofer.  Not.  Leyd.  Mus.,  X,  pag.  6),  C. 
vellerosus  Js.  Geoffk.  findet  sich  an  der  GoldkĂĽste  (Pel, 
Nagtglas),  im  Togo-Gebiet  (Dipougo  bei  Bismarckburg  unter 
0,30"  n.  Br.  und  8,20^  ö.  L.  [Kling.,  Mitth.  Deutsch. 
Schutzgeb.,  1890,  p.  48]),  am  Mungo  in  Kamerun  (Peters, 
Mon.  Ak.  BerL,  1876,  p.  471).  Weiter  sĂĽdlich  am  Unter- 
lauf des  Ogowe  lebt  C.  satanas  "Waterh.  —  Diese  Colobus- 
Arten  lassen  sich  äusserlich  leicht  unterscheiden.  Einen 
weissen  Schwanz  haben  G.  vellerosus  und  ursinus,  einen 
schwarzen  Schwanz  C.  satanas,  die  ĂĽbrigen  einen  schwarzen 
Schwanz  mit  mehr  oder  weniger  weit  ausgedehnter  weisser 
Endquaste.  C.  vellerosus  hat  die  Aussenseite  der  Ober- 
schenkel grau,  C.  ursinus  die  Halsgegend  weissgrau.  Nur 
die  Schultermähne,  nicht  die  Rückenmähne  weiss  haben 
C.  palUatus  und  angolensis,  welche  sich  dadurch  unter- 
scheiden. didiSQ  palliatus  die  Oberbrust  grau,  angolensis  die- 
selbe schwarz  hat.  C.  guerem,  occidentalis  und  caudatus 
haben  eine  weisse  Schulter-  und  Rückenmähne.  Bei  oecl- 
dentalis  ist  der  Schwanz  bis  zur  Endquaste  schwarz  ohne 
eingemischte  kurze,  w^eisse  Haare,  bei  guerem  schwarz,  aber 
mit  vielen  kurzen,  weissen  Haaren  gesprenkelt,  bei  cau- 
datus erstreckt  sich  die  weisse,  langhaarige  Endquaste  bis 
nahe  zur  Schwauzwurzel.  C.  satanas  ist  ganz  schwarz,  alle 
anderen  haben  Stirnbinde.  Wangen.  Kinn  und  Kehle  weiss. 
Cercopithecus  sahaeus  True.  1.  c.  pag.  449,  hat  „dusky 
tail  at  the  end";  dieses  beweist,  dass  der  grĂĽne  Affe, 
welchen  True  vor  sich  gehabt  hat,  nicht  der  Art  C.  sahaeus, 
sondern  entweder  pygerytlirtis  F.  Cuv.  oder  lalandei  Geoffk. 
oder  rufoviridis  Geoffr.  angehört.  C.  pygerythrus  ist  ein 
Bewohner  des  Caplandes,  Mandel  lebt  in  Caffraria,  rufo- 
viridis weiter  nördlich.  Unsere  Sammlung  besitzt  C.  rufo- 
viridis von  Taita  und  Mossambik,  da  das  von  Peters  ge- 
sammelte, als  ^j?/^er2/^/?.rw5  bestimmte  StĂĽck  ein  junges  Thier 
von  rufoviridis  ist.  Sclater  hat  diese  ^rt  von  der  Sam- 
bese -MĂĽndung  erhalten  (P.  Z.  S.  1860,  pag.  421).  Nach 
Fischer' s  bisher  unveröffentlichten  Notizen  ist  C.  rufoviridis 
auf  Mombasa  häufig  in  den  Mangobäumen,   von  denen  aus 


Sitzung  vom  .QO.  Becemher  1892.  229 

sie  die  Getreidefelder  heimsuchen.  Auch  vou  Barawa  er- 
hielt ihn  dieser  Reisende.  Eä  wird  also  wohl  diese  Art 
am  Kilimandscharo  vorkommen. 

In  der  TRUE'schen  Liste  wird  ferner  nach  den  Mit- 
theilungen Willoughby's  neben  Hyacna  crocuta  Zimm.  auch 
Hyaena  striata  Zimm.  aufgeführt.  Es  wäre  dies  ein  sehr 
merkwĂĽrdiges  Vorkommen,  da  //.  striata  nach  den  mir  be- 
kannten Notizen  den  17^  n.  Br.  nach  SĂĽden  wohl  kaum 
ĂĽberschreitet.  Bei  Cassala  kommt  nach  Marko  (Zoolog. 
Garten  1868,  p.  172)  auf  13  crocuta  noch  eine  striata.  Während 
striata  nach  Heuglin  (Reise  nach  Abessinien  p.  73,  99,  235) 
bei  Massaua,  Keren  und  in  der  Samhara  neben  crocuta  sich 
noch  findet,  erscheint  vom  16^  an  in  Gondar  und  Abena 
(HEUGLI^'  1.  c.  p.  183  und  280)  nnr  crocuta  und  ersetzt  in 
Kordofan  und  Süd -Sennaar  die  erstere  vollständig.  Auch 
im  Westen  unterscheidet  man  in  Tibesti  (Rohlfs,  Quer 
durch  Afrika  I,  p.  150.  Nachtigal.  Sahara  und  Sudan.  I.  418) 
die  gestreifte  unter  dem  Namen  ^Turdi'^  von  einer  zweiten 
^Zigir'^,  welche  in  Teda  häufig  ist.  In  Borku  ist  striata 
schon  selten,  während  ^Zigir^  dort  häufig  vorkommt.  Von 
Unyoro  kennen  wir  durch  Emin  (Reisebriefe,  p.  93)  nur 
II.  crocuta,  Schweinfurth  (Im  Herzen  von  Afrika  I,  p.  116) 
erwähnt  sie  vom  Giraffen-Fluss  und  (1.  c.  I.  380)  vom  süd- 
lichen Bongolande,  Baker  (Albert  Nyanza,  II,  pag.  531) 
dagegen  vom  Schuli-Lande.  und  Marno  (Zool.  Garten  1868. 
p.  172)  vom  Chor  el  Gus  sowie  (Reisen  im  Geb.  d.  blauen 
Nil.  1874,  p.  181)  von  Launi  unter  34^  ö.  L.  und  12<'  n.  Br. 
Böhm  und  Fischer  erwähnen  nur  die  gefleckte  Hyäne  aus 
dem  deutschen  Schutzgebiet. 

Viverra  civetta  und  Equus  hurchelU  der  True' sehen  Liste 
dürften  in  Viverra  orientalis  Mtsch.  und  Equus  höhmi  Mtsch. 
geändert  werden  müssen.  Die  von  mir  in  diesen  Sitzungs- 
berichten 1892,  p.  140  erwähnte  Viverra  megaspHa  Noack  ist 
mir  durch  die  GĂĽte  des  Herrn  Prof.  Dr.  Kraepelin,  Di- 
rektor des  Naturhistorischen  Museums  in  Hamburg,  zur  Unter- 
suchung ĂĽberlassen  worden.  Nach  genauester  Vergleichung 
des  fraglichen  StĂĽckes  ist  es  nunmehr  zweifellos,  dass  wir 
es  mit  einem   sehr  jungen  Weibchen    der  ostafrikanischea 


230  Gesellschaft  naturfor seilender  Freunde,  Berlin. 

Zibethkatze  zu  thun  haben,  welches  noch  das  Milchgebiss 
trägt.  Die  Abbildungen  des  Thieres  und  Schädels  bei 
NoACK  (Jahrb.  Hamb.  Anst.  IX,  1891,  Tb.  I.  No.  5  und 
Tb.  II,  No.  5,  6)  sind  sehr  kenntlich  und  stimmen  im  wesent- 
lichen mit  dem  mir  Yorliegenden  Stücke  überein.  Die  Vulgär- 
bezeichnung „Fungu".  welche  Herr  Professor  Dr.  Noack  auf 
der  Stuhlmann' sehen  Etiquette  vorfand,  gilt  im  Kisuaheli 
fĂĽr  die  Ginsterkatze.  Viverra  megaspĂĽa  ist  aus  der  Zahl 
der  afrikanischen  Säugethiere  zu  streichen. 

Gleichzeitig  mit  dieser  Art  erhielt  ich  aus  Hamburg 
den  in  der  oben  erwähnten  Abhandlung  aufgeführten  Cyno- 
cephcdus  habuin  (1.  c.  p.  71,  72)  gĂĽtigst  zugesandt,  welcher 
meine  Aufmerksamkeit  durch  die  Noack  sehe  Beschreibung 
seines  Kleides  erregt  hatte.  Der  Herr  Verfasser  giebt  die 
Färbung  dieses  Thieres  als  schmutzig -olivengrau  an  und 
sagt,  dass  das  Haar  dieses  Affen  sehr  hell  erscheine.  Nun 
ist  von  den  ähnlichen  Arten  C.  hahouin  Desm.  aber  oliven- 
grĂĽnlichgelb,  annhis  F.  Cuv.  dunkelgrĂĽnlichgrau,  olivaceus 
Is.  Geopfr.  dunkel-olivengrün,  totli  Ogilb.  schwärzlich- 
olivengrün,  schmutzigbraun  überflogen,  spliinx  L.  fahl  röth- 
lichbraun,  ruhescens  Temm  dunl<:elrothbraun.  ci/nocephalus 
olivengelbgrĂĽn,  porcarius  Bodd.  schwarzgrau.  Es  war  daher 
anzunehmen,  dass  die  von  Stuhlmann  eingesandte  Art  einer 
bisher  unbeschriebenen  Form  angehöre.  Für  das  Sambese- 
Gebiet  hatte  Peters  (Reise  nach  Mossambique,  p.  4)  C.  ha- 
buin aufgefĂĽhrt;  es  befindet  sich  in  der  Berliner  Sammlung 
ein  sehr  junges  ausgestopftes  Thier,  welches  Peters  in  Tette 
sammelte,  und  ausserdem  zw^ei  Schädel  von  jungen  Thieren 
aus  Macanga  und  Tette.  Das  ausgestopfte  StĂĽck  ist  hell 
chamoisbraun  mit  einem  Stich  ins  Gelbliche;  die  Haare  sind 
einfarbig  hellbraun  mit  dunkelgrauem  Grunde  und  schmaler 
schwarzer  Spitze,  in  der  Lendengegend  und  im  Basaltheile 
des  Schw^anzes  mit  gelberem  Ton.  Unterseite  weiss,  vordere 
Extremitäten  grau,  hintere  mehr  rostgelb  überflogen.  Spitzen- 
theil des  Schwanzes  mit  stark  ausgeprägten  schwarzen  Spitzen. 
Schulterhaar  ziemlich  lang.  Kopf  mit  Körper  bis  zur  Schwanz- 
basis ca.  52  cm  lang,  Schwanz  46  cm  lang.  Ich  halte  dieses 
Exemplar   fĂĽr   das  junge  Thier    des   Babouin  male  Simia 


Sitmng  vom  20.  December  1892.  231 

cynocephalus  L.  (F.  CĂĽvier,  Hist.  Nat.  des  Mamm.  Livr.  IV). 
Dieser  Abbildung  entspricht  sehr  gut  ein  aus  der  Königl. 
Menagerie  auf  der  Pfauen -Insel  stammendes  Männchen, 
welches  sehr  lange  Riickenhaare  von  grĂĽnlichgelber  Farbe 
mit  dunkler  Basis  und  schmaler  schwarzer  Spitze  hat,  und 
dessen  Unterseite  weiss  ist.  Leider  besitzen  wir  nicht  den 
Schädel  dieser  Form.  Zwei  weitere  Paviane  von  der  Pfauen- 
insel, ein  junges  Thier  mit  Milchgebiss  und  ein  ausge- 
wachsenes Männchen,  ebenso  wie  das  zuerst  genannte  mit 
dem  Fundort  Abessinien  bezeichnet ,  entsprechen  der  Abbil- 
dung bei  Is.  Geoffroy  St.  Hilaire  (Archives  du  Musee  II, 
Tbl.  34)  von  Cynocephalus  habouin  Geoffr.  Beide  sind  gelb- 
grĂĽn mit  starkem  olivenfarbigem  Anflug,  die  langen  RĂĽcken- 
haare haben  dunkle  Basis,  darauf  einen  breiten  gelblichen, 
einen  schmalen  dunklen  Ring,  wieder  einen  breiteren  hel- 
leren Ring  und  lange  schwarze  Spitze.  Das  junge  Thier  ist 
etwas  verwaschener  gefärbt  als  das  alte;  iDei  beiden  er- 
scheinen die  schwarzen  Theile  der  Haare  als  dunkle  Spren- 
kelung;  das  junge  Exemplar  hat  reinweisse  Unterseite,  das 
alte  Thier  einfarbig  gelbgraue  Unterseite.  G.  cynocephalus  L. 
und  C.  habouin  Is.  Geoffr.  wĂĽi'den  sich  folgenderweise 
unterscheiden:  C.  cynocephalus  ist  grĂĽnlichgelb,  unter  ge- 
wissem Lichte  gelbbraun,  nur  am  Kopfe  wenig  schwärzlich 
verwaschen ;  G.  habouin  dagegen  ist  grĂĽnlicher,  stark  schwarz 
gesprenkelt;  am  Kopfe  und  Hinterhalse  schwarz  mit  wenigen 
gelbgrünen  Haaren  durchsetzt.  Der  Schädel  des  erwachsenen 
G.  habouin  (f  zeichnet  sich  dadurch  aus,  dass  die  Gegend 
über  den  Backenzähnen  nicht  vertieft  ist,  der  Gesichtstheil, 
d.  h.  die  Entfernung  zwischen  den  Schneiden  der  Incisiven 
und  einer  Linie,  welche  die  hinteren  Ränder  der  letzten 
Molaren  verbindet,  w^eit  kĂĽrzer  ist  als  die  Entfernung  von 
der  Mitte  des  Schuppenrandes  des  Hinterhauptloches  bis  zu 
dieser  Linie,  und  dass  die  Basallänge  des  Schädels  vom 
Processus  interparietalis  aus  gemessen  nur  17  cm  beträgt. 
Die  jungen  Schädel  des  G.  cynocephalus  (L.)  vom  Sambese 
zeigen  bereits  eine  deutliche  Einbuchtung  ĂĽber  den  Molaren, 
so  dass  anzunehmen  ist,  dass  beim  alten  Schädel  diese 
Gegend  sich    stark   vertieft  darstellen   wird.     Die  Gegend 


232  Gesellsdiaft  naturforscJmider  Freunde,  Berlin. 

zwischen  den  Augen  ist  bei  den  vorliegenden  beiden  Schä- 
deln vom  Samhese  sehr  stark  komprimirt;  es  ist  anzu- 
nehmen, dass  auch  alte  ausgewachsene  Exemplare  im  Schädel- 
bau sich  durch  dieses  Merkmal  auszeichnen  werden.  Peters 
giebt  (1.  c.)  diesen  Pavian  fĂĽr  Mossambique  an  mit  der 
Bemerkung:  ,.Drei  von  mir  eingesandte  Exemplare  stimmen 
mit  den  abessinischen  ganz  ĂĽberein.''  Ich  w^eiss  nicht,  ob 
Peters  seine  StĂĽcke  mit  solchen  verglichen  hat.  w^elche 
wirklich  in  Abessinien  gesammelt  wurden,  glaube  vielmehr, 
dass  ihm  die  drei  StĂĽcke  von  der  Pfauen -Insel  zum  Ver- 
gleich gedient  haben,  deren  Herkunft  doch  sehr  fraglich  ist. 
Wir  kennen  diesen  C.  cynocephalus  (L.)  bis  jetzt  von  Tette 
und  Macanga  durch  Peters,  von  Tette.  Sena,  Batoka 
und  Ptowuma  durch  Kirk  (P.  Z.  S.  1864.  p.  649).  Das 
Vaterland  von  C.  haboum  Geoffr.  ist  mir  nicht  bekannt.  — 
Der  von  Herrn  Dr.  Stuhlmaxn  gesammelte  Pavian  ist  ein 
Junges  Weibchen,  welchem  zum  definitiven  Gebiss  oben  und 
unten  noch  der  letzte  Molar  fehlt;  die  Nähte  zwischen  den 
Parietalen  und  Frontale  sind  deutlich  sichtbar.  Das  StĂĽck 
ist.  wie  mir  Herr  Dr.  Stuhlmann  mittheilt,  eben  trächtig 
gewesen  und  w^irde  Anfang  September  1888  am  Ostabhange 
der  UngĂĽn-  (UngĂĽru-)  Berge  geschossen.  Die  Beschreibung 
bei  NoACK,  1.  c.  p.  71  —  72.  ist  sehr  zutreffend,  und  ich  er- 
laube mir  deshalb,  dieselbe  hier  zu  benutzen:  „Die  Färbung 
des  schmutzig  olivengrauen,  langen  und  struppigen  Haares 
ist  sehr  hell,  an  der  Kehle  weissgrau.  das  einzelne  Haar 
an  der  Basis  bräunlich,  dann  hell  gelbgrau,  nach  der  Spitze 
zu  ein  schwärzlicher  und  ein  gelbgrauer  Ring  und  schvrarze 
Spitze.  Die  Hinterschenkel  sind  lebhafter  braungelb,  der 
Schw^anz  braungrau,  die  Oberseite  der  Hände  und  Füsse 
lebhafter  olivengelb."  Hierzu  wäre  noch  zu  bemerken,  dass 
die  Wangenhaare  einen  stark  gelblichen  Schein  habeu,  der 
HinterrĂĽcken  kurzhaariger  ist  und  mehr  ins  Olivenfarbige 
spielt,  dass  die  Unterseite  einfarbig  und  dass  der 
Schwanz  ca.  470  mm,  der  übrige  Körper  ca.  750  mm 
lang  ist.  Zu  der  von  Noack  gegebenen  Beschreibung  des 
Schädels  wäre  hinzuzufügen,  dass  der  Processus  zygoma- 
ticus  des  Schläfenbeins  schmaler  als  der  Proc.  temporalis 


Sit^umj    coi/i  UO.  Dtcemher  189 i?.  233 

des  Jochbeins  imd  stark  vertikal  zusamniengepresst  ist.  Die 
Gegend  ĂĽber  den  letzten  Molaren  ist  deutlich  vertieft. 
Maasse:  Ausser  den  von  Herrn  Professor  Dr.  Noack  ge- 
gebenen führe  ich  an:  Länge  der  Zahnreihe  \(ai  der  Schneide 
der  mittleren  Incisiven  bis  zur  Verbindungslinie  der  hinteren 
Ränder  der  letzten  Molaren  60  mm,  von  dort  bis  zum  hin- 
teren Rande  des  Hinterhauptloches  67  mm;  grösste  Breite 
des  Schädels  85  mm. 

Dieser  Pavian  von  UngĂĽn  unterscheidet  sich  von  allen 
anderen  bekannten  Pavianen  durch  die  hellgrau  oliven- 
farbige  Oberseite  und  die  silbergraue  Unterseite;  er 
ist  am  nächsten  verwandt  durch  die  Länge  der  Haare  des 
VorderrĂĽckens  und  der  Beine  (440  mm)  dem  C.  hahmin  und 
C.  cynocephalus ,  unterscheidet  sich  von  beiden  aber  durch 
die  Farbe.  Herr  Dr.  Stuhlmann  machte  mich  darauf  auf- 
merksam, dass  der  Pavian  in  Ost-Afrika  sehr  in  der  Farbe 
nach  dem  Geschlecht  und  Alter  verschieden  ist.  In  der- 
selben Heerde  könne  man  graue  und  olivenbraune  beob- 
achten. Im  allgemeinen  seien  die  jungen  Exemplare  grauer 
und  heller  als  die  Alten.  Es  wäre  demnach  möglich,  dass 
ganz  alte  Thiere  einen  olivenbraunen  Pelz  bekämen,  wie 
ihn  unser  Exemplar  auf  dem  HinterrĂĽcken  zeigt.  Das  vor- 
liegende StĂĽck  hat  ausser  an  den  Wangen  und  Extremi- 
täten keine  Spur  eines  gelben  Farbentons,  wie  es  C.  bahouin 
ebenso  wie  C.  cyanoceplmlus  aufweist.  C.  anuhis  F.  Cuv.. 
welcher  graugrĂĽnlich  ist  mit  hellerer  Unterseite,  ist  viel 
gedrungener  und  hat  kĂĽrzere  Beine,  bei  C.  olivaceus  Is.  Geoffu. 
ist  der  grüne  Ton  in  der  Färbung  noch  mehr  vorlierrschend 
und  die  Unterseite  ebenso  dunkel  als  die  Oberseite.  Ich 
schlage  vor.  diesen  Pavian  Cij}wceplialus  JangJieldl  Mtsch. 
spec.  nov.  zu  nennen  mit  der  Diagnose: 

Cijnocephalus,  sordide  olivaceo-canus,   dorsi  capillis  elon- 

gatis,    cauda  brunneo-cana,    artubus   externe   flavo- 

brunneo    lavatis.     Hab.  UngĂĽu  (UngĂĽru)    Montes, 

Tanga.  Ukami,  Usukuma. 

Ausser  dem  von  Herrn  Dr.  Stuhlmann  gesammelten 

Exemplar  habe  ich  von  dieser  Form  ein  StĂĽck  Fell  vom 

Rücken  eines  Individuums  bei  dem  Präparator  Hoffmann 


234  Gesellschaft  naturforscJiender  Freunde,  Berlin. 

gesehen,  welches  Herr  Dr.  Kanzki  aus  Tanga  eingeschickt 
hat;  dasselbe  stimmt  mit  dem  ersteren  Exemplar  gut  ĂĽber- 
ein. Ferner  besitzt  unsere  Sammlung  einen  Schädel,  welchen 
Herr  Lieder  in  Ukami  erlangt  und  zwei  weitere  Schä- 
del cf  und  9  ad.  vom  SĂĽdost -Ende  des  Victoria -Niansa, 
welche  Herr  KompagniefĂĽhrer  Langheld  heimgebracht  hat. 
Diese  Schädel  unterscheiden  sich  von  solchen  von  C.  anuhis 
soweit  ich  bis  jetzt  sehen  kann,  nur  durch  die  geringere 
Grösse;  der  langheläi  c^  ist  ungefähr  so  gross  wie  anuhis  $ 
im  ausgewachsenen  Zustande  und  stimmt  in  der  Grösse  mit 
hamadryas  (^ ;  langheldi  $  ist  ungefähr  so  gross  wie  ha- 
houin  (f.  Durch  die  von  Herrn  Langheld  eingesammelten 
Schädel  wurde  es  mir  möglich,  ein  klareres  Bild  von  der 
neuen  Art  zu  gewinnen;  ich  habe  mir  deshalb  erlaubt,  ihm 
die  Art  zu  widmen. 

Maase  der  Schädel: 

cT  ad       cT  ad         2  ad 
Ukami  Usukuma  Usukuma 

Basallänge  vom  Interparietalfort- 

satz  an  gemessen    .     .     .     .      210  205        170  mm 

Grösste  Breite  des  Schädels     .115  115  99    - 

Grösste  Höhe  des  Schädels  ohne 
Unterkiefer 100  97         80   - 

Länge  der  Zahnreihe  in  der  oben 

erwähnten  Art  gemessen  .     .        90  90         76   - 

Entfernung  der  letzten  Molaren 
vom  Hinterrande  des  Hinter- 
hauptloches             87  86  77    - 

Höhe  des  horizontalen  Unter- 
kieferastes bis  zur  Zahnreihe        35  35     ca.  25    - 

Höhe  des  aufsteigenden  Astes  bis 

zum  Condylus 60  61  67    - 

Der  Unterkiefer  unter  den  Praemolaren,  der  Oberkiefer 
ĂĽber  den  Molaren  sind  stark  vertieft.  Das  Verbreitungs- 
gebiet dieser  Art  dĂĽrfte  vom  Rowuma-Fluss  bis  zum  Victoria- 
Niansa  und  nördlich  bis  zum  Pangani  sich  ausdehnen. 
In  Britisch  Ost- Afrika  kommt  ein  kurzbeiniger,  gedrungener, 


Sitzung  vom  20.  December  1892.  235 

der  abessinischen  Form  ähnlicher  Pavian  vor,  welchen 
Thomas  soeben  als  Fapio  toth  ibcanus  (Ann.  Mag.  1893,  p.  47) 
beschreibt. 

Herr  H.  J.  KoLBE  sprach  ĂĽber  die  melitophilen  La- 
mellicornier  von  Kamerun. 

Die  Erweiterung  unserer  Kenntnisse  von  der  Insekten- 
faima  Kameruns  wurde  neuerdings  namentlich  durch  Herrn 
Dr.  Paul  Preuss  vermittelt.  Auch  die  Herren  Hauptmann 
Zeuner  und  Premier-Lieutenant  Morgen  haben  werthvolle 
Beiträge  geliefert.  In  vorliegender  Mittheilung  sollen  nur 
einige  Bemerkungen  ĂĽber  die  Gruppe  der  melitophilen  La- 
mellicornier  (Cetoniiden,  Trichiiden  und  Valgiden)  Platz 
finden.  Diese  Coleopteren  verleihen  der  Fauna  Kameruns 
zum  nicht  geringen  Theile  ihren  Charakter;  denn  zu  ihnen 
gehören  die  gewaltigen  Goliathen  und  die  stattlichen  Cera- 
torrhinen.  Dieser  kleine  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Fauna 
Kameruns  mag  daher,  da  er  möglichst  vollständig  gehalten 
ist,   fĂĽr  die  Zoogeographie  nicht  ohne  einigen  Nutzen  sein. 

Die  Zahl  der  Spezies  der  melitophilen  Lamellicornier 
Kameruns,  soweit  dieselben  bis  jetzt  bekannt  geworden  sind, 
beläuft  sich  auf  64,  von  denen  38  allein  von  Herrn  Dr. 
Preuss  in  der  Umgegend  der  Barombi- Station  am  Elefanten- 
see und  bei  Bwea  im  Kamerungebirge  gesammelt  und  der 
Königl.  Sammlung  in  Berlin  überwiesen  sind.  Bwea  liegt 
950  m  hoch  an  der  Ostseite  des  Kamerungebiiges  an  einer 
ziemlich  stark  ansteigenden  Bergkette.  Die  wärmsten  Mo- 
nate des  Jahres  sind  Februar  und  März,  in  denen  das 
Thermometer  bis  26^  C.  zeigt.  Die  meisten  Cetoniiden, 
namentlich  die  grösseren  Arten  der  Ceratorrhinen .  wurden 
mit  Mangofrüchten  geködert;  andere  fanden  sich  an  den 
ausfliessenden  Säften  (Palmwein)  der  Palmen.  Namentlich 
die  grossen  Cetoniiden  (Goliathus,  MegalorrJĂĽna ,  Eudicella) 
sind  ausgezeichnete  Flieger;  ihr  Flug  ist  von  einem  Ge- 
räusch begleitet.  Mtgalon-hhia  harr  ist  fliegt  sehr  schnell 
in  Windungen,  Goliathus  gigauteus  in  grossem  Bogen.  Diese 
Mittheilungen  verdanken  wir  Herrn  Dr.  Preuss. 

Barombi  und  Bwea  haben  naturgemäss  manche  Arten 


236  Gesellschaft  naturforschendei-  Freunde,  Byrlin. 

gemeinsam.  Avähreüd  lüanche  Arten  der  einen  Fundstelle 
an  der  anderen  durch  eine  nahe  verwandte  Art  oder  durch 
eine  Rasse  jener  vertreten  sind.  Da  jedoch  unsere  Kennt- 
nisse von  der  Fauna  Kameruns  noch  nicht  genĂĽgend  sind, 
so  sind  solche  Fragen  ĂĽber  die  Verbreitung  erst  dann  besser 
zu  beantworten,  wenn  das  Gebiet  noch  weiter  durchforscht 
sein  wird.  Eine  Anzahl  Arten  ist  bis  zum  Kongo  ver- 
breitet, nämlich  GoUatJms  giganteus,  Mecynorrhina  forquatäy 
M.  savagei^  M.  poli/phemtis,  Bicranorrhina  micans,  Stephanor- 
rhina  guttata,  Stethodesma  strachani,  JEiijjachnoda  inscripta  u.  a. 
Von  einigen  Arten  Kameruns  kommen  im  Kongogebiet  be- 
sondere Rassen  vor,  z.  B.  von  Mecynorrhina  torquata,  Mega- 
lorrhina  harrlsl  und  EudiccUa  morgani  (gralli). 

Wenn  westlich  von  Kamerun,  also  in  Ober -Guinea, 
von  Goliathus  nur  druryi  und  cacicus,  nicht  aber  giganteus 
gefunden  wird,  so  muss  das  Kamerungebirge  vielleicht  als 
eine  mehr  oder  weniger  hervortretende  Grenzscheide  zwischen 
Ober-  und  Nieder-Guinea  betrachtet  werden.  Thatsächlich 
sind  aber  viele  andere  Arten  Coleopteren  vom  Kongogebiet 
bis  Senegambien  verbreitet.  Diesi?s  grosse  Gebiet  ist  ja 
auch  als  das  ..westafrikauische  Waldgebiet"  von  grosser 
zoogeographischer  Bedeutung. 

Recht  abweichend  von  der  Kameruner  Fauna  erscheint 
indess  die  Fauna  des  Hinterlandes  von  Togo,  welches  in 
zoologischer  Beziehung  durch  Dr.  R.  BIjttner  und  Haupt- 
mann Kling  erschlossen  ist.  Von  den  etwa  40  Arten  der 
melitophilen  Lamellicornier  (man  vergl.  meine  Mittheilungen 
darĂĽber  in  der  Stettiner  Entomologischen  Zeitung  f.  1892, 
S.  125  — 142).  welche  ich  aus  dem  Hinterlande  von  Togo 
mit  dem  Mittelpunkte  Bismarckburg  aufgefĂĽhrt  habe,  sind 
nur  5  Arten  identisch  mit  x\rten  der  Kameruner  Fauna, 
nämlich  Bicranorrhina  micans^  Stephanorrhina  guttata,  Gly- 
cyphana  scalaris,  Biplognatha  gagates  und  Wiagoptcryx 
hrahma. 

Obige  Zahlen  sind  wahrscheinlich  nicht  annähernd 
richtig  hinsichtlich  des  wirklichen  Bestandes  dieser  Faunen- 
gebiete, aber  sie  gewähren  uns  doch  ein  gewisses  Bild  von 
dem  Charakter  der  Faunen.     Bemerkens werth  ist  es,   dass 


Sitzung  vom  20.  December  1892.  237 

Ux^ter  den  Arten  von  Togo  kleine  Formen  prävaliren, 
unter  denen  von  Kamerun  aber  grosse  und  mittelgrosse. 
Auffallend  ist  fĂĽr  das  Hinterland  von  Togo  das  Vorherrschen 
der  Gattung  Gnathocem  mit  6  Spezies,  während  keine  Spezies 
in  Kamerun  gefunden  ist.  Diese  und  andere  Cetoniiden 
werden  im  Hinterland  von  Togo  an  der  Grenze  von  Steppen- 
landschaften gefunden;  da  einige  dieser  GnatJwcera- Arten 
auch  im  Gebiet  des  Benue  und  weiter  östlich  bis  zum  Djur- 
gebiet  vorkommen,  nicht  aber  in  den  Küstenländern  West- 
afrikas, so  sprechen  die  schon  jetzt  gefundenen  Resultate 
dafĂĽr,  dass  das  Hinterland  von  Togo  und  das  Benuegebiet 
nicht  mehr  zu  dem  grossen  westafrikanischeu  Waldgebiet 
gehören.  Die  Aveitere  Behandlung  dieser  Fragen  müssen 
wir  gleichfalls  uns  fĂĽr  die  Zukunft  vorbehalten. 

In  folgender  Aufzählung  sind  alle  mir  bekannt  ge- 
wordenen melitophilen  Lamellicornier  Kameruns  verzeichnet. 

Von  diesen  Arten  sind  52  schon  frĂĽher  bekannt  ge- 
wesen, z.  Th.  schon  aus  Kamerun  selbst,  z.  Th.  aber  erst 
aus  anderen  Gegenden  AVestafrikas;  12  Arten  wurden  fĂĽr 
neu  gehalten  und  deren  Beschreibung  hinten  beigefĂĽgt. 
Auch  einige  neue  Gattungen  mussten  -aufgestellt  werden, 
nämlich  Stephanocmtcs ,  Äphanesthes,  Eutelesthes ,  EupacJi- 
noda  und  Cori/}wtrichms. 

In  der  Litteratur  finden  sich  ĂĽber  melitophile  Lamelli- 
cornier Kameruns  Abhandlungen  von  Kraatz  (Deutsche 
Entom.  Zeitschr.,  1889,  p.  377—379,  401—402;  1890, 
p.  215—218),  Gerstäcker  (Mitth.  d.  naturwiss.  Ver.  f.  Neu- 
vorpommern u.  Rügen,  1882,  Sep.  p.  1—38)  und  Auri- 
viLLius  (Bihang  tili  k.  Svenska  Vet.-Akad.  Handl.,  1886, 
Bd.  12,  Afd.  IV,  No.  I,  p.  3—12). 

Verzeichniss  der  in  Kamerun  gefundenen  Spezies. 
I.     Cetoniiden. 
1.  GoUathus  glganteus  Lm.     Barombi- Station. 
2.-  GoUathinus  aureosparsus  v.  d.  Poll.     Barombi -Station. 

3.  Stepharwcrates  (n.  g.)  preussi  (n.  sp.)     Bwea. 

4.  MecynorrlĂĽna  torquata  Drury.     Bwea. 

5.  —  savagei  Harr.     Bwea  und  Barombi. 

lot** 


238  Gesellschaft  iiaturforscJiender  Freunde,  Berlin. 

6.  Mecynorrliina  polyphemiis  F.     Bwea. 

7.  Bicranorrhina  micans  Drury.     Bwea  und  Barombi. 

8.  Megalorrhina  liarrisi  Westw.    Rasse  eximia  Aur.    Bwea. 

9.  Eudicella  morgani  White.     Bwea.   Barombi   und  Kribi 
(Morgen). 

10.  Coelorrhina  anrata  Westw.     Bwea,  Barombi. 

11.  —  Jiornimani  Bates.     Bwea.  Barombi. 

12.  StepJianorrhina  guttata  Oliv.     Barombi-StatioĂĽ. 

—  var.  hybriäa  Kolbe.     Bwea. 

13.  —  simülima  Westw.     Bwea 

14.  —  temeraria  Kolbe.     Bwea. 

15.  —  hella  Waterh.     Bwea. 

16.  Asthenorrliina  hiicJihohi  Gerst.     Abo  (Buchholz). 

17.  Gnorimmelus  batesi  Ruthf.     Bwea. 

18.  CJiordodera  pentacliordia  Kl.     Kamerun. 

19.  —  quinqiielmeata  BuRM.     Kribi  (Morgen). 

20.  AplianestJies  (n.  g.)  pseudincoides  (n.  sp.)  Bwea. 

21.  Tmesorrliina  Iris  F.     Victoria  imd  Abo  (BĂĽchholz). 

—  iris  F.  var.  camenmica  Nonfr.     Barombi-Station. 

22.  —  alpestris  (n.  sp.)  Kamerungebirge  bei  2100  m  Höhe. 

23.  —  haromhina  (n.  sp.)    Barombi. 

24.  Smaragdestlies  niiitica  Harold.     Bwea. 

25.  —  africana  Drury.     Kamerun    (Capt.    Voss,    Museum 
LĂĽbeck). 

26.  —  conjux  Harold.     Bwea. 

27.  PlaesiorrJdna  septa  Harold.     Mongo-ma-Lobah. 

28.  —  cincta  Oliv.  Kribi  (Morgen),  Lowry-Criby-Mündung 
(Weissenborn). 

29.  --  tvathinsiana  Lewis.     Bwea;   var.   haromhina  n.     Ba- 
rombi-Station. 

30.  —  recurva  F.     Abo  und  Bonjongo  (Buchholz). 

31.  EutelestJies  (n.  g.)  lateralis  (n.  sp.)  Kamerun. 

32.  Stetliodesiaa  stracliani  Bainbr.     Bwea. 

33.  GlycypJiana  Scolaris  Gory  u.  Perch.  Victoria  (BĂĽchholz). 

34.  Biscopeltis  capucina  Gerst.  (BĂĽchholz). 

35.  CosmestJies  lineatocoUis  Kraatz.     Kamerun. 

36.  Anedoma  squamipes  Gerst.     Mungo  (Buchholz). 

37.  JEucosma  hreviceps  (n.  sp.)  Barombi-Station. 


Sitzung  vom  20.  Decemler  1892.  239 

3S.  Eupachnoda  (ii.  g.)  inscripta  Gory  u.  Pekch.     Bwea. 
30.  Facknoda  man/inclla  F.  Kamerun  (Victoria?  Karstensen). 

40.  -—  vossi  (11.  s]>.)  Baliland  (Ca|)t.  Voss.  Museum  Lübeck 
und  Berlin). 

41.  Fscuduica  adnii.da  Hope.     Baroinbi. 

42.  --    kmifso)ii  AuR.     Bwea. 

43.  —  dichroa  Gerst.     Bwea. 

44.  I)q)lo!jnatlia  preussl  (n.  sp.).     Barombi. 

45.  —  gagates  Forst.  Baliland  (Capt.  Voss,  Museum  Lübeck). 

46.  —  vindidü  Jans.     Bwea. 

47.  JDiphronĂĽs  cruenta  Gerst.     Barombi. 

48.  —  monticola  (n.  sp.)  Bwea. 

49.  Eriulis  variolosa  Gory  u.  Perch.     Barombi. 

50.  Charadroiiota  pectoralis  Bainbr.     Rasse  abdommalis  (n.). 
Barombi. 

51.  —  soror  Kraatz  var.  punctata  Aur.     Barombi. 

52.  Macroma  camaruuica  (n.  sp.)  Bwea. 

53.  FJiagoptergx  hrahma  Gory  u.  Perch.     Kamerun. 

54.  FroUerrhinus  hucliJioM  Gerst.    Victoria  (BĂĽchholz). 

55.  Genuchus  dimidiatns  Gerst.     Victoria  (Buchholz). 

II.     Trichiiden. 

56.  Platijgenia  barhata  Afz.     Bwea  und  Barombi- Station. 

57.  Ă„gemus  qiiadrimacidatus  Afz.     Barombi. 

58.  —  sinmlus  Jans.     Kamerun. 

59.  Myoderma  ahitaceum  Afz.     Kamerun  (Museum  LĂĽbeck). 

60.  Gorynotrichms  (n.  g.)  .zintgraffi  (n.  sp.).  Baliburg. 

61.  Incala  resima  Jans.     Barombi,  Kribi. 

62.  —  cajnerunica  Aur.     Kamerungebirge. 

63.  —  nuhila  Jans.     Kamerun. 

m.     Valgiden. 

64.  Valgus  oedipnis  Gerst.     Victoria  (Buchholz). 

Von  Goliathus  giganteus  liegen  nicht  nur  einfarbig 
dunkelbraune  Exemplare  vor.  sondern  auch  solche,  deren 
FlĂĽgeldecken  fast  ganz  weiss  sind,  mit  Ausnahme  einiger 
zerrissener  Flecken  und  der  Schulter-  und  der  Anteapical- 
schwiele  (Var.  quadrimacidatu  Kraatz).  Diese  P^arben- 
varietät    erinnert    an    Goliathus    druryi^     ist     aber     durch 

10t*** 


240  GesellscJuift  naĂĽirforschender  Freunde,  Berlin. 

Zwischenformen  (Var.  consjpersa,  marginifcra  Kraatz),  bei 
denen  das  in  Flecken  aufgelöste  Weiss  mehr  und  mehr 
schwindet,  mit  der  gewöhnlichen  dunkelbraunen  Form  ver- 
bunden. In  anderen  Gegenden  des  Verbreitungsbezirkes 
dieser  Art  sind  bis  jetzt  noch  keine  StĂĽcke  gefunden,  welche 
an  die  Varietät  quadrimacidata  erinnern. 

Goliatlius  yiganteus  liegt  aus  Kamerun  nur  von  der 
Barombi-Station  vor  und  scheint  dort  häufig  zu  sein.  Er 
findet  sich  an  Blättern  von  Palmen.  Aus  der  Form  und 
Grösse  des  Käfers  sollte  man  auf  eine  gewisse  Schwer- 
fälligkeit und  Langsamkeit  seiner  Bewegungen  schliessen; 
das  ist  jedoch  nicht  der  Fall.  Wie  mir  Herr  Dr.  PkeĂĽss 
mündlich  mittheilte,  ist  der  Käfer  sehr  beweglich,  er  läuft 
schnell  am  Stamm  hinauf;  er  ist  hurtig  und  umsichtig  und 
bew^egt  den  Kopf  mit  Leichtigkeit  seitwärts.  Er  fliegt  mit 
Geräusch  und  beschreibt  beim  Fluge  grosse  Bogen. 

Goliathinus  cmreosjMrsus  hat  einen  so  kräftigen  und  be- 
henden Flug,  dass.  wenn  man  ihn  während  des  Fluges  gegen 
den  Boden  schlägt,  er  seinen  Flug  nicht  unterbricht,  son- 
dern sich  sofort  wieder  erhebt  und  mit  Leichtigkeit  ent- 
kommt. 

St€2)lianocrates  2yyeMssi  n.  sp.  ist  der  Vertreter  einer  inter- 
essanten neuen  Gattung,  welche  mit  der  abessinischen  Gat- 
tung Compsoc€2'>lialus  nahe  verwandt  ist.  Derselbe  Habitus, 
dieselbe  Form  der  Körpertheile  nnd  auch  die  eigenartige 
schöne  mattgrüne  Färbung  ist  beiden  Gattungen  gemeinsam. 
An  dem  gedrungenen  Körper,  der  einen  Gegensatz  zu  den 
schlanken  Formen  der  Ceratorrhininen  bildet,  fällt  nament- 
lich das  kurze  und  ziemlich  hochgewölbte  Pronotum  auf. 
Nur  bei  Compsocephaliis  und  auch  bei  Banzania  Ostafrikas 
ist  das  Pronotum  ähnlich  gewölbt,  während  dieses  bei  den 
übrigen  Ceratorrhininen  meist  ziemlich  flach  gewölbt  ist.  Es 
liegt  mir  nur  ein  Männchen  der  neuen  Art  vor,  dessen 
sehr  kräftig  gebautes  Clypealhorn  an  Banzania  erinnert, 
während  das  Scheitelhorn  sich  bei  Taurrhina,  nicht  aber  bei 
StejjJmnorrJiina,  deren  Hörn  vorn  auf  der  Stirn  entspringt 
und  als  Frontalhorn  zu  bezeichnen  ist,  in  ähnlicher  Bildung 
wiederfindet.     Der  tiefe  Ausschnitt  innen    am  Grunde  der 


Sitzung  vom  20.  December  1892.  241 

Vorderschienen  findet  sich  gleichfalls  bei  CompsocephaluSf 
Bansania^  Taurrlihia  und  Mccynorrhiua.  Die  sehr  unregel- 
mässige Bezackiing  und  Bezahnung  an  der  Innenseite  der 
Vorderschienen  gleicht  am  meisten  derjenigen  von  Comijso- 
ceplialus\  ebenso  die  lange  greise  Behaarung  der  Vorder-, 
Mittel-  und  Hinterbrust,  sowie  der  Hüften.  Auch  die  ähn- 
liche Kürze  der  Tarsenglieder  bei  Comjjsocephalus  fällt  auf; 
bei  den  übrigen  Ceratorrhininen  sind  die  Tarsenglieder  länger. 

Indess  unterscheidet  sich  Skphaiwcrates  von  Compso- 
eephalus  durch  etwas  andere  Bildung  des  Kopfes,  des 
Prothorax  und  durch  die  Bezahnung  der  Mittel-  und  Ilinter- 
schienen.  Der  Kopf  von  Stephanocmtes  trägt  auf  dem  Olypeus 
ein  sehr  kräftiges,  am  Ende  Terbreitertes  und  in  zw^ei  kurze, 
seitwärts  gerichtete  Spitzen  auslaufendes  Hörn,  dessen  End- 
stĂĽck in  der  Mitte  ausgerandet  ist.  Auf  dem  Scheitel  er- 
hebt sich  ein  gabelförmiges  Jlorn,  dessen  Zinken  nach  vorn 
gerichtet  sind.  Von  diesem  Hörn  ist  eine  Spur  auch  bei 
Compsocephalns  vorhanden,  wo  es  jedoch  mehr  nacli  vorn 
gerĂĽckt  ist  und  ganz  zwischen  den  Augen  steht.  Ferner  ist 
der  Prothorax  oberseits  in  der  Mitte  des  Vorderrandes  nicht 
in  einen  Lobus  vorgezogen,  wie  bei  Compsocephalus,  sondern 
einfach  abgestutzt;  auch  der  Hinterrand  desselben  nicht  drei- 
fach schwach  aiisgebuchtet.  sondern  der  ganzen  Breite  nach 
fast  abgerundet  und  nur  jederseits  der  Mitte  kaum  bemerk- 
bar ausgeschweift. 

Die  Charaktere  dieser  stattlichen  Gattung  sind  dem- 
nach der  gedrungene  und  oberseits  mattgrün  gefärbte  Kör- 
per, das  breite  Clypealhorn.  das  gegabelte  Scheitelhorn,  das 
hochgewölbte  Pronotum  mit  einfachem  Vorder-  und  Hinter- 
rande, die  abgerundeten  Hinterecken  desselben,  die  am 
Tnnenrande  grobzackigen  Vorderschienen,  der  Zahn  an  der 
Aussenseite  der  Mittelschieueu,  die  aussen  unbewehrten 
Hinterschienen,  die  kurzen  Tarsenglieder  und  die  greise 
Behaarung  der  grün  und  rotli  metallisch  gefärbten  Unter- 
seite. Das  Krallenglied  der  Vordertarsen  ist  kräftiger  ge- 
baut als  bei  den  grössten  (66  mm  ohne  das  Kopfhorn  mes- 
senden) Männchen  ^on  Mecynorrhrnn  torrptat^. 

Die  Charakteristik  von  Stepjhanocrates  ist  in  folgendem 


242  Gesellschaft  'naturforschender  Freunde,  Berlin. 

geliefert:  ^  Cori3us  robustum,  breviiisciiluin.  Cornu  clypeale 
validiim  curvatiim,  dilatatiim,  margine  apicali  qimdridentato, 
dente  utroque  laterali  acuto,  dentibus  diiobus  medianis 
approximatis.  Ex  angulis  clypei  auticis  dens  porrectus 
enatus  utriĂĽque  cornu  clypeali  adlatus,  marginibus  clypei 
lateralibiis  ad  basin  elevatis.  Cornu  posterius  furcatum  in 
Yertice  surrectum.  apice  prorsum  inflexo.  Pronotum  valde 
convexum,  breve,  antice  obtusum.  uiargioe  postico  rotundato 
Yix  coĂĽspicue  bisiuuato  augulisque  posticis  rotundatis.  Elytra 
apicem  versus  paulo  attenuata.  Pectus  et  abdomen  infra, 
niedio  excepto,  pilis  griseis  vestita.  Pedes  robusti  iDodice 
elongati,  tibiis  primi  paris  intus  grosse  et  irregulariter  den- 
tatis,  ad  basin  profunde  sinuatis,  extus  mediocriter  plus 
minusve  obtuse  tridentatis ;  tibiis  secundi  paris  extus  dente 
submediano  exstructis,  tertii  paris  dente  exteriore  nullo. 
Tarsorum  omnium  pedum  articuli  quatiior  primi  breves; 
articulus  unguifer  magnus;  tarsi  antici  incrassati. 

Charakteristik  der  Spezies  Ste])hano€rates  preussi:  Laete 
viridis,  opacus,  impunctatus,  elytroruni,  pronoti,  scutelli 
lateribus  anguste  et  diffuse  fulvomarginatis ;  capite  nigro, 
nitido,  clypei  lateribus  facieque  antico  cornus  clypealis  cya- 
neis;  pectore  et  ventre  rubris,  micantibus,  viridescentibus, 
griseo-pilosis.  medio  fere  nudo;  pygidio  viridi,  opaco;  pedi- 
bus  viridibus,  femoribus  extus  rubris,  tarsis.  tibiarum  apice 
margiueque  interne,  dentibus  nigris;  tibiarnm  primi  paris  apice 
curvaio,  dentibus  interioribus  duobus  grossis  inaequalibus 
denteque  tertio  minuto,  parte  basali  interiore  excisa,  ex- 
cisura  dente  augulato  terminata.  —  Long,  corp.,  cornu  ex- 
cepto, 50  mm;  prothoracis  lat.  23,  long.  16  mm. 

Die  Species  macbt  in  Form  und  Färbung,  überhaupt 
in  ihrem  ganzen  Aussehen,  den  Eindruck  eines  riesigen 
grünen  Gompsoceplialus  liorsfieläimitis.  Ein  Exemplar  dieser 
schönen  Species  wurde  von  Dr.  Preuss  bei  Bwea  in  einer 
Höhe  von  etwa  1000  m  gefunden. 

Mecynorrhina  torquata  wurde  bei  Bwea  von  Anfang  April 
bis  Mitte  Juni  1891  gesammelt;  3ÂŁ  savagei  bei  Bwea  Mitte 
Februar. 

Bicranort'hina  micans  ist  von  der  KĂĽste  bis  ins  Gebirge 


Sitzuwj  vom  20.  Deccmber  1692.  24B 

(1000  ai)  verbreitet  und  wurde  im  Januar,  sowie  von  Ende 
März  bis  Mitte  Mai  1891  bei  Bwea  beobachtet. 

Von  der  von  Ober-Guinea  bis  ins  sĂĽdliclie  Kongo- 
Gebiet  verbreiteten  Megalorrldna  harrlsi  w^ird  in  Kamerun 
nur  die  Rasse  exlmia  gefunden.  Aurivillius  stellte  diese 
Rasse  auf  im  Bihang  tili  k.  Svenska  Vet.-Akad.  Handl., 
Bd.  12,  Afd.  IV,  No.  1,  p.  5  (1886).  Durch  die  am  Aussen- 
rande  mit  drei  kräftigen,  spitzen  Zähnen  bewehrten  Vorder- 
schienen (Männchen  und  Weibchen)  und  das  Fehlen  der 
beiden  lateralen  Frontalhörnchen  unterscheidet  sich  eximia 
von  den  ĂĽbrigen  Formen  der  harrisi  MerkwĂĽrdiger  Weise 
hat  keiner  der  Autoren,  welche  ĂĽber  diese  Spezies  und 
deren  Rassen  oder  Varietäten  seit  1 886,  als  die  Kameruner 
Rasse  bekannt  wurde,  «'eschrieben  haben,  über  diese  Frontal- 


o" 


hörnchen  etwas  mitgetheilt,  und  doch  bildet  ihr  Vorhanden- 
sein oder  Fehlen  ein  gutes  ĂĽnterscheidungsmittel  zwischen 
eximia  und  den  ĂĽbrigen  Formen.  Mir  hat  eine  grosse  An- 
zahl von  StĂĽcken  aus  Kamerun  vorgelegen;  bei  keinem  der- 
selben sind  die  Frontalhörnchen  vorhanden. 

Da  Dr.  Kkaatz,  wie  aus  seiner  Darlegung  in  der 
Deutschen  Entom.  Zeitschr. ,  1890.  p.  270,  hervorgeht,  an- 
nimmt, dass  die  Rasse  eximia  Aurivill.  identisch  sei  mit 
der  von  mir  vor  einigen  Jahren  aufgestellten  Rasse  procera 
(Berl.  Entom.  Zeitschr.,  1884.  p.  92),  so  habe  ich  dar- 
auf zu  erwidern:  die  Rasse  procera  ist  nicht  nur  durch 
das  Vorhandensein  der  lateralen  Frontalhörnchen  ausge- 
zeichnet, sondern  auch  die  Zähne  am  Aussenrande  der 
Vorderschienen  des  Männchens  sind  nur  mangelhaft  aus- 
gebildet. Aurivillius  hat  bei  Aufstellung  der  Rasse  eximia 
ohne  Zweifel  gewusst,  dass  es  sich  um  eine  von  meiner 
procera  verschiedene  Rasse  handelt.  Die  Rasse  procera 
bewohnt  ĂĽbrigens  das  Lunda -Reich,  jenseits  des  oberen 
Quango,  sĂĽdlich  vom  Kongo. 

Die  Rasse  eximia  wurde  nur  bei  Bwea  gesammelt,  wo 
sie  nach  Ausweis  der  von  Dr.  Pkeuss  mitgetheilten  An- 
gaben Ende  März  auftritt,  im  April  ihren  Höhepunkt  er- 
reicht und   von  Mai   bis   Augrust    sich    nur  noch   vereinzelt 


'O' 


iindet.  —  Die    Flügeldecken    sind    schwarz,    schwarzbraun 


244  Gesellscliaft  naturfor seilender  Freunde,  Berlin. 

oder  schwarzgrüii;  auf  jeder  stehen  fünf  LäDgsreihen  gelber 
Flecken,  von  denen  die  vierte  (vom  Innenrande  aus  ge- 
rechnet) die  kürzeste  ist.  Die  Flecken  der  Längsreiheu 
sind  bei  einigen  Exemplaren  ziemlich  klein,  so  dass  die 
FlĂĽgeldecken  dunkler  erscheinen,  als  bei  den  meisten 
Exemplaren.  Einzelne  Flecke  des  1.  und  2.  Streifens  und 
der  beiden  Enden  des  3.  und  4.  Streifens  sind  bei  manchen 
Exemplaren  verschwunden,  ebenso  der  Apicalfleck,  d.  i.  der 
letzte  Fleck  des  ersten  Streifens.  Die  schräge,  unregel- 
mässige Querbinde  im  Grundtheile  der  Flügeldecl<en  neben 
dem  Scutellum,  welche  die  drei  ersten  Längsreihen  mit- 
einander verbindet,  ist  bei  einzelnen  Exemplaren  ganz  auf- 
gelöst. Die  Aussenrandbinde  ist  oft  wenig,  oft  stark  unter- 
brochen. -  Das  schw^arzbraune  oder  grĂĽn  braune  Pronotum 
ist  gelb  umsäumt;  in  den  Hinterecken  ist  der  gelbe  Saum 
erweitert.  Bei  den  meisten  Exemplaren  ist  dieser  am 
Hinterrande  unterbrochen  oder  er  ist  hier  sogar  auf  die 
Hinterecken  beschränkt.  Bei  einem  Exemplar  ((/)  ist  auch 
der  laterale  Saum  verkĂĽrzt,  so  dass  nur  ein  vorderes  StĂĽck 
desselben  und  ein  kleiner  gelber  Fleck  in  den  Hinterecken 
ĂĽbrig  bleiben.  Bei  wenigen  StĂĽcken  (nur  9)  ist  auf  der 
Scheibe,  namentlich  im  vorderen  Theile,  eine  schmale 
mittlere  Längsliuie  zu  erkennen.  Oft  wird  der  gelbe  Saum 
am  Vorderrande  des  Pronotums  von  einer  weisskreidigen 
Färbung  überdeckt.  —  Die  Ausdehnung  der  gelben  Makel 
auf  der  Mitte  des  Clypeus  ist  sehr  verschieden.  —  Die 
Färbung  der  Plintertarsen  ist  gleichfalls  Schwankungen 
unterworfen.  Die  Angabe  von  Aurivillius  beim  9  ,,articulus 
tribus  primis  tarsorum  posticorum  nigris"  passt  auf  einzelne 
Exemplare,  und  zw^ar  beider  Geschlechter;  bei  den  meisten 
r/  und  $  sind  nur  die  zwei  ersten  Glieder  der  gelben  Hinter- 
tarsen  schwarz  oder  schwarzbraun;  zuweilen  ist  das  erste 
Glied  allein  schw^arz,  die  vier  folgenden  gelb  und  an  der 
Spitze  braun.  —  Die  Schienen  aller  Beine  sind  schw^arz, 
zuw^eilen  nur  die  Schienen  der  vier  vorderen  Beine  schwarz, 
die  Hinterschienen  rothbraun. 

Die    Grösse    des    Körpers    ist    selir  verschieden;    das 
kleinste  Männchen  misst  (ohne  Hörn)  26  mm,   das  grösste 


Sitzung  vom   QO.  Decemher  1892.  245 

Männchen  (das  Hörn  nicht  mitgemessen)  40  mm ;  die  Weib- 
chen messen  25—38  mm;  die  kleinsten  Stüci^e  liegen  nur 
Yereinzelt  vor. 

Einige  Exemplare  von  eximia,  die  ich  als  Var.  Umbata 
bezeichne  (elytris  late  flavo-limbatis,  vitta  mediana  obscura 
seriato-maculata  ab  hiimero  ad  callum  posticum  pertinente) 
unterscheiden  sich  von  den  ĂĽbrigen  durch  den  breiten  gelben 
Saum  am  Innen-  und  am  x\ussenrande  der  FlĂĽgeldecken,  so 
dass  nur  eine  dunkle,  von  zwei  oder  drei  Läugsreihen  gelber 
Flecken  durchzogene  Längsbinde  übrig  bleibt,  welche  von 
der  Schulter  bis  zum  Endbuckel  reicht.  Der  gelbe  Saum 
der  FlĂĽgeldecken  ist  bei  den  verschiedenen  StĂĽcken  von 
verschiedener  Breite.  Der  gelbe  Saum  des  Prouotums  ist 
hinten  unterbrochen;  eine  feine  mittlere  gelbe  Längslinie 
vorn  auf  der  Scheibe  ist  nur  bei  den  Weibchen  bemerkbar. 

Diese  Varietät  ist  der  Rasse  haroldi  Thoms.  (Kioko  im 
Kongo-Gebiet)  in  der  Färbung  sehr  ähnlich,  unterscheidet 
sich  aber  durch  den  schlankeren  Körper  und  das  längere 
und  schlankere  Clypealhorn,  namentlich  aber  durch  das 
Fehlen  der  beiden  Frontalhörnchen;  ferner  durch  den  ver- 
hältnissmässig  schmäleren  Mesosternalfortsatz,  die  stärkere 
Bezahnung  und  die  deutliche  Ausbuchtung  zwischen  dem 
oberen  und  dem  mittleren  Zahne  am  Aussenrande  der 
Vorderschienen  der  Männchen.  Das  9  von  Umbata  unter- 
scheidet sich  durch  sammetartige  schwarzbraune  Färbung 
des  Pronotums  und  der  mittleren  Längsbinde  der  Flügel- 
decken von  der  mehr  grünen  Färbung  der  haroldi  9 .  Die 
Ausdehnung  der  gelben  Färbung  auf  dem  Kopfe  des  Q  von 
Umbata  ist  verschieden,  bei  liaroldi  ist  sie  aber  auf  einige 
zusammenhängende  gelbe  Flecken  beschränkt. 

Auch  von  der  Var.  Umbata  liegen  StĂĽcke  von  sehr  ver- 
schiedener Grösse  vor.  Die  Länge  der  cT  beträgt  (mit  Aus- 
schluss des  Kopfhornes)  26  —  41,  die  der  9  32  — 34  mm. 
Die  Exemplare  befanden  sich  unter  der  Hauptform  von 
Bwea  und  wurden  am  10.  April  1891  von  Dr.  Preuss  ge- 
sammelt. Auch  das  LĂĽbecker  Museum  besitzt  einige  StĂĽcke 
vom  Capt.  Voss  aus  Kamerun. 

EndkeUa  morgani  liegt  in  mehreren  Farben -Varietäteu 


246  Gesellschaft  natarforschender  Freunde,  Berlin. 

Yor,  welche  der  Beschreibung  des  Herrn  Dr.  Kraatz 
(Deutsche  Entom.  Zeitschr.  1890.  p.  216)  entsprechen.  Es 
liegen  vor: 

1)  Ganz  grasgrĂĽne  StĂĽcke  mit  schwacher  Spur  einer 
gelben  Rand  binde  auf  den  FlĂĽgeldecken  (einzelne 
Exemplare) ; 

2)  grasgrĂĽne  StĂĽcke  mit  deutlicher  gelber  Kandbinde, 
die  sich  bis  zur  Spitze  ausdehnt; 

3)  Exemplare  mit  Spuren  einer  gelben  Mittelbinde, 
welche  nur  dann  auftritt,  wenn  die  gelbe  Randbinde 
vorhanden  ist  (zahlreich); 

4)  StĂĽcke  mit  voll  entwickelter  Mittel-  und  gleicher 
Randbinde,  die  an  der  Spitze  der  FlĂĽgeldecken  ver- 
bunden sind;  die  gelbe  Mittelbinde  ist  bei  einigen 
StĂĽcken  verkĂĽrzt  (zahlreiche  Exemplare). 

Die  Beine  sind  an  der  Aussenseite  und  Unterseite  nur 
theilweise  ganz  grasgrĂĽn,  bei  vielen  StĂĽcken  zeigen  die 
Schienen  und  Schenkel  einen  röthlichen  Anflug.  P3ei  einem 
Exemplar,  welches  eine  rothe  Stirn,  ein  röthliches  Pro- 
notum  und  Scutellum  und  röthlich  schimmernde  Flügel- 
decken hat  (Var.  ignea),  sind  die  Schienen  und  Schenkel 
stark  röthlich  angehaucht,  mehr  als  bei  gralli. 

Es  ist  bemerkenswerth,  dass  die  ganz  grĂĽnen  StĂĽcke  [.j) 
mehr  oder  weniger  deutlicii  punktirt-gestreifte  FlĂĽgeldecken 
besitzen,'  die  Var.  vittipennis  {J)  aber  auf  der  Scheibe  der- 
selben keine  Spur  von  Punktstreifen  zeigt.  Dr.  Kraatz 
beschreibt  aus  Kamerun  in  mehreren  Farben-Varietäten  die 
Rasse  n-ocrmanni,  welche  aber  nach  Angabe  des  x4utors  im 
weiblichen  Geschlecht  keine  Punktstreifen  auf  den  FlĂĽgel- 
decken aufweist.  Bei  den  vorliegenden  Weibchen  von  Bwea 
und  Barombi  sind  die  FlĂĽgeldecken  ohne  Ausnahme  punktirt 
und  punktirt-gestreift. 

Das  Clypealhorn  variirt  zwar  in  der  Stärke,  Länge 
und  Breite  des  Stieles,  die  Zinken  sind  jedoch  ohne  Aus- 
nahme viel  kĂĽrzer  und  viel  weniger  divergent,  als  bei  gralli 

Ein  ^"9  ^'on  morgani  aus  SĂĽdkamerun  (Kribi.  Prem.- 
Lieut.  ^loRfiEN)  ist  ganz  tief  grasgrĂĽn  ohne  Spur  von  gelben 
Biiiden  auf  den  FlĂĽgeldecken.     Punktstreifen    fehlen  aber 


Sitzung  vom  ;J0.  Decemher  1892.  247 

auf  den  FlĂĽgeldecken  des  </.  Diese  Form  ist  nicht  identisch 
mit  der  gTünen  Varietät  von  Bwea,  welche  oben  angeführt 
wurde. 

Der  einzige  Unterschied  zwischen  Eudicella  gralli  und 
morgani  scliemt  nur  die  verschieden  grosse  Divergenz  der 
beiden  Zinken  des  Clypealhornes  zu  seiĂĽ. 

CoelorrJäna  aurata  liegt  sowohl  in  einigen  Stücken  von 
Bwea  (Preuss),  als  auch  von  Barombi  (ZeĂĽner)  vor;  jene 
entsprechen  der  Beschreibung  von  G.  geniina  (Lewis,  Eutom. 
Monthly  Mag.  XV,  1879,  p.  234),  diese  der  echten  aurata. 
Ich  kann  indess  die  gemina  nur  fĂĽr  eine  Lokalform  der 
aurata  halten. 

Coelorrhina  hornimani  Bates  liegt  zahlreich  aus  der 
Gegend  von  Bv>^ea  vor.  Bei  den  grössten,  32  mm  ohne 
Hörn  messenden  Exemplaren  ist  das  Clypealhorn  kräftig 
entwickelt  und  hn  Endtheil  erweitert,  in  je  eine  seitliche 
Spitze  ausgezogen  und  in  der  Mitte  des  Endrandes  aus- 
gebuchtet. Bei  den  kleinsten ,  24  mm  langen  Exemplaren 
ist  das  Clypealhorn  sehr  kurz,  dünn,  am  Ende  verschmälert 
und  abgestutzt.  Zwischen  der  grössten  und  der  kleinsten  Form 
finden  sich  zahlreiche  Zwischen  formen  vor,  so  dass  sich 
das  grosse,  am  Ende  sehr  verbreiterte  Clypealhorn  stufen- 
weise in  das  kleine,  rudimentirte  Hörn  überführen  lässt.  — 
Hiermit  hält  die  eigenthümliche  Bildung  der  Stirn  gleichen 
Schritt.  Bei  den  grössten  Stücken  geht  die  tiefe  Aus- 
höhlung der  Stirn  fast  bis  zur  Höhe  des  Augenhinterrandes, 
während  zwei  längliche,  schmale,  mehr  oder  weniger  nahe 
zusamjnenstehende .  nach  vorn  gerichtete  Zähne  aus  der 
Mitte  des  erhobenen  Stirnrandes  hervorgehen.  Bei  den 
kleinsten  StĂĽcken  ist  der  Stirnrand  weniger  tief  ausge- 
schnitten,  vielmehr  bis  zur  Höhe  des  Augenvorderrandes 
vorgezogen,  in  der  Mitte  ausgebuchtet  und  beiderseits  dieser 
Ausbuchtung  schwach  vorgezogen.  Zwisclien  diesen  beiden 
Extremen  finden  sich  nun  alle  möglichen  Zwischenformen 
vor.  Auch  bei  einigen  grösseren  Exemplaren  mit  massig 
kräftigem  Clypealhorn  ist  der  erhobene  Stirnrand  der  Höhe 
des  Augenvorderrandes  beträchtlich  genähert.  —  Auf  die 
eben  besprochene   kleine  Form  mit  schwach  entwickeltem 


248  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,  Berlin. 

StirnvorspruDg  und  kleinem  Clypealhorn  beziehe  ich  die 
Coelorrhina  affmis,  welche  AĂĽrivillius  1886  im  Bihang 
tili  k.  Svenska  Vet.-Akad.  Handl.  Bd.  12,  Afd.  IV,  No.  1. 
pag.  6,  beschrieben  hat. 

Die  Färbung  der  Beine  ist  grün  oder  grün  mit  röth- 
lichem  Anfluge  an  den  Schenkeln  und  Schienen. 

Ueber  Stephanorrliina  guttata  Oliv.  var.  hyhrida  n., 
similUma  Westw.  ,  temeraria  n.  sp.  und  hella  Waterh.  habe 
ich  in  der  Stettin.  Entom.  Zeitung.  1892,  pag.  147  —  152, 
Mittheilungen  gemacht. 

Ă„2)Jiancsthes,  eine  neue  Gattung,  ist  nahe  mit  Chordodem 
verwandt.  Die  FlĂĽgeldecken  zeigen  an  den  Seiten  hinter 
den  Schultern  keine  Ausbuchtung,  sind  hier  vielmehr  nur 
sehr  schwach  ausgeschweift;  nach  der  Spitze  zu  ist  der 
Rand  gezähnelt.  Die  Flügeldecken  sind  also  fast  ebenso 
wie  bei  CJiordodera  oebildet.  nur  breiter  und  kĂĽrzer.  Auch 
der  Prothorax  ist  breiter  und  kĂĽrzer  und  hinten  dreifach 
ausgebuchtet.  Auf  dem  Kopfe  ist  der  mittlere  Längskiel 
äusserst  kurz,  nach  vorn  zu  nicht  in  einen  Höcker  ver- 
längert. Der  Vorderrand  des  Clypeus  zeigt  keinen  mittleren 
Lobus.  sondern  ist  in  der  Mitte  kurz  zweilappig.  Das 
Scutellum  ist  kĂĽrzer  und  weniger  zugespitzt,  der  Meso- 
sternalfortsatz  dagegen  länger.  Die  Schienen  aller  Beiue 
sind  der  Länge  nach  ebenso  gefurcht,  wie  bei  Chordodera. 

Es  lautet  die  Charakteristik  von  Aphaiiesthes  n.  g.  9 
folgendermassen :  Corpus  latiusculum,  supra  opacum.  Cly- 
peus fere  simplex,  medio  haud  carinato,  carina  abbreviata, 
interoculari,  frontali,  retusa;  clypei  margine  antico  medio 
brevissime  bilobo.  Prothorax  transversus,  latiusculus,  medio 
laterum  rotundato-angiĂĽato,  angulis  posticis  rectis.  margine 
postico  trisinuato.  Scutellum  trigonale,  subacuminatum. 
Elytra  latiuscula,  bicostata,  margine  laterali  fere  recto,  vix 
conspicue  sinuato.  ])ostice  denticulato.  juxta  angulum  sutu- 
ralem  apicalem  ipsum  sinuata,  apice  producto;  callo  anteapi- 
cali  brevi,  transverso.  glabro,  nitido,  subdentato.  Tibiae 
omnium  pedum  longitudinaliter  sulcatae,  anticae  ( 9 )  triden- 
tatae.  mediae  et  posticae  deute  exteriore  acute  submediano 


Sitzung  vom  .20.  Dccemher  i892.  249 

armatae.  Processus  mesosternalis  sat  longe  productiis,  ro- 
bustiis. 

Aphancsthes  pseiidmcoides  d.  sp.  olivacea.  opaca.  clypeo 
hrunneo;  elytris  fiilvis,  direpte  viridi-raaculatis,  sutura  et 
costis  viridibus;  pectore,  abdomine,  femoribiis  nigro-oliva- 
ceis.  tibiis  castaneis,  apice  tarsisqiie  nigris;  pectore  et  ab- 
domine, medio  laevi  excepto,  coxisque  et  femoribus  flavo- 
pilosis;  segmentis  abdominalibiis  utrinqiie  raacula  laterali 
mimita  et  stria  transversa  iiiteriore  albis  signatis;  —  clypeo 
rugiiioso.  vertice  laevi.  nitido,  postice  et  lateraliter  punctato; 
pronoto  sciitelloqiie  parce  pnnctatis,  breviter  et  parce  pilosis; 
elytris  rare  pnnctatis.  passim  rnfo- pilosis.  —  Long.  corp. 
19  mm. 

In  der  Fär])iüig  ist  die  Spezies  der  Fseudinca  dicJiroa 
Gerst.  ähnlich.  Es  liegt  nur  ein  weibliches  Exemplar  von 
Bwea  vor,  welches  Dr.  Preuss  am  17.  Oktober  1891  er- 
beutet hat. 

x4uf  Tmesorrhina  iris  F.  var.  camerunica  (Nonfried, 
Entom.  Nachr.  1892.  S.  120)  beziehe  ich  einige  Exem- 
plare (cj'  9).  welche  indess  der  Originalbeschreibung  nicht 
in  allen  Punkten  entsprechen.  Die  Oberseite  ist  nicht  so 
rein  grĂĽn  wie  bei  iris.  Die  Hintercoxen  sind  allerdings 
aussen  feuerroth ,  die  Seitenränder  des  Pronotums  röthlich. 
Die  Flügeldecken  sind  jedoch  weniger  verlängert  und  etwas 
gewölbter.  Der  Mesosternalfortsatz  ist  stumpf  dreieckig 
vorgezogen.  Die  Hinterschenkel  erscheinen  etwas  kĂĽrzer, 
die  Vorderschienen  des  o  sind  deutlich  kĂĽrzer.  Ein  zweites 
ö^  besitzt  einen  kurzen  und  vorn  abgerundeten  Mesosternal- 
fortsatz; die  Aussenseite  der  Hintercoxen  ist  weniger  roth 
und  der  Rand  des  Pronotums  grĂĽn.  Alle  diese  Exemplare 
stammen  von  der  Barombi- Station  (Dr.  Preuss). 

Tmesorrhina  aJpestris  n.  sp.  9  ist  von  den  bisher  be- 
kannten Arten  der  Gattung,  iris  F.  und  simillima  Kraatz, 
gut  zu  unterscheiden.  GegenĂĽber  der  iris  ist  sie  durch  den 
grösseren  und  breitereu,  oberseits  mehr  gewölbten  und  heller 
grün  gefäi'bten  Körper  ausgezeichnet.  Oberseits  nach  den 
Seiten  zu  und  auf  der  Scheibe  geht  das  GrĂĽn  in  Oliven- 
farbe   über,    eine  verw^aschene  Längsbinde    auf    der  jMitte 


250  Gesellschaft  natu  rfor  sehen  der  Freunde,  Berlin. 

jeder  Flügeldecke  ist  gesättigt  di?nkelgrün  und  reicht  von 
der  Basis  bis  zum  Endbuckel.  Auch  die  Beine  sind  ganz 
grün.  —  Der  Clypeus  ist  glatt  und  nur  nach  den  Seiten 
und  dem  Vorderrande  zu  punktirt  und  schwächer  granulirt. 
Auch  die  Punktirung  des  Prouotums,  des  Scutellums  und 
der  FlĂĽgeldecken  ist  eine  viel  feinere.  Der  Mesosternal- 
fortsatz  ist  breiter  und  länger  und  vorn  nicht  breit  abge- 
rundet, sondern  dreieckig  zugespitzt  mit  abgerundeter  Spitze. 
Die  Schenkel  erscheinen  fast  von  derselben  Stärke;  dagegen 
sind  die  Vorderschienen'  breiter  und  kĂĽrzer  als  bei  iris, 
aussen  scharf  dreizähnig.  An  der  Aussenseite  der  Mittel- 
schienen fehlt  ein  Zahn,  an  den  Hinterschienen  ist  er  kleiner 
als  bei  iris.  Die  Fransen  an  der  Innenseite  der  liinter- 
schienen  sind  dunkelbraun.  Die  simiUima  konnte  ich  in  der 
Sammlung  des  Herrn  Dr.  Kraatz  ansehen  und  mit  der 
neuen  Art  vergleichen;  ihre  gänzliche  Verschiedenheit  steht 
ausser  Frage.  —  Die  Diagnose  der  neuen  Spezies  ist  fol- 
gende: Graminea,  subolivacea,  vitta  diifusa  elytrorum  me- 
diana e  basi  ad  callum  posticum  pertinente  nigro-viridi; 
pedibus  viridibus.  femoribus  subolivaceis;  supra  glabra,  sub- 
tiliter  punctata,  punctis  elytrorum  plus  minusve  seriatis; 
pedibus  mediocribus,  tibiis  anticis  brevibus,  latis,  acute  tri- 
dentatis;  tibiis  mediis  inermibus,  posticis  extus  deute  mediano 
minuto  haud  acute  armatis.  intus  fusco  ciliatis;  femoribus 
posticis  modice  incrassatis;  processu  mesosternali  dilatato, 
elongato,  antice  trigonali,  apice  rotundato;  apice  elytrorum 
juxta  angulum  suturalem  sinuato.  —  Long.  corp.  23—25  mm. 
—  Es  wurden  zwei  weibliche  Exemplare  oberhalb  von  Bwea 
in  einer  Höhe  von  2100  m  von  Dr.  Preuss  gefunden. 

Tmesorrliina  haronibina  n.  sp,  9  ist  der  ins  F.  ähn- 
licher als  der  vorstehend  beschriebenen  Art  und  von  simĂĽ- 
lima  Kraatz  gänzlich  verschieden;  sie  ist  aber  gleichfalls 
grösser  und  etwas  gewölbter  als  jene,  tiefgrün  gefärbt  mit 
einem  Anfluge  von  olivengrĂĽn,  aber  weniger  als  alpcstris. 
Von  einer  dunklen  verwaschenen  Längsbinde  fehlt  auf  den 
FlĂĽgeldecken  jede  Spur.  Ferner  sind  die  Beine  ganz  grĂĽn. 
Der  Clypeus  ist  ebenso  deutlich  granulirt,  wie  bei  iris,  aber 
die  Punktirung  der  Stirn  und  des  Scheitels  ist   schwächer. 


Sitzung  vom  20.  Becemher  1S92.  251 

Die  Spitze  der  FlĂĽgeldecken  ist  neben  dem  Nahtwinkel 
gieiolifallö  nicht  ausgeraudet.  Auch  der  Mesosternalfortsatz 
ist  ähnlich,  aber  etwas  kürzer  und  vorn  noch  breiter  ab- 
gerundet. Aber  die  Hinterschienen  sind  innen  nicht  röth- 
lich.  sondei'n  dunkelbraun  gefranst.  Die  Vorderschienen 
gleichen  denjenigen  von  Iris  sehr,  aber  die  Mittelschienen 
zeigen  aussen  keine  Spur  A'on  einem  Zähnchen,  dagegen  ist 
der  Zahn  an  der  Aussenseite  der  Hinterschienen  kräftig  und 
spitzer.  —  Die  Diagnose  dieser  neuen  Spezies  ist  folgende: 
Viridis,  olivaceo  minime  afflata,  pedibus  totis  viridibus; 
clypeo  grauulato.  yertice  fronteque  juxtaoculari  punctulatis, 
pronoto  et  elytris  distincte  punctatis;  elytrorum  apice  sini- 
plice,  juxta  angulum  suturalem  haud  vSinuato;  processu 
mesosternali  semiorbiculari,  ahbreviato,  antice  late  rotundato; 
pedibus  fere  gracilibus,  tibiis  anticis  sat  angustatis,  triden- 
tatis,  mediis  extus  integris,  posticis  dente  distincto  acuto 
armatis  et  intus  nigrofusco  ciliatis;  femoribus  posticis  modice 
incrassatis.  —  Long.  corp.  23  mm.  -  Ein  weibliches 
Exemplar  fing  Dr.  Preuss  bei  der  Barombi- Station. 

Smaragdesthes  miitica  wurde  von  Dr.  Preuss  bei  Bwea 
am  18.  Mai,  S.  conjnx  ebenda  am  6.  Mai  1891  gesammelt. 

Plaesiorrhina  tvatlänsiana  ist  der  cincta  sehr  ähnlich, 
unterscheidet  sich  aber  von  dieser  auf  Grund  zahlreich  vor- 
liegender Stücke  von  Bwea  folgendermassen:  Der  Körper 
ist  grösser,  die  Färbung  der  Oberseite  bronzefarben ,  nicht 
grünmetallisch;  die  Binde  der  Flügeldecken  ist  schmäler. 
Die  Färbung  der  Flügeldecken  hinter  der  Binde  ist  zu- 
weilen rothbraun  mit  einem  dunklen  Flecken  vor  dem  Callus. 
Die  Mittel-  und  Hinterschienen  sind  innen  rostroth  gefranst, 
bei  cincta  braunschwarz.  Der  Mesosternalfortsatz  erscheint 
kräftiger  gebaut.  Dagegen  sind  bei  zwei  Exemplaren  {^  $) 
aus  Barombi.  von  der  Statur  der  ivaildnsiana .  die  Mittel- 
schienen braunschwarz,  die  hinteren  jedoch  rostbraun  ge- 
franst; auch  ist  das  eine  Exemplar  feist  wie  eine  cincta 
gefärbt.  Diese  Uebergangsformen  machen  es  wahrschein- 
lich, dass  tvatkinsiana  nur  als  eine  Rasse  der  cincta  und  die 
Stücke  von  Barombi  als  eine  vermittelnde  Varietät  (J)arom' 
hina)  zu  betrachten  sind.    Ein  von  Baliburg  (Dr.  Zintgraff) 


252  GesellscMft  naturtorschenäer  Freunde,  Berlin. 

vorliegendes  StĂĽck  hat  an  den  Mittel-  und  Hinterschienen 
rostrothe  Fransen  und  eine  grĂĽnmetallische  Oberseite.  Die 
Piinktirung  und  die  Länge  des  Clypeus,  worüber  Lewis 
schreibt,  gewähren  keinen  Anhalt  zur  Unterscheidung  der 
ivatkinsiana  und  cincta. 

Eiitelesthes  n.  g.  ^  Clypeus  subquadratus,  supra  exca- 
Yatus,  medio  longitudinaliter  subcarinato;  margine  antico 
obtusato,  medio  vix  conspicue  bilohato.  Processus  mesoster- 
nalis  elougatus,  angustatus,  tenuis.  incurvatus.  gracilior 
quam  in  genere  FJaesiorrlĂĽna.  Pedes  intus  ciliati.  Tibiae 
anticae  latiusculae.  haud  elongatae.  in  mare  bidentatae, 
dente  apicali  extero  elongato.  dente  anteapicali  brevi  lato. 
Tibiae  mediae  et  posticae  extns  inermes,  intus  ciliatae. 
Elytra  obsolete  foreolatostriata  et  subcostata,  lateribus 
laeyioribus.  Abdominis  margines  laterales  obtusi,  haud 
carinati. 

Diese  Gattung  ist  durch  den  schlanken  und  sehr  schma- 
len Mesosternalfortsatz  ausgezeichnet  und  wegen  der  stumpf 
abgerundeten  Seitenränder  des  Abdomens  den  Gattungen 
Baceloma  und  Genyodonta  anzuschliessen.  Auffallend  ist  der 
Zahn  an  der  Aussenseite  der  Vorderschienen  im  männlichen 
Geschlecht,  der  bei  den  verwandten  Gattungen  fehlt. 

Eutelesthes  lateralis  n.  sp..  auf  welche  Art  die  Gattung 
gegrĂĽndet  wurde,  ist  durch  die  schwefelgelben  Seiten  der 
dunklen  FlĂĽgeldecken  ausgezeichnet  und  folgendermassen 
charakterisirt:  Piceo-niger,  nitidus,  elytris  minus  nitidis, 
lateribus  elytrorum  late  sulphureo-vittatis,  marginibus  ipsis 
nigris,  vitta  nee  humerum,  nee  apicem  attingente;  segmento 
abdominali  quarto  postice  bruuneo  bisignato;  —  pronoto 
inaequaliter  punctato.  punctis  discoidalibus  sparsioribus  et 
tenuioribus;  scutello  trigonali  latera  versus  punctato;  ely- 
trorum angulo  suturali  apicali  breviter  lobato;  pygidio 
tenuiter  vermiculate  ruguloso;  pedum  latere  interiore  coxisque 
nigrofusco-ciliatis.  —  Long.  corp.  I6.5  mm.  —  Kamerun.  1  r^. 

Stetlioäesma  stracliani  Hope.  Ein  männliches  Stück  aus 
Bwea.  Die  Vorderschienen  sind  zweizähuig,  von  einem 
dritten  Zahne  ist  keine  Spur  vorhanden. 

Anectoma  squamipes  ist  mir  in  natura  unbekannt.    Die 


Sitzung  vom  20.  Deeewher  1892.  253 

Gattung  Aneäoma  Gkkstaecker  (Mitth.  d.  naturwiss.  Ver. 
f.  Nein'orpommerii  ii.  RĂĽgen,  1882,  Sep. ,  S.  21)  ist  nach 
Ausweis  der  Beschreibung  auf  Macrehphinis  Kraatz 
(Deutsche  Eni  Zeitschr.  1880,  S.  173;  Kolbe,  Stettiii. 
Ent.  Zeit.  1892.  S.  135)  zu  beziehen.  Beide  Gattungen 
fallen  also  zusammen,  und  Macrehphinis  hat  die  Priorität. 

Eucosma  hreviceps  n.  sp.  Congeneribus  major,  opaca, 
atrovirens,  supra  plagis  fulvis  indistinctis  variegata,  pygidib 
elytrisque  postice  punctis  albis  adspersis;  pectore,  abdomine, 
pedibus  viridibus,  subaeneis;  —  capite  abbreviato,  latera 
versus  punctato.  punctis  posterioribus  majoribus  exsculptis; 
clypeo  transverso,  antice  obtuso,  vix  emarginato,  medio 
longitudinaliter  elevato,  glabro,  uitido,  fere  impunctato;  pro- 
noto  parce  punctato.  ante  scutellum  emarginato;  scutello 
acuto,  lateraliter  subsinuato;  elytris  seriatim  punctatis,  serie- 
bus  geminatis.  interstitiis  alternis  haud  elevatis  nee  costa- 
tis;  pygidio  ocellato -punctato;  tibiis  anticis  extus  bidentatis, 
dente  altero  apicali,  altero  anteapicali;  raetasterni  lateribus 
oblique  et  transversim  striatis,  striis  partim  flexuosis;  ab- 
dominis  lateribus  inaequaliter  parce  punctatis.  —  Long.  corp. 
16.5  mm.  —  Ein  Exemplar  von  der  Barombi-Station  (Zeuner). 

Unter  den  fĂĽnf  jetzt  bekannten  Arten  der  Gattung 
Eucosma,  welche  aus  Aschanti,  Togo  und  vom  Kongo  be- 
schrieben sind,  ist  die  Kameruner  Art  die  grösste  und  aus- 
gezeichnet durch  den  verkĂĽrzten  Clypeus. 

Eupachnoda  n.  g.  ist  auf  Fachnoda  inscripta  Gory  et 
Perch.  gegründet.  Die  Oberseite  ist  glänzend,  bei  den 
echten  Pachnoden  mattfarbig.  Beim  ^  ist  das  Abdomen 
unterseits  vom  ersten  bis  zum  letzten  freien  Segment  breit 
und  tief  eingedrückt  und  in  diesem  Längseindrucke  vom 
ersten  bis  zum  fĂĽnften  Segment  der  Quere  nach  dicht  filzig 
behaart.  Bei  der  Mehrzahl  der  Pachnoden  ist  das  Abdomen 
des  c/  nur  sehr  schwach  eingedrĂĽckt.  Die  Schenkel  und 
Schienen  sind  dicht  gefranst  und  die  vier  ersten  Glieder 
der  Tarsen  des  cT  unterseits  mit  einer  BĂĽrste  versehen. 
An  den  schmalen  Vorderschienen  des  cT  bemerken  wir  ausser 
dem  Apicalzahne  aussenseits  nur  noch  einen  schwachen  Vor- 
sprung vor  demselben.     Am  Mesosternalfortsatz    liegt    die 


254  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,   'Berlin. 

Qiiernaht  zwischen  den  HĂĽften.  Auch  bei  BhaMotis,  einer 
schon  frĂĽher  von  Pachnoda  abgezweigten  Gattung,  welche 
Burmeister  allerdings  als  Subgenus  dieser  Gattung  auf- 
gestellt hat,  ist  die  Oberseite  glänzend,  daneben  die 
Schenkel,  Schienen  und  Tarsen  innen  dicht  gefranst  oder 
bebürstet,  aber  die  Männchen  haben  nur  einen  schwachen 
Längseindruck  auf  der  Unterseite  des  Abdomens  und  die 
Quernaht  des  Mesosternalfortsatzes  liegt  vor  den  HĂĽften. 
Der  Habitus  von  Etipachnoda  und  JRhaMotis  ist  ein  sehr 
verschiedener,  und  von  einer  näheren  Verwandtschaft  beider 
Gattungen  kann  nicht  die  Rede  sein.  Bemerkenswerth  ist 
es,  dass  in  beiden  Gattungen  neben  der  glatten  Oberseite 
des  Vorderkörpers  und  der  Flügeldecken  die  Tarsen  der 
Männchen  an  der  Sohle  mit  einer  Bürste  versehen  sind, 
die  in  der  Gattung  FacJmoda  nicht  vorkommt  und  hier  ver- 
muthlich  auch  zwecklos  sein  wĂĽrde,  da  sie  bei  Euixichnoda 
und  Fihdbdotis  sehr  wahrscheinlich  bei  der  Copulation  als 
Haftapparat  auf  dem  glatten  Körper  Verwendung  findet.  — 
Die  Charaktere  von  Eupaclmoda  sind  folgende:  Corpus 
elongatum,  supra  nitidum.  Pronotum  scutellum  versus  vix 
protractum.  Processus  mesosternalis  semiglobosus,  sutura 
intercoxalis.  Pedes  intus  ciliati.  —  </  Tibiae  anticae  extus 
dente  apicali  armatae,  ante  dentem  subangulatae.  Tarsorum 
articuli  quatuor  primi  scopula  pilosa  subtus  instructi.  Abdo- 
men per  totam  longitudinem  mediam  late  et  profunde  Im- 
pressum, segmentis  omnibus,  ultimo  excepto,  in  hoc  sulco 
singulis  plaga  dense  pilosa  transversa  vestitis.  —  Ein 
cr$  liegt  von  Bwea  (6.  Mai  1891)  vor,  das  c^  ist  27, 
das  9  29  mm  lang.  Ein  kleines  Weibchen  aus  Baluba- 
land  im  Congogebiet  (Mukenge,  März  1883)  wurde  von  Dr. 
PoGGE  gesandt.  —  Aurivillius  beschrieb  im  Bihaug  tili 
k.  Svenska  Vet.  Akad.  Handl.  Bd.  12,  Afd.  IV,  No.  1,  p.  8, 
das  Weibchen  dieser  Art. 

FacJmoda  vossi  n.  sp.  Diese  Spezies  erinnert  in  der 
Färbung  der  Oberseite  an  eupanjplia  Gerst.  und  margi- 
nella  F.,  in  der  Färbung  der  Unterseite  und  Beine  an 
flaviventris  Gory  und  frontalis  Harold.  Die  hinteren 
Schenkel  und  Schienen    sind  etwas    länger  und  schmäler, 


Silzmuf  vom    20.  Decemhcr  1892.  255 

als  bei  fJavivcntns.  —  Charakteristik:  Prasina,  glabra, 
marginibus  pronoti,  inargiue  basali  excepto.  elytrorumque 
lateribus  latis  usque  ad  aDgiilum  suturalem,  pectore,  abdo- 
mine,  pedibiis  sulphnreis  vel  stramineis;  capite  viridi.  vittis 
tribus  clypei  longitiidinalibiis  antice  conjiiiictis  canthoqiie 
oculorum  flavis,  margine  clypei  aiitennisque  brimneo-ferru- 
gineis;  niaciila  scapulari  et  plaga  femorum  posticorum 
Diaciilaqiie  coxariim  ])Osticaruni  externa  viridibus;  episternis, 
epimeris,  segmeiitis  abdoiuinalibiis  anguste  yiridi  vel  nigro- 
viridi  marginatis;  tibiis  interduin  maciila  Tel  vitta  viridi  si- 
gjiatis;  pygidio  rufobriinDeo.  maculis  6  albis  signato  (4  ba- 
salibus,  2  apici  propioribus  et  iĂĽterdiim  deficientibus); 
segmentorum  abdominalium  macula  singula  minuta  laterali 
alba;  —  capite  glabro  parce  punctato.  clypeo  medio  sinuato, 
pronoto  elytrisqiie  impimctatis ,  bis  postice  iudistiucte  et 
obsolete  striatis.  extus  viridi  irroratis;  processu  mesoster- 
nali  rotimdato;  —  o"  segmentis  abdomiDalibiis  3  intermediis 
rnodice  iüciso-impressis;  9  femoribiis  posticis  latioribus.  — 
Long.  corp.  Y  25,  9  22—24  mm.  —  Baliland  (Kapt.  Voss, 
Museum  LĂĽbeck,  Berlin). 

Pseudinca  hiutsoni  Aurivill.  wurde  von  Preuss  auf 
dem  Kameruugebirge  in  der  Gegend  von  Bvvea  (1000  m 
bis  2000  m  hoch)  gefunden.  Aurivillius  hielt  seine  knut- 
soni  für  eine  Varietät  der  admixta  Hope;  ich  kann  sie  nur 
als  eine  selbständige  Art  ansprechen.  Sie  unterscheidet 
sich  von  admixta  wie  folgt.  Der  Körper  ist  oberseits 
dunkelzimmtfarbig.  zuweilen  mit  grĂĽnlichem  Anfluge;  die 
Schulter-  und  die  P^ndbeule  sind  schwarz  oder  dunkel- 
grĂĽn. Die  hellbraune  Farbe  der  FlĂĽgeldecken  ist  zu- 
weilen mit  dunkelgrĂĽnen  Flecken  untermischt,  niemals 
aber  mit  weissen  Zeichnungen  und  Punkten  besprengt, 
auch  nicht  das  Pronotum;  wohl  ist  dies  der  Fall 
bei  admixta.  Ferner  ist  der  Clypeus  vorn  abgestutzt, 
höchstens  in  der  j\Iitte  schwach  ausgerandet,  nicht  aber  mit 
einem  aufgerichteten  Lobus  versehen,  wie  bei  admixta.  Die 
FlĂĽgeldecken  des  d"  sind  viel  weniger  deutlich  puuktirt- 
gestreift.  Das  letzte  Abdominalsegment  des  c/  ist  glatt, 
nur  an  den  Seiten  sehr  fein  punktirt,   bei  admixtĂĽ  ĂĽberall, 


256  Gesellschaft  naturforschender  Freunde,   Berlin. 

ausser  am  Vorderrande,  mit  zahlreichen  groben  quer  ein- 
gedrĂĽckten Punkten  besetzt.  Die  Schienen  des  r/  sind  zwei- 
zähnig. die  des  9  dreizälmig.  —  Die  Art  wurde  am  2.  und 
13.  Juni,   7.  August  und  26.   September   1891    gesammelt. 

Auch  Pseudinca  dichroa  Gerst.  liegt  von  Bwea  vor 
(7.  August  und  26.  September  1891),  während  admixta  nur 
bei  der  Barombi-Station  von  Pkeuss  und  Zeuneu  gefunden 
wurde. 

JDiplognatha  gagates  wurde  nur  im  Hinterlande  von 
Kamerun,  nämlich  in  Baliland  (Kapt.  Voss)  gefunden,  viri- 
dula  bei  Bwea  am  8.  Oktober  1891 ,  während  von  der 
Barombi-Station  eine  neue  Art  vorliegt,  nämlich 

Biplognatha  preiissi  n.  sp.  Major,  nigra,  glaberrima, 
nitida,  subgracilis,  pronoto  antrorsum  magis  attenuato.  gla- 
berrimo,  haud  punctato,  lateraliter  subtilissime  et  vix  con- 
spicue  coriaceo,  margine  postico  medio  antescutellari  anguste 
sinuato;  elytris  subelongatis,  riirsum  attenuatis,  haud  punc- 
tatis  (seriebus  vero  punctorum  subtilissimorum  discoidalibus 
vix  conspicuis),  glabris.  pone  medium  lateraliter  minime  im- 
pressis;  elytrorum  lateribus  et  apice  pygidioqiie  subtilissime 
coriaceis,  sutura  plana,  ante  apicem  ipsum  elevata;  pro- 
cessu  mesosternali  modice  producto;  lateribus  metasterni 
subtiliter  striolato-rugosis,  abdominis  subtiliter  punctatis, 
tibiarum  anticarum  dentibus  exterioribus  2  superioribus 
inter  se  approximatis ;  tibiis  mediis  extus  dente  singulo 
armatis.  —  Long.  corp.  (capite  inclinato)  31  mm.  —  Ein 
Exemplar  von  der  Barombi-Station  (PiiEuss).  —  Diese  Art 
ist  der  süicea  M'Leay  zunächst  verwandt,  aber  viel  grösser. 
An  den  Vorderschienen  steht  der  mittlere  Zahn  dem  oberen 
viel  näher  als  dem  apicalen;  bei  silicea  sind  alle  drei  gleich 
weit  voneinander  entfernt.  Der  Prothorax  und  die  FlĂĽgel- 
decken sind  länger,  jener  ist  nach  vorn,  diese  nach  hinten 
mehr  verschmälert.  Die  Flügeldecken  sind  glatt  und  be- 
sitzen an  den  Seiten  nicht  die  fĂĽr  silicea  und  gagates  so 
charakteristischen  EindrĂĽcke  .  sind  vielmehr  nur  hinter  der 
Mitte  seitlich  sehr  schwach  eingedrĂĽckt.  Auf  dem  Pygidium 
finden  sich  nicht  die  zahlreichen  Querstrichel.  DasMetasternum 
ist  an  den  Seiten  schwächer  gestrichelt,  das  Abdomen  seit- 


Sitzung   vom  20.  December  1892.  257 

lieh  schwächer  punktirt  als  bei  silicea.  —  Die  neue  Art 
gleicht  in  der  Grösse  der  sulaetwa  Duviv..  ist  von  ihr  aber 
ganz  Yerschieden.  Von  hcrculeava  Hope  weicht  sie  durch 
den  einzelnen  Zahn  am  Aussenrande  der  Mittelschienen  und 
durch  den  schlanken  Körper  ab. 

Biplirontis  monticola  n.  sp.  Subangustata,  prothorace 
elytrisque  apicem  versus  attenuatis,  supra  rubre -latericea. 
opaca.  marginibus  clypei.  frontis  lateribus,  maculis  6  pronoti 
(4  medianis  majoribus,  2  lateralibus  miuoribus).  apice  scutelli, 
inaculis  niultis  elytrorum  (majoribus  lateralibus  transversis, 
minoribus  discoidalibus  dispersis  inter  se  plus  minusve  con- 
fluentibus)  pvgidiique  vittis  tribus  totis  atris;  pectore  et 
abdomine  castaneis.  nitidis,  lateribus  sternorum.  basi  me- 
taste rni,  lateribus  latis  segmentorum  abdomin alium,  macula 
laterali  castanea  excepta,  segmento  abdominis  ultimo  aperto 
nigris;  pedibus  anticis  nigris.  tibiis  ad  magnam  partem 
pedibusque  posterioribus  castaneis,  femoribus  secundi  paris 
ad  partem  tibiarumque  mediarum  et  posticarum  apice  tar- 
sisque  omnium  pedum  nigris;  —  fronte,  vertice,  pectore 
(metasterno  medio  excepto),   coxis,  femoribus  flavo-pilosis; 

—  cono  antecoxali  prosternali  tenui,  acute;  precessu  me- 
sosternali  mediocri.  protruso  vero  et  acute;  metasterno  medio 
antice  rare  punctato;  scutello  glabro  haud  punctato,  apice 
acute;  elytrorum  angulo  suturali  apicali  haud  lobate,  sed 
denticulo  inflexe  instructo;  dente  tibiarum  posteriorum  sub- 
mediano  extero  distincto,  acute.  —  Long.  corp.  17  —  18  mm. 

—  2  Exemplare  von  Bwea  (Dr.  Preuss). 

Diese  ist  die  zweite  Art  der  Gattung.  Die  cruenta  Gerst. 
wird  am  Elephanten-See  gefunden,  auch  am  Benue,  wenn 
Forphyrohapta  trigina  Kraatz.  wie  v.  d.  Poll  behauptet 
(Notes  Leyden  Mus.  XI.  1889,  S.  64).  mit  Biplirontis  cruenta 
identisch  ist.  Die  neue  Art  ist  der  zuletzt  genannten  sehr 
ähnlich,  aber  etwas  kleiner  und  schmäler.  Sie  ist  wohl 
nicht  als  eine  Gebirgsrasse  der  cruenta  aufzufassen,  weil 
eine  ganze  Reihe  von  Unterscheidungsmerkmalen  sie  von 
dieser  trennen.  Die  Färbung  der  Oberseite  ist  ein  roth- 
bräunliches Ziegelroth,  mit  mattschwarzen  Flecken  unter- 
mischt.    Die  Stellung  dieser  Flecken  ist  namentlich  auf  dea 


258  Ge.<ieUschaft  natwrforscliender  Freunde,  Beiiin. 

FlügeldeckcD  eine  andere;  nur  zwei  seitliche  grössere  Flecken 
erscheinen  bindenartig,  die  ĂĽbrigen  zahlreichen  kleinen  Flecken 
sind  sehr  unregelmässig  gestellt  und  geformt  und  grossen- 
tbeils  miteinander  verbunden.  Auf  dem  Pronotum  stehen 
vier  grosse  Makeln  auf  der  Scheibe  und  je  eine  kleinere 
nahe  dem  Seitenwinkel;  die  Basis  bleibt  rothbraun,  wäh- 
rend bei  cruenta  diese  in  der  Mitte  schwarz  ist  und  vorn 
dreizackig  ausläuft.  Die  Stirn  und  der  Hinterkopf  sind 
goldgelb  behaart;  die  Behaarung  der  Brust,  HĂĽften  und 
Schenkel  ist  greisgelb,  bei  cruerda  rothgelb.  Der  Kopf  ist 
oberseits  gröber  punktirt;  die  Punktirung  des  Metasternums 
hinter  dem  intercoxalen  Fortsatze  erscheint  viel  weniger 
dicht.  Das  Scutellum  ist  nicht  sculptirt  und  hinten  zuge- 
spitzt, bei  cruenta  beiderseits  der  Mitte  mit  längsrissiger 
Skulptur  versehen,  und  die  Spitze  etwas  abgerundet.  Der 
Nahtwiukel  der  Flügeldecken  ist  nicht  lappenförmig  vorge- 
zogen, sondern  zeigt  einen  kleinen  zahnartigen  Vorsprung, 
der  nach  unten  gewendet  ist.  Der  antecoxale  Prosternal- 
zapfen  ist  dĂĽnner  und  spitzer,  der  vorspringende  Mesoster- 
nalfortsatz  klein  aber  spitz,  bei  cruenta  stumpf  abgerundet. 
Der  Zahn  an  der  Aussenseite  der  Mittel-  und  Hinterschienen 
tritt  deutlicher  hervor. 

Die  mit  Charadronota  pectoralis  Bainbr.  zunächst  ver- 
wandte Diplognathine  von  der  Barombi-Station  ist  vielleicht 
als  Varietät  oder  Rasse  [abdominalis  n.)  dieser  Ober-Guinea- 
Spezies  anzusprechen.  Die  Exemplare  von  Barombi  unter- 
scheiden sich  von  solchen  aus  Togo  durch  das  hellkastanien- 
farbige  Abdomen,  das  Fehlen  der  gelben  Seitenflecken  des- 
selben und  das  ganz  schwarze  Metasternum.  das  kĂĽrzere 
Zähnchen  an  den  Vorderecken  des  Clypeus,  den  etwas 
längeren  Mesosternalfortsatz  und  den  etwas  deutlicheren 
und  fast  streifenartig  punktirten  Eindruck  hinter  der  Mitte 
der  FlĂĽgeldecken.  Diagnose:  Nigra,  nitida,  scapulis  abdo- 
mineque  castaneo-rufis,  elytris  pone  medium  depressis  sub- 
striato-punctatis .  clypei  angulis  anticis  breviter  dentatis, 
processu  mesosternali  paulo  prolongato.  Long.  corp.  1 7  mm. 
Barombi-Station  (Dr.  Preuss). 

Macroma  camarunica  n.  sp.    ist  zunächst   mit  exclama- 


Sitzung  vom  20.  Deeember  1892.  259 

tionis  m.  (Stettin.  Entom.  Zeitung.  1892,  p.  138)  verwandt, 
namentlich  wegen  der  gestreckten  Form  des  Körpers,  der 
gleichen  Bildung  des  Clypeus  und  des  gelben  Apicalflecks 
der  Flügeldecken.  Aber  die  Färbung  ist  eine  andere, 
jedoch  auf  denselben  Typus  zurĂĽckzufĂĽhren.  Die  Seiten- 
kiele (Rippen)  des  Pygidiums  sind  nicht  scharf,  sondern 
ihr  RĂĽcken  ist  abgerundet  und  die  Kiele  verschwinden  vorn; 
bei  exclamationis  sind  die  drei  Rippen  scharf  gekielt.  Das 
Mentum  ist  vorn  breiter  und  weniger  tief  ausgebuchtet; 
auch  der  Clypeus  ist  breiter.  Das  vorletzte  RĂĽckensegment 
ist  in  der  Mitte  winklig  vorgezogen,  nicht  bei  exclcimaĂĽonis. 
—  Die  Diagnose  von  camanmica  lautet:  Elongata,  nigra, 
nitida,  flavomaculata  et  vittata.  capite  anteriore  macula 
longitudinali  fronteque  interoculari  posteriore  utrinque 
macula  signatis;  pronoto  trivittato,  vittis  angustis,  media 
marginera  anticum  haud  attingente;  scutello  elytrisque,  his 
ad  magnani  partem  tlavis,  humeris.  marginibus,  plaga  magna 
trigonali  basali  communi  (in  suturam  nigram  continuata) 
fasciaque  postica  anteapicali  nigris,  macula  singula  apicali 
utrinque  flava;  maculis  duabus  pygidialibus  oblongis  cur- 
vatis  segmentisque  abdominalibus  utrinque  macula  trans- 
versa luteis;  lateribus  metasterni  cum  episternis  et  epimeris, 
coxarum  posticarum  macula  extera  coxisque  anticis  sulphureis; 
antennis,  ventre  medio,  pedibus  castaneis;  —  margine  clypei 
antico  costiformi  in  margines  laterales  continuato;  pronoto 
giaberrimo  impunctato ;  elytris  irregulariter  punctatis,  antice 
glaberrimis  apiceque  impunctatis;  pygidio  tricarinato.  carinis 
postice  subito  abruptis.  carina  media  compressa  ad  basin  perti- 
nente,  lateralibus  haud  compressis.  antice  obsoletis;  segmento 
dorsali  abdominali  paenultimo  medio  postice  angulato.  — 
Long.  corp.  17  mm.  —  1  Exemplar  von  Bwea  (Dr.  Pkeuss). 

Plati/genia  harhata  wird  nach  Angabe  des  Herrn  Dr. 
Pkeuss  unter  Rinde  und  im  Mulm  sehr  alter  Bäume  ge- 
funden; der  Lebensweise  unter  Rinde  entspricht  der  sehr 
flach  gedrückte  Körper  des  Käfers. 

Corynotriclihis,  eine  neue  Gattung  der  Trichiiden,  unter- 
scheidet sich  von  allen  mir  bekannten  Gattungen  dieser 
Familie    durch    das  ausgebildete  Hörnchen  vorn   auf   dem 


260  Cresellsdiaft  natur forschen  der  Freunde,  Berlin. 

Clypeiis,  welcher  wie  bei  einer  kleinen  Coelorrhiua  geformt 
ist.  Im  Uebrigen  ist  die  Gattimg  zunächst  mit  Stegoplenis 
und  Myoderma  verwandt.  Letztere  Gattung  zeigt  bereits 
die  Vorbildung  zu  dem  Clypealhörnchen  von  CoryrwtricJüus 
in  einem  stumpfen  mittleren  Vorsprunge  des  Vorderrandes 
des  Clypeus.  —  Bei  Corynotrichius  ist  der  Clypeus  an  den 
Seiten  aufgebogen,  der  aufgebogene  Seitenrand  gerundet 
und  nach  vorn  einwärts  gebogen.  Die  Vorderecken  springen 
winklig  vor.  Die  Mitte  des  Vorderrandes  erhebt  sich  zu 
dem  erwähnten  vertikalen  Hörnchen,  welches  an  der  Vorder- 
seite convex,  am  Ende  abgestutzt  bis  abgerundet  ist  und 
hinten  mit  einem  bis  auf  die  Stirn  hinaufreichenden  Längs- 
kiele in  Verbindung  steht.  Das  Pronotum  ist  ähnlich  wie 
bei  Sfego2)tcFus  gebildet.  Das  Prosternum  hat  keinen 
Zapfen,  das  Mesosternum  aber  zwischen  den  HĂĽften  einen 
niedrigen,  schwachen,  abgerundeten  Vorsprung.  Die  Hinter- 
schienen  sind  am  Ende  etwas  erweitert,  aber  nicht  so  stark 
wie  bei  Stegopterus,  jedoch  etwas  mehr  als  bei  Myoderma 
alutciceum,  —  Die  Charakteristik  dieser  Gattung  lautet: 
Clypeus  antrorsum  paulo  dilatatus.  supra  excavatus,  medio 
antico  corniculo  angulato  surrecto,  postice  in  carinam 
transeunte,  exstructo;  angulis  anticis  reflexis,  subdentatis. 
Prothorax  convexiusculus ,  margine  postico  rotundato  utrin- 
que  sinuato;  lateribus  ante  medium  ampliatis,  ante  angulos 
posticos  rectos  sinuatis.  Elytra  costata.  Prosternum  haud 
mucronatum.  Mesosternum  intercoxale  modice  tuberculatum. 
Tibiae  primi  paris  tridentatae,  secundi  et  tertii  paris  dente 
medio  acute  submediano  armatae;  apice  tibiarum  tertii 
paris  dilatato,  bicalcarato,  calcare  interiore  dimidio  breviore 
quam  exteriore,  illius  apice  anguste,  hujus  late  rotundato. 
.  CorynotricJdus  hicoJor  n.  sp.  Piceo-niger,  nitidus,  supra 
parce,  infra  densius  breviter  flavopilosus,  capitis  plaga 
media,  pronoto  (nigro-fusco  marginato),  macula  pygidiali 
media  flavo-testaceis,  antennis  castaneo-brunneis,  maculis 
duabus  minutis  pronoti,  utraque  angulo  laterali  approxi- 
mata,  nigris,  semilunaribus;  clypeo  dense  et  grosse,  fronte 
verticeque  dense  et  minus  grosse  punctatis;  pro- 
noto autem  transverso  mediocriter  rugose  punctato,    angulis 


Sitmnfj  vo)ti  20.  December  189^.  261 

posticis  rectis  aciitis;  elytris  costatis,  costis  siibtiliter 
punctatis,  altemis  latioribus  et  altioribus,  siilcis  substriatis, 
band  vero  pimctatis;  pygidio  coriaceo;  tibiis  pilosis,  femoribus 
ciliatis.  —  Long.  corp.  16,5  mm.  —  Ein  Exemplar,  im 
Hinteiiaude  Yon  Kamerun  im  Januar  während  der  Trocken- 
zeit erbeutet,  wurde  von  Dr.  Zintgraff  eingesandt.  —  Ein 
zweites,  grösseres  Exemplar  (21  mm  lang)  unterscheidet 
sich  von  dem  beschriebenen  durch  die  Verrundung  des 
Winkels,  welchen  die  Hinterecken  des  Prothorax  bilden; 
es  belindet  sich  im  LĂĽbecker  Museum  und  ist  von  Capt. 
Voss  in  Baliland  gefunden. 

Herr  SCHAFF  sprach  ĂĽber  eine  in  diluvialem  Torfe 
bei  Grossen  Bornholt  (Schleswig-Holstein)  gefundene  Peri- 
planeta,  welche  mit  P.  orientĂĽlis  auffallend  ĂĽbereinstimmt. 
(Näheres  demnächst  im  Zool.  Anz.) 

Herr  HERMES  demonstrirte  einen  lebenden  Aal  aus  der 
unteren  Elbe  mit  hochgradigem  Pigmentmangei.  Die 
bei  solchen  Individuen  gewöhnlich  gelbe  Färbung  ist  bei 
diesem  Exemplar  weiss:  die  Pupille  erscheint  indess  noch 
schwarz. 


Im  Umtausch  wurden  erhalten: 

Photographisches  Wochenblatt.  1892,  No.  47—51. 
Naturwissensch.  Wochenschrift  (Potonie),  VII,  No.  47 — 51. 
Leopoldina,  Heft  XXVIII,  No.  19—20. 
Societatum  Litterae,   Frankfurt  a.  0. ,  6.  Jahrg.,  No.  9— 10. 
Helios.     Monatl.  Mittheil.   a.   d.   Gesammtgeb.   d.  Naturw.. 

Jahrg.  X.  No.  5—8. 
Generalregister  der  Publikationen  der  Naturf.  Gesellschaft 

in  ZĂĽrich;  ZĂĽrich,   1892. 
Lotos,  Jahrb.  f.  Naturwissenschaft.    Neue  Folge,  XIII.  Bd. 

Prag- Wien-Leipzig.  1893. 
Anzeiger  der  Akad.  d.  V/issensch.  in  Krakau.  Novbr.  1892. 
Bollettino  delle  Pubblicazioni  Italiane,   1892,  No.  165—167. 
Annali   del  Museo  Civico    di   Storia  Naturale   di  Genova, 

XXX-XXXI 


262  Gesellschaft  natvrfor sehender  'Freunde,  Berlin. 

El  Tnstructor,  Jahrg.  IX.  No.  4—5. 

BulletiĂĽ  Soc.  zoolog.  de  France.  XVII,  No.  7. 

Nederlandsclie  Dierkimdige  Vereenigiug.  Catal.  der  Biblio- 
thek (3.  Ausgabe).  1.  Vervolg.,  Juni  1884  bis  31.  De- 
cember  1891;  Leyden.   1892. 

Wet  (Statut)  van  de  Nederl.  Dierk.  Vereen.  Vastgesteld 
13.  Dec.  1891. 

Geologiska  Föreningens  i  Stockholm  Förhandlingar  (No.  146), 
XIV,  Heft  6. 

Acta  Ilorti  Petropolitani,  Tom.  XII^  Fasel;  St.  Peters- 
burg, 1892. 

Psyche.     Journal  of  Entomology,  Vol.  6,  No.  200. 

Report  of  Trustees  of  the  Australian  Museum  for  1891. 


J.  V.  StP.rcke,   Bt-rlin    \V. 


Date  Due 


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